DucatiWerner schrieb:
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Ich denke man sollte bei der Musik bleiben.
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Hi DucatiWerner,
genau das ist das Problem: wenn man über alles und jedes in unseren Foren reden kann, dann kann man auch über alles und jedes miteinander in Schwierigkeiten zueinander kommen.
Ich habe in einigen Beiträgen ganz vehemente Stellungnahmen für die Meinungsfreiheit gelesen. Komisch, ich halte die Meinungsfreiheit für wichtig, aber ich erlebe es so, dass sehr viele Leute sehr undiszipliniert damit umgehen.
Jede Freiheit ist auch eine Pflicht, denn andere wollen sie genauso für sich beanspruchen. Hier in den Foren wird ganz häufig geschrieben, dass es wichtig ist, dass sich jeder frei äußern kann! Was mir schon oft ziJmlich kurz kommt: Was äußere ich denn da? Und welche Konsequenzen hat das denn f ü r a n d e r e!
Ich möchte gerne mal einpaar Beispiele geben, die ich in den Jahren mit erlebt habe:
Jemand spielt kein Saxophon, ich lerne diesen kennen - hach, jetzt wurde doch ein Saxophon gekauft, aber es sind noch keine Blätter da, das erste Blatt schenke ich - drei Tage später gibt dieser in Foren ausführliche Anweisungen, wie man übten soll, um die höchsten Töne spielen zu können. - Meinungsfreiheit.
Ich restauriere gerne Holzbläser, besuche jemanden aus einem Forum, zeige, wie man ein Instrument neubepolstert, nach einem halben Jahr finde ich bei ebay und im Forum zu Hauf Einträge, in denen dieser angibt schon seit Jahren Instrumente zu renovieren und quasi halbprofessionell weiterzuverkaufen - und Ratschläge dazu gibt: einen nach dem anderen. Ich war neugierig: habe mir die Bewertungen angesehen, die von diesem an seine Verkäufer gegeben wurden: darunter waren gnadenlose Verrisse. Nach einem halben Jahr hat da jemand ein Selbstbild von sich als autodidaktischer Instrumentebauer aufgebaut, dass es mir schlecht wird. - Natürlich muss so jemand auch die Freiheit haben, sich zu äußern.
Jemandem ist sein Mundstück hingefallen - Tipp aus Foren: nimm doch Zwei-Komponentenkleber. (Der Härter von 2-Komonetenkleber ist hoch allergen, er wird nur dann völlig umgebaut, wenn man sehr viel beachtet. Zudem sind diese Klebstoffe für alles nur nicht für den Kontakt mit Mundinnenraum und Speichel formuliert worden. - Sicher Meinungsfreiheit, mit Sicherheit aber auch ein Tipp mit einer lebensbedrohlichen Qualität!
Ich kann so weiter machen. Ich denke, dass es wichtig ist, in einem Forum skeptisch zu sein und ein gutes Maß an Mißtrauen zu haben.
Das hier waren nur drei Beispiele, die aus meiner Sicht für viele stehen. Die waren schön prägnant, schwieriger wird es wenn es um die Beurteilung von der musikalischen Leistung geht. - Meinungsfreiheit - Ja! Aber, was, wenn ein Urteil nur dazu abgegeben wird, um sich selber als besser darzustellen. Also mir geht es nicht um den anderen, sondern um mich selber, dass ich toll dastehe: Stichwort "Tuesday Blues am Dienstag". Wenn jemande jemanden scharf kritisiert, dann scheint es ja so, als wäre der erste besser als Kritisierte, worum geht es: Hauptsache den andren schlecht machen, damit ich besser dastehe - ein Lebensprinzip!
Und wenn es um das Politische geht? Ganz provokativ gefragt: wie halten es Radikale, wie halten wir es mit der Meinungsfreiheit?
Auch wieder so, dass sich niemand angegriffen fühlen kann, guckt euch mal
www.myvideo.de/watch/266704 diesen Clip an und die Statements.
- Bei dem einen oder anderen Kommentar wird mir schlecht, eigentlich schon beim Clip selber.
All das sind für mich Beispiele, wo Meinungsfreiheit eigentlich missbraucht wird, weil es das Gegenteil, die Meinungspflicht - also die Verpflichtung, sich ernsthaft und nachgiebig mit einer Sache zu beschäftigen, so das j e m a n d a n d e r e s im Forum auch davon profitieren kann! - nicht nachgekommen wird.
Für mich ist die Meinungsfreiheit nur ein Teil eines größeren Systems: unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung und damit muss man sensibel umgehen. Ich denke, dass erfordert von uns allen guten Willen und Sensibilität!
Für mich ist das bei DucatiWerner ausgedrückt: vielleicht sollten wir bei der Musik bleiben.
Ich lasse jemanden anderen sprechen:
O Freunde, nicht diese Töne!
Sondern laßt uns angenehmere
anstimmen und freudenvollere.
Freude! Freude!
Freude, schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligtum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein;
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!
Ja, wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund!
Hoffentlich gibt es noch Leute, die hinter diesen weihevollen Worten noch die radikale Kraft von so einem Schiller entdecken können. Trotz Schule, trotz Internet und Meinungsfreiheit.
Ich würde es mir wünschen.
Ich würde es uns wünschen.
daskli