saxkai5 schrieb:Gab eine Milchkuh in den 50er Jahren etwa 640 Liter im Jahr, so kann sie heute 5000 bis 10.000 Liter pro Jahr geben. Um das zu managen wird sie mit Antibiotika vollgestopft. So ein Bauernhof sieht meistens sehr idyllisch aus - aber eine Kuh hätte lieber ein ruhiges Leben auf einer Wiese, statt einen persönlichen Namen.
Ja genau, von solchen Bauern spreche ich. Bei uns stehen die Kühe tatsächlich auf der Wiese, kauen gemütlich ihr Gras und kehren abends freiwillig zum Stall zurück. Wie im Übrigen auch Schafe und neuerdings Rehe und Hirsche, nur ohne Stall. Eine Kuh ohne Kalb NICHT zu melken ist Quälerei. Wer die Gelegenheit hat, soll wirklich mal mit so einem Bauern sprechen. Mein Schwager ist "Nebenerwerbsbauer". Richtigerweise ist es ein Hobby, in das er Geld investiert, denn leben kann er davon schon seit jahrzehnten nicht mehr. Kühe hat er längst keine mehr, eben WEIL er kein Unmensch ist und eine würdiger Umgang nicht mehr finanzierbar war.
Ich hätte im Übrigen auch gerne ein ruhigeres und idyllischeres Leben und ich fürchte, dabei bin ICH noch auf der Seite der Gewinner gelandet. Der Überwiegende Teil der Menschen hätte es gerne so gut, wie die Kühe in UNSERERER Region es haben.
Zur Schlachtung kann man nur sagen, dass es leider nicht gewährleistet ist den Tieren einen stressfreien und schmerzfreien Tod zuzuführen ... Es ist schlimm, aber auch unangenehn, sich darüber tiefergehende Gedanken zu machen.
Totstreicheln ist leider auch keine Lösung, aber mit etwas WENIGER Effizienz würde sich das Problem schnell bessern lassen.
Wir leben in Wohlstand und Überfluss, den wir uns erkaufen, indem wir die Natur über Gebühr ausbeuten. Alles muss noch billiger werden, vor Allem das wichtigste Gut: Nahrung. In unseren Industrieländern ist Nahrung kein Wert mehr. Unsere Bauern bekommen derzeit etwa 30 Cent pro Liter Milch (das war schon weniger). Seht mal im Geschäft nach, was Ihr dafür bezahlt und dann rechnet Euch auch aus, wieviel vom Monatsbudget für Grundnahrungsmittel drauf geht. Was man für eine Tonne Weizen bekommt, verschweige ich schamhaft. Das treibt einem die Tränen in die Augen. Diese Bauern ernähren Europa und müssen sich dann noch den Vorwurf gefallen lassen, dass Sie ihre Wiesen und Felder überdüngen, das Grundwasser verseuchen und die Tiere nicht im Streichelzoo halten. Wir importieren Kühe aus der Ukraine und Milch aus Holland, Soja aus Brasilien für Hühner und Schweine und Äpfel aus Argentinien. Nur damit es BILLIG ist und wir uns den Luxus leisten können darüber zu philosophieren, ob es nicht am Ende unmoralisch ist, Tiere zu töten und zu essen, ob der Apfelbaum beim Pflücken leidet oder die Karotten, noch im blühenden Leben, grausam durch Erfrieren oder Kochen getötet oder am Ende sogar lebendig verspeist werden.
Um die Industrie Metropolen ist gar nicht mehr genug Platz um eine naturnahe Landwirdschaft und Viehzucht durchzuführen. Es ist gar nicht mehr möglich, diese Bevölkerung zu ernähren, ohne die riesigen Tierquälanstalten und eine Hochleistungs Landwirtschaft. Die WTO sorgt dann dafür, dass durch den Zwang zum "freien Handel" auch die Regionen mit Billignahrung überflutet werden, die das eigentlich noch vernünftig handhaben könnten. Mir graut vor dem Tag an dem Düngemittel auf Erdölbasis aufgrund der Resourcenknappheit unerschwinglich werden und die Phosphor Lagerstätten ausgebeutet sind.
Die meisten haben den Bezug zu ihrer Nahrung verloren und damit den Respekt. Die wenigsten machen sich Gedanken über den Nahrungskreislauf und unsere Position darin, unabhängig davon, ob darin nun Tiere vorkommen oder nicht.
Wir können jetzt aus moralischen oder auch ökonomischen Gründen tierische Nahrung abschaffen und uns rein pflanzlich ernähren. Das verschafft der Welt ein paar zusätzliche Jahrzehnte, in denen Schwellenländer endlich den Luxus und Wohlstand erlangen können, den wir schon lange haben. Dann ernähren wir eben ein paar milliarden Menschen mehr, landen aber letztendlich wieder bei den gleichen Problemen: Zu viele Menschen wollen mehr als unser Planet bereit stellt. Endloses Wachstum erfordert endlose Ressourcen. Solange die höchsten Ziele der Welt das "Wirtschaftswachstum" und "der freie Handel" sind, steuert die Welt mit Vollgas auf den Abgrund zu.
Ich bin froh, dass ich vermutlich nicht alt genug werde um mir das unvermeidliche Ergebnis ansehen zu müssen.
Als Mensch ist es bereits unmoralisch zu LEBEN.