King
Die Firma H.N. White Company wurde 1893 von Henderson N. White in Cleveland, Ohio USA, gegründet. Den meisten ist allerdings eher der Name King ein Begriff. H.N. White gehörte mit zu den größten Instrumentenbauern der damaligen Zeit. White kam ursprünglich aus Detroit, Michigan. Er war ein Instrumentenbauer und Graveur, liebte die Musik und das Theater.
Er zog nach Cleveland und leitete dort die Werkstatt von McMillis Music Store. Dort lernte er auch C. H. Berg kennen. Mit ihm verband ihn eine berufliche Partnerschaft. 1893 zahlte er Berg aus und wurde so alleiniger Besitzer der H. N. White Company. Durch seine Leidenschaft zur Musik und seinen Beruf lernte er sehr viele Musiker kennen und freundete sich mit ihnen an. Das Geschäft war ursprünglich eine Reparaturwerkstatt und ein Musikverlag.
Zu dieser Zeit lernte er Thomas King kennen. King war ein sehr bekannter Solo-Posaunist im Lyceum Theater Orchestra. King überredete White, mit seiner Hilfe eine neue Posaune zu entwickeln. So machte man sich an die Arbeit. White setzte seine Fähigkeiten als Instrumentenbauer ein und King seine Erfahrungen als Profimusiker. Das Ergebnis nach einigen Monaten harter Arbeit war sehr beachtlich. Heraus kam eine Posaune mit verbesserter Gleitfunktion und sehr guter Intonation. White nannte das Instrument nach seinem Freund: King. Der Erfolg dieser Posaune war enorm. Das Modell wurde bald im ganzen Land verkauft. White entwickelte auch andere Blechblasinstrumente und war damit sehr erfolgreich. Er war der Meinung, dass jeder Musiker das bestmögliche Instrument haben sollte.
White arbeitete am Anfang Seite an Seite mit seinen Angestellten in der Produktionshalle und schnell wurden ihm grundlegende Fehler an Instrumenten klar. Diese versuchte er immer wieder zu beheben und die Instrumente zu perfektionieren. Aus diesem Grund hatte die Firma auch eine eigene 12-köpfige Band, die dreimal wöchentlich spielte. Dies diente nicht nur dem Vergnügen der Leute, sondern auch dem Testen der Instrumente, um Schwachstellen aufzudecken und zu beheben. Aus diesem Praxistest wurden sehr viele Verbesserungen entwickelt.
Alle Instrumente wurden unter dem Namen King verkauft. Der Name stand damals schon für Qualität. 1903 stieg sein Bruder Hugh White ins Geschäft mit ein und 1924 sein Sohn Richard. Bis zu seinem Tod 1940 hat H. N. White 28 Instrumente entworfen und entwickelt. Nach Henderson Whites Tod 1940 übernahm seine Frau Edna White für die nächsten 25 Jahre sehr erfolgreich die Führung der Firma.
1909 zog die Firma in ihr neues Gebäude um. Von da an saß sie in der Superior Avenue und 52nd Street in Cleveland, Ohio. Von da an begann die Produktion von sehr geschätzten Blechblasinstrumenten auf Hochtouren.
King stellte sehr lange keine eigenen Saxophone her. Die ersten Saxophone, die von King vertrieben wurden, waren sogenannte Stencils. Von 1908-1910 wurden sie von der französischen Firma Evette Schaeffer importiert. Nachdem jedoch die Firma Carl Fischer die Importrechte von Evette Schaeffer aufgekauft hatte, musste H.N. White sich nach einem neuen Lieferanten umsehen. Dieser wurde dann von 1910-1916 die deutsche Firma Kohlert. Die Palette umfasste vom Sopran bis zum Bariton die komplette Familie. Man konnte die Saxophone als „billige“ Alternative zu den bereits etablierten Marken Conn und Buescher kaufen.
1915 machte man sich bei H. N. White dann an die Aufgabe, ein eigenes Saxophon auf den Markt zu bringen. Das erste selbstgebaute Saxophon wurde 1916 dem Markt präsentiert, es war ein Alto. King und White waren clevere Geschäftsmänner. Sie sicherten sich einen Vertrag mit der Regierung. Die gesamte Saxophonproduktion von 1916-1918 wurde komplett von der US Army aufgekauft. Zu dieser Zeit wurden nur Altos produziert. Ab 1919 nahm man dann ein Tenor- und ein C-Melody-Saxophon mit ins Sortiment auf. Die C-Melody-Saxphone waren zu dieser Zeit sehr beliebt und die Verkaufszahlen waren höher als bei den Tenören. Die Klappenmechanik wies einige sehr interessante Neuerungen auf, die sich allerdings unverständlicherweise nie durchgesetzt haben.
King Saxophone kann man auf den ersten Blick erkennen. Ihre Klappen sind nicht flach, wie bei anderen Marken, sondern gehen leicht pyramidenförmig nach oben weg. Man konnte damals schon folgende Finishes bekommen: Messing unlackiert, versilbert, versilbert mit vergoldeter Mechanik und komplett vergoldet. 1922 war die Modellpalette dann perfekt. Man hatte noch ein gebogenes Sopran, ein C-Sopran und ein Bariton mit ins Sortiment aufgenommen.
1924 wurde die gesamte Palette überarbeitet. Man behielt viele Features der alten Baureihe und nahm noch einige Neuerungen hinzu, wie z.B. Front-F und verbesserten Oktavmechanismus. Die neue Baureihe war ab Juni zu kaufen. In dieser Ära kamen auch die absolut tollen und aufwändigen Gravuren, für die King bekannt ist, hinzu. Es wurden noch weitere Finishes zur Wahl gestellt. Man konnte jetzt neben den oben bereits genannten zusätzlich vernickelte und hochglanzpolierte, vergoldete Saxophone erwerben.
Im September des gleichen Jahres stellte King sein Saxello vor. Dieses Saxophon war eine Mischung aus einem geraden und einem gebogenen Sopran. Man versuchte, mit dieser Bauart die Vorteile beider Saxophone zu verbinden und die ungeliebten Nachteile zu eliminieren.
Auch an King ging die große Wirtschaftskrise nicht spurlos vorüber. Aus Überlebensgründen entschloss man sich Ende der 20er Jahre nur noch die gefragten Saxophonmodelle zu bauen. Dies waren das Alto, Tenor und Bariton.
1925 kauften sie die Cleveland Instrument Company in Ohio und fertigten dort u.a. die Second Line Reihe Cleveland. Diese Saxophone waren Student Instrumente.
1930 wurde die Saxophonreihe von King erneut komplett überarbeitet. Man behauptete, es gebe mehr als 22 Verbesserungen gegenüber den alten Modellen. Es wurden z.B. Tonlöcher verändert, sowohl in der Lage als auch in der Größe. Die Reihe hieß Voll-True. Die Saxophone waren in der Intonation nicht ganz unproblematisch, wenn man sie mit einem Mundstück mit kleiner Kammer spielte. ´
Das Voll-True II hatte im Oktober 1932 mit dem Alto sein Debüt. Es war ein komplett überarbeitetes Modell. Es hatte damals schon Features wie Justierschrauben für die Klappen, Kleiderschutz, größere Palm Keys etc. Alles in allem ein sehr gelungenes Saxophon. Im Dezember kam das Tenor und im Juli 1933 das Bariton hinzu.
1935 wurde das Zypher das erste Mal vorgestellt. Am Anfang war es im Prinzip das gleiche Kind (Voll-True II) mit neuem Namen. Es hatte allerdings einige Neuerungen an der Mechanik. In den folgenden Jahren wurde das Modell immer mehr perfektioniert. 1940 kam der so genannte Socket-neck hinzu. Durch diese Neuerung verminderte man die Undichtigkeiten zwischen Korpus und S-Bogen. Das Zypher gehört zu den besten Saxophonen aus dieser Zeit. In dieser Zeit (etwa 1939) wurde auch das legendäre Zypher Special vorgestellt. Es hatte einen Sterling Silber S-Bogen, sehr aufwändige und wunderschöne Gravuren, teilweise sogar auf den Klappen, und Perlmutteinlagen an den Palm- und Seitenklappen.
In den 40er Jahren kam dann das bekannteste Saxophon von King, das Super 20, auf den Markt. Die ersten waren im Prinzip Zypher-Specials mit noch aufwändigeren Gravuren, allerdings mit einem anderen S-Bogen. Dieser neue patentierte S-Bogen wurde von Fred Meyer entwickelt. Er bewirkte eine noch bessere Dichtheit und vor allen Dingen eine sehr leichte Ansprache des Instrumentes. Diese neuen Eigenschaften wurden sozusagen das Markenzeichen der Super 20-Baureihe. Das Super 20 war das Saxophonmodell für lange Jahre. Es trotzte den beliebten Selmer Saxophonen. Charly Parker, Cannonball Adderly und Charlie Ventura waren wohl die berühmtesten Spieler dieses Modells. Die sinkende Nachfrage nach Saxophonen und die Wirtschaftlichkeit ließ den Sterling Silver S-Bogen ca. ab S/N 340 xxx nur noch gegen Aufpreis zu. Die Perlmuttauflagen der Palm und Seitenklappen wurden auch eingestellt. Andererseits wurde zu dieser Zeit das Super 20-Bariton vorgestellt - mit Sterling Silber S-Bogen.
Nachdem die Produktion von Cleveland auf das neue, ca. 5 Hektar große Firmengelände nach Eastlake, Ohio umzog, ließ die Qualität der Saxophone sehr nach. Dies kann allerdings auch daran liegen, dass Edna White 1965 die Firma verließ. Die Firma wurde an eine Gruppe von Investoren verkauft. Durch die mangelnde Nachfrage zahlte King bei jedem Super 20 drauf. 1975 wurde die Produktion offiziell eingestellt. Es sollen allerdings noch einige Modelle später gebaut worden sein. Das Schülermodell King Cleveland wurde noch einige Jahre weitergebaut.
Im Januar 1966 wurde die Firma H. N. White von der Seeburg Corporation übernommen. Im Zuge dessen wurde der Name in King Musical Instruments geändert. King kam in raues Fahrwasser. Die finanzielle Lage der Firma war sehr angespannt und der häufige Besitzerwechsel war nicht gerade förderlich.
Zwischen 1960 und 1980 verfiel King wieder in alte Muster. Sie importierten von SML (Strasser Marigaux Lemair) die Gold Medal Modelle. Es waren Stencils, die mit der King Gravur versehen wurden. Es sind 100% SML Saxophone, bis auf den Namen.
1985 kaufte Conn die Firma King, 65 Jahre Saxophonbau fanden nun ein Ende. Das Werk in Ohio wurde aufgelöst, die Werkzeuge und Maschinen nach Arizona ins ehemalige Conn Werk gebracht. Im gleichen Jahr wurde Conn, und somit auch King, von Skäne Grippen aufgekauft, die dann 1985 die UMI gründete.
Die Bilder stammen von der Seite www.hnwhite.com
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, 17. Juli 2012 11:03