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THEMA: mehr Zeit fürs Saxophon ?....

Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 00:35 #70748

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Ui, amerikanisch sollte es nicht wirken. Es ist durchaus ironisch-witzig gemeint. Ich meine, dass wir da einen Riesenberg an Lösungen stemmen müssen, um zu einer Demokratie zu gelangen, wie sie mir vorschwebt.

Am Installieren bin ich jeden Tag am dran sein am tun.

Nun zu den individualpsychologischen Hüten. Es entspringt durchaus meiner Ideologie, dass meine Stimme mein entscheidendes Organ ist. Ich bin Musiker und habe auf der Bühne die Möglichkeit, hunderte (wennse man immer kämen) von Menschen auf einmal anzusprechen. Das ist ein Vervielfätltigungsfaktor. Nun ist es so, dass alles, was vervielfältigt wird, Gefahr läuft, an Wert zu verlieren. Damit kann ich leben und kann sogar davon leben.

Ich bin mir trotzdem bewußt, dass das Liebeslied, dass ich für meine Freundin geschrieben habe und ihr leise ins Ohr singe, einen anderen Wert hat, als der Lovesong, den ich auf der Bühne singe. Will ich viele Menschen erreichen, so benutze ich Mikrophon und Verstärker. Und spätestens da tritt ein Qualitätssprung auf, den ich bedenkenswert finde.

Mit meiner Freundin bin ich intim und reagiere auf feinste Stimmungsunterschiede. Vor einem überschaubaren Publikum ist es mir möglich, die Stimmung zu erfassen, höre auch noch einen Ruf aus der letzten Reihe. In dem Moment aber, wo ich mich verstärke, mein Sprachorgan künstlich erweitere, nehme ich in den Abbruch der Interaktion mit dem Publikum in Kauf. Gehör und Sehvermögen sind da aufeinander abgestimmt, will heißen, ab einer bestimmten Größe des Saales kann ich Reaktionen weder hören noch sehen.

Diese Grenze ist meine menschliche Grenze und wenn ich diese künstlich erweitere, möchte ich mir über die Auswirkungen im Klaren sein. Was wird aus dem intimen Liebeslied? Millionenfach verkauft, verkaufe ich meine Liebe womöglich gleich mit. Stopp, muss nicht sein, will nur den Unterschied klar machen.

Der Wert eines Gegenstandes steht immer in Abhängigkeit zu seiner Masse. Diamonts are the girl best friends und früher wurde den rheinischen Handwerksbetrieben verboten, ihren Gesellen mehr als dreimal in der Woche Lachs zu servieren. Den gabs im Übermaß.

Auch wenn ein pfiffiger Kuss nun ein Gegenbeispiel findet, so wird keiner an der grundsätzlichen Tendenz dieser Aussage zweifeln. Das ist ein wichtiger Ansatz in meiner Philosophie.

Der Revolutionsführer nimmt neben dem Regierungssitz gleichzeitig die Rundfunkstation ein, das Zentrum der Vervielfältigung. Clever gedacht und doch: wenn er nicht Rückhalt in der Bevölkerung hat, wird er scheitern. Seine Parolen, wieder und wieder jede Stunde verbreitet, werden zu wertlosen Hülsen und es wird ihm nichts bleiben, als sein Anliegen mit Gewalt durchzusetzen. In der Regel braucht er ein ähnliches Potential an Gewalt wie das des gestürzten Diktators vor ihm.

Ich bin nun nicht der wilde Starke, der mit Gewalt andere bekehren will (-:bekehren ja, aber eher mit Ausdauer und Lust) und ich glaube eben nicht an die Kraft der Vervielfältigung, halte sie für relativ wertlos gegenüber dem persönlichen Kontakt. Vielleicht ist es banaler Weise einfach umgekehrt proportional: ein einstündiges Gespräch mit einer Person entspricht dem Wert einer einminütigen Predigt vor sechszig Leuten. Spreche ich in Rundfunk und Fernsehen, kommt oben beschriebenes Phänomen dazu, das ich keine Interaktion mehr habe und womöglich völlig an allen vorbei rede. Das macht die Sache noch schlimmer.

Meinung wächst ganz langsam und das Wissen stellt sich innerhalb der Gesellschaft auch sehr langsam um und ich weiß nicht, wo es effektiver ist, meine so genialen Gesellschaftsmodelle an die Frau zu bringen, ob im Einzelgespräch oder über die Medien. Deshalb klingt mein Geschreibsel für dich individualpsychiologisch. Für mich ist das ein Lob, weil es in den Grenzen des Menschen denkt.

Im Umkehrschluss ist die Intelligenz der Masse ein ungeheures Phänomen. Ranga Yoghurtschwar oder wie auch immer hat dieses tolle Experiment gemacht und auf dem Wallraffplatz vor dem WDR einen großen Glaszylinder mit 40.000 Murmeln hingestellt. Jeder sollte nun raten, wieviele Murmeln das nun seien. Und obwohl die Ergebnisse von 500 bis zu 1.000.000 gingen, kam der Durchschnitt aller Schätzungen bis auf ein paar 100 Murmeln an das Ergebnis heran. Die Masse ist klug, die Masse ist langsam und eine schnelle Beeinflussung vieler sehe ich nicht, höchstens unter falscher Prämisse, mit Gewalt und mit verheerender Wirkung.

Aber die Masse ist noch etwas: sie ist nie extrem. Und das sollte denen zu denken geben, die meinen, Anarchie wäre ein chaotischer Zustand. Anarchie ist ähnlich wie wirkliche Demokratie ein Zustand, der für das Individuum wesentlich mehr Verantwortung, aber auch mehr Selbstverwirklichung bedeutet. Die Sache ist zwar noch nicht reif, aber wie du liest:

bin immer dran am Installieren tun, pü
Letzte Änderung: 19 Feb 2009 00:38 von pue.
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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 08:50 #70752

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Aber die Masse ist noch etwas: sie ist nie extrem.
Die unbeeinflusste Masse nicht, die beeinflusste schon. Da gibts in der Vergangenheit einige ganz üble Beispiele. Das schreibst du ja selbst.
Und wenn die Masse was entscheidet, wer beurteilt dann, ob die Masse beeinflusst war? Wer darf dann sagen, "Nö, den totalen Krieg machen wir jetzt nicht, auch wenn die Mehrheit das will"?

Basisdemokratie geht davon aus, dass 50 Millionen Laien eher recht haben als 10 Experten. Ob das immer stimmt, weiß ich nicht.
Beim Murmeln zählen vielleicht schon, aber wer kann die globalen Folgen von einem halben Prozent Leitzinssenkung wirklich vorhersehen?

Um im Murmelbeispiel zu bleiben: Frage ich tausend Leute und berechne den Mittelwert, oder suche ich mir lieber einen, der gut zählen kann und lasse den dann den genauen Wert bestimmen? Letzteres ist unsere Art von Demokratie.

Und auch hier kann jeder mitmachen, indem er sich zB für den Gemeinderat aufstellen lässst. Es muss ja nicht immer gleich der Bundestag sein.
Remember Joe Cocker
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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 10:04 #70755

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Ganz recht, aber ich schätze die Masse, sagen wir mal, uns, als intelligent genug ein, die richtigen Expertengruppen zusammen zu stellen. Und damit meine ich nicht die sechs Weisen, sondern Gruppen, die sich auch aus kontroversen Interessensgebieten zusammensetzen.
Die müssen die Sache dann aus- und hinterleuchten uns und das Ergebnis vorstellen. Dazu müssen sie gar nicht einer Meinung sein, die können wir uns dann selber bilden.

Unser politischer Apparat ist schon recht komplex und ich denke befürchte, dass ein volldemokratischer nicht weniger komplex wird. Wir können gerade als mündiges Volk den Apparat schließlich gestalten, wie wir wollen.

Dazu noch ein Wort zu den Einzelfällen. Wenn wir alle die 'virtuelle Krone' anhaben, ist unser direktes Umfeld, Nachbar, unser Viertel, unsere Dorf, die Stadt das politische Feld, das wir direkt beeinflussen und gestalten. Ist ja unsere Aufgabe. Die individuelle Lebensweise gilt es zu schützen. Das Individuum ist das höchste Gremium im Staat.

Ich lese gerade in einem Buch von Bruce H. Lipton über intelligente Zellen. Er schreibt über die Einzeller, die 2,75 Milliarden Jahre die Erde bevölkerten. erst vor 0,75 Milliarden Jahren taten die sich zusammen zu kleinen Gruppen von zehn bis ein paar hundert Zellen. Der evolutionäre Vorteil der Gruppenbildung lies diese "Zellkolonien" rasch wachsen zu Lebewesen mit billionen sozial interaktiven Zellen. Die Zellen haben sich spezialisiert und können zum Auge oder zum großen Zeh werden, aber es sind immer noch einzelne Zellen. Und diese sind in der Lage, sich als Gesamtkörper zu organisieren. Ohne dass wir dazu Entscheidungen treffen oder großartig tätig werden müssen. Wir als 'Regierung' unseres Körpers haben nicht wirklich viel zu sagen und haben nur sehr bedingt Einfluß darauf, wie eine Wunde verheilt oder wann uns die Puste ausgeht. Und erstaunlich: die Zellen haben sich selbst organisiert.

Das erinnert mich stark an die 'jüngste' Vergangenheit der Menschen, als sie noch Nomaden waren und in kleinen Kolonien durch die Gegend zogen, um sich dann in den verschiedenen Hochkulturen zu spezialisieren. Die Angelegenheit ist fraktal. Und so denke ich ins Große wie ins Kleine und lerne, Vertrauen in die Natur zu entwickeln. So, wie wir am besten auf die Zeichen unseres Körpers hören, sollte der gesamte Volkskörper auf seine Individuen hören.

Im zeitlichen Vergleich mit Ein- und Mehrzellern sind unsere Hochkulturen ja ungeheuer jung. Wir fangen gerade an, uns zu sortieren und herauszubekommen, wie wir uns selbst organisieren können.
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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 16:15 #70762

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pue (ne, puh!), jetzt habe ich heute so wenig Zeit und gerade sind doch schon so viele interessante Dinge angesprochen worden, dass man -- um Konsistenz zu erlangen, mindestens mehrere miteinander verknüpfen sollte. Ob mir dazu die Zeit reicht?

Zuerst zu "der Masse." Außer in physikalischen Gleichungen sehe ich keine Masse. Ich kenne mich als "ich", die Familie, bei Namen, den Freundeskreis, jeden Einzelnen und am Rande eine Menge Bekannte, wie zum Beispiel dich und auch alle anderen hier im Forum. Aber das sind keine Masse. Dagegen würde sich schließlich jeder verwehren. Zu Recht. Da ist also immer ein "Jemand" und die Vorstellung, dass da "Draußen" eine graue Masse grauer Ungestalten herumgeistert hat doch etwas Bedrückendes. Womöglich lauert da noch mehr: ein pöbelnder Mob, den man sich ähnlich randalierenden Betrunkenen nach einem verlorenen Fußballspiel vorzustellen hat, und der nach promillreichem Gelage durch die Straßen weht, die Seitenspiegel der Autos wegtritt oder wehrlose Menschen zusammenschlägt.

Aber dann hat "man" einen erwischt und siehe da, wieder gibt es keine Masse. Jedenfalls nix graues, waberndes. Nichts, das Nivelliert und nichts, das eines Extrems fähig wäre.

Doch ich spüre sehr genau, wenn ich vor einer meiner Klassen stehe, wie sich eine Gruppe zu einem "Etwas" zusammenbraut, wie auf einmal Bindung entsteht, wo vorher nur lose Individuen an den Tischen saßen. Und ich spüre, wie sich meine Stimmung überträgt, fast meine ich zu wissen, ob ich sie (jeden Einzelnen) mit einem besseren Gefühl aus dem "Verbund" herauslasse als sie etwa einzeln eingetreten sind. Also gibt es "etwas", das man in diesem Kontext als "Masse" dingfest machen kann.

Daher zwingt sich die Idee auf, dass es zwar a) keine Masse gibt, aber b) doch, sofern sie jemand organisiert.

Das erste Masse-Organisieren scheint nicht angeboren, vielmehr haben Schulkinder in den ersten Schuljahren keine Tendenz, einem Leithammel zu folgen, sind dann aber nach ein, zwei Jahren in der Lage genau dies zu tun und machen sogar fast reflexartig im Laufe der Zeit fast nur noch, was andere ihnen sagen. Zuhause die Eltern, dort die Lehrer, später die Vorgesetzten oder andere "Autoritäten" wie Ärzte, Religionsführer oder Politiker. Die Vorstellung ganz ohne auszukommen, würde bei den meisten Menschen Unbehagen auslösen. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum es Politiker noch immer gibt.

Das anerzogene Naturgesetz, keine Eigenverantwortung tragen zu können, zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben des so genannten zivilisierten Menschen: wir haben jemanden, der/die uns Essen in die Regale stellt, der die uns Textilien näht und ein Haus zu wohnen gibt. Klar, bezahlen wir das mit unserem Geld, das wir wiederum auf unserem Kompetenzsektor erwirtschafteten, aber hin und wieder darf man auch einmal eine unbequeme Frage stellen: würden wir unser Fleisch selbst von der Weide holen, wenn es ab Morgen keine Wurst mehr im Supermarktregal gäbe?

Würden wir eigenverantwortlicher mit unserer Gesundheit umgehen, wenn wir ab Morgen keiner Krankenkasse mehr angehören würden? Oder: wie gestaltete sich unser Leben, wenn wir für Morgen keine Vorsorge mehr treffen dürften? Ich stelle mir sogar vor, dass alles Ersparte ähnlich eines Handy-Prepaid-Guthabens nach anderthalb Jahren aufgebraucht sein muss, ansonsten verfällt. Das muss doch ökononisch wahnsinnige Konsequenzen nach sich ziehen (hihi das nennt man dann Senkung des Leitzins, oder?) Endlich würde nur das produziert, was auch gebraucht wird, es wäre viel schwieriger Bedürfnisse bei Menschen zu wecken, die sie bis dato de facto nie hatten.

Die Idee einer intelligenten Masse finde ich zu beruhigend. Das klingt, als würde man jede Kreativität und Genialität aus Angst vor Willkür und Gewalt lieber zu einer wabernden Plumperquatsch-Urzelle-sie-weiß-schon-was-sie-tut-denn- sie-hat -gespeichert-speichert-speichert-jahrmillionenalte-Überlebenstrategien aufgeben. Nein, zu einer Entwicklung gehört nicht nur die qualitativ breite Evolution sondern auch das sprunghaft revolutionäre, somit auch Gewalt und Verbrechen. Auch das hat die "Masse-Zelle" gespeichert, denn sie ist nicht dumm, sie beschneidet sich nicht ihrer Bandbreite, indem sie die Extreme aufgibt.

Soweit mein erster Ein- und Auswurf, ich habe heute leider nicht viel Zeit, aber das ist ja auch schon etwas :-)

LG, wallenstein
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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 17:04 #70763

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Ich stelle zwei Dinge gegenüber: die Zelle und den Zellverbund. Individuum und Volk (in welchen Grenzen auch immer).

Größtmöglicher Freiheitsgrad für das Individuum und entsprechend größtmögliche Selbstverwirklichung, bis ins Extrem, warum nicht?

Dazu gehört für mich eine politische Landschaft, die ich mitbestimme. Demokratie, Herrschaft des Volkes. Die Indiviuen bestimmen des Volkes Geschick. Wenn die Masse der Einzelnen, seien diese auch extrem wie sie wollen, etwas beschließt, wird der Beschluss selbst nicht extrem sein. Die Einzelfälle verschwinden im statistischen Durchschnitt.

Daraus abzuleiten, ich propagiere damit das durchschnittliche Leben ohne Extreme, ist ein unerlaubter Kreisschluss. Das wollte ich damit nicht aussagen. Das Volk als Gesamtes darf sich nicht in Extreme bewegen. Je extremer, sprich lebendiger die Einzelnen sind, desto besser der (Kreis)Lauf der Dinge.

Vielleicht mache ich es anders herum klar: das extreme Individuum ist durchaus in der Lage, ein Volk ins Verderben zu führen. Und wenn ich die Großen der Welt, die meine Kinder immer noch in Geschichte lernen müssen, anschaue, werd ich nicht müde, zu sagen, dass es etwas besseres geben müsse, als einzelne Führer.

Gut, das haben schon andere vor mir erkannt und meinten es ja auch gut mit dem kleinen Pflänzchen der Demokratie. Wir haben den Kaiser ausgetauscht und uns nun einen Präsidenten, einen Vorsitzenden geholt, den wir alle vier Jahre wählen. Wir haben nur vergessen, die Pyramide der Hierarchie umzudrehen. Meine Tochter spricht nun auch schon ganz merkwürdig von unser Bundeskanzlerin. Ich sag ihr dann, Moment, das ist doch die, die gar nichts zu sagen hat.

Nach meiner Vorstellung müsste eine demokratische Pyramide so aussehen:
Oben stehen wir (war in dem netten Filmchen doch die Sache mit den Kronen für alle auf dem Münchner Hauptbahnhof), also das Teutsche Volk, darunter kommen tausende von Nachbarschaftsräten, Viertelvertreter, Betriebsräte etc. Weiter drunter dann die Stadtvertreter - Landesvertreter, na, ganz ähnlich wie heutzutage, nur eben in der Macht wirklich umgedreht. Und wenn wir dann noch Präsident und Kanzlerin haben, dann hätten die de facto Nichts zu sagen.

Wenn eine solche Struktur nur annähernd erreicht würde, dann wäre ich geneigt, von Demokratie zu sprechen. Und bevor die große Kritik darüber ausbricht und ihr mich zusch...t mit Argumenten, warum das so gar nicht gehen kann, bitte ich euch, inne zu halten und zu fühlen, ob es nicht eine Instanz in eurem Körper gibt, die sagt, ich versuch mal, es so herum zu sehen.

Neue Gedanken sind schwer zu denken und Gegenargumente schnell gefunden. Aber all die greulichen Bilder, wallenstein, die du in deinem Beitrag aufführst (zB. der pöbelnde Mop), stammen ja nicht aus meiner Welt, sondern aus der vergangenen.

Ich kann beilaibe genügend Argumente dafür finden, warum unsere Demokratie schon ganz und gar nicht geht.

Also tut mir den Gefallen, und dreht die Pyramide mal um. Nur mal sehen, wie sichs anfühlt.

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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 18:43 #70766

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@ pue,

Deine Ausführungen sind wirklich sehr interessant, aber ich möchte Dich trotzdem auf zwei wesentliche Dinge aufmerksam machen, die Du als Vorrausetzngen für Deine Überlegungen nennst und mir nicht richtig erscheinen.

Zum einen ist da:
und ich glaube eben nicht an die Kraft der Vervielfältigung, halte sie für relativ wertlos gegenüber dem persönlichen Kontakt.

Wenn dem wirklich so wäre, würde kein Margarine oder was auch immer Hersteller, Millionen in die Werbung mehr investieren.
Die Kraft der Vervielfältigung ist messbar und imens.

Zum zweiten:
Im Umkehrschluss ist die Intelligenz der Masse ein ungeheures Phänomen. Ranga Yoghurtschwar oder wie auch immer hat dieses tolle Experiment gemacht und auf dem Wallraffplatz vor dem WDR einen großen Glaszylinder mit 40.000 Murmeln hingestellt. Jeder sollte nun raten, wieviele Murmeln das nun seien. Und obwohl die Ergebnisse von 500 bis zu 1.000.000 gingen, kam der Durchschnitt aller Schätzungen bis auf ein paar 100 Murmeln an das Ergebnis heran. Die Masse ist klug....

Vor Jahren wurde immer wieder ein Experiment mit Hühnern gemacht und über das Ergebnis gestaunt.
Mensch lege 500 Weizenkörner auf einen Haufen auf die Erde und daneben einen Haufen von 510 Weizenkörnern.
Jedes Huhn läuft zuerst zu dem Haufen mit den 510 Körnern.
Damals (es muss etwa 30Jahre her sein, dass ich davon las und es selbst mit Hühnern ausprobiert habe) wusste man noch nicht genau wie die Hühner so schnell die unterschiedlichen Mengen abschätzen können. Vielleicht ist das nun schon fertig erforscht, keine Ahnung, hab ich nicht weiter verfolgt, aber ich bezweifle, dass die Ergebnisse etwas mit der herausragenden Intelligenz von Hühnern zu tun hat.

Ich bin mir nicht ganz klar darüber, inwieweit oder wie stark diese beiden von mir genannten Punkte, das Fortschreiten Deiner weiteren Überlegungen bedingen, aber bitte noch einmal einen Schritt zurück, um nicht von falschen Voraussetzungen für Deine Ideen auzugehen.

Gruß
Geli

PS: Warum eigentlich ein bedingungsloses Grundeinkommen? Das Geld ist doch sowieso bald abgeschafft, wenn die Banken schon keins mehr haben, werden wir diesen Ärger mit der Kohle hoffentlich auch bald lossein. ;-)
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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 20:02 #70769

  • pue
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Das Geld ist doch sowieso bald abgeschafft, wenn die Banken schon keins mehr haben, werden wir diesen Ärger mit der Kohle hoffentlich auch bald los sein.

In der Tat eine verlockende Tatsache.

Zum Sinn oder der Kraft der Vervielfältigung. Ich habe meine persönliche Philosophie erklärt und dazu gehört die Einschätzung des Wertes einer Sache. Die Maragarine selbst, also die Sache, ist dadurch nicht wertvoller geworden, dass sie jeden Abend im Fernsehen kommt. Sie wird häufiger verkauft und der Hersteller bekommt mehr Geld. Kein mündiges Volk wird ihm glauben, dass seine Margarine wertvoller sei als eine andere. Wir greifen im Supermarkt trotzdem zu der optisch uns bekannten. Wir sind manipuliert worden. Das ist ein anderer Aspekt, gehört aber zum Thema (zB. Besetzung der Rundfunkstationen, s.o.).

Das mit den Hühnern ist sehr interessant. Mal schaun, ob ich etwas dazu finde. Danke.

erstmal zwei drei Links zur kollektiven Intelligenz:

de.wikipedia.org/wiki/Kollektive_Intelligenz
de.wikipedia.org/wiki/Die_Weisheit_der_Vielen
de.wikipedia.org/wiki/Francis_Galton#Intelligenz_der_Masse
www.kubitz.net/projekte/das-wissen-der-masse/

PS.:zu den Hühnern aus www.tomdoch.de/work/newsletter/archiv/05_05_27_01.html
Um den Effekt zu ergründen, ließen Biopsychologen um Bettina Diekmap von der Ruhr-Universität Bochum Tauben und Hühner gleichmäßig vor ihnen verteilte Körner picken. Die Tiere waren bei dem Versuch in der Mitte der Auswahlfläche fixiert. Beide Vogelarten entschieden sich häufiger für Körner zu ihrer Linken und ignorierten die zu ihrer Rechten - sie zeigen also genau wie Menschen den Pseudoneglekt.
Hoffentlich lagen die Haufen mit den 510 Körnern nicht links von ihnen, hehe.
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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 21:28 #70770

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Wie vorausschauend, dass Du das Augenzwinkern, beim zitieren gleich weggelassen hast:) denn eigentlich meine ich das durchaus ernst.

Wenn schon Utopie, warum sich mit mind. 1500Euro für jeden zufrieden geben?
Warum nicht gleich mal an Wohlstand und Arbeit für alle die es wollen, denken?

Es gibt in der BRD kein Geld mehr.
Alle arbeiten erstmal so weiter wie gewohnt. Die Arbeitslosen gehen an einen ihren Fähigkeiten angemessenen Arbeitsplatz und entlasten die dortige Belegschaft.
Alle Gewinne, die durch Verkäufe ins Ausland erzielt werden, bekommt die Regierung, um dafür Rohstoffe, Reis und Tabak;-) zu kaufen. Verwaltet wird das ganze von den Leuten die das gut können und jetzt keinen Arbeitsplatz mehr haben, weil überflüssig. Z.B. Bankangestellte, Steuerberater und Finanzbeamte, Gewerkschafter und Mitarbeiter der Arbeitsämter u.s.w.

Der Besitzstand wird erstmal eingefroren, bis auch der Letzte der bisher noch kein Saxophon hatte und gerne eins möchte, sich eins aus dem Laden geholt hat. Erst dann gibts wieder Zweit- und Drittsaxophone.
Das gilt natürlich für alle Verbrauchsgüter.

Natürlich werden dann die bisher Superduperhyperverdienenden das Land verlassen und ihrer Kohle nach Lichtenstein und in die Schweiz folgen.
Na und soll sie doch, wer braucht die denn? Was haben die für Fähigkeiten, die nicht zu ersetzen sind?

Naja, erstmal genug Utopie für einen kurzen Abend. Bei genauer Betrachtung und Vertiefung wäre das sicher praktisch durchführbar, wenn....

ja wenn da nicht diese menschlichen Faktoren namens Gier und Macht wären.

Schade eigentlich

Gruß
Geli
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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 19 Feb 2009 22:02 #70773

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Wie vorausschauend, dass Du das Augenzwinkern, beim zitieren gleich weggelassen hast denn eigentlich meine ich das durchaus ernst.

Schau, man kann die Kleinen nicht kopierpasteln.
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Aw: mehr Zeit fürs Saxophon ?.... 20 Feb 2009 12:02 #70795

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Natürlich werden dann die bisher Superduperhyperverdienenden das Land verlassen und ihrer Kohle nach Lichtenstein und in die Schweiz folgen.

Wenn es denn das Grundeinkommen gibt, dann werden sie ganz schnell wieder nach Deutschland kommen, ein z. B. Müllermilch etc. wird sich doch die Kohle nicht entgehen lassen.

Allerdings werden sie dann einmal die Woche wieder ins Ausland fliegen oder fahren - zum Einkaufen - denn hier den hohen MWSt Satz zu zahlen, das ist doch nicht einzusehen.
Das würden auch sicherlich alle anderen machen, die in der Nähe einer Grenze wohnen. Hier in Deutschland kassieren und im Ausland sparen.

Dann brauchen wir ganz schnell die beschäftigungslosen Finanzbeamten wieder als Grenzkontrolleure.

Die Idee des Grundeinkommens kenne ich übrigens von einem Herrn Götz Werner, seines Zeichens DM Drogeriemarkt Gründer. Von einer Frau Wiest hatte ich bislang in diesem zusammenhang noch nichts gehört.

Prinzipiell finde ich diese Idee ja auch klasse und eigentlich vernünftig!

In diesem Zusammenhang noch ein paar Gedanken:

Ist Hartz IV und andere Subventionen nicht eigentlich gegen das Grundgesetz, wo alle vor dem Gesetz gleich sind? Also müsste doch jeder einen Ansprüch auf Geld vom Staat haben?

Die meisten Subventionen, z. B. Agrar ect. pp. werden von der EU verteilt. Ergo sind sie von der Regierung der BRD auch nicht abzuschaffen und per Grundeinkommen zu verteilen.

Durch die Einführung von Hartz IV wurde der Druck auf die Arbeitslosen erhöht und gleichzeitig die Möglichkeit geschaffen, das Niveau der Entlohnung zu senken. Dadurch war es erst möglich Billigjobs auszubauen. Würde das von interessierten Kreisen so ohne weiteres wieder aufgegeben werden?

Durch die Automatisierung sind viele Jobs weggefallen. Die Masse an ungelernten Jobbern wird einfach nicht mehr gebraucht. Irgendwie muss man die aber auch weiter durchfüttern......

Ist das Grundeinkommen eine demokratische Beteiligung aller an der Deutschland AG oder ist es eher das alte Modell "Brot und Spiele" aus dem alten Rom?

;-)
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