Ja, viele gute Hinweise. Es gibt eben auch hier nicht den goldenen Weg, sondern
eine Menge Möglichkeiten, die man für sich selbst zusammenstellen muss.
Harmonielehre, Entdeckungen am Klavier, Akkorde als Arpeggien spielen,
Basslinie lernen, Stufen erkennen, alles wichtige Sachen.

Ich will mal eine Kombination aufzeigen, die ich früher oft praktiziert habe,
um einem Stück näher zu kommen.

Erst habe ich mir das Stück angeschaut und analysiert: Welche Form, welche
Tonart(en) und welche Stufen hat das Stück.

Wie ein Maler habe ich dann das Stück skizziert. Nehmen wir ein
Beispiel: 'Falling In Love With Love'.



Grobe Struktur A A', 2 Teile mit verschiedenem Schluß.

Tonart (alles klingend) Bb-Dur.

20 Takte lang bestehen die Harmonien nur aus Stufe I,II und V (sehr angenehm,
aber auch schnell langweilig), dann kommt Am im Wechsel mit D7, passt gar nicht
in die Tonart, hm!? Na, mal weiter schauen, folgt Gm C7, Cm7 und F7. Aha, alles
Quinten über unserem Bb vom Anfang. Im Grunde A->D->G->C->F->(Bb), sehr
einfach. Jetzt die Tonarten dazu raussuchen:

Am7 D7 ist Stufe II und V von G-Dur
Gm C7 desgleichen von F-Dur
Cm7 F7 von Bb-Dur, alte Bekannte.

Es gibt also 2 Tonartenwechsel. 21. Takt auf G-Dur und 25. Takt auf F-Dur.

Den 2. Teil des Stückes überlasse ich eurer Analyse. So, jetzt mach ich mir
meine Skizze:

Ich teile mein Notenblatt in 32 Takte ein, schreibe in den
1. zwei b-chen, in den
21. ein #-chen, in den
25. ein b-chen und in den
29. zwei b-chen.

Das ist alles. Es steht nur in 4 Takten etwas drin. Wenn ich die Basstöne
spielen kann, habe ich mit den wenigen Symbolen bereits die ganze Information
des Stückes beieinander. Kann ich den Bass nicht auswendig, muss ich mir eben
diesen noch in die Takte schreiben. Besser aber, ich kann ihn auswendig.

Dies ist so wenig Information, dass du sie leicht auch ohne Notenblatt behalten
kannst. Nachdem ich nun 20 Minuten an dem Text hier schreibe, kann ich alle
Akkorde des ersten A-Teils längst auswendig. Für diesen Teil reicht es, wenn du
dir ein # und ein b an der richtigen Stelle merkst!

ppue, Du bist ein Meister der Reduktion von Komplexität. Beneidenswert, wenn man das so deuten kann, dass nachher nur noch ein # und ein b an der richtigen Stelle übrig bleiben!!!

Nur, wenn ich ehrlich bin, wie kommst du denn auf diesen Schluss:Wie können den vier verschiedene Akkorde Quinten von einem (nämlich Bb) Akkord sein? Ist mir zu hoch.
Am7 D7 könnten doch genauso gut andere Stufen von irgendeiner anderen Tonart sein?
Wieso das denn? Da hört's bei mir schon auf. Ich erwarte aber nicht, dass Du mir das jetzt auch noch erklärst. Ich fürchte, ich bin ein hoffnungsloser Fall, was Harmonielehre angeht. Ich hoppele eben von Akkord zu Akkord ...



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<em>editiert von: Z-Mann, 11.01.2007, 22:24 Uhr</em><!-- end editby -->

Ach so, was ich noch sagen wollte: Kompositionen von Rodgers und Hart sind mir schon öfter sehr positiv aufgefallen. Falling in love with love kannte ich aber noch nicht bewusst. Gleich mal schauen, ob ich das auf CD habe ...

Oh ja, Art Blakey, hört sich wirklich einfach ein (die Melodie).

auf 33 wieder ein #, auf 37 gehts auf Umwegen wieder auf bb.


<!-- editby -->

<em>editiert von: Bloozer, 11.01.2007, 22:58 Uhr</em><!-- end editby -->

Nimm nur die Grundtöne, dann wird das Prinzip der Komposition klar: A->D->G->C->F->(Bb). Das ist der Grundgedanke von Klammer 1.

In Bb-Dur müßte es aber nun A vermindert anfangen. Tut es aber nicht: also Tonartwechsel. Welcher? Im Zweifel immer II V I, also Am D7 (G), also G-Dur. Usw.

Noch eine Skizze

Bb-Dur
G-Dur
F-Dur

I. I. I. I
II V II V
II V II V
I. I. I. I
I. I. I. I
II V II V
II II II V
II II II V

ppue schrieb:

Ja, so ungefähr.

21 1# (23*)
24 keine Vorzeichen, ist ja G7, Dominante von C
25 2b (26*)

* das ist natürlich doof, wenn da sowas wie Ab7 oder G b9 auftaucht, was soll
das?

Hier braucht man etwas Harmonielehre und ein wenig Beschäftigung mir der so
reizvollen Behandlung von Dominantakkorden.

Ich fang mal beim G b9 an: die b9 kann in der Regel zu jedem Dominantakkord
dazu gespielt werden und wird vom Pianisten selbst dann gespielt, wenn sie gar
nicht in den Noten steht. Macht eine schöne Färbung. Was man dazu spielt, führt
hier zu weit.

Was aber macht das Ab7 hinter dem D7? Das Ding nennt sich Tritonus-Substitut
und ist tatsächlich ein Ersatz für D7. Wie das? Nehmen wir uns nochmal den D7
vor und weils so schön war, spielt der Pianeur über der 7 (C) eine b9 (Eb)
dazu. Klingt fein. Gleichzeitig fummelt der Bassist einen Leitton zum folgenden
G7 dazu, ein Ab. Und schwupps, ist aus dem D? ein Ab-Dur-Dreiklang geworden.
Die große Terz von D7 macht das Ab7 komplett. Ich habs mal aufgemalt:

Is ja toll. Das werde ich mir mal ausdrucken und mir in aller Ruhe am Wochenende reinziehen...

Bliebe noch, die gesamte Struktur aufzuzeichnen.
Wie gesagt, ich merk mir nur, an welchen Stellen
welche Vorzeichen wechseln.

Bb-Dur
F-Dur
C-Dur
G-Dur

I. I. I. I
II V II V
II V II V
I. I. I. I
I. I. I. I
[size=tiny]1. Klammer[/size]
II V II V
II II II V
II II II V
[size=tiny]2. Klammer[/size]
II V IIb V
II V II V
I. I. I. I