Die Bahnlänge zum tiefen (gegriffenen) c ist also doppelt so lang wie die zum mittleren, wobei man allerdings noch den Einfluss des Mundstücks berücksichtigen muss.
Genau. Oder auch nicht: Wenn ich bei meinem Sopran von der Blattspitze zum Anfang der geöffneten H-Klappe (entspricht Tief-C) messe, hab ich ca. 56 cm. Beim mittleren c sind nur 22 cm vom Rohr geschlossen, was nun nicht so genau der Hälfte entspricht.
Warum das nicht die Hälfte ist, hat zwei Gründe:
Zum einen hat da Mundstück ein größeres Volumen als das anschließende Rohr. Das macht den Ton tiefer. Wenn man sich das Instrument ohne Mundstück nach oben hin verlängert bis zur Spitze hin vorstellt, so entspricht das Innenvolumen des Mundstücks dem Volumen eben dieser virtuellen Spitze. Sagen wir, das Sopran wäre also noch 10 cm länger, dann kommt es mit der Hälfte besser hin: 32 zu 66.
Der andere Grund liegt darin, dass beim Sopran beim mittleren c-Griff nur eine relativ kleine Klappe aufsteht und die nächste gleich wieder verschlossen ist. Auch das drückt die Tonhöhe, so dass das Loch etwas höher angebracht sein muss.
Bei den Überlegungen grüble ich über folgendes nach:
Nehmen wir ein Sopransaxophon und blasen das tiefe C. Klingend entspricht das einem Bb, welches 233 mal in der Sekunde schwingt. Der Schall breitet sich in einer Sekunde ungefähr 350 Meter aus, das heißt, steht jemand 350 Meter vom Sopranspieler entfernt, so hört er den Ton genau um eine Sekunde verzögert. Der Ton legt also 350 Meter zurück und schwingt in der gleichen Zeit 233 Mal. So kann ich ausrechnen, wie lang eine Schwingung dieses Tones ist: 350m:233=1,5m und ein paar ganz Gequetschte. Würde man die Welle sichtbar machen und vom Sopranspieler zum Zuhörer gehen, dann sähe man alle 1 1/2 Meter mal dicke und mal dünne Luft, einmal Lufthochdruck, einmal -tiefdruck.
Um einen solchen Ton zu produzieren, sollte man annehmen, dass man ein Rohr benutzt, das unten offen ist, oben einen Schwingungserreger hat und eine Länge von 1 1/2 Metern hat. Upps!
Mein Sopran aber hat beim tiefen C aber gerade mal eine Länge von 56 cm. Passt also gar keine ganze Welle rein. Noch nichtmals eine Halbe!
Ich geh das Problem mal von der anderen Seite an und schaue, wie denn eine Welle im Saxophon überhaupt entsteht:
Durch das Anblasen des Blattes federt dieses nach vorne und drückt die Luft zusammen. Diese Druckwelle läuft nun mit Schallgeschwindigkeit durch das Rohr. An dessen Ende angekommen hat der Druck keinen Halt mehr, die verdichteten Luftmoleküle fliegen auseinander und dadurch entsteht an gleicher Stelle ein Unterdruck, der nun in das Rohr zurückwandert, bis er wieder am Blatt ankommt. Das Blatt, welches gerade zurückschwingt, verstärkt den Unterdruck, der nun zurück Richtung Schalltrichter wandert. Beim Austritt saugt der Unterdruck Moleküle an und die so entstehende Überdruckwelle erreicht das Blättchen erneut zu dem Zeitpunkt, wo das Blättchen nach vorne schwingt. Erst jetzt wiederholt sich der gleiche Zyklus.
Wir sind mit den Wellen 4 also mal durch das Rohr geflitzt, haben dabei einmal Über- und einmal Unterdruck an die Umgebung abgegeben. Kompliziert genug, fürwahr. Aber es kommt noch schlimmer. Wenn wir also viermal die Strecke von 56 cm für eine Welle gebraucht haben, dann müsste die Welle ja 2,24 m lang sein!? Ich hatte aber eine Wellenlänge von 1,5m für das tiefe C ausgerechnet, hm...
Irgend etwas stimmt nicht und tatsächlich trifft das beschriebene Schwingungsverhalten nur auf die Klarinette zu. Da ist das Rohr zylindrisch und die Vorgänge schön symmetrisch. Für die 1,5m-Welle reicht ihr tatsächlich etwa ein Viertel so langes Rohr.
Wie also ist es nun beim Saxophon? Das Rohr ist konisch und irgend etwas muss sich da anders Verhalten, brauche ich statt der errechneten 37,5 cm (dem Viertel) hier 56 cm.
150 cm : 56 cm ergibt 2,68. Das würde bedeuten, dass die Welle anstatt 4 mal ca. 2,68 mal die Strecke im Saxophon zurücklegt bis sich der Zyklus wiederholt. Zu dumm - zu krumm - und schlecht vorstellbar.
Probieren wir es anders: was mir auffällt, ist das Verhältnis von 56 zu 37,5, was ungefähr einem Verhältnis von 1,5 zu 1 entspricht. Sollte das Saxophon also für den gleichen Ton anderthalbmal so lang wie die Klarinette sein? Das ist zwar merkwürdig, aber die Maße legen es nahe.
Da die Schallgeschwindigkeit gleich ist, verlässt der erste Überdruck im Gegensatz die Klarinette schneller als beim Saxophon. Hier braucht der Schall noch eine 8tel-Welle mehr (die Hälfte der Viertelwelle). Da das Blatt aber genau so schnell wie bei der Klarinette schwingt, treffen hin und zurück laufende Wellen beim Sax beim Drittel der Länge aufeinander und bilden Druckmaxima- und minima. Trotzdem bleibt das System stabil, erzeugt aber einen weniger runden Ton als die Klarinette.
Die Länge des Rohres für einen bestimmten Ton beim Saxophon errechnet sich also wie folgt: 1/4 plus die Hälfe einer 4tel Wellenlänge, was ein 8tel macht. Zusammen macht das 3/8 der gesamten Wellenlänge. Um eine ganze Wellenlänge hinzukriegen, muss ich diese Strecke mit 8/3 multiplizieren. 8/3 ergibt 2,67. Ach, da isse ja.
Alles klar? Nu warte ich gespannt auf Hans' Einsprüche, lol.