Ja,Ja,die VIer, man man kann sie mögen oder nicht...
wenn ich typische Repräsentanten der klassischen Hersteller heranziehe (also neben MarkVI, Conn 30M, Buescher 400, Martin "the Martin", King Super 20) dann attestiere ich jedem Instrument eine Ihm eigene Faszination, etwas, was es ausmacht und nur Ihm eigen ist. Gut sind Sie alle, mag es auch persönliche Präferenzen für dieses oder jenes Modell geben. Vorteile und Nachteile haben Sie alle. Aber eins, noch unter Anspruch von Objektivität, abwerten zu wollen, klappt nicht. Das sind alle schweinegute Hörner.
Während die alten Amerikaner, gute Grundsubstanz, Unverbasteltheit etc. vorausgesetzt, fast alle zu sehr guten Hörnern wiedererweckt werden können, sieht es bei Selmer allerdings etwas anders aus.
Zwar verkaufen sich die Hörner wegen des guten Images fast von alleine, meiner Erfahrung nach ist aber nur eins oder zwei von 10 (speziell Tenor)wirklich besonders gut.
Slowjoe meint, er hat noch kein Schlechtes gespielt, ich dagegen schon ne ganze Menge.
Am besten probiert man soviele wie möglich aus, dann bildet sich mit der Zeit eine Idee davon aus, wie ein Gutes klingt. Oder man nimmt jemanden mit, der sich mit Selmer auskennt.
Ich will hier trotzdem versuchen zu beschreiben, um welches Phänomen es sich handelt:
Ein "schlechtes" VI klingt tot, der Ton ist sehr zentriert und ohne Kern. Das Horn intoniert gut klingt aber näselnd und ohne Substanz, müde und brav. Ohne direkten Vergleich fällt wohl nichts weiter auf, das Horn ist vergleichbar mit einem beliebigen anderen Profi-Instrument aus dem Laden.
Bei einem "guten" Mark VI habt Ihr viel weniger Blaswiederstand bei mehr Lautstärke, das Näseln hat sich in einen individuellen, charaktervollen, dennoch sehr formbaren Klang verwandelt, das Horn "lebt"!!
Der Spieler hat das Gefühl hervorragender Kontrolle über das Instrument. Dazu kommt eine gute Tragfähigkeit des Tons in Clubräumen.
Warum ist das so? Die Gerüchteküche brodelt, angefangen von Seriennummern, über unterschiedliche Metallegierungen während der Baujahre und konstruktionsbedingten Änderungen...!?
Was ich durchweg beobachten konnte, und das ist wichtig gerade für ein Selmer wegen der konstruktionsbedingten Schwäche im tiefen Bereich:
Der Zustand der Tonlöcher.
Anscheinend gab es bei Selmer immer wieder Schwierigkeiten damit. Jedenfalls ist schon manches schwächelnde Instrument damit zu "retten" gewesen, bzw. ein gutes wurde noch besser. Ein gekonntes Nivellieren der Tonlöcher macht sich hier also oft extrem bemerkbar (Amerikaner sind da längst nicht so empfindlich).
Das oft kritisierte "Näseln" ist vor allem bei schlechteren Exemplaren anzutreffen, gute 6er haben Ihren charakteristischen Klang behalten, klingen und spielen sich aber offen mit viel Resonanz.
Max
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<em>editiert von: max, 20.03.2005, 19:29 Uhr</em><!-- end editby -->