puh, hier wird so viel geschrieben, ich komme kaum mit dem Lesen nach, geschweige denn mit Antworten. Danke für eure viele Mühe.
Die Szene habe ich bewusst so geschrieben/arrangiert, dass das Problem erfasst und umzingelt werden kann. Es ist ein multiples Problem, das von allen Seiten hereinstürzt und ich bin kein Freund davon, einzugreifen ohne Sinn und Verstand. Dann halte ich mich besser raus und versuche Betrachtungsabstand zu gewinnen oder eine Diskussion wie hier anzustreben, denn mir fehlt der DURCHblick.
Vom Tenor eurer Antworten bin ich ein wenig erschrocken. Es wird mächtig Gewalt ausgeübt, Strukturen und Regeln werden erarbeitet, Grenzen gezogen, es wird "klar gemacht", "wer das Sagen hat", Tonlagen werden unterbunden, dann sogar die Stromversorgung, Freunde rausgeschmissen.
Das beobachte ich mit gemischten Gefühlen. In anderen Familien, in denen das ebenso gehandhabt wird, schafft es eine militärische Ordnung und -- je nach Grad der Unterdrückung -- Frustration oder Aggressivität bei den Kids. Sie sind noch keine zehn Jahre und rotten sich an den Spielplätzen zu wütenden Randerscheinungen zusammen. Nur die Jungs. Meiner macht da (noch) nicht mit, aber allein deswegen, weil er unter Elternaufsicht steht.
Ich beobachte, dass eben die Kinder am meisten verwahrlosen, deren Eltern beruflich stark belastet sind. Nicht selten werden die Kinder bei mir geparkt, was ich aber okay finde. Nicht okay finde ich, mir sagen zu wollen, was mit den Kindern zu geschehen hat. daher halte ich mich aus diesen Diskussionen heraus und machte mich auch nicht zum Problemverteiler: "das ist dein Problem, das ist meines, das dies der Kinder." ich weiß selbst, dass Basti nur kommt, weil er hier blödeln und daddeln kann und dass ihn schon lange nicht mehr wirklich etwas anderes interessiert. ich weiß, dass mein Sohn sich freut, wenn Basti kommt und ich stelle mich auf die Seite meines Sohnes. Basta.
Nun sind sie zu zweit und es steht 2:1 gegen die Erwachsenen. Es macht ihnen Spaß sich aufzuplustern und mir ihren "Mann, du nervst" an den Kopf zu werfen. Doch es trifft mich nicht. Auch resigniert es mich nicht, resigniert war ich, glaube ich, mein ganzes Leben noch nicht. Ich habe meine eigenen Sprachenklaven, aus denen heraus ich die Welt betrachte und aus denen heraus ich sie irritieren kann, wenn es (für sie) zu lustig wird. Das wird dann ein lustiger "Beschuss" der meist zu einem freundschaftlichen Schulterschluss führt. Aber in "Mann, du nervst" sehe ich keine Bedrohung, sondern nur die Erprobung eines Egos im Beisein eines anderen Kindes. ich muss auch zu meinem Erstaunen feststellten, dass mein Sohn auf jedes Kind anders reagiert. Ist er mit einem grob gestrickten, derben Kind wie Basti zusammen, passt er sich sprachlich an und pöbelt ins selbe Horn, es gibt aber auch feinnervige Kinder, ruhige Vertreter, dann hört man den ganzen Tag nicht einmal das Wort
Scheiße und sie zucken zusammen, beide, wenn so ein Wort in ihrem Beisein aus meinem Mund nimmt.
Diese Beobachtung hat bei mir dazu geführt, dass sie "Mann, du nervst" sagen dürfen, weil sie nicht mich meinen, sondern weil es nur eine Rückversicherung ist, cool zu sein.
Nach allem, was ich beobachtet habe, gefallen mir die Variante der hinduistischen Freundin und pues Daddel
gebot am besten und so bin ich zu dem Schluss gekommen, das Daddel
verbot aufzuheben. Es ist bereits beschlossen und verkündet. Der nächste Schritt ist nun bekannt zu geben, dass hier in Stefans Kinderzimmer und Elternhaus gedaddelt werden darf, bis der Arzt kommt. Das wird eine Mordsfreue und (meinem Plan zufolge) die Eltern verschrecken, die rigide und streng zu ihren Kindern sind.
Das wiederum wird genau die Kinder treffen, die sich zu kleinen wütenden Männern auf den Spielplätzen zusammenrotten und auf die ich am ehesten verzichten kann. Bei den feinnervigeren Kinder gab es interessanterweise auch nie dieses Daddelproblem, sie daddeln auch, fahren aber auch nach Kindermanier auf Rollern durchs Viertel und ich war nie mit deren Eltern in pädagogische Diskussionen verstrickt -- im Gegenteil, man konnte sich sogar mal mit Kindern
und Erwachsenen über die Konsole hermachen.
Jetzt müsst ihr mir nur noch ein wenig Zeit geben, dass ich berichten kann, welche Früchte der Beschluss getragen hat. Die ersten drei Tage sind repräsentativ, weil Stefan vorgestern nur eine Stunde gedaddelt hat und wir alle gestern bis spät abends auf dem Geburtstag der Schwiegermutter waren. Heute aber hat er kein Programm und sicher wird er sich ein Kind einladen ...
Schöne Grüße und danke noch einmal für eure Hilfe
wallenstein/Elke