Die Frage ist keinesfalls ironisch gemeint.....

Musizieren entspannt, das wissen wir wohl alle, gehen deshalb eventuell Musiker ausgeglichener durch's Leben?

Musiker erhalten regelmäßig ihren Applaus und das Ansehen der Zuschauer. Sie bekommen also mehr als "normale" Berufstätige ihre Bestätigung, ihr Lob, ihre Motivation. Sind sie deshalb eventuell starke Persönlichkeiten mit einem gesunden Selbstbewußtsein, welches das Leben für sie und mit ihnen natürlich angenehmer macht?

"Normale" Berufstätige, sowie sicher auch Hausfrauen und Mütter, sind dem täglichen Ellebogenleben ausgesetzt, das ist anstregend, aufreibend und mürbe machend. Erleben Musiker das so auch, oder ist ihre "kleine" Welt davon unberührt und fällt es ihnen daher leichter, in jedem und allem auch das Gute zu sehen?

Oder leben Musiker so sehr in ihrer eigenen Welt, dass sie die reale Welt gar nicht richtig mitbekommen? Sind sie eher selbstgefällig und über den Dingen schwebend, weil sie sich für etwas besseres halten und betrachten das "normale" Volk eher von oben herab?

Was meint ihr?

Liebe Grüße
Antje

Kurz aus meinen Erfahrungen:
Gute Musiker sind meistens bescheidene Menschen.
Schlechte Musiker sind oft arrogant.

Die Musikertätigkeit im einzelnen ist zu unterschiedlich, als dass man die Fragen pauschal beantworten könnte. Zum Applaus und zur Bestätigung habe ich schon mal was geschrieben. Viel Applaus kann einen auch einsam und unglücklich machen.

Nervlich kann der Beruf ungeheuer anstrengend sein, führt man doch ein völlig unregelmäßiges Leben, dass an allen Ecken mit dem 'normal' geregelten Umfeld kollidiert.

Das Musikerleben als solches ist halt nicht definiert. Ein Rockstar hat einen anderen Beruf als ein Violinist im Staatsorchester. Ein Studiomusiker einen anderen als ein Straßenmusiker.

Bessere Menschen sind sie natürlich alle mal.

Hallo,

also das:

gibt es (leider) nicht nur bei Musikern....

Gruß

Hi,

zuerst einmal ganz pauschal: JA

aber: Auch da habe ich reihenweise Idioten getroffen, die aus einem Defizit an Selbstbewusstsein sich dieses über die Musik holen wollen. Klar - wir wollen alle Bestätigung und als Musiker bekommt man diese auch sehr augenscheinlich. Dass das gut tut, ist keine Frage. Aber es gibt auch hier die Typen, die nie genug bekommen, die Egomanen, die Angeber, die ständig Beleidigten, die Arroganten, die manischen Besserwisser. Und dann geht das zu Lasten anderer. Allerdings stimmt (zumindest tendenziell), was Corcovado sagt: Je besser oder arrivierter, desto unkomplizierter.

Bands, selbst Telefonbands, sind komplexe soziale Geflechte, weil es nicht nur darum geht, gemeinsam möglichst viele Ziegel möglichst richtig aufeinander zu setzen oder gemeinsam ein Produkt wie etwa eine Zeitung zu erzeugen, sondern etwas sehr Diffiziles und emotional wie technisch Fragiles zu erzeugen, nämlich Musik.

Mit sinkender Zahl der Jobs gibt es auch hier genug Ellenbogen für alle. Auch die abgesichterten Orchestermusiker leiden mitunter an ihrer Tätigkeit. An der Langeweile oder auch an diversen musikerspezifischen Dystonien etc.

Tatsache ist, dass Musik glücklich macht. Aber jede Störung dieser Möglichkeit macht umso unglücklicher. Das ist die Crux, mit der Musiker leben müssen. Und auch damit, dass das Ideal, die Musik im Kopf, manchmal auf der Bühne zerstört und hingerichtet wird. Das Gute daran ist, dass dieses Ideal trotzdem nie verschwindet. Aber die Spannungen, die sich daraus ergeben, muss man leben.

Trotzdem: Musiker sind gemeinhin die besseren und glücklicheren Menschen. Das glaube ich und habe ich oft genug erfahren.

Ob wir das noch hinkriegen? So viel Applaus, dass er lästig und bedrückend wird?

Es gibt unter Musikern nette Menschen, es gibt arrogante Arschlöcher, es gibt schüchterne Sensibelchen, es gibt Drogenabhängige, es gibt here Engel und abgrundtief blöde Idioten.

Kurz: kein Unterschied zu nichtmusizierenden Menschen.

Ja, vielleicht hätte ich die Frage wirklich differenzierter stellen sollen, z.B. sind Saxophonisten auf mittlerer Bühne die besseren Menschen, doch das hätte evt. den Erfahrungsaustausch eingeschränkt!?

@Pue, ja, Du hast schon mal etwas zu dem Applaus und der Bestätigung geschrieben. Du hast Dein Gefühl nach eine Show beschrieben, doch richtig nachvollziehen konnte ich es nicht (wie auch?). Für mich hab' ich es so verstanden, dass nach einer Show eine große Last von den Schultern fällt, eine gewisse Ernüchterung folgt und diese kurzzeitig traurig macht. Doch letztendlich hast Du doch Bestätigung Deiner guten Arbeit durch Applaus und standing Ovations!!! Sicher mehr, als ein "normal" arbeitender (dieses Wort normal gefällt mir eigentlich gar nicht, was kann man sonst sagen?). Ein unregelmäßiges Leben führt z. B. auch ein Schichtarbeiter, LKW-Fahrer, meinst Du, das macht einen Unterschied? Doch nach seinem Tageswerk bekommt der Schichtarbeiter aber nicht gesagt "Das hast Du toll gemacht!"
Die Berufe der Musiker unterscheiden sich sicherlich, aber sind sie nicht trotzdem die besseren Menschen, so grundsätzlich, Ausnahmen bestätigen ja immer die Regel.

@bluemike..... jede Störung macht unglücklicher.....das ist interessant und kann ich sehr gut nachvollziehen. Musiker sind sensible Menschen, richtig?

Natürlich habe ich die Frage nicht grundlos gestellt. Seit ich Sax spiele, darf ich diese Gattung Menschen ja etwas näher kennen lernen und daher stellt sich mir auch die Frage.
Ich lerne die Musiker (oder Saxophonisten) als ein sehr sensibles, feinfühliges, mehr als hilfsbereites, nicht über den Dingen schwebendens, teils sogar ein wenig konservatives, ausgeglichenes, friedfertiges und mit sich zufriedenes Völkchen kennen. Die meisten stechen durch eine starke Persönlichkeit hervor, die weder aufdringlich, noch arrogant ist.
Angefangen bei meinem lieben Freund, der mich zum Saxspielen brachte (für seine eigentliche Art ein recht barsches Vorgehen und eben doch feinfühlig und hilfsbereit: "Hier hast du ein Sax, los lern!". Weitergehend über meine Musiklehrer, die ich für ihre starken Nerven (sicher gestärkt durch die innere Ruhe und Ausgeglichenheit) und ihr mehr als freundliches Gegenübertreten bewundere, bis hin zu den Musikern, die ich bisher auch durch die Saxwelt kennen lernen durfte.

Kurzum....fühlt Euch mit eine großen Kompliment bedacht! Ich hoffe, dass mir das Saxspielen nicht nur musikalisch weiterhin Freude bereiten wird, sondern dass sich auch irgendwann mal diese innere Ruhe und Zufriedenheit einstellt, die ich nach außen ausstrahlen kann.

Eure Antje

Interessante Frage.
Mir stellt sich aber dann gleich die Frage: wer ist ein Musiker?
Jemand der das berufsmäßig macht?
Ich weiß nur, seit ich Musik mache,(hobbymäßig leider nur, zu alt) bin ich glücklicher und zufriedener.
Ich kann noch so gestresst sein, nach einer Std mit dem Sax gehts mir prima. Das hat auch positive Auswirkungen auf meine Umwelt:)

Auftritte hinterlassen auch bei mir, grad wenns gut lief, oft ein Gefühl von leichter Leere und Traurigkeit, aber sie stärken das Selbstwertgefühl.
Claudia

schniosel1 schrieb:
Hallo @schniosel1,

gute Frage, wer ist ein Musiker? Eigentlich zähle ich mich nicht dazu, nur weil ich gerade mal ein knappes Jahr Sax spiele. Doch dieses Gefühl bei und nach dem Sax spielen, wie Du es beschreibst, habe ich auch. Das war auch ein Grund mit, wie die Frage entstanden ist.

Wie erklärst Du Dir diese Traurigkeit nach guten Auftritten? Wenn Sportler alles gegeben haben, fühlen sie sich eigentlich hinterher angenehm erschöpft, aber glücklich. Kommen bei einem Auftritt andere Hormone ins Spiel? Oder ist es eine Traurigkeit, weil man den Applaus gerne noch länger genossen hätte?

Gruß Antje

Post coitum omne animal triste praeter gallum, qui cantat.