Mundstücke
Abhandlungen über Mundstücke, in welcher Form auch immer, haben zu 80% einen Quellennachweis. Das heißt, es wird auf etwas verwiesen, was Zweite, Dritte oder Vierte festgestellt haben. Dies ist allgemein üblich, z. B. bei Doktorarbeiten oder anderen Studien-Arbeiten.
Natürlich muss auch ich mich auf einiges berufen, denn das Rad kann nicht noch einmal erfunden werden. Aber anders als ein Instrumentenbauer gehe ich aus der Perspektive von mehreren Berufen an diese Sache heran.
Für mich steht alles in einem Zusammenhang, von der menschlichen Anatomie (Mundraum) über die Instrumenteneinheit (Sax) zur überlappenden (Mundstück) Einheit, hin zur Schwingungseinheit (Blatt). Wenn ich dazu beitragen möchte, dass die Findung von einem passenden Mundstück nicht allein endet im Probieren, Probieren, Probieren..., dann muss ich zu 60% meine 20-jährige Erfahrung in den Vordergrund stellen und eben nur 40% als Basiswissen wiederholen.
Dass meine Erfahrung nicht die Erfahrung Aller sein kann, steht außer Frage. Wenn Ihr andere Erfahrungen gemacht habt, dann nutzt doch bitte unser Forum und lasst Alle an Euren Erfahrungen teilhaben! Auch Erfahrungen, dass z.B. in jedem Mundstück ein Geist wohnt, der Musik zum Klingen bringt, sind nicht ganz abwegig!
Das Material
Das Mundstück kann aus unterschiedlichen Materialien bestehen wie z.B.:
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- Holz
- Kunststoff
- Glas
- Keramik
- Metall
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Hat das Material Einfluss auf den Klang?
Wenn wir annehmen, dass ein Mundstück aus den verschiedenen Materialien gefertigt wird und immer die identischen Maße hat, dann hat das Material keinen Einfluss auf den Klang. Bei Vergleichen zwischen Kunsstoff- und Metallmundstücken sind immer andere Maße beteiligt. So ist das Metallmundstück schmaler gebaut, als das Kunststoffmundstück. Auch sind andere Blattstellungen im Spiel und die Wandungen sind mal dicker, mal dünner.
Die Form
Das Mundstück sieht aus wie ein Entenschnabel und ist hinten rund und läuft nach vorne spitz zu. Unten ist es flach. Hier wird das Blatt oder Reed befestigt. Diese flache Seite ist der TISCH. Im Tisch ist die Öffnung, die später vom Blatt abgedeckt wird. Diese Öffnung ist das FENSTER.
Die Luft wird durch das Mundstück in das Saxophon geblasen. Durch den EINLAUF sucht sie sich den Weg in die Kammer und verlässt das Mundstück durch die BOHRUNG. Der Tisch hat eine gewisse Schrägstellung, weil das Mundstück konisch verläuft. Dadurch, dass ein Mundstück konisch verläuft, hat der Tisch zur Bohrung eine gewisse Schrägstellung.
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Spitze
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Einlauf
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Kammer
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Fenster
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Tisch
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Bohrung
Die allermeisten Mundstücke haben eine kleine Einlaufwölbung, wodurch das Mundstück leichter anzuspielen ist. Dass eine fehlende Einlaufwölbung den Ton stumpf erscheinen lässt, trifft nicht immer zu. Vielmehr hängt dies von der Schrägstellung des Blattes zur Bohrung ab. Nur weil ein Starsaxophonist mit einem Mundstück besonders toll klingt, sollte euch nicht in Versuchung bringen, dieses Mundstück dann zu kaufen. Ihr werdet mit Sicherheit ganz anders klingen.
Es gibt noch weitere Formen von Stufen und Einlaufwölbungen, wie auch verschiedene Kammerformen, dazu später mehr.
Legt man nun ein Blatt auf den Tisch, so dass die dünne Spitze des Blattes mit der Spitze des Mundstückes abschließt, wird man bemerken, dass zwischen Blatt und Mundstück ein kleiner Spalt ist und das Fenster nicht verschlossen ist.
Diese Öffnung ist die BAHN. Die BAHN unterteilen wir nochmal in BAHNÖFFNUNG und BAHNLÄNGE.
Es gibt unterschiedliche BAHNÖFFNUNGEN (grob gesehen)
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- Geschlossene
- Mittlere
- Offene
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Bei den BAHNLÄNGEN eine
- Kurze
- Mittlere
- Lange
(Siehe Skizze links)
Welche BAHNÖFFNUNG ist nun für den Anfänger geeignet?
Die allermeisten Hersteller haben eine Zahl als Bezeichnung, einige einen Buchstaben oder sie nutzen ein Zeichen wie * oder #. Für den Anfänger sollte die BAHN nicht zu weit geöffnet sein, die oftmals beim Saxophon beiliegenden Mundstücke sind meist gut geeignet. Sehr oft findet man ein Yamaha oder Jupiter 4C (die identisch sind) oder ein Selmer C*. Das sind für Anfänger gut geeignete Mundstücke. So hat das Tenor Yamaha 4C eine ÖFFNUNG von 1,7 mm und das Selmer C* eine Öffnung von 1,8 mm. In diesem Bereich ist man als Anfänger also gut aufgehoben.
Diese Mundstücke werden aber recht schnell nicht mehr euren Ansprüchen genügen. Daher solltet ihr ausprobieren, ob ihr als Anfänger nicht gleich auf eine größere Bahnöffnung ausweicht und für das Alto auf 2mm und Tenor evtl. sogar auf 2,5mm ausweicht. Aber warum?
Beim Kammerton A (440 HZ) schwingt das Blatt 440 mal pro Sekunde hin und her also rauf und runter. Das ist verdammt schnell.
Egal wie groß nun eure Bahnöffnung ist, die Anzahl der Schwingungen bleibt immer gleich. Allerdings der Platz, den das Blatt zum Schwingen hat, ist je nach Bahn mal größer und mal kleiner. Je mehr Platz das Blatt nun zum Schwingen hat, umso dynamischer klingt der Ton, den Ihr spielt. Je kleiner die ÖFFNUNG also ist, je eingeschränkter ist die Dynamik des Tons. Das würde nun heißen, je größer die ÖFFNUNG, umso schöner der Ton. Das mag stimmen. Der Anfänger ist aber nicht in der Lage diesen Ton dann noch zu kontrollieren. Daher solltet ihr in eure Auswahl ein Yamaha 7c mit entsprechend leichteren Blättern ausprobieren und mit dem 4C vergleichen. Wählt das Mundstück, welches euch mehr Spass macht.
Welche BAHNLÄNGE für den Einsteiger?
Die Bahnlänge hat beim Saxophon nicht ganz soviel Einfluss auf den Klang, wie es bei der Klarinette der Fall ist. Hier wählt ihr als Anfänger am besten die mittlere Bahn eines Yamaha 7C oder Selmer D. Probiert es aus und sollte der Ton zu schnell abreißen, liegt es oft an einer zu kurzen Bahn. Später, wenn sich euer Ansatz ausgebildet hat, wechselt ihr dann auf ein Mundstück mit längerer Bahn.
Ihr solltet euch die Zeit nehmen und die unterschiedlichen Mundstücke testen. Der Händler wird euch die Zeit geben, wenn nicht, dann wechselt das Geschäft.
Das erste Mal?
Es gibt unterschiedliche Ansätze. Links seht ihr einen davon. Hier kommen die Schneidezähne locker oben auf das Mundstück und die Unterlippe wird leicht unten an das Blatt gelegt.
Beides locker und entspannt, ohne zuzubeißen. Dann schwingt das Blatt nicht mehr.
Diese Tabellen können dir bei der Auswahl etwas helfen. Für ältere Saxophone sind auch Mundstücke aus der gleichen Zeit sehr gut geeignet. Für neue Saxophone kann man oft auch ein tolles älteres Mundstück finden. Ältere Saxophone mit modernen Mundstücken finden seltener zusammen.
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Zuletzt aktualisiert am Freitag, 20. November 2015 18:25