Ich denke, genau hier steckt der Fehler, den gerade »Spätberufene« aber auch viele der anderen Hobbysaxer/innen machen. Nichts gegen das Sammeln um schöne Instrumente zu erhalten - aber den »Sound« findet man nicht über das Material. Der eigene Klang entsteht im Kopf und muß sich erst einmal herausbilden. Und der bildet sich auch auf einem Yamaha 4c-Mundstück. Nur irgendwann - vorausgesetzt man übt - wird einem das 4c mehr im Wege stehen als nützen. Dann sollte man erste vorsichtige Korrekturen vornehmen. Aber bis man da ist, sind schon mal zwei Jahre ins Land gegangen.
Tut mir leid, aber meine persönlichen Erfahrungen sind da anders. Ich habe eine Klangvorstellung, und die kommt vereinfacht ausgedrückt, einer großen, lauten Klarinette sehr nahe. Für mich muß ein Saxophon nach Holzblasinstrument klingen, also voll, warm, weich und vielleicht etwas rauchig. Was heute verkauft wird ist eher klanglich den Blech zuzuordnen.
Als ehem. Klari-spieler habe ich einen Ansatz, also nicht unbedingt die Muskulatur dafür, aber ein Wissen, was welche Veränderung bringt. Hier konnte ich sehr abkürzen. Außerdem habe ich den direkten Vergleich mit Leuten in der Musikschule, die etwa ähnlich lange spielen wie ich, aber noch nie ein anderes Instrument in der Hand hatten. DAs klingt dann eher noch nach Abflußrohr als nach Sax.
Am Mundstück experimentiere ich nicht mehr herum. HAns hat mir ein STEAMER gebaut, welches vielleicht bezgl. Öffnung noch mit mir wachsen muß, aber vom Klang auf ALLEN Tenören den Klang in die Richtung schiebt, die ich suche. Blätter wechsle ich auch nicht mehr. Ich bin bei RiCo Select Jazz gelandet, Stärke 2H, und die sind mir gut genug. Ich finde den Einfluß der Blätter auf den Klang auch eher nebensächlich. Vielmehr unterscheiden sich m.E. die Blätter eher im Ansprechen und in der Schwingwilligkeit. Da wirken sich Streuungen in der Serie genauso aus wie unterschiedliche Fabrikate.
Bleibt das Instrument.
Nehme ich mein Akustik klingt das schon richtig Vintage, also warm und voll. Leider ist die Mechanik so Sch..., daß ich mit dem linken Finger den Tisch nicht bedienen kann. Ich bleibe immer an der GIS-Klappe hängen, wenn ich die übrigen Klappen drücken möchte. Mit offenem Gis kommt aber nix mehr. Schade, und ein Umbau lohnt m.E. nicht. Die Intonation ist eher mittelmäßig, ließe sich aber durch optimieren der Klappenaufgeänge noch etwas verbessern. Einige Töne sind eher matt. :-\
Das Buffet ist auch ein Vertreter des warmen, vollen Klangs. Gut Mechanik, leichte Insprache, saubere Intonation, reagiert auf verschiedene Mundstücke. Alles klasse, aber Druck machen geht nicht. Man kann es pushen bis zu einem gewissen Punkt, dann steigt der Gegendruck stark an und ich kriege nicht mehr Luft durch. Für Jazz und Blues (Solo) ist dies o.k., in einer Band ist das störend. :-ß
Mein Dolnet Imperial ist dagegen eher ein lauter Vertreter mit viel Druck imgesamten Register, dafür ist die Intonation nicht sooo toll und warm und weich geht nicht. Mechanik ist für mich eher durchschnittlich bequem. >
Bleibt z.Zt. noch so ein Exotensax, bei dem keiner, auch ToKo nicht, weiß, was das eigentlich ist. Mechanik ist eher Buescher frühes TrueTone, Klappenkäfige sehen nach Conn aus, Tonlochkamine sind gelötet und nicht gezogen, haben aber nicht die martintypische Wandstärke, Seriennummer steht nicht drauf, Hersteller auch nicht, lediglich eine 7 auf einem der Anlötplatten für die Mechanik. Das Teil sieht aus wie aus dem Altmetall gezogen aber Joh hat es wieder hingekriegt. Auch dieses Teil ist klanglich toll, aber ergonomisch nicht. Gis-Drücker als rundes Plättchen geht gar nicht und die Anordnung der Palmkeys auch nicht. Ansprache ist eher schwer, was sicher mit dem "modifizierten" S-Bogen zusammenhängt. Den hat wohl mal ein Klempner zwischengehabt und mit Kupferblech repariert. Weiß nicht, wie man da Löcher reinkriegt, aber... :-s
NewKing und Oskar Adler sind noch in Arbeit.
Tja, und wo liegt m.Meinung nach das Selmer. Klanglich zwischen Dolnet und Buffet, also weder richtig warm, weich und rauchig noch so richtig knallig (ich muß hier allerding zugeben, Metallmundstücke spiele ich keine wg. Mundgefühl). Was mir total gefehlt hat war etwas, das ich als Charakter bezeichnen würde. Der Klag ist glatt, ohne irgend welche Höhen und Tiefen, so als ob man alle Klänge mal in einen Topf geworfen hätte, einmal umrühren und dann....Mechanik ist, zugegebenermaßen, passen, also alle Klappen liegen da, wo man sie sucht. Ich konnte schon, obwohl neu für mich, relativ schnell spielen. Ich finde, daß ein Mk VI Tenor auch ein rel. offenes Mundstück braucht. Mit engen Bahnöffnungen empfand ich bei allen 3 Vertretern die Ansprache eher schwer, so ab Öffnung 7 konnte ich dann Gas geben. Das war beim SBA ganz anders, so daß wenn Selmer ich eher zu SBA tendieren würde.
Als Resümee halte ich das Mk VI für ein ausgezeichnetes Saxophon für jemanden, dessen Klangvorstellungen vom Mk VI abgedeckt wird. Das Teil ist sicher robust, zuverlässig, leicht zu warten und alles. Aber DEN Klang hat es für mich nicht. Da geht mein Ideal eher Richtung US-Vintage. Und daher würde ICH auch nicht diese hohen Preise für ein Mk VI zahlen, eher schon bei Inderbinen ein für mich passendes Sax bauen lassen.
Nur hatte ich bisher und habe es immer noch den Endruck, daß die überwiegende Anzahl der MkVI-Spieler ihr Sax gekauft haben nach dem Motto:" ich habe keine Ahnung von den Unterschieden der einzelnen Marken und Modellen, will mich damit auch nicht beschäftigen. Mein Kumpel spielt Selmer, das Teil geht gut, also kaufe ich mir auch eines, und wenn schon Selmer, dann auch gleich MkVI."
JEs