Bloozer schrieb:Es ist einfach so, dass die Luft bei tiefen Tönen viel schneller verbraucht ist. Das muss man entsprechend einkalkulieren.
Ich finde dieses Thema unheimlich wichtig. Was nützt mir Fingertechnik, das Wissen und Können über Akkorde und Skalen und das Training von long tones und Ansatz, wenn ich nicht richtig atme.
He ihr Cracks, sagt doch mal was dazu, aber bitte keine Kommentare von oben herab,
ich versuchs mal von hinten durch die brust ins auge.
meine etwas derbe ausdrucksweise bitte ich zu entschuldigen.
ich bin praktiker - kein theoretiker.
der erste fehler wird bereits in der ersten minute mit dem sax gemacht.
richtig sitzen - meist fehlanzeige.
wie sollen anfänger richtig atmen lernen,
wenn viele lehrer es selbst nicht können oder
es schon wieder vergessen haben wie man richtig sitzt
oder es ihnen einfach egal ist, ob der schüler richtig sitzt?
ich selbst bin kein lehrer- ich sehe mich nur als coach und gebe tips.
bei vielen saxspielern (etwa 80% der fortgeschrittenen anfänger ) frage ich mich,
wie sie überhaupt atmen können.
bei vielen kann die spielhaltung eigentlich nur noch durch
tiefes hocken oder kauern übertroffen werden.
wenn ich das auch nur ansatzweise versuchen würde nachzumachen,
müsste man mich blau angelaufen ins sauerstoffzelt legen.
wohlgemerkt: nur beim einatmen.
beim ausatmen bzw. ton rauswürgen bin ich noch gar nicht angekommen.
ich versuche meinen patienten immer beizubringen:
arschfurche, wirbelsäule, luftröhre und hals bilden eine gerade linie.
keine kurve, keine knicke. auch von der seite nicht.
die luft muss leicht durchfließen können.
ok, beim alt ists noch einfach.
das hält man gerade vor den körper.
beim tenor und bari sitzt man eben etwas weiter rechts auf dem stuhl.
zweiter fehler: das kinn und der hals.
das kinn nicht zur brust hinunterdrücken und nicht nach oben strecken.
optimal wäre ein rechter winkel wie bei einem fahndungsfoto.
wenn die noten nicht sichtbar sind, nicht nach unten sehen.
stellt den ständer höher.
sieht zwar uncool aus - na und?
dritter fehler: das horn hängt zu tief oder zu hoch.
den gurt so einstellen, dass der zweite fehler sich automatisch erledigt hat.
vierter fehler: die arme liegen seitlich am körper an.
wie soll man frei atmen können, wenn man eingezwängt ist?
also ellenbogen nach außen.
ihr müsst nicht wie batman aussehen, aber es genügen 5-7cm weg vom körper.
fünfter fehler: der stuhl und damit die beinstellung.
ein clubsessel ist mit sicherheit nicht das geeignete sitzmöbel.
für einen guten single malt mit 'ner Cohiba gerne, aber für ein blasistrument?
die sitzfläche sollte sich nicht durchbiegen und man sollte nicht einsinken.
dann den arsch nach vorne zur kante der sitzfläche bringen.
kein 90° winkel. mehr ist besser.
wenn ein fuß unter dem hintern auf dem boden ist, ist das schon fast ideal.
die knie sind unterhalb der höhe des beckens.
wer vom stuhl rutscht, sollte das linke bein etwas nach vorne stellen.
ich selbst benutze einen gesundheitsstuhl.
so ein teil, bei dem das gewicht vorne auf den knien/schienbein liegt.
ich kann jedem diesen stuhl nur empfehlen (metallausführung).
bei mucken von 8-12 stunden hatte ich bis zum letzten ton noch dampf ohne ende.
es sieht zwar doof aus, wenn man seinen eigenen stuhl mitbringt,
aber das juckt mich nicht, denn das ergebnis stimmt.
man sitzt einfach nur gerade drauf. mehr nicht.
oft gesehener fehler bei weiblichen saxophonistinnen:
beine übereinander schlagen. geht meiner meinung nach gar nicht.
da klingt das sax nach wimmerholz.
zieht euch hosen an oder legt euch ein eurostück zwischen die knie.
das dann nicht runterfallen darf, während ihr musik macht.
bei einhaltung dieser empfehlungen,
habt ihr mit sicherheit 20-30% mehr dampf und volumen in eurem sound.
einatmen ist eine sache - ausatmen und ins horn blasen eine andere.
jetzt zum (für mich) wichtigsten teil - nein, nicht das mundstück.
die STÜTZE. (sorry, hab keine andere bezeichnung dafür )
die stütze ist kein holzbalken oder eine metallkrücke,
sondern das zwerchfell.
sitzt hinter dem (bei männern oft nicht mehr vorhandenen)sixpack.
damit könnt ihr den druck auf den ton regulieren.
wenn bei tiefen tönen die luft zu schnell weg ist,
wird in den meisten fällen nur über die lunge gespielt.
daher hat man keine kontrolle über den luftfluss beim spielen.
oder aber das blatt ist zu stark.
die stütze ist aber bei allen tönen wichtig.
all die empfehlungen oben haben nur ein ziel:
die stütze muss frei in aktion treten können.
wer es noch nicht ausprobiert hat, wie die stütze funktioniert:
haltet mal mit der linken hand ein G aus-
dann mit der rechten flachen hand (daumen am bauchnabel)
kräftig auf den bauch drücken.
nicht waagrecht, sondern mehr nach oben.
wie hört sich das ergebnis an? besser, denk ich - oder?
der ton bekommt eine bessere klangfarbe bei erheblich weniger kraftaufwand.
das gilt es zu trainieren. bauchmuskulatur in bewegung bringen, anspannen.
dann könnt ihr auch die tiefen töne lange halten.
wenn ich bei vereinen/big bands an wochenendproben die saxophone coache,
hab ich immer mehrere wärmflaschen dabei (neu natürlich).
den wimmerhölzern drücke ich dann so eine flasche in die hand.
die sollen sie dann aufblasen. nicht ganz oder bis zum platzen, nein.
nur so weit, bis sie über die spannung der flasche wegkommen.
meist schaffen sie es, wenn ich ihnen dann die stütze gebe.
dann merken sie welche muskeln sie wie anspannen müssen,
um druck aufs horn und auf den ton zu geben.
bei vielen hats geholfen.
zuletzt das mundstück.
ich bevorzuge eine weite offene bahn mit leichtem blatt,
denn ich möchte meine kraft nicht damit vergeuden,
nur das blatt bei tiefen tönen zum schwingen zu bringen,
sondern die kanne soll strahlen, ich forme den ton, ich bin der boss.
wenn ich hier im forum von blattstärken ab 3,5 aufwärts lese,
und dann die luft plötzlich bei tiefen tönen schnell weg ist,
wundert es mich nicht, wenn atemnot angesagt ist
oder die töne nicht so kommen und bleiben wie sie sollen.
@bloozer
war das ok so, oder noch zuviel von oben herab?
lg
gordon