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THEMA: Ansatz-Frust

Re: Ansatz-Frust 29 Jun 2008 20:59 #58578

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@Dexter

hätte ich früher jeden Tag solche Übungen gemacht, wäre ich heute sicher nicht Saxophonist, sondern hätte das Instrument irgend wann in die Ecke gestellt.

Warum?

Beste Grüße aus MH
Klaus
Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben. (S. Kierkegard)
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Re: Ansatz-Frust 29 Jun 2008 22:34 #58585

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Ein waberndes, aber freudiges Spiel ist mit als Zuhörer 1000mal lieber, als tote Perfektion...

Heute auf der Kleinkunstbühne des Kinderkulturfestivals hier in Duisburg ist ein afrikanischer Jongleur aufgetreten, der im Liegen sieben einzelne Schüsseln auf krummen Holzstäben jongliert hat. Dabei hatte er kaum Platz für die Vorführung, da die staunenden Kinder immer näher gerückt sind. So kam es, dass eine der Schüsseln gegen ein Mikro gestoßen und die ganze Anordnung ist in sich zusammengefallen ist. Es war das erste Mal, dass bei so einer Aufführung etwas dermaßen schief lief. Die Luft war zum Schneiden, die Zuschauer voller nervöser Anspannung, doch der Künstler hat sich nicht beirren lassen und noch einmal von Vorne losgelegt -- obwohl die letzten Schüsseln, die er in seine Sandalen geklemmt hatte, schon fast drohten vom Stock zu fallen: er hat es geschafft und es gab tosenden Applaus, Standing ovations, die nicht mehr abrissen.

Ich schreibe das, weil perfekte Künstler mit perfekten Vorstellungen und perfekter Technik irgendwie stromlos -- äh ... zu stromlinienförmig sind.

Natürlich muss die Technik sitzen (und ich finde meinen Ansatz nach wie vor Sch...), aber in erster Linie ist doch wohl die Freude am Spiel das Wichtigste und das spürt man dem Ton an :-ß
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Re: Ansatz-Frust 30 Jun 2008 00:17 #58592

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Er konnte das so locker nehmen, weil er das immer und immer wieder übt und weiß, daß er es kann und sich auch durch ein Mißgeschick nicht aus der Ruhe bringen läßt. Natürlich hat er Spaß an der Sache, aber er übt eben auch.

Und wenn Dein Ansatz nicht so optimal ist, wie Du selber sagst, dann ist es doch eher »freudenehmend«, wenn Du Sachen nicht so spielen kannst, wie Sie in Deiner Vorstellung sein müßten.

Sicher muß man sich nicht sklavisch an bestimmte Konzepte halten - aber ein wenig Vertrauen in die Erfahrung derjenigen, die Saxophon-Schulen geschrieben haben, kann man schon aufbringen.

Also das berühmte, in solchen Situationen immer wieder gern gebrachte »jeder Jeck ist anders«, duftet mir immer ein wenig zu sehr nach Ausrede. ;-)

Beste Grüße aus MH
Klaus
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Re: Ansatz-Frust 30 Jun 2008 02:28 #58594

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Gedanken zur Nacht

Warum ich mit den Langen Tönen nicht Saxophonist wäre: weil ich den LangeweileTod gestorben wäre. Ich habe viele lange Töne gespielt, um meinen Ton zu finden, zugegeben. Aber das war zu einer Zeit, wo ich bereits 5 Jahre Klarinette und 3 Jahre Sax gespielt habe. Und ich habe bestimmt nicht lange Töne in Form einer Tonleiter über das ganze Register gespielt. Interessiert hat mich persönlich das Spiel mit ppp und fff. Der Ehrgeiz muss aber inmmer in einem Kontext mit der Freude stehen. Ansonsten geht es nicht.

Kennt jemand die beiden phantastischen CDs "Frozen Brass", auf denen Blasmusik aus Asien, Afrika und LateinAmerika zu hören ist? Gespielt wird auf herkömmlichen Hörnern aber auch auf Bambussaxen und anderen merkwürdigen Klangerzeugern. Da gibt es sicher kaum einen LangeTöneÜber und alle machen trotzdem feinste lebensfreudige Musik.

Ich selbst spiele in einem Blasorchester mit vielen Laienmusikern und mir gefällt das Changieren des Gesamtklanges, gefallen die Reibungen und Zwischentöne in solchen Orchstern sehr gut. Gelackte Jazz-Bigbands können da durchaus perfekt intonieren, langweilen mich aber leider oft.

Ich bin mir sicher, ob so überzeugende Künstler wie Peter Brötzmann oder Albert Ayler keine LangTonÜbungen gemacht haben. Es gibt viele Wege zu vielen Zielen.

Ich zB. habe als gut trainierende Ansatzübung immer Tonleitern im Staccato geübt, jeden Ton 4 mal, will heißen, CCCCDDDDEEEEFFFFGGGG.... ganz kurz angestoßen bis in die höchsten Höhen, die man spielen kann. Wenn die Töne sehr kurz und hart gestoßen werden, muss der Ansatz optimal sein, damit sie eine Chance haben, sich überhaupt einzuschwingen. Spätestens ab den Toptones ist es nicht mehr so einfach, das zu bewerkstelligen und die Lippen zwiebeln ordentlich.

Ich selbst habe mir mit meinem Drang zu Perfektion mehr verbaut, als gewonnen. Zum Glück habe ich irgendwann bemerkt, dass es dämlich ist, das Instrument beherrschen zu wollen, sondern dass es im Gegenteil reizvoll sein kann, sich mit einer eher zickigen Bassklarinette herum zu schlagen, ein Instrument zu bedienen, was man gar nicht gelernt hat oder Sachen mit den Instrumenten macht, für die sie nicht vorgesehen sind. Habe meiner Frau zum Geburtstag ein Saxophon geschenkt, wo keine Töne, dafür aber Seifenblasen heraus kommen. Auf der Bühne kommt das besser als jedes Solo mit ach so vielen Achteln feinst intoniertester Töne.

Ich bin voller Überzeugung für praxisnahes Spielen. So schnell wie möglich in eine Gruppe, auf die Straße, in der WG oder Familie musizieren. Macht Straßenmusik, die wildesten Projekte, verknüpft die Musik mit eurem Leben, euren Nachbarn, Freunden, spielt auf Geburtstagen und Beerdigungen.
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Re: Ansatz-Frust 30 Jun 2008 09:18 #58598

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Ein waberndes, aber freudiges Spiel ist mit als Zuhörer 1000mal lieber, als tote Perfektion...

Ich schreibe das, weil perfekte Künstler mit perfekten Vorstellungen und perfekter Technik irgendwie stromlos -- äh ... zu stromlinienförmig sind.

Hmmm????

Das tut jetzt zwar nichts mehr inhaltlich zur Sache, aber irgendwie passen diese beiden Aussagen (also mein Zitat und deins wallenstein) nicht wirklich zusammen.

Da lese ich eine Spitze heraus, die ich als Dissonanz empfinde sozusagen...

Das stört mich nicht, es wundert mich nur...

Sagte ich doch selber das ich nicht auf tote Perfektion stehe...Ok, das mir ist zum mit mutiert beim Kloppen auf der Tastatur, sowas passiert schon mal, aber die Aussage war doch trotzdem zu verstehen...

stromlose Grüße
:-s

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Re: Ansatz-Frust 30 Jun 2008 11:00 #58601

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ach iwo, nix Spitze, ich wollte stromlinienförmig schreiben, dann stand da plötzlich stromlos und ich war zu faul, es wieder zu löschen :-)

zur Diskussion: Wer Konzerte gibt und dafür Eintritt verlangt, muss schon mehr als ein Schüler mit einjähriger Musikschulerfahrung können. Immerhin investieren die Zuhörer ein gutes Stück Lebens- und Freizeit, das ist auch eine Verantwortung für den Künstler.

Wenn ich auf Partys und Geburtstagen und Beerdigungen spiele, steht der Unterhaltungswille im Vordergrund -- auf beiden Seiten und es wird wohl kaum jemand reklamieren, wenn der Ton wabert. Also funktioniert dieses Geschäft auf gegenseitiger Dankbarkeit.

@ Dexter: klar, ist jeder Jeck anders und was des einen Bemühungen sind des anderen ... Ausreden? Ne, nicht, oder?

Für dich sind Longtones Entspannung, ich fühle mich mit dem Sax in der Hand wie ein Pferd in der Startbox -- startklar zum Losgaloppieren. Ehrlich gesagt, für mich sind schon diese langsamen Stücke Quälerei. So gesehen ist jeder Jeck wirklich anders und wenn dies anders wäre, hätten wir hier nicht so viel zu diskutieren ;-)
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Re: Ansatz-Frust 01 Jul 2008 09:13 #58621

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@ Wallestein:

Ach so...na dann... ;-) ;-) ;-) ...fragen wir mal nicht bei Freud nach...

:-s
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Re: Ansatz-Frust 01 Jul 2008 22:10 #58638

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ne, und bitte auch nicht die weißen Männechen mit den engen Jäckechen :"(
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Re: Ansatz-Frust 03 Jul 2008 13:51 #58681

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Vielleicht können diejenigen, die lange Töne oder auch longtones in Melodien verpackt empfehlen, mal eine Liste mit besonders geeigneten Stücken vorschlagen. Mir fällt spontan jetzt nur Amazing Grace ein, das man seeeeehr in die Länge ziehen kann.

Aber da gibt es bestimmt noch mehr.


Gruß

Roy
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Re: Ansatz-Frust 03 Jul 2008 22:56 #58717

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Ja klar, mein Saxlehrer hat Folgende empfohlen:

Here"s That Rainy Day:



.. und der hier mogelt dabei, weil er die Longtones zerachtelt (ist das pues Staccato-Übung?).



Ja, und Misty, das kann man auch wunderbar langsam spielen (wer kann!)



Morgen kommt noch eine Empfehlung von mir und wer weitere runtergesampelte Bredif-Stücke (Palyalongs und Noten für Alt-Sax) haben will, kann "ne PM schreiben 8-)

LG, wallenstein

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