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THEMA: Sind Musiker die besseren Menschen?

Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 13:46 #77348

  • pth
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Ich empfinde meine bescheidenen Auftritte manchmal als sehr anstrengend. Der Anspannung und Konzentration in der Zeit vor und während des Auftritts folgt, jedenfalls bei mir, ein tiefes Loch. Hat aber nichts mit Traurigkeit oder Depression zutun, geht eher in Richtung Leere - was fang ich nun mit mir an?
Ich weiß nicht ob ich dadurch ein "besserer Mensch" in den Augen anderer bin - aber ich fühle mich sauwohl wenn ich die Möglichkeit habe meine Gefühle musikalisch auszudrücken. Ist meine Meditation!
Der Berufsmusiker empfindet hier vielleicht ganz anders. Wo findet er Ausgleich bzw. Entspannung?
Letzte Änderung: 06 Aug 2009 13:47 von pth.
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 13:47 #77349

  • 50tmb
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Die positive Wirkung von Applaus und Anerkennung gilt doch nicht nur für Musiker.

Jeder Mensch, der für sein Handeln (oder Denken, Reden....)positves Feedbach erhält, wird zufriedener (ein "besserer" Mensch?) sein, als einer dem das nicht widerfährt.


Die "Lieben", die Selbstbewußten, die Arroganten, die Blender, die ...löcher, die Teamplayer, die Aufopfernden wird es in jedem Beruf (Vorbeugend: Ich zähle auch Mutter/Vater, Hausfrau/Hausmann dazu)geben.

Auch die Variante, dass das Streben nach Anerkennung absolut Lebensbestimmend ist, triit nicht nur bei Künstlern auf.


Cheerio
Jürgen


PS
Was ist ein "besserer" Mensch?
Keep swinging!
I believe you should try to make music as beautiful as you can. It should not be done with ugliness.
There's so much hate in the world; you should counteract it with loveliness(Stan Ge
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 14:00 #77350

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pth schrieb:
Der Berufsmusiker empfindet hier vielleicht ganz anders. Wo findet er Ausgleich bzw. Entspannung?


.. bei mir tritt dieser Augenblick ein, wenn ich nach einer langen Nacht (ich bin Unterhaltungsmusiker) nach Hause komme und am nächsten Tag meine Familie um mich herum habe. Die behandeln mich, wie an jedem anderen Tag auch - auch wenn ich am Abend vorher noch der Held war.

Das bringt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und tut meiner Seele sehr gut.
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 14:14 #77351

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Also ich schon! :)
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 14:18 #77352

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Moin!

@PTH

An einer Stelle im Film Ben Webster *The Brute and the Beautiful* wird Ben Webster gefragt warum er weint.
Er antwortet, ich weine weil ich so schön spiele!

Der Ausdruck der Gefühle auf einem Horn, benötigt nicht unbedingt den Applaus, es ist mehr
die Erfüllung, genau das zu sagen was man fühlt, insbesondere dann, wenn man es anders nicht sagen kann!
Der einzelne Moment ruft automatisch nach Wiederholung, weil das Glücksgefühl nicht permanent andauern ist.

Es ist sehr dienlich *Film oder Audioaufnahmen zu machen, und wieder zu hören, um sich selbst besser zu verstehen, damit diese Leere in Sinnhaftigkeit des Seins gewandelt wird!

Es ist wie es ist, weil ich bin wie ich bin!

LG Hans
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 14:40 #77355

  • halma
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pth schrieb:
.... aber ich fühle mich sauwohl wenn ich die Möglichkeit habe meine Gefühle musikalisch auszudrücken. Ist meine Meditation!

Meditation ist doch schon ein gutes Stichwort, denn genau die, in welcher Form auch immer praktiziert, trägt doch zur inneren Ausgeglichenheit bei, die ich bei Musikern immer wieder feststelle.

hwp schrieb:
An einer Stelle im Film Ben Webster *The Brute and the Beautiful* wird Ben Webster gefragt warum er weint.
Er antwortet, ich weine weil ich so schön spiele!

Der Ausdruck der Gefühle auf einem Horn, benötigt nicht unbedingt den Applaus, es ist mehr
die Erfüllung, genau das zu sagen was man fühlt, insbesondere dann, wenn man es anders nicht sagen kann!

Viele Menschen haben es ja verlernt, oder nie beigebracht bekommen, Gefühle zu zeigen. Das Musizieren mit dem Saxophon "zwingt" uns jedoch dazu, wenn wir wirklich gut spielen wollen. Kann es nicht sein, dass ich daher Musiker als sensibler etc. empfinde, eben weil sie Gefühle zeigen können (evt. nicht nur mit dem Instrument?)?
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 14:46 #77356

  • halma
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50tmb schrieb:
Die positive Wirkung von Applaus und Anerkennung gilt doch nicht nur für Musiker.

Hat doch auch niemand gesagt. Doch nicht jeder erhält Applaus und Anerkennung für sein Tun.

50tmb schrieb:
Jeder Mensch, der für sein Handeln (oder Denken, Reden....)positves Feedbach erhält, wird zufriedener (ein "besserer" Mensch?) sein, als einer dem das nicht widerfährt.

Auch das hat bisher niemand gesagt. Aber was hat das nun mit der eigentlichen Frage zu tun? :dry:

50tmb schrieb:
Die "Lieben", die Selbstbewußten, die Arroganten, die Blender, die ...löcher, die Teamplayer, die Aufopfernden wird es in jedem Beruf (Vorbeugend: Ich zähle auch Mutter/Vater, Hausfrau/Hausmann dazu)geben.

Und genau das sehe ich anders. Ich habe bisher noch keinen arroganten, blendenden, a..löchigen Musiker kennen gerlent.

50tmb schrieb:
Auch die Variante, dass das Streben nach Anerkennung absolut Lebensbestimmend ist, triit nicht nur bei Künstlern auf.

Und was willst Du uns damit jetzt sagen? Denkst Du, das Streben nach Anerkennung bestimmt das Leben der Musiker? Oder wie jetzt? :dry:

50tmb schrieb:
PS
Was ist ein "besserer" Mensch?

Was ist besser, ein Golf oder ein Passat, Urlaub in Spanien oder Italien, braun oder rot....? Meines Erachtens Ansichtssache. Was empfindest du als besseren Menschen?
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 14:48 #77357

  • halma
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Musikus12 schrieb:
pth schrieb:
Der Berufsmusiker empfindet hier vielleicht ganz anders. Wo findet er Ausgleich bzw. Entspannung?


.. bei mir tritt dieser Augenblick ein, wenn ich nach einer langen Nacht (ich bin Unterhaltungsmusiker) nach Hause komme und am nächsten Tag meine Familie um mich herum habe. Die behandeln mich, wie an jedem anderen Tag auch - auch wenn ich am Abend vorher noch der Held war.

Das bringt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und tut meiner Seele sehr gut.

WOW....jeder andere würde wohl lieber dauerhaft als Held gefeiert werden, oder?
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 15:43 #77359

  • Musikus12
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pottpourie schrieb:
Musikus12 schrieb:
pth schrieb:
Der Berufsmusiker empfindet hier vielleicht ganz anders. Wo findet er Ausgleich bzw. Entspannung?


.. bei mir tritt dieser Augenblick ein, wenn ich nach einer langen Nacht (ich bin Unterhaltungsmusiker) nach Hause komme und am nächsten Tag meine Familie um mich herum habe. Die behandeln mich, wie an jedem anderen Tag auch - auch wenn ich am Abend vorher noch der Held war.

Das bringt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und tut meiner Seele sehr gut.

WOW....jeder andere würde wohl lieber dauerhaft als Held gefeiert werden, oder?


... ich denke nicht - wenn du fast jedes Wochende unterwegs bist und ständig vor Publikum stehst, dann bist du froh, wenn du zuhause deinen Ruhepol findest - glaub mir.
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Sind Musiker die besseren Menschen? 06 Aug 2009 17:25 #77361

  • pue
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Vorab: ich finde den Musikerberuf grandios, möchte nicht tauschen und bin dankbar, dass ich vom Musizieren leben darf. Das macht mich glücklich.

Ich will's noch mal theoretisch versuchen, zu erklären. Immerhin hatten über die Hälfte all der hier so verehrten Jazzmusiker erhebliche Drogenprobleme, die nicht selten zum verfrühten Tod führten. Das ist kein Zufall und sollte zumindest bei der Frage, ob Musiker die glücklicheren Menschen sind, eine Rolle spielen.

Der Applaus ist eine Bestätigung, ganz klar, ein Schulterklopfen: hast du gut gemacht. Bekommt der Schichtarbeiter nicht, das ist richtig. Der geht nach Hause und trinkt ein Bier. Der Applaus ist aber nicht nur Anerkennung für den Künstler; er ist auch der Qualitätsmesser der Arbeit. Solange es Applaus gibt, scheint die Arbeit wohl gelungen. Nur wehe, wenn der Applaus weniger wird oder gar ausbleibt!

Solange die Säle und die Touren größer werden, ist das kein Problem; werden sie kleiner, wird es schwer. Das Problem hat ein Angestellter mit seiner Karriereleiter auch mitunter, ich weiß, will aber auf etwas anderes heraus.

Ich nehme mal einen Sänger, der auf die Bühne steht. Bis es dazu gekommen ist, ist meist ein weiter Weg und kurz, bevor er die Bühne betritt, hat er Lampenfieber. Das äußert sich vielleicht in Durchfall, einem trockenen Mund oder kräftigem Gähnen. Die Anspannung, die diese Krankheit auslöst, ist oft sehr groß, bei Premieren mitunter unerträglich.
Lampenfieber rechnen die schlauen Wissenschaftler zur Sozialphobie und es ist platterdings nichts anderes als die Angst vor einer Blamage, nicht vor einer Gruppe von Menschen zu bestehen.
Sobald der Sänger die Bühne betreten hat, ist das Lampenfieber in der Regel verschwunden.

Sagen wir, der Sänger singt über die Liebe; er hat seinen Liebeskummer in Reime gefasst und präsentiert diese dem Publikum. Er hätte es auch einer Freundin erzählen können, abends in beschaulicher Atmosphäre bei einem Glas Wein. Er steht aber auf der Bühne und singt seine Seelenzustände in die Ohren hunderter Menschen. Seine Stimme hat er zu diesem Zweck verstärkt.
Eine pervertierte Situation, wie mir scheint: es liegt nun mal nicht in der Natur des Menschen, seine intimen Gedanken durch die Gegend zu schreien. Genau das aber passiert hier. Dafür zahlen die Leute ihren Eintritt. Sie erkaufen sich das Recht, dem Künstler nahe zu kommen und sie erkaufen sich das Recht, ihn, ok, seine Kunst zu beurteilen. Im Grunde beurteilen sie aber doch ihn, weil weder Publikum noch Künstler ihn und seine Kunst von einander trennen könnte.
Wir haben also folgende Situation: der Künstler singt sich die Seele aus dem Laib und das Publikum kauft den Akt. Es ist nichts anderes als der berühmte Verkauf der Seele, Urthema nicht erst seit Doktor Faustus.

Das ist kein Vorgang, der ursächlich mit Musik verknüpft ist. Ein Volksmusikchor hat mit dieser Problematik nichts am Tirolerhut. Es ist ein Konflikt, der mit dem Beruf des Musikers auftaucht, genauer, mit der Vervielfältigung und Verwertung des Künstlers. Eine Vervielfältigung bedeutet immer eine Entwertung - das Rare, Einzigartige ist von Wert - das Individuum selbst eignet sich nicht zur Massenware, zumindest nicht aus eigener Sicht. Und so verwundert es nicht, dass gerade Künstler von Weltruf mitunter größte Schwierigkeiten mit ihrer Persönlichkeit bekommen.

Spontan fällt mir Norah Jones ein, von der ich jedes Lied mag, was sie vor der Grammy-Verleihung aufgenommen hat. Die Lieder danach leiden an Seelenlosigkeit, frag mich warum. Kein einziges kann mit der Qualität der alten Lieder mithalten.

Unser Sänger ist nun fertig mit seinem Konzert, hat den tosenden Schlussapplaus mitgenommen und sitzt in seiner Garderobe. Das Lampenfieber ist dem Gefühl des Sieges gewichen, er hat bestanden, mehr noch, wird gefeiert und die Presse wird sich überschlagen. Die Jungs von der Band wollen den Auftritt begießen und nun hat der Sänger zwei Möglichkeiten: entweder er feiert mit oder geht auf sein Hotelzimmer.
Ersteres bedeutet, man macht einen drauf und kommt nicht vor 4 Uhr und schon gar nicht bei vollem Bewusstsein ins Bett. Das kann man machen, allerdings nicht über längere Zeit. Macht man es über längere Zeit, werden die Drogen härter und die körperliche Konstitution schlechter werden.
Die andere Möglichkeit besteht, doch stelle man sich das Szenario vor: der eben noch hochumjubelte Künstler geht aus dem Hinterausgang des Theaters, läuft durch die Straßen zum Hotel und trällert noch einmal seinen letzten Song. Nee, tut er nicht: er ist einer unter Vielen in einer völlig fremden Stadt, Downtown, Mitternacht, die Pärchen und angeheiterten Grüppchen, die ihm entgegen kommen haben ihren Spass. Er ist nicht nur einer unter vielen, sondern wahrscheinlich der Einsamste von allen.
Er hat keinen Freund in der Stadt, kennt niemanden, kann keinem sagen: 'Mensch, hast du gesehen, wie die gejubelt haben'. Er ist alleine! Und noch mehr, er hat sein Inneres nicht mehr. Hat er verkauft. Das haben seine Zuhörer mitgenommen.

Und wenn die nun schlecht damit umgehen, wenn die Presse sagt, er singe nicht mehr so wie früher, wenn er sich auf der Bühne tatsächlich blamiert, auf dem absteigenden Ast sitzt, ausgeblutet ist, dann kann man nur hoffen, dass da noch Menschen und Dinge sind, die ihn erfüllen können, ihn auffüllen, ihm ein Inneres zurück geben.
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