Hallo bluemike,

ganz toll beschrieben und auch für mich Nichtmusiker komplett nachvollziehbar.

Ja, es ist dann auch erstaunlich, wie Musiker ihr Leben unterschiedlich empfinden.

Vielen Dank für den Einblick.

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Beim längeren drüber nachdenken stellt sich mir die Frage....wenn ein Künstler immer wieder seine Seele verkauft, ist sie dann irgendwann weg?
Mein Ursprungsgedanke war ja, dass Künstler gefühlvoller sind, bzw. ihre Gefühle besser zeigen können, also durch den Job dann im Alltagsleben evt. auch. Doch wenn ich dann die Sätze lesen "Seele verkauft", drängt sich mir der Gedanke auf, ob sowas dann auf Dauer eher abstumpf!?

Moin!

@Pottpourie


Die Frage nach einem „besseren“ Menschen stellt sich in allen Berufen!
Das schrieb auch schon 50tmb u.a.!

Und Musikertagebücher oder Biographien sind doch wichtig für die Threadfrage!
Was dir jeder Musiker bestätigen wird!
Deshalb gehört es auch zu diesem Thread, logisch!

P.S. ist ein Abschnitt der sich selbst erfüllt, ich laste nicht und schubse nicht, das machst du ganz allein!

LG Hans

Wenn ich immer wieder liebe, ist dann meine Liebe irgendwann aufgebraucht? Kann man Liebe, Hass, Freude, Lust, Verzweiflung aufbrauchen? Kann man sich auch nur daran gewöhnen?

Es ist wie mit dem Atmen: Man gibt immer wieder das, was automatisch hereinkommt modifiziert nach außen. Das ist weder quantifizierbar noch verbraucht es sich - meinem Dafürhalten nach.

Ich hätte nicht gedacht, dass sich wirklich eine Antwort aus dem Thread kristallisieren wird, schon gar nicht nach so kurzer Zeit. Aber es wurde ja auch fleißig zu beigetragen. Wir kommen der Sache immer näher......wie auch in anderen Berufsparten gibt es unter Musikern Deppen und eben "die Anderen".

Tja, man könnte ja noch differenzieren:

Was sind schlechte Menschen

Wie hat man sich die "Normalos" vorzustellen

Was sind gute Menschen

Und gibt es darüber hinaus noch welche?

Sind z.B. bei den schlechten die Musiker unterrepräsentiert?

Wär ja auch eine Aussage

Aber stimmige Statistiken (soweit das möglich ist) gibt es dazu sicher nicht.

Also hilft - wie beim Wetter - wahrscheinlich nur "gefühlt".

Oder vielleicht ist auch was dran an dem alten Lied... auch wenn ich es nie mochte: wo man singt, da lass dich ruhig nieder..... usw.

Gruß,

Joe

bluemike schrieb:
Gerade Liebe, Lust, Freude vermehren sich wenn man davon abgibt, wenn man sie teilt.

Leid: Geteiltes Leid ist halbes leid. man findet ja (hoffentlich) Trost.

Was ich über den Verkauf der Seele schrub, war weder autobiografisch (bin keiner, der vor tausenden von Leuten spielt), noch war es der Wahrheit letzter Schluss. Es war der Versuch, zu beschreiben, wie sich jemand verkauft und eben wenig zurück bekommt.
Es gibt kaum Saxophonisten in Deutschland, die Gefahr liefen, in solchen Mechanismen unterzugehen. Es geht um Stars wie Charlie Parker, Genies wie Billy Holiday und Lester Young. Es ging um Michael Jackson und um eine erschreckend lange Liste von Musikern, die alle an den Folgen ihrer musikalischen Karriere und viel zu früh gestorben sind.

Deshalb möchte ich dir, 49tmb, widersprechen: Sie haben sich alle die Seele aus dem Körper gesungen oder gespielt und haben nicht diejenigen oder dasjenige gehabt, dass ihre Seele wieder füllte, sie haben vergeblich versucht, die Löcher mit Drogen zu stopfen und sind so alle aus ihrem zu jungen Hüllen gewichen.

Auch wenn ich hier von den Stars rede: Der teuflische Mechanismus, der mit der Vermarktung einer Persönlichkeit einher geht, findet auch bei weniger bekannten Künstler statt. Man sieht ihn nur nicht so deutlich. Der fängt genau bei dem an, was saxtune geschrieben hat. Auch eine aufgrund deines Berufes ständig verstimmte Freundin kann deine Seele nicht füllen und das zerrt an den Nerven. Es ist genau der gleiche Prozess, nur noch nicht im Endstadium.

Möchte das Thema mal etwas aus dem tiefsinnigen wieder mehr an die Oberfläche holen und für die zahlreichen Amateurmusiker hier sprechen:

Musikmachen in Gruppen stärkt die Fähigkeit zum Teamwork immens. Die aktive Beschäftigung mit Musik schärft die Sinne für Strukturen und Zusammenhänge.
Das ist natürlich auch ein Vorteil in der schnöden Arbeitswelt. Deshalb sind (Amateur)-Musiker die besseren Teamplayer, Analytiker, Planer etc. pp.
Wenn dann einer auch noch Improvisieren kann.....

(Nach meiner Subjektiven Meinung)

Na dann hier doch mal eine Dröhnung Tiefsinniges: Im Hochmittelalter wurden die sogenannten Transzendentalien diskutiert. Dort wurde das Eine, Gute, Wahre und Schöne im Zusammenhang gesehen. Der Gedanke, durch das Schöne der Kunst die Welt zu bessern ist gar nicht so unmodern.