-- Vorsicht! schon wieder lang --
Ich habe mir den langen Thread noch einmal durchgelesen, ebenso die genannte Webseite noch einmal gründlich studiert. Ich habe den Eindruck, dass weder der Anbieter noch der geneigte Interessent genau wissen, was überhaupt angeboten wird.
In der Webseite des Anbieters werden einige definitive Aussagen getroffen, deren Informationsgehalt erst einmal unbekannt ist.
jeder musiker weiß, dass das richtige bespielen seines instruments die klangeigenschaften positiv beeinflusst
Frage 1: Ist das so? Selbst wenn ich davon ausgehe dass mit "jeder Musiker" nicht wirklich JEDER Musiker gemeint ist, sondern es als Synonym für "eine deutliche Mehrheit aller Musiker" gebraucht wird, kann eine repräsentative Mehrheit der hier anwesenden "Viel Spieler" diese Grundvoraussetzung aus eigener Erfahrung bestätigen?
Grundvoraussetzung deshalb, weil das ja die Basis für alle weiteren Aussagen ist.
Bevor jetzt einer vorschnell die Hand hebt bitte ich zu bedenken, dass hier ausschließlich eine "Verbesserung des Instruments durch Benützung" gemeint ist. Eventuelle gefühlte Verbesserungen durch langjährige Übung und/oder Gewöhnung an das eventuell gleich gebliebene Instrument müssen da also herausgerechnet werden. Ebenso wirkt sich normalerweise der Verschleiß in die entgegengesetzte Richtung aus.
Die Klärung ist insofern wichtig, weil wir ja auch nicht das Pferd von hinten aufzäumen wollen und die Ursache womöglich mit der Wirkung verwechseln. Es besteht ja immerhin die Möglichkeit, dass ein Instrument DESHALB lange und intensiv gespielt wird, WEIL es gut ist und nicht, dass es gut WIRD, WEIL es lange gespielt wird.
alle musikinstrumente haben ihre "guten" und "schlechten" tage [..] diese physikalischen phänomene zeigen den komplexen zusammenhang zwischen den eigenspannungen eines schwingungssystems und seiner inneren dämpfung.
Die zu verändernden Eigenschaften beruhen also auf der "inneren Dämpfung".
Frage 2: Was wird gedämpft und wodurch.
"gedämpft" lässt den indirekten Schluss zu, dass eine Schwingung durch eine zu Verändernde Eigenschaft des Instruments an Energie verliert - was offenbar unerwünscht ist.
Dem Interessenten wird kein Hinweis darauf gegeben, wo diese Schwingung und ihre Dämpfung stattfindet. Es bleibt also Raum für freie Interpretation á la "da wird wohl ... gemeint sein". Wenn der Anbieter nun etwas anderes im Sinn hatte, könnte es zu unnötigen Verständnisproblemen kommen. Schwingen kann die Luft, das Instrumentengehäuse und alles, was daran befestigt ist. Ich hätte es so interpretiert, dass damit das kompakte Grundinstrument gemeint ist. Den Beiträgen der anderen zufolge scheint das auch die Merheits Meinung zu sein. Da es beim Musikinstrument ja in erster Linie darum geht die Umgebungsluft in Schwingung zu versetzen, muss also diese "Dämpfung" letztendlich dafür sorgen, dass bestimmte Frequenzen leiser wiedergegeben werden als gewünscht.
Eine Flöte aus Holz und eine aus Glas klingen unterschiedlich. Ich behaupte jetzt einfach, das liegt am unterschiedlichen Schwingungsverhalten der Materialien. Holz "dämpft" mehr und aufgrund der komplexen inneren Struktur auch nicht alle Frequenzen gleich. Das macht den Ton "lebendiger". Entsprechend starke Auswirkungen kann es dann haben, wenn das Holz durch veränderung der Temepratur und Luftfeuchtigkeit "arbeitet" und sich verspannt. Bei Metallen (oder Glas) ist das weniger ein Problem. Diese Materialen haben eine kristalline Innenstruktur mit sehr hoher Festigkeit. Deshalb haben sie eine hohe Schall-Leitungs Geschwindigkeit und eine geringe Dämpfung. Selbst eine hohe Verspannung des Materials ändert diese Schallgeschwindigkeit nur marginal, hat also nur sehr geringe Auswirkungen auf die Ausbreitung des Schalls im Medium. Aber möglich wäre es.
jedes system versucht immer, den niedrigsten energiezustand einzunehmen. eine innere verspannung würde den energiegehalt um einen potentiellen anteil vergrößern
Das Ziel der Behandlung ist es offenbar die "innere verspannung" zu reduzieren, die wie oben behauptet (aber nicht erklärt) den Klang scheinbar dämpft. Damit wird wohl nicht die dem Werkstoff immanente Festigkeit der Kristallstruktur gemeint sein, das ist die Eigenschaft, die die Härte des Materials und die Schall-Leitungs Geschwindigkeit bestimmt. Hier gilt: Je fester, desto höher die Geschwindigkeit und desto geringer die Eigendämpfung. Eine Reduktion DIESER "Spannung" würde die Dämpfung also erhöhen.
Um die Dämpfung also zu verringern, müsste das Material verdichtet werden.
In einem Kübel, gefüllt mit Schotter und Sand kann man durch Rütteln das Material gut verdichten. Dabei wird die Masse quasi "verflüssigt" und die Teile streben durch Gravitation und Druck in eine Position, bei der die Gesamtenergie ein Minimum einnimmt. Ich habe diese durch Vibration herbeigeführte quasi-Verflüssigung auch schon beim Schweißen von Kunststoffteilen mittels Ultraschall angewendet.
Was bei Schüttgut und eingien Kunststoffen noch ganz gut funktioniert, scheitert aber bei echten Festkörpern. Damit sich eine "Verspannung" lösen kann, müssen die beteiligten Elemente gegeneinander beweglich sein. Um in einem Festkörper die Atome beweglich zu bekommen, müssen sie aus der Kristallstruktur gelöst werden. Das erfordert einen beträchtlichen Aufwand an Energie und funktioniert ohne komplette Zerstörung des Teils nur bei auch Materialien, die sich bei Zimmertemperatur durch Gewalteinwirkung (walzen, hämmern, biegen) plastisch verformen lassen. Nichts davon "entspannt" aber die innere Struktur, im Gegenteil.
Sollte die Idee aber sein, durch "schonende" Behandlung die Atome so weit in Schwingungen zu versetzten, dass sie sich ohne mecahnische Gewalteinwirkung selbst aus der verspannten Kristallstruktur lösen und neu orientieren können, dann geht das schon. Der Vorgang nennt sich "erhitzen" und das Material wird dabei weich bzw. schmelzen, eben WEIL die Atome sich dan freier bewegen können. Mir fällt im Moment kein Verfahren ein, wo das alleine durch Vibrationen bei metallischen Werkstoffen angewendet werden könnte, aber technisch scheint mir das wenigstens lösbar.
Problematischer scheint mir da allerdings, dass die Übertragung einer (Schall) Welle der klassische Fall von elastischer (vollständig reversibler) Formveränderung ist. In dem Moment, wo eine plastische Verformung auftritt, wird die Welle nicht mehr weitergeleitet, sondern die Energie wird an dieser Stelle in Wärme umgewandelt. Deshalb funktioniert das mit dem Kunststoff Schweißen. Da wird eben genau die Kontaktfläche verflüssigt, der Rest bleibt formstabil.
Bei Metallen oder Glas wird eine innere Entspannung deshalb durch "Tempern" durchgeführt. Dabei wird das fertig geformte Material nahe der Schmelzgrenze gehalten und sehr langsam abgekühlt, damit die Atome sich in einer niedrige Energiestufe festsetzen können. DAS wird hier nicht angeboten und wäre bei Violinen, Gitarren und "Tasteninstrumenten" auch nicht angebracht.
Ich will nicht behaupten, dass das Angebot unseriös ist und der Interessent vielleicht bewusst getäuscht werden sollte. Mir fehlt aber hinten und vorne ein brauchbares Konzept, was denn da eigentlich stattfinden soll. Das Einzige sichere ist offenbar, dass die Behandlung in jedem Fall zu einer "Verbesserung" führt, was auch immer das im Einzelfall sein mag. Da wollen wir doch hoffen, dass alle Beteiligten die gleiche Vorstellung von "besser" haben.
Dass ich noch nicht einmal mit der eingangs aufgestellten "allgemein bekannten Tatsache" etwas anfangen kann, habe ich ja schon erwähnt. Bei Methoden die auf "allgemein bekannten Tatsachen" beruhen, von denen keiner je etwas gehört hat, die am Ende "schon im Altertum erfolgreich angewendet" wurden (wobei wieder jeder Beleg dazu fehlt) und auf eine große aber völlig unterschiedliche Klasse von Dingen (oder Personen) ausschließlich positive Wirkungen (ohne jedes Risiko auf Nebenwirkungen)hat, bin ich immer doppelt skeptisch. Das klingt nach "Professor Wundersam's Leib und Seele Zusammenhalter", Erdstrahlen-Neutralisierer, P***s Vergrößerer, Haarwuchswunder und RatzFatz-Superschlank-Pille ohne Hungern.
In Wirklichkeit liegen die Probleme die Ihr alle habt, was auch die NASA in einem internen Geheim-Dossier dokumentiert hat, an der fluktuierende magneto-gravitativen Wechselwirkung des Sonnenwindes mit der Magnetosphäre der Erde. Ich habe diese Probleme schon lange nicht mehr, denn ich habe in langwierigen Versuchen eine kleine Vorrichtung gebaut, die man an der Glocke des Saxophons anbringt und die ein zuverlässiges Nullfeld um Instrument und Spieler legt. Ich bin gerade dabei das in Serie fertigen zu lassen. Für 199,90 könnt Ihr das alle bei mir erwerben.