Gerhard Julius Keilwerth 

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Gerhard Julius Keilwerth mit Ehefrau und seinen beiden Kindern


www.saxophon-spezialist.de

Seit dem 01.02.2007 führt Gerhard Julius Keilwerth auf dem Gelände, auf dem sein Großvater nach der Vertreibung aus dem heutigen Tschechien die Traditionsfirma Julius Keilwerth in Nauheim wieder aufbaute, eine Werkstatt für Saxophone. Hier führt er die Tradition seiner Familie fort.

D abei ist er weiterhin als Berater der Firma Schreiber & Keilwerth tätig und sorgt hier für die Weiterentwicklung der Keilwerthsaxophone.

Interview


Ausbeulen eines Tenorkorpus
Ausbeulen eines Tenorschallbechers
Richten eines Tenorkorpus auf dem Dorn
Polieren von Saxophonklappen
Endkontrolle eines generalüberholten Saxophones
Richten eines Tenor S-Bogens



















Saxophonbestand vor Ort. Alle Instrumente stehen zum unverbindlichen Testen bereit.

Ausbeulen eines Tenorkorpus
Ausbeulen eines Tenorschallbechers
Richten eines Tenorkorpus auf dem Dorn
Polieren von Saxophonklappen

Hier nun das Interview mit Gerhard Julius Keilwerth (Enkel von Julius Keilwerth) aus dem März 2008. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für die Beantwortung der Fragen bedanken.

 



 

1. Uwe Ladwig schreibt in der Sonic 2/2007: "...In den frühen 1980er Jahren ging beim westdeutschen Hersteller Julius Keilwerth/Nauheim ein größerer Auftrag über die Lieferung von Baritonsaxophonen ein, für den man nicht genügend Fertigungskapazitäten hatte. Es wurde deshalb ein Sub-Auftrag über etwa 300 Bariton-Saxophone mit Tief A an B&S vergeben. Im Zuge dieser Kooperation floss einiges Know-how von Keilwerth an B&S, so dass auch spätere eigene B&S-Baritonsaxophone von dieser Zusammenarbeit profitierten. Immer wieder kolportierte Meldungen, wonach Weltklang-Saxophone von Keilwerth gebaut worden sein sollen, sind also falsch."

Auf dem Internetportal von Saxpics geht es um das gleiche Gerücht, dieses Mal in Zusammenhang mit Richard Keilwerth: "Richard Keilwerth left the Amati company for Markneukirchen, Germany and founded another large woodwind company primarily concerned with clarinets. However, he also has stenciled a few horns for other companies, most notably the baritone saxophones for the Weltklang Company (the former FX Hüller company and now called the B&S Company -- a division of JA Musik). "
Aus dem Forum von saxquest.com über Weltklangsopransaxophone heißt es: "Weltklang sop,s are a Richard Keilwerth stencil made late 40,s to 50,s in a town called Markneukirchen,[Klingenthal] east germany.Richard is well known for his clarinets, and baritone saxe,s under the Weltklang name.Weltklang sops mechanic,s where well engineered for there age, but the brass they where made acquired from the russian,s was of poor quality too much copper. "

Nun meine Frage: können Sie etwas Licht in die vielen Vermutungen bringen, auch wenn es nur mittelbar ihren Betrieb betrifft? Wenn nicht, können Sie vielleicht eine Person nennen, die die genaueren Umstände der Bariton- und Sopranproduktion bei Weltklang oder Richard Keilwerth noch kennt?

G. J. Keilwerth: Die Firma Julius Keilwerth kaufte von B&S ca. 300 Baritonsaxophone Tief A für den holländischen Hersteller Schenkelaars, dieser lieferte sie nach Nordafrika. Sie liefen nicht unter Julius Keilwerth Baritone, sondern waren serienmäßige, neutrale Baritonsaxophone von B&S, ohne Gravur. Sie hatten nur optische Änderungen, so waren z.B. die Klappenschützer von Julius Keilwerth.Richard Keilwerth hat Baritonsaxophone betreffend nicht mit der Firma B&S zusammen gearbeitet und Julius Keilwerth baute nie B&S Baritonsaxophone.


2. Sind Sie selbst aktiver Saxophonist? Wenn ja, welches Saxophon spielen Sie?

G. J. Keilwerth: Ich habe Saxophon gelernt, bin jedoch kein aktiver Spieler.


3. Wie haben Sie den Rausschmiss der Nauheimer Produktionsmitarbeiter - also Menschen, die Sie teilweise persönlich kannten - erlebt, nachdem diese nicht bereit waren, auf einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens zu verzichten?

G. J. Keilwerth: Ich habe es sehr bedauert, hatte persönlich aber keinen Einfluss darauf. Auf Grund der Umstände war es leider nicht abzuwenden.


4. Nicht ganz ein Jahr nach Schließung des Nauheimer Produktionsstandorts eröffnen Sie in Nauheim eine Instrumentenwerkstatt. Steht Ihr Ausstieg bei Schreiber + Keilwerth bevor?

G. J. Keilwerth: Mein Geschäft inkl. Werkstatt habe ich am 01.02.2007 eröffnet. Also bereits 4 Wochen nach der Schließung. Mein Ausstieg bei Schreiber & Keilwerth steht nicht bevor, da ich über einen mehrjährigen Vertrag verfüge.


5. Würden Sie mit verbundenen Augen den Unterschied zwischen einem SX 90 und einen SX 90R Shadow heraushören, natürlich bei gleichem Setup und gleichem Spieler?

G. J. Keilwerth: Ja, den würde ich hören, vorausgesetzt der Spieler verwendet den gleichen Ansatz.


6. Mich würde interessieren, in wie weit bei einer Neuentwicklung eines Saxophons Produkte von Mitbewerbern analysiert werden und bestimmte, positiv bewertete Eigenschaften, kopiert werden? Schaut sich eine Firma Keilwerth z.b. ein Yamaha an , bevor sie mit einem neuen Modell in die Entwicklung geht?

G. J. Keilwerth: Ich vermute, das macht jeder Hersteller.


7. Angenommen, man würde ein richtiges "Vintage"-Sax entwickeln, also mit den Klangeigenschaften eines z.B. ChuBerry von Conn (oder eines anderen berühmten Vertreters aus einer bestimmten Zeitepoche), würde eine Analyse der ergonomischen Vor-und Nachteile gängiger Mechaniken durchführen und das Beste daraus vereinen, zu welchem Stückpreis ließe sich ein solches Sax herstellen, wenn wir eine Serie von 1000 Stück ansetzen würden? Geht so etwas überhaupt (Herstellungstechnik, Materialverfügbarkeit etc.)?

G. J. Keilwerth: Es wäre nur teilweise machbar, da das Material anders beschaffen war und in dieser Form heute nicht mehr zu bekommen ist. Zudem hat sich die Produktionsmethode für den Korpus geändert. Eine Verbesserung der Mechanik wäre allerdings kein Problem. Der Stückpreis würde in der obersten Preisklasse liegen.


8. Haben Sie vor, oder können Sie sich vorstellen wieder Saxophone zu fertigen wie einst die Firma Ihres Großvaters?

G. J. Keilwerth: Nein, das habe ich nicht vor. Da ich seit 01.02.2007 wieder selbstständig meine eigene Werkstatt mit Geschäft betreibe und nebenbei noch als Berater für die Entwicklung der Saxophone bei der Firma Schreiber & Keilwerth tätig bin, bin ich mit dieser Größenordnung sehr zufrieden.


9. Glauben Sie, dass die Produktion von Saxophonen im Ramen einer Art Fließbandproduktion in Deutschland und Europa gegen die Saxophone aus Asien, und hier in Zukunft wohl verstärkt auf den Markt drängenden Saxophone aus China, eine Chance hat?

G. J. Keilwerth: Nein, da die Lohnkosten viel zu hoch sind. Beim Saxophonbau können verschiedene Arbeitsgänge nur von Hand getätigt werden, z.B. die Montage der Klappen.


10. Ist die Gleichung Fließbandproduktion = mindere Qualität richtig?

G. J. Keilwerth: Das kann man so pauschal nicht sagen, es kommt auf den Hersteller an.


11. Ist der Markt für Qualitäts-Saxe groß genug? Gerade Qualitäts-Saxe kauft man ja nicht alle zwei Jahre neu, oder?

G. J. Keilwerth: Bei einer Jahresproduktion von bis zu 2000 hochwertigen Qualitätssaxophonen ist der Markt vorhanden.


12. Tut es Ihnen leid, dass Keilwerth kein Familienunternehmen mehr im alten Sinn ist?

G. J. Keilwerth: Es wäre sicherlich schön, wenn es heute noch so wäre, aber ich habe mich ja, wie gesagt, mittlerweile wieder mit einer eigenen Werkstatt und Geschäft selbstständig gemacht. Das sehe ich jetzt als mein Familienunternehmen an, in dem mich sowohl meine Frau, als auch mein Sohn und meine Tochter tatkräftig unterstützen.


13. Wo sehen Sie noch Entwicklungspotential bei den Saxophonen?

G. J. Keilwerth: Ich denke, dass sich Hersteller hauptsächlich auf Entwicklungen der Produktionsmethoden konzentrieren werden.


14. Wie stehen Sie zum Einfluss des Materials auf den Sound (Neusilber - Bronze - Kupfer), tatsächlicher Einfluss der Oberflächenbehandlung im Vergleich zur Bohrung, dem Tonlochnetz u.s.w.?

G. J. Keilwerth: Unterschiedliche Materialien wirken sich erheblich auf den Sound aus. Auch die Oberflächenbehandlung hat Einfluss darauf, so dass z.B. ein lackiertes Messing-Saxophon anders klingt, als ein vernickeltes.


15. Wieso bekommt man den Klang der legendären Vintage-Instrumente heute nicht mehr hin?

G. J. Keilwerth: Früher waren die Zusammensetzung des Materials und auch die Produktionsmethode des Korpus anders.


16. Warum können sich innovative (und funktionierende) Konstruktionen, wie die beweglichen Toptone-Disks, nicht etablieren; ist das nur traditionsbewusstes, konservatives Denken?

G. J. Keilwerth: Teilweise. Durch den anderen Klappenaufschlag ist es gewöhnungsbedürftig.


17. Sie haben so viele ältere Saxophone von Buescher, Conn, in ihrem Shop, was können Sie zum Klang dieser Instrumente sagen?

G. J. Keilwerth: Diese Vintage-Modelle haben einen anderen Klang, als die heutigen Saxophone. Einige Musiker bevorzugen ihn, wieder anderen gefällt er nicht. Da dies reine Geschmackssache ist, biete ich meinen Kunden die Möglichkeit, jedes Instrument in meinem Geschäft ausgiebig zu testen.


18. In einem anderen Forum (SOTW) wird von einer Person aus England immer wieder behauptet, dass das SX90R Tenor Verformungen an den "rolled tone holes" hat, so dass die Polster die Tonlöcher zum Teil nicht optimal abdecken. Dieser Engländer betreibt regelrecht eine Kampagne, so kommt es mir jedenfalls vor. Bisher hab ich noch nie eine Stellungnahme von Keilwerth zu dieser Behauptung gesehen. Ich finde, das Ausmass der Kampagne ist geschäftsschädigend, und ich versteh nicht, warum Keilwerth nicht reagiert.

G. J. Keilwerth: Bei keinem Saxophon, egal von welchem Hersteller, sind die Tonlöcher 100% plan. Deshalb verwendet man Polster, die den Zweck haben, kleine Unebenheiten auszugleichen. Voraussetzung ist aber, dass das Sax richtig montiert ist.


19. Warum wurde das SX 90 eingestellt?

G. J. Keilwerth: Die Bestellungen waren rückläufig, die Nachfrage galt nur noch SXR Saxophonen.


20 Warum gibt es eigentlich keine ergonomisch abgestimmten Größenunterschiede bei Saxophonen? Ich meine, wenn ich mir einen Anzug kaufe, passt Größe 98 immer, Größe 54 aber nie. Hat niemals jemand darüber nachgedacht, dass es Tenorsaxophone in Bb für Leute mit langen, mittellangen und kurzen Fingern geben müsste?

G. J. Keilwerth: Wenn man auf alle möglichen Größenunterschiede eingehen würde, wäre nahezu jedes Instrument eine Sonderanfertigung. Das schließt eine Serienproduktion praktisch aus.


21 Haben Sie sich schon einmal mit dem Thema "leises Saxophon", also so ein Silent Instrument für Übungszwecke in Mietwohnungen, auseinandergesetzt? Falls ja, was war das Ergebnis der Überlegungen?

G. J. Keilwerth: Nein, über so ein Saxophon habe ich mich mir bisher noch keine Gedanken gemacht, da es sich per se nun mal um ein lautes Instrument handelt. Mit entsprechendem Zubehör, wie aufstellbare Kabinen oder Silent-Bags, ist lärmreduziertes Üben ja bereits möglich.


22. Was würden Sie als die wichtigste Innovation im Saxophonbau der letzten Jahrzehnte bezeichnen?

G. J. Keilwerth: Zu den wichtigsten Innovationen zähle ich persönlich Saxophone mit Neusilberkorpus. Deren Herstellung gestaltet sich zwar schwierig, dafür bestechen sie jedoch durch ihren besonderen Klang.

Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 15. Juli 2012 12:02

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