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THEMA: Die zehn wichtigsten, kreativsten, wegweisendsten Jazz-Saxophonisten?

Die zehn wichtigsten, kreativsten, wegweisendsten Jazz-Saxophonisten? 27 Jan 2006 10:26 #13291

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Es gibt hochintellegenten Jazz, der Käse ist und einfachste Rhythmen, die genial sind.
Ich würde die Aussage wie folgt modifizieren wollen: Es gibt hochintelligenten Jazz, der Käse ist und einfachste Musik (Rhytmus, Harmonie, Melodie), die uns emotional mehr anspricht und uns besser gefällt. Mit dem Wort "genial" bin ich immer äußerst vorsichtig. Ich habe von Musil "Der Mann ohne Eigenschaften gelesen, und dort die Story von dem "genialen Rennpferd"...

Natürlich malt meine Tochter Bilder, die mir viiel besser gefallen als die von Kandinsky oder Miro usw. Und die gefallen mir schon richtig gut. Aber es ist doch wohl so, dass die genannten Herren eine ganz andere handwerkliche Fähigkeit und Ausbildung besitzen als meine Tochter. Die können kompliziert und einfach, abstrakt und gegenständlich, einfach alles - ich würde sie sogar als "genial" bezeichnen. Meine Tochter ist äußerst talentiert (sagt der stolze Papa), aber sie kann nun mal nicht das, was diese Meister können. Zurück zur Musik und dem Sax: Wenn ich mir eine Transkription eines Charlie Parker Parker Solos ansehe, werde ich den Eindruck nicht los, dass man fast jeden zweiten Takt nehmen kann, und aus den Tonfolgen, modern arrangiert, neue, "geniale" Hits machen könnte. Dieser Saxophonist strotzt nur nur so von Kreativität, ein Hit nach dem anderen, so nehme ich das jedenfalls wahr. Das ist doch ein Steinbruch voller Perlen. Nur, weil er so verschwenderisch damit umgeht, und seine Perlen so schnell hintereinander verschenkt, nehmen wir als ungeübte Hörer das nicht mehr als genial einfach wahr. Aus einem Solo von Charlie Parker kann ein Rapper Dutzende von Hits samplen, wenn er taktweise oder in noch kleineren Schritten vorgeht. Umgekehrt kann ich mir das kaum vorstellen. Bei Parker steckt einfach mehr Substanz drin. Und deshalb gilt meine Bewunderung eindeutig eher ihm als einem Gangsterrapper aus der Bronx oder Neuwied-Weißenkirchen.
Trumbauer und Wiedoeft mit seinem C-Melody sind enorm wichtig, weil sie die ersten waren, die als Saxophonisten explizit in Erscheinung getreten sind.
Max, das glaube ich Dir aufs Wort. Ich frage mich nur, warum die beiden - im Gegensatz zu Hawkins, der in vielen Büchern als der musikalische Pionier des Saxophons dargestellt wird, er selbst hat das ja immer abgelehnt - heute praktisch nicht mehr gehört und wahrgenommen werden, abgesehen von Kennern.
Wenn dagegen z.B. ein Ben Webster nicht auf der Liste ist, gehört Lucky Thompson auch nicht drauf. Wie gesagt, es geht mir nicht um die Besten, sondern um die Einflussreichsten…
Geschenkt.
Nee, ich glaube, es passiert genau das Gegenteil. Es baut sich Komplexität auf.
Da bleibe ich skeptisch. Ich habe den Eindruck, dass die Phase des Ausreizens musikalischer Möglichkeiten schon seit längerem abgeschlossen ist. Die Sache mit der Quart (übrigens auch die kleine Terz sorgte für Aufruhr) ist doch längst ein alter Hut. Spätetens seit Ornette Coleman haben wir doch alle Intervalle durch. Also, die Komplexität ist auf der höchsten Stufe angelangt (wenn man mal nur von unserer Halbtonarchitektur ausgeht). Und die flat5 findet niemand mehr seltsam, o.k. Nur, wie oft wird davon Gebrauch gemacht? Meine Stars auf der Gitarre waren z. B. Hendrix und Galagher. Das fand ich damals höchst anspruchsvoll, die Krone der musikalischen Evolution. Was ich als Teen noch nicht wusste: Es gab Charlie Christian schon zwei Generationen zuvor. Es gab schon Akkordfolgen, von denen Led Zeppelin noch nie etwas gehört haben. Kurzum, ich bin fasziniert von der Musik der alten Meister. Ich denke, sie waren ihrer Zeit weit voraus und die breite Masse der heutigen Musiker können ihnen nicht im Geringsten das Wasser reichen. Wenn ich mir heute Saxophonisten anhöre, richtig gute, sagen wir, James Carter oder Garbarek, finde ich bei denen nichts, von dem sagen könnte, dass es das nicht schon vor 50 Jahren oder früher gegeben hat. Und im Bereich Popmusik hat sich doch schon garnichts getan. Selbst die (rhythmisch sicher interessanten) Rapper bringen doch nichts Neues. Sprachlich waren die Dadaisten schon viel weiter. Scatgesang gibt's auch schon länger. Und gesungene Sprechgesang-Triolen sind keine neue Erfindung. Ich nehme das als Kosmetik war, als Kratzen an der Oberfläche, aber nicht als substantielle Innovation oder Zunahme von Komplexität. Und weil uns nicht mehr viel Neues einfällt, wird gecovert und gecovert und gecovert.

Sorry, ich muss hier abbrechen. (Ein Aufatmen geht durch die Menge :-D )
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Die zehn wichtigsten, kreativsten, wegweisendsten Jazz-Saxophonisten? 27 Jan 2006 10:28 #13292

  • max
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Der "diabolus in musica" ist die übermäßige Quarte, also der Tritonus.

Bin eben Laie, kein Fachmann,da sieht mans wieder, es geht doch nichts über gesundes Halbwissen... Wusste nur,da war doch mal was... :-)
ich fürchte das tak tak tak im busch kommt mittlerweile von den kalaschnikov

Nachdem das AK47 aus Modernisierungsgründen durch das AK74 abgelöst wurde, jetzt doch eher:
Trrrr-Trrrr-Trrrr....
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Die zehn wichtigsten, kreativsten, wegweisendsten Jazz-Saxophonisten? 27 Jan 2006 11:03 #13295

  • ppue
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Ja max, das sehe ich ähnlich, allerdings nicht so pessimistisch. Es gibt immer wieder Nischen (besser Garagen), in denen Neues entsteht.

Der Ausverkauf der 'exotischen' Originale ist eine traurige Sache. Aber es ist immer auch eine Chance, wenn Kulturen sich austauschen. Dass dies durch die modernen Medien immer schneller geht, ist eine neue Qualität. Wieviel Gutes und wieviel Schlechtes darin liegt, kann ich noch nicht beurteilen.

Aber auch hier gilt: der Jazz ist die bisher größte musikalische Fusion zweier Kulturen überhaupt! Und dieses Zusammenspiel hatte enorme soziale und politische Dimensionen. Die Rolle der Musik in der leider immer noch nicht abgeschlossenen Leidensgeschichte der Schwarzen halte ich für eine in erster Linie positive.

Die musikalische Geschichte zeigt deutlich, wie der Mensch sich entlang der Reihe der Obertöne (die ja in einem einzelnen menschlichen Laut alle mitklingen) weiterentwickelt:

1:2 Oktave - das Intervall, wenn Männer und Frauen spontan zusammensingen.

2:3 Quinte - das Intervall, womit sich erste Melodien ergeben, Pentatonik, noch in vielen Kulturen vorherrschend.

3:4 Quarte - füllt die Quinte zur nächsten Oktave auf

4:5 und 5:6 - die Terzen, die wir auf die Tonleitern schichten und die uns die Harmonik gebracht haben.

6:7 - eine etwas gedrungene Terz, die erste Septime (das bchen mit dem x unten), wenn man so will, lange Zeit als ungewohnt und nun in ihrer Reibung akzeptiert. Und der erste Blues-Ton! Oft sogar von den alten Bluessängern merkwürdig flat gesungen, gerade so, wie er in der Obertonreihe auftaucht.

7:8 - füllt zur nächsten Oktave auf

8:9, 9:10, 10:11, 11:12 - das Reich der Ganz- und Halbtöne, dass Ende des heute gebräuchlichen Tonmaterials. Auch hier ist bezeichnend, dass die weniger temperierten Obertöne mit zwei anderen wichtigen Bluenotes zusammenfallen, dem teuflischen Tritonus (der uns ja schon beim Aufeinanderschichten unserer Quinten übriggeblieben ist) und einer etwas flätten Terz.

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Das ist der Stand der Dinge. Natürlich haben wir uns auch schon an weitere kleinere Intervalle (Vierteltonmusik) gewagt. Mir scheint allerdings, dass es noch keiner geschafft hat, sie musikalisch befriedigend mit unserem jetzigen Tonmaterial zu verbinden. Aber wenn musikalische Kultur weitergeht, dann wird es in diese Richtung sein. Und die wird nicht einfacher.

So, muß weg, bis nächste Woche, pü


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<em>editiert von: ppue, 27.01.2006, 11:04 Uhr</em><!-- end editby -->
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Die zehn wichtigsten, kreativsten, wegweisendsten Jazz-Saxophonisten? 01 Feb 2006 22:22 #14001

  • ZMann
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Ornette Coleman hat wohl alle diese Töne gespielt. Weswegen er für mich unbedingt zu den ersten zehn wichtigsten Saxophonisten gehört.
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Die zehn wichtigsten, kreativsten, wegweisendsten Jazz-Saxophonisten? 01 Feb 2006 22:56 #14005

  • ppue
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Das ist richtig und er gehört unbedingt dazu. Auch andere haben sie gespielt. Aber die wohlige Temperatur und die damit verbundenen Mensuren der Instrumente lassen uns vor einer Mauer stehen. Der Schritt vom Halb- zum Vierteltonsaxophon wäre ein riesiger aber: wäre es der richtige? Warum nicht erst einmal Dritteltöne? Weil sie in Verbindung mit den Halbtönen auch 6teltöne erzeugen würden. Schwierig, schwierig.

Mit dem Bending und Ziehen der Töne erreichen wir natürlich die Drittel- und Vierteltöne, aber ein System im Umgang mit Mikrointervallen ist noch lange nicht in Sicht. Mit System meine ich nicht, dass das Ziehen von Blue Notes kathegorisiert wird, sondern dass Mikrointervalle wirklich in unser harmonisches und melodisches System eingebunden werden.

Entschuldigung für die ständige Detopicsierung dieses Threads, aber manchmal darf es doch auch ein bisschen wuchern, oder?
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Die zehn wichtigsten, kreativsten, wegweisendsten Jazz-Saxophonisten? 10 Feb 2006 14:46 #14578

  • schrägetöne;)
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nu weiß ich, was ich hier noch nicht gelesen habe ... (vielleicht weil ich nicht alles alles alles alles genau abgesucht habe) ...

rap ist nicht einfach nur ne aneinanderreihung von nne paar tönen rap ist nicht einfach nen text ... rap ist ne lebenseinstellung, ein lebensmodell ... nicht jeder, aber doch ne mehrheit der rapper hat ne vorstellung von gesellschaft ... ne vorstellung von seiner wunschgesellschaft ...

ergo: am rap hängen nicht nur töne. am rap hängt liebe, wut, freundschaft, hass, arbeitslosigkeit, abhängigkeit, emanzipation von den vorgesetzten, reflektion des status quo ... der wunsch nach nem auto, nem dach überm kopf, nem schulabschluss, freude über die erste liebe, oder auch die zweite und und und und ... schon sind wir wieder bei den wurzeln des jazz, des blues ... bei den sprichwörtlichen wurzeln ... auf den feldern ...

wenn man sich nen bisschen "öffnet" ... sich nur ein gaaanz klein bisschen umschaut ... sei's in manhatten oder hierzudorfe ... dann erfährt man, dass rap leben ist ... die gleiche qualität entwickeln kann wie andere musikrichtungen auch ...

übrigens stehen unsere rapper hier im schwarzwald auf die großen guten alten jazzer! 8-)

noch nen üprikenz: dieser rapper hier scheint sich über sein neues hemd und die genehmigung des kassengestells zu freuen ... http://www.dumpalink.com/media/1130398927/White_Rapper]http://www.dumpalink.com/media/1130398927/White_Rapper]http://www.dumpalink.com/media/1130398927/White_Rapper

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<em>editiert von: schrägetöne;-), 10.02.2006, 15:42 Uhr</em><!-- end editby -->
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