Die Abmahnungen der dann eingeschalteten Anwälte kosten erstmal tausende von Euros. Und man muß in der Regel eine strafbedrohte Unterlassungserklärung unterzeichnen, daß man sich verpflichtet das nicht mehr zu tun, ansonsten werden 100.000 Dollar etc. fällig, etc.
Klar! Und dann gibt es noch die so genannten "Abmahnanwälte", die ihre Klagen wie Spam über die Internet-Gemeinde streuen, in der Hoffnung, dass einige von ihnen schwach werden und aus Angst vor Repressalien das Geld abdrücken. Dann futtern sie sich rund.
Aber ... by the way ...ist nicht das normale Prozedere nicht vielmehr, dass man -- so man der Abmahnung nicht nachgeht, auf eine Klage wartet, in der der Kläger seinen Schaden postuliert?
Wenn (sagen wir einmal) in einem Computerforum gegen Betriebssystem XY gewettert wird und appelliert wird, dieses nicht mehr zu kaufen, entsteht natürlich ein Schaden. Man muss sich nur noch über die Höhe einigen.
Was aber, wenn ich ein Liedchen auf meinem Sax trällere, das im Original von XY ist? Klar, das Urheberrecht schreibt eindeutig vor, dass dann eine Urheberrechtsverletzung vorliegt, aber muss der Urheber jetzt nicht aus diesem Tatbestand einen Schaden ableiten -- etwa dadurch, dass sich nun deutlich weniger Platten verkaufen?
Nur das ergibt einen Sinn!
Ich kann mir natürlich vorstellen, dass sich aus der blökenden Masse ängstlicher Schäfchen hin und wieder eins gegriffen wird und dies dann auch hingerichtet wird. Das ist kein Grund zur Aufregung und nur dafür da, ein Exempel zu statuieren, ggf. die anderen wieder "auf Spur" zu bringen.
Hähä, aber lassen wir die Polemik. Die Realität sieht doch eher so aus: ich registriere mich bei youtube und gebe meinen Nickname an. Das ist wohl nicht mein bürgerlicher Name, oder? Und im Folgenden wird nach meiner Anschrift verlangt, ja oder nein?
Nein. Falls doch, wer kann kontrollieren, ob die echt ist? Und wie soll man jetzt noch nachvollziehen, wer da
was hochgeladen hat? *)
Den Geschädigten interessiert ohnehin nicht,
wer hochgeladen hat, ihn interessiert das
Was. Er wird sich also an den Webseitenbetreiber wenden, denn dieser bietet die illegalen Inhalte an und
dort entsteht der Schaden und
der kann es löschen.
So haben die Gerichte richtig erkannt, dass man "diese Leute" an die Hammelbeine kriegen muss, denn alle anderen sind nicht "kriegbar". Aus dieser quasi-Kenntnis des Mediums Internet ist sicher auch das unsägliche "Recht" entstanden, dass die Forenbetreiber voll und ganz für die Inhalte der Postings ihrer Foren-User haftbar zu machen sind --> Grüße an smatjes
Immerhin führt das zu ein wenig mehr Zucht und Ordnung (aber ruft natürlich die Abmahnanwälte, etc. wieder aufs Tapet).
Egal. Als User sehe ich überhaupt keine Gefahr darin (als nickname-User versteht sich, der sich bei youtube ein Konto eingerichtet hat), bei youtube beliebige Stücke hochzuladen.
Dennoch lauert eine Gefahr. Aber an anderer Stelle. Wir Künstler sind sehr schnell empfindlich zu treffen, wenn es um die Reproduzierbarkeit unserer Werke geht.
Als Gegenbeispiel: ist meine Waschmaschine kaputt, kann ich klaro im Internet googeln. So lange, bis ich meine, sie selbst reparieren zu können. Oder, falls das nicht klappt, muss doch der Monteur her und er verdient sein (gutes) Geld.
Wenn ich nun aber als Künstler ein Hörbuch oder ein mitgeschnittenes Musikstück digital einspiele und es
irgendwo im Netz gegen meinen Willen wiederfinde, entsteht dadurch ein Schaden und das schwächt mein Vorhaben, von dem Verkauf meines erzeugten Produkts leben zu können.
Natürlich kann man diese "Gesetzmäßigkeit" auch umdrehen, indem man eben dieses medium (youtube, emule und co.) als Gratis-Werbeplattform nutzt, aber das zeigt dann nur eine gewisse "user-Pfiffigkeit" und keine längerfristige Lösung.
Diese kann sich m. E. nur aus einer sensiblen Beobachtung der Vorgänge und des mediums Internet selbst ergeben: sind wir früher in die Plattenläden gegangen und haben uns vom Taschengeld teure Singles oder LPs gekauft, so muss man heute sehen, dass diese Läden spurlos verschwunden sind. Man bekommt ja (fast) alles im Internet! Was man nicht im Internet bekommt, ist vielleicht nicht der Rede wert (ja wirklich, denkt "man" heute so?) Zudem ist die Konkurrenz groß und die Unterscheidungskraft gering: Hat man einmal ein funktionierendes Konzept (=Erfolg), kommen direkt aus jeder Ecke jede Menge Gleichgesinnte und kupfern es ab.
Wie kann man dem Schmelztiegel Internet-Kunst begegnen und ihn wirtschaftlich am Laufen halten, damit am Ende dieser "Nahrungskette" für die Künstler auch etwas abfällt?
Ich denke, es ist ganz einfach: man muss nicht aus der Qualität, sondern aus der
Quantität Nutzen ziehen. Wenn ich 2/3 eines youtube-Stücks hören kann und dann den Rest nicht -- oder eben erst hören kann, wenn ich 10 Cent bezahle, ist mir das das Geld wert. Vielleicht. 10 Cents sind nicht viel. Oder eben doch, wenn ich gar kein Geld habe oder ausgeben will. Oder das Stück es nicht wert ist. Ich, user, kann selbst entscheiden und wichtig ist:
Das Geld würde von einem Konto abgebucht werden, das ich aufladen kann (vergleichbar "stampit" der Bundespost).
Man muss halt auch ein bisschen die "Hemmschwelle" an den Kassenstellen runter nehmen, damit es nicht zu schwer fällt, Geld auszugeben. 10 Cents sind nicht viel, aber man sollte sie auch wirklich per 1-Click loswerden können -- ohne viel Gedöns.
Auf Dauer bliebe es natürlich nicht bei 10 Cent, das weiß ich, wir bekommen irgendwann ein richtiges Qualitätsmanagement hin.
Dieser Sache hat sich allerdings bis jetzt noch niemand angenommen. Ich denke an einen Mix aus paypal (wegen der Allgemeinakzeptanz) und stampit, weil es funktioniert wie Prepaid.
Das sind zwar nur Peanuts, Gedankenstreu, aber das finde ich wirkungsvoller als wenn youtube dann der GEMA finanzielle Zugeständnisse macht, die doch nur wieder im Sande versickern oder Rechtsunsicherheiten hervorrufen. Das ist weder den Künstlern zuträglich, noch kann man der jungen Generation eine klare Internet-Aussage an die Hand geben, wie gut sie "online" oder im "real life" sind.
Uii .... jetzt war ich aber geschwätzig. Danke fürs Lesen. Wir halten hier übrigens drei Subfrettchen am Laufen:
1. die Frage, ob die technischen Saxwelt-Angelegenheiten hier den Musiker-Austausch stören.
2. ob Saxwelt eher Forum als redaktionelle Anlaufstelle für Sax-Inhalte sein soll (was mich persönlich interessiert, da ich lange schon grüble, wie sich gute Foren-Inhalte redaktionell "featuren" lassen)
3. die Gema, youtube und Abmahnsache.
Mich persönlich stört es nicht, wenn die Antworten "von Hölz'ken auf Stöcksken" gehen, ich sag immer: nur kleine Geister halten Ordnung ...
.... in diesem Sinne, die Großen müssen jetzt wohl ran!
LG, wallenstein
* kommet mir nicht mit IP-Tracen! Zwar sind arcor, telekom und co. verpflichtet, diese im Ernstfall herauszurücken, doch darüber entscheidet das Gericht. Und bis es hierzulande zu einer Verhandlung kommt, ist die Zuordnung der IP-Adressen längst nicht mehr möglich, da die Internetprovider sie über eine gesetzliche Frist hinaus nicht länger protokollieren müssen.
IP-Tracing kann man übrigens mittels Software, z. B. "Peer-Guardian" abschalten!
... und Ruhe im Stall