Selmer
Selmer gehört zu den heutigen Big 4 der Saxophonhersteller. Selmer produziert ausschließlich Saxophone in der Profiklasse und hat keine Schülerinstrumente im Angebot. Das Unternehmen kann auf eine lange und bewegte Geschichte zurückblicken. Im Jahre 1928, 7 Jahre nach dem ersten Selmersaxophon, übernahm die Firma Henri Selmer die Werkstätten von Adolphe Sax in Paris.
Nach dem Adolphe Sax Ende 1894 verstarb übernahm sein Sohn die Geschäfte in der Rue Myrha und führte Sie bis zur Übernahme durch Selmer im Oktober 1929 weiter.
Henri Selmer wurde als 2. Kind von Charles Frederic Selmer 1858 geboren. 1885 begann er zunächst mit der Herstellung von Mundstücken und Blättern für Klarinetten. Doch schon im Jahre 1889 erweiterte er seine Produktpalette um Klarinetten, die er von nun an in den Werkstätten am Place Dancourt, in unmittelbare Nähe zum Montmatre in Paris, fertigt. Alexandre Selmer verlässt Paris in Richtung Boston USA, um dort als Klarinettist beim Boston Shymphony Orchestra zu spielen. Alexandres Tätigkeit verhalf den Selmer Klarinetten schnell in Amerika Fuss zu fassen.
1910 waren neben Henri Selmer 12 Mitarbeiter mit der Produktion beschäftigt und man fertigte zwischenzeitlich auch Oboen, Fagotte und Flöten. Im gleichen Jahr kehrte Alexandre zurück nach Paris und übergab die Geschäfte einem seiner Studenten namens Georg Bundy. Gerorg Bundy leitete später Selmer USA. 1919 stand die Erweiterung der Produktionsstätten an und man zog, in die heute noch bestehende, Werkstatt in Mantes-La-Ville. In Mantes-La-Ville waren bereits Firmen wie Dolnet, Evette-Selmer mit dem Bau von Saxophonen beschäftigt. Henri Selmer beauftragte seinen Sohn Maurice sowie seine Schwiegersöhne Maurice und Henri Lefèvre mit dem Aufbau einer Produktionsstätte.
Am 31 Dezember 1921 wurde das erste Selmer Saxophon fertig gestellt. Ein A22 Tenorsaxophon versilbert. Selmer hatte nunmehr 50 Mitarbeiter und man stellt ca. 30 Saxophone jeden Monat her. 1922 wurde das Model 22 auf den Markt gebracht, welches u.a. als Innovation eine automatische Oktavklappe besaß. Es wurde nun die gesamte Saxophonfamilie gefertigt. Sopran, Alto, C-Melody, Tenor und Bariton. Das C-Melody wurde Bis Mitte der 30er Jahre allerdings nach 1930 nur noch sporadisch und auf Bestellung gefertigt. Die goldenen 20er bescherten ein weiteres Wachstum und man vergrößerte sich erneut. Das Model 26 kam 1926 auf den Markt und die Mitarbeiterzahl stieg auf etwa 130. 1928 übernahm man die Werkstätten des Saxophonerfinders Adolphe Sax, die nach dessen Tod, 1894, von seinem Sohn geführt wurden. Selmer übernahm damals den gesamten Nachlass, inkl. aller Patente, Gebäude. Mit der Übernahme der Millereau Co. 1931 war Selmer nun auch in der Lage Blechblasinstrumente im größerem Umfang zu fertigen.
1928 erweiterte das Modell 28 das "New Large Bore" das Sortiment. Selmer eroberte sich die Marktführerschaft und baute sie mit den Modellen Cigar Cutter (1930), Radio Improved (1934), Balanced Action (1936) aus. Letzteres sollte die Saxophonwelt revolutionieren. Die neue Mechanik fand einen solch großen Anklang, dass sie in den darauffolgenden Jahren von allen Herstellern übernommen wurde und ab sofort als Standard galt. Doch in dieser Zeit begann auch die Schwierigkeit, die der bevorstehende 2. Weltkrieg mit sich brachte. Die Absatzzahlen sanken und die Mitarbeiterzahl musste reduziert werden. Immer stärker wurden die Auswirkungen des kommenden Krieges. Diese verschärfte sich noch weiter mit der Verknappung der Rohstoffe während des Krieges noch weiter. 1941 verstarb Henri Selmer und Maurice Selmer übernahm die Geschäfte seine Vaters. Von den 1939 noch 200 Mitarbeitern, blieben Selmer zum Ende des Krieges 1945 nur noch 80. Doch schon 1946 fertigte man, verteilt auf die unterschiedlichen Holz- und Blechblasinstrumente, immerhin schon wieder 250 Instrumente.
Während in Deutschland Keilwerth und Kohlert völlig von vorne begannen, da sie enteignet wurden, konnte Selmer aus den Resten, nach dem Krieg, nach und nach wieder ein florierendes Unternehmen aufbauen. Bereits 1948 erblickte mit dem Super Action (auch super Balanced Action genannt), ein weiteres Modell, mit später legendärem Ruf, das Licht der Welt. Nach dem Tod von Alexandre Selmer 1953 übernahmen Jean, George, Jacques Selmer, nun in dritter Generation, die Leitung der Firma. 1954 war es dann soweit. Das heute wohl legendärste Saxophon der Nachkriegszeit, das Mark VI, wurde von Selmer gebaut. Diese Instrumente verhalfen zu erneutem Aufstieg und Selmer konnte seine Produktion von 200 Instrumenten in 1939 bis 1946 auf 1.000 Stück pro Monat steigern. Hierin sind sämtliche damals gefertigte Instrumente wie, Klarinetten, Saxophone und Trompeten, zwischenzeitlich auch Gitarren und Flöten enthalten. Hierzu wurden die Produktionsstätten in Mantes ausgebaut und in den Werkstätten von Adolphe Sax wurden nun die Blechblasinstrumente gebaut.
1968 übernahm Georges, Jean und Jacques die Leitung der Firma.
Dennoch waren auch für Selmer die goldenen Zeiten des Wirtschaftswunders bald vorbei und im Laufe der Jahre drängen asiatische Mitbewerber auf den Markt. Yanagisawa und Yamaha aus Japan kosten Selmer Marktanteile. In Deutschland gibt es Keilwerth und B&S die sich einen großen Namen im Saxophonbau gemacht haben. Doch der Hipe der goldenen 20er Jahre und der der Nachkriegszeit ist endgültig vorbei. Das Mark VI wird vom MarkVII abgelöst. Es folgen die Super 80 Saxophone der Serie I bis III und mit der Référence Serie 36 und 56 wird bezug auf die Balanced Action von 1936 genommen.
Heute ist SELMER Paris unter der Leitung von Patrick Selmer (Präsident), Brigitte Dupont-Selmer (Vize-Präsidentin) und Jérôme Selmer (General Manager). Damit ist Selmer gelungen was anderen Firmen in Europa nicht gelang. Sie blieben im Familienbesitz.
Selmer teilt sich heute den Markt mit Keilwerth, Yanagasiwa und Yamaha und bildet damit die Big 4. Diese vier bauen die derzeit besten Instrumente und verfügen über ein weltweites Vertriebsnetz.
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 02. Dezember 2012 14:48