Hallo Schiffsdiesel,
Das ist natürlich eine rein theoretische Hochrechnung. "Mein" Lehrer unterrichtet auch an einer Musikschule. Da kriegt er die € 50 sicher nicht. Dazu kommt der Leerlauf, wenn er zwischen mehreren Räumlichkeiten (musikvereinsheime) pendelt, in denen er unterrichtet. Außerdem kommt er auch zu den Schülern nach Hause.
Alles in allem hat es aber für ein schmuckes EFH gereicht, das ich ihm von Herzen gönne.

P.S.: MWSt geht bei den Privatstunden auch noch ab.

Das ganze ist sowieso eine Mischkalkulation.
Ein Musiklehrer, der voll unterrichtet und keinen einzigen Auftritt hat, verdient mehr als der meistgebuchte klassische Quartettsaxophonist, der einen Großteil der Zeit mit Proben, im Flugzeug und in Hotels verbringt.

schiffsdiesel schrieb:
Off topic: Der Handwerker hat auch ganz andere Kosten als jemand, der irgendwo nine to five arbeitet. Er muss Räumlichkeiten, Werkzeuge und Firmenfahrzeuge für seinen Handwerksbetreib vorhalten, seinen Innendienst und seine angestellten Handwerker bezahlen, dazu kommen Kosten für Versicherungen, Steuerberater, Handwerkskammer u.v.m. Und die MWSt aus der Rechnung, die er Dir schreibt, führt er ans Finanzamt ab.

Der Ehemann einer meiner Mitarbeiterinnen ist auch Handwerksmeister. Hat seinen Betrieb leider aufgeben müssen und arbeitet jetzt als Stundenlöhner in der Schweiz. Das finde ich krass.

Ein bedingungsloses grundeinkommen das viele fordern wäre sicher hilfreich. Was auch immer, ich denke nur gemeinsam ist etwas zu erreichen. Änderungen kommen nicht von alleine.

schiffsdiesel schrieb:

Das ist gedanklich rein theoretisch und hat mit der Realität nichts zu tun. Du kommst einfach nicht auf so viele Schüler und Stunden und wenn Du Dich in die Stunden reinhängst kannst Du auch gar nicht so viele Schüler unterrichten, nebenbei musst Du selber noch üben und hast Bands und musst den Unterricht auch vorbereiten. Wenn Du Glück hast und wenig bis keine Bands hast (live also nicht spielst) und kaum übst, schaffst Du 5 Schüler am Tag mit jeweils 1h Unterricht pro Schüler.
Die Realität ist aber anders, Kinder gehen in die Schule und können erst ab dem Nachmittag, seit G8 sogar erst oft am späten Nachmittag und Erwachsene können, wenn sie berufstätig sind (sonst können sie sich den Unterricht auch kaum leisten) meist nur sehr früh oder erst spät abends. So kommst Du oft nichtmal auf 5 Schüler, selbst wenn Du das wollen tätest.

Und 50 Euro pro Stunde ist ein reiner Wunschtraum. Das kann ein Hochschulprofessor aufrufen oder ein sehr sehr sehr bekannter Saxophonist, ansonsten bewegt sich das deutlich deutlich niedriger.
LG Saxhornet

Abrasax schrieb:
Womit verdienst Du derzeit dein Geld?

Wer soll das Grundeinkkommen bezahlen?

LG Saxhornet

AfterEight schrieb:
Das Einfamilienhaus hat er dann aber nicht aus Einnahmen als Musiker bezahlt, da kannst Du sicher sein. Höchstens wenn er einen Hit geschrieben hat, ansonsten als normaler Musiker und Instrumentallehrer ist das nicht möglich.

Lg Saxhornet

Ich kenne extrem viele studierte Musiker, die nebenbei im Büro arbeiten oder als Fotograf, Taxifahrer, Webdesigen oder DJ, weil das Geld, das sie mit Musik verdienen nicht reicht.

Wer glaubt es wäre einfach damit getan sich zu organisieren, kennt die Materie nicht und hat einfach von dem Thema keine Ahnung, sorry, so einfach ist es das Problem nicht zu lösen. Wenn dem so wäre müsste Wobblies bei jedem Amateurkonzert losgehen und stören, weil sie den Markt für die Berufsmusiker verkleinern und es finanziell schwieriger wird dadurch. Und das wird sicherlich Keiner wollen.

LG Saxhornet

So sieht man, dass dieses Thema sehr viele Facetten besitzt, die sich einem Amateur wie mir nur stückweise zeigen. Es ist sicher so, dass ein Lehrer in der Stadt mehr Möglichkeiten hat Geld zu verdienen als einer auf dem Land.

saxhornet schrieb: Genau. Und die Strassenmusikanten, die auf Hut spielen, auch vertreiben. Die tragen schliesslich maßgeblich zu dem negativen Image bei, dass Musik nichts Wert ist.
Kannst was reinwerfen in den Hut - kannst es auch sein lassen. Beides ist okay.

Fände ich aber schade. es gibt auch richtig gute Strassenmusikanten (oft aus östlichen Nachbarländern), die echt was drauf haben.