*hmm* solche fragen hab ich mir verlagskaufvrouw auch immer mal wieder gestellt. sorry, aber die frage nach der sinnhaftigkeit, der käuflichkeit und dem engagement stellt sich nicht nur künstlern (des saxophons, specksteins, der leinwand, des eisens ....), sondern allen menschen, sofern sie nicht stumpf durch ihren alltag wackeln .

hier sind ja die saxophonisten unterwegs, die ihr eigenes herzeleid zu diesen fragen zur genüge kennen. daneben mag meine welt des schnöden mammons ziemlich blöd wirken, aber die auswirkungen unterscheiden sich kaum: bleib ich mir immerzu treu, dann hab ich große not zu überleben, gehe ich kompromisse ein, komme ich zurecht, schleim ich mich durch, lande ich beim doc ... so wirklich fein ist es wohl für diejenigen, die selbständig berühmt werden, aber die sind selten

es sind da wohl wenige nischen und die kommerzialisierung auf den mainstream schafft hoffentlich auch bedarf nach anderem ....

im verlagswesen gibt es manchmal diese nischen und ich weiß von meinem bruder, dass das auch für die musik gilt, aber hier ebensosehr exquisit

eigentlich find ich"s ziemlich unfair, dass künstler aller art immer so anders bewertet werden, als der rest der welt, der sich in diesen welten des ausgearbeiteten kapitalismus zurechtfinden muss - die regeln sind dieselben

lieber gruß
nadja

Die Seele verkaufen, bedeutet für mich nicht, Kompromisse einzugehen, ein Stück zu spielen, was man nicht mag oder mit dem Manager zu schlafen. Das ist Handwerk und gehört zum alltäglichen Umgang.

Die Seele ist dein Ganzes. Es geht um die Stars, um diejenigen, die ihr Gesicht, ihren Körper, ihren Aufenthaltsort, ihr Leben vermarkten, vervielfältigen, ihre Innerstes verkaufen. Gerade die, die ihre Nische, ihre Individualität erfolgreich kommerzialisieren, gehen kaputt an ihrem eigenen Ausverkauf.

Mir geht es um genau diesen Widerspruch. Mir geht es um all die gescheiterten Virtuosen, die keinen Weg fanden, ihren Erfolg mit einem selbstbestimmten Leben zu vereinbaren, all die Drogensüchtigen und kaputten Genialen, um die ich trauere.

Künstler oder verkaufte Seele heißt nicht:
selbstbestimmte Arbeit oder Prostutition (die Handwerksdiskussion bei Bäcker oder Verlagsvrouw),
sondern
Prostutition oder Aufgabe(Handwerk oder Ausverkauf deines Selbst)

Ich will kein Schreckensbild entwickeln und doch möchte ich aufzeigen, dass gerade diejenigen, die ihre Eigenart gut verkaufen können, Gefahr laufen, sich selbst zu vernichten.

Moin Moin,

@ vrouw: Künstler werden wohl solange anders gesehen, wie bei Ottonormalverbraucher nicht gesehen wird, das auch das Arbeit ist. Kunst kann viel Freiheit geben, nur ist der Preis dafür oft sehr hoch... Geht los mit diesen Sprüchen wie: Hast Du auch was Richtiges gelernt?

@ pue: Die "Zwangsläufigkeit" die Du da siehst, ist meines Erachtens nach aber Produkt unserer Zeit.
Zumindest die Potenzierung dessen.... Und warum stürtzen Künstler wie auch andere Menschen ab?
Sei es durch Drogern oder anderes.

Autsch..... merke grad wie meine Gedanken sich verflüchtigen, is doch noch zu Früh, so um 6 Uhr Morgens und erst einen Kaffee im Kopp ^^
Ich schreib heut Nachmittag mal weiter

Gruss
Waldi

Der war gut, haha.....

Ich weiß nicht ob @prinzipal das gemeint hat mit seinem Thema. Ob Leute wie Robbie Williams ihre Seele verkaufen. Lässt sich auch nicht allgemein beantworten. Für Erfolg oder Misserfolg gilt doch das Gleiche, die einen können damit umgehen, die anderen nicht. Verwäscht der Rausch des Erfolges alle Grenzen oder bleibt die nötige Distanz. Akzeptiert man seine Möglichkeiten/Fähigkeiten oder droht der Sturz in die Depression.

Zumindest was den Umgang mit Erfolg betrifft müssen wir uns als Saxophonisten sicher nicht sooo den Kopf zerbrechen. :-D

Liebe Grüße

Chris

Persönlich betrifft es vielleicht die Wenigsten, doch schadet es nicht, sich mit dem Thema zu befassen. Es liegt sicherlich an der Stärke des Einzelnen, wie Erfolg verkraftet wird, ich will trotzdem aufzeigen, welche Mechanismen meiner Meinung hinter der Problemantik stehen.


Der Absturz der Künstler ist ein Produkt ihrer Vervielfältigung. Ein Ergebnis von Verfielfältigung ist Abwertung, Inflation. Die Ware Künstler, tausendfach kopiert, verliert ihre Persönlichkeit.

Jeder Mensch kann mit seinen natürlichen Grenzen gut umgehen. Die Grenzen sind ihm gesetzt z.B. durch die Lautstärke seiner Stimme oder die Hörweite seiner Ohren. Singe ich also in einem großen Raum, so dass der letzte Zuhörer mich noch hört, so bin ich auch in der Lage, die Reaktion dieses Zuhöhrers mitzubekommen.

Durch den Gebrauch von Verstärkern (bitte nicht gleich schimpfen, das hier ist keine Kritik an jemandem, sondern ein abstraktes Gedankengerüst; ich selbst benutze auch Verstärker) verlängere ich nun ein Organ meiner selbst, ohne die anderen daran anpassen zu können. Will heißen: ich werde auch noch in einer großen Halle verstanden, mir ist es aber genommen, die Zuschauerreaktion der hinteren Reuhen zu erfassen. Das ist ein erster Schritt zu Vervielfältigung meiner selbst.

Das ist sicher kein besonders schlimmer Vorgang, ich skizziere ihn nur, weil es ein Anfang in einer ganzen Reihe weiterer Entfremdungen darstellt, sei es durch Videowand, Liveübertragung, über den weltweiten CD-Verkauf bis zum letzten Ausverkauf der übriggebliebenen Hülle des ehemaligen Künstlers.

Der Künstler, der sich in diese Maschinerie begibt, wird verkauft, ausgeweidet und entwertet sich selbst.

Ein ins Ohr seiner Geliebten gehauchter Liebesschwur ist sicherlich eine der wertvollsten Gaben. Er wird gehaucht, leise und zart, und ist nur für ein Ohr bestimmt. Eine leise Ballade für die Liebste, beim Kerzenschein zur Gitarre gesungen, ist immer noch überaus wertvoll. Wird die gleiche Ballade auf der Bühne gesungen, so ist das für die Angebetete sicher immer noch Grund zur Freude, wird aber nicht mehr die Kraft der Intimität haben. Auch ist der Geliebten nun die Interaktion mit dem Künstler genommen, steht er doch auf der Bühne und Hunderte fühlen sich durch das Liebeslied angesprochen. Spätestens, wenn "I love you, yeah yeah yeah... " in jedem Supermarkt dudelt, ist das Ding tot, oder sagen wir, die Kunst in dem Ding ist tot. Und ähnlichen Schwierigkeiten ist der Künstler ausgesetzt, vorausgesetzt er hat sich mit seinem Produkt ordentlich identifiziert.

Die Seele verkauft gerade der Künstler, der sich selbst spielt. Die ,die nur ein Produkt Musik herstellen, können sicher besser damit leben.

Ich sehe diese Problematik weniger im Programm, das man spielt, als im Verhalten des Musikers.Es gibt welche, die machen ihren Job so gut wie möglich und fertig...Dann gibt es welche, die schleimen sich beim Publikum an und drücken das in ihrer ganzen Art aus. Die sind- und da sind wir wir wieder bei der Präsenz- nicht bei sich, sondern gefangen im Wunsch, zu gefallen.Ziemlich würdelos.
Und dann gibt es noch die Sache" ey, kannst Du auch summertime
(ersatzweise ipanema, take5 etc.) Da unterscheide ich , ob das das ein netter Mensch ist, der zb. mit dem Stück was Angenehmes verbindet
(wenn seine Freundin ihn dabei anstrahlt,weiss ich, die Nummer hat was mit deren Geschichte zu tun) dann mach ich das auch. Es gibt aber auch den mit Scheinen wedelnden Grosskotz, der nur demonstrieren möchte,dass alles, auch der Sklave davorne mit der Trompete oder wie auch immer das Teil heisst, nach seiner Pfeife tanzt.
Das mach ich nicht. Wenn so jemand auf mich zukommt, schüttel ich schon den Kopf, bevor er anfängt zu reden. Einmal hab ich so jemanden zu seiner Gattin sagen hören-und zwar ganz beleidigt-
"der kennt das Stück,der will nur nicht"
Das war schön!

Moin!

Beispiel:
HWP muss professioneller denken,....... Nöööö!
HWP muss sich mit den `Wildecker Herzbuben`über Musik unterhalten, ......Nöööööö!
HWP muss sich so verhalten, das die Saxweltler zufrieden sind,.......Nöööööö!

Hr.HWP können sie das bitte mal erklären?.....Nöööööö!

Bei dieser destruktiven Haltung wird der HWP es nicht lange machen! >

(Ende)

Antwort:

IHR formt die Welt nach euren Vorstellungen, und merkt bei euren Argumentationen nicht, das ihr heute dran zu kauen habt, was ihr gestern für `Total Normal`gehalten habt ! >


Richtig Pue, der Widerspruch,......NEIN sagen zum Ausverkauf! :-*

Hätte Pablo Picasso 40000mal ein Bild gemalt, dann wäre es nichts wert!

LG Hans

... falsch - ich würde sagen - Geschäftstüchtig.


... tja, das muss man sich erst mal leisten können - als Berufsmucker ein absolutes "no go"


... das ist der, den man "Kunde" nennt. Und genau der bezahlt mich. Gefällt mir manchmal auch nicht, aber Geld stinkt bekanntlich nicht - also Augen zu und durch.


... nun, ganz offensichtlich musst du von der Musik nicht leben, sonst würdest du solche Äußerungen nicht bringen.


Ich denke, man muss hier wirklich glashart zwischen denen unterscheiden, die Musik als Hobby betreiben und denen, die davon leben. Als Berufsmucker ist man auf sein Publikum und auf seine Auftraggeber angewiesen, da muss man sich in seiner musikalischen Freiheit schon mal selbst etwas beschneiden. Tut aber nicht wirklich weh, wenn nach dem Auftritt die Kasse stimmt und vor allem der Auftraggeber zufrieden ist. Das bringt dann zum Teil auch noch ein gutes Trinkgeld und im besten Fall noch einen Folgeauftritt mit sich.

Für den Berufsmucker ist die Musik nun mal Dienstleistung. Und als Dienstleister muss ich auf die Wünsche meiner Kunden eingehen, sonst kann ich´s vergessen.

Wenn ich mir die Freiheit nehmen will, auschließlich nach meinem eigenen Geschmack zu musikzieren, dann geht das auf keinen in meiner Rolle als Berufsmucker.

Und ob ich damit meine Würde verliere? - nein - keineswegs. Meine Menschenwürde ist eh unantastbar und meine Musikerwürde erhalte ich mir damit, dass ich auf der Bühne genau weiß was ich mache und was ich kann und das entsprechend umsetze. Und dem Idiot der da evtl. vor mir steht zeige ich mein strahlenstes Lächeln und denke mir meinen Teil.

zitat"... nun, ganz offensichtlich musst du von der Musik nicht leben, sonst würdest du solche Äußerungen nicht bringen."
Falsch- muss ich; ich hab nicht mal Schüler- zumindest keine von denen ich Geld nehme.
Und ob die alte Puffregel "wer zahlt schafft an" auch für Musik gilt??
Ich denke nicht.

Moin Corcovado!

Es gibt Musiker die ein Instrument spielen (oder zwei bis drei)und damit Geld verdienen, unter dem Aspekt der Dienstleistung, da ist das ein Beruf wie jeder andere!

Und es gibt Künstler!

LG Hans