Hallo liebe Saxweltler

Ich bin neu hier im Forum, und habe auch gleich ein "Problem".

Ich hab mir vor kurzem im ebay ein altes Altsax für 200€ ersteigert, allerdings ohne sämtliche hinweise auf einen Hersteller.
Das Sax ist noch relativ gut erhalten, hat eine sehr alte Mechanik, ohne Rollen, manche Klappen/Hilfsgriffe(fis-Triller, c-triller, front-f, hoch-fis und b-Doppelgriff) fehlen komplett, keine automatische Oktavmechanik, kein tief b (kurze Bauform) und keine Gravur.
Auf dem Becher steht lediglich "969".
Es war ein Mundstück mit Blattschraube und Deckel dabei. Auf Blattschraube und Deckel steht "Kohlert's Söhne Graslitz", das Mundstück ist schon so alt und abgenutzt, dass man da nichts mehr erkennen kann.
Der Vekäufer wusste leider auch nicht, was es für ein Sax ist.

Das Sax war in einem sehr desolaten Zustand. Ich hab zusammen mit SaxophonistBenny auf gut Glück das Schätzchen selbst generalüberholt.
Mitlerweile ist es halbwegs dicht, und man kann auch relativ gut drauf spielen. Der Klang ist top, allerdings ist die Ansprache noch mächtig mies. Wir müssen wohl noch einiges an Zeit und Arbeit reinstecken.

Ich hab schon die ganze Zeit sämtliche Foren nach ähnlichen (Kohlert?-)Saxen abgesucht um mal in Erfahrung zu bringen, was ich da für ein Sax erworben hab und leider nicht viel gefunden, vor kurzem hat hier jemand ein Sax gepostet mit der Frage wo es herkommt, das meinem Sax etwas ähnelt.
saxwelt.de/index.php/de/home-topmenu-17/hilfe-a-news/98980-frage-woher-kommt-mein-saxophon-hersteller.html#99013
Nun frage ich mich, ob vielleicht jemand schonmal so ein Sax gesehn hat, und eine Ahnung haben könnte, welcher Hersteller dahintersteckt.

Schonmal Vielen Dank für Antworten

Liebe Grüße
Anna

Ich habe hier ein Album mit weiteren Bildern erstellt.

saxwelt.de/index.php/de/jomsocial/photos/album.html?albumid=195&userid=9355

Noch als Ergänzung zu der Beschreibung, das Sax verfügt über KEINE Oktavautomatik, sondern hat ZWEI getrennte Oktavklappen, Rollen an Es/C und an Gis/Cis/H sind auch nicht vorhanden, ich schätze das Sax auf 19xx, evtl. auch älter, hat jemand eine Ahnung was dahintersteckt??

Mein "V. Kohlert's Söhne" C-Melody, ebenfalls vernickelt und ohne Perlmutteinlagen, ist jedenfalls nach 1918 gebaut worden, da es eine Gravur mit "Graslitz Czechoslovakei" hat. (Bis 1918 gehörte Graslitz zu Böhmen und war Teil von Österreich-Ungarn.)

siehe: saxwelt.de/index.php/de/jomsocial/photos/album.html?albumid=169&userid=2432

Es ist allerdings bereits um einiges moderner (u.a. tief B, Rollen bei C/Es und H/B, Oktavmechanik). Ungeachtet dessen gibt es aber bei manchen Bauteilen Ähnlichkeiten mit dem Altsax. Das Alt ist jedenfalls auch eine Rarität und es wäre auch für mich sehr interessant, mehr über seinen Ursprung zu erfahren.

Da bei meinem C-Melody leider weder Blattschraube noch Mundstückkappe dabei waren, fehlt mir hier der Vergleich.

Moin!

Diese Studenten Sax, sieht nach einem ganz frühen Oskar Adler aus.
(Lötmuffen)
LG Hans

Hallo!
Danke für die schnellen Antworten.

@SaxDocM: Die Mechanik deines C-Melody ist schon sehr viel moderner, hat aber teilweise soweit mein ungeschultes Auge das erkennen kann ein paar Ähnlichkeiten mit meinem Sax. Allerdings muss es ja nicht unbedingt ein Kohlert Sax sein, nur weil ein Mundstück mit Blattschraube von Kahlert dabei war. Ich wüsste wirklich auch gern mehr, zumal das Instrument wirklich klasse ist

@hwp: Ich kenn mich in der Materie leider nicht so aus. Was sind Lötmuffen, was gibt es da für Unterschiede und woraus genau kannst du schließen, dass es sich um ein Adler Sax handelt (Studenten Sax?)

Liebe Grüße und hoffend auf Antworten zu den vielen Fragen
Anna

annasax schrieb:
Moin!

Ich habe mir mal erlaubt dein Saxophon 969 in dem Bereich zu vergrößern:

hier eines No. 2914



Überwiegend Adler hatte 4 Rillen am Lötring, mal dichter zusammen, früh weiter auseinander.

Oscar Adler baute ab 1901, und am Anfang nur bis tief H., die Nummer deutet auf 1902 oder 1903 hin, also ein ganz frühes.

Studentensax? Weil gewisse Klappen nicht vorhanden sind, und das auch noch in den 20er Jahren für Studenten so gebaut wurde.

Aber dein Sax ist Zeit spezifisch, kein Perlmutt, keine Rollen, fehlende 2. G# Klappe, und das wurde nur um 1901 bis 1906 gebaut.
Die Nummer 4500 ordnet der Spezialist und Autor div. Saxophonbücher G.Dullat 1912/13 zu!

LG Hans

Wow, du weißt ja echt wahnsinnig viel.
Vielen Dank für diese ausführlichen Informationen, jetzt bin ich um einiges schlauer

War das denn früher normal, dass bei den Adler Studentensaxen ein Kohlertmundstück beigelegt war? Und sind die Stundentensaxe schlechter, oder wurden die nur so gebau weil das dann billiger war?

LG Anna

Moin!

Das erste mal wurden Saxophone in Frankreich so ca.1887/88 bis tief Bb gebaut, auch mit G# in der Mitte, wie + G# Triller.

Rollen und Perlmutt wurden so ca. 1904/1905 das erste Mal in Frankreich gebaut.

Später 20er Jahre wurden dann einige für Studenten noch ohne tief Bb so gebaut, allerdings dann mit Rollen und Perlmutt, daher „Studentensaxophon“

siehe hier: saxwelt.de/index.php/de/home-topmenu-17/hilfe-a-news/98980-frage-woher-kommt-mein-saxophon-hersteller.html

Aber deine Bauweise ist für Deutschland so typisch gewesen, weil wir später mit dem Saxophonbau begonnen haben, waren wir noch nicht so weit.
Sprich, es wurde nur so gebaut wie bei deinem!

Auch die Nummer 969 passt für Adler sehr gut, man kann anhand der Unterlagen
wer, wie viel pro Jahr gebaut hat ( gibt es Unterlagen von Kohlert/Keilwerth)
sagen, das Adler als damals größter so ca. 350 Altos pro Jahr gebaut hat.(allerdings später im Schnitt)
350 x 13 Jahre = 4500, so schätzt *Dullat die No. 4505 auf 1913/14.
(Buch * Saxophone* von G.Dullat)

LG Hans

Vielen Dank! Das erscheint mir alles sehr logisch
Jetzt ist mein Wissensdurst mal vorerst gestillt, aber man kann ja nie genug wissen

Falls du noch was weißt, oder auch andere, hab ich immer und sehr gerne ein offenes Ohr. Mich interessiert die (deutsche) Saxophongeschichte wirklich sehr. Ich lese auch fleißig in sämtlichen Foren oder auch hier auf Saxwelt alles zur geschichte, aber man erfährt doch immer wieder interessante Neuigkeiten

lG Anna