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THEMA: Kinderarbeit

Kinderarbeit 31 Jul 2009 14:04 #77152

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Um den Amazon-Thread nicht über Gebühren zu strapazieren, und weil es vielleicht bei der Saxophonherstellung auch eine Rolle spielt, dass Thema Kinderarbeit.

pottpüreh schlug vor, ich solle das, was ich beim Kauf von Billigprodukten spare, den Kindern in Taiwan zurückgeben.
Der Gedanke ist gut, aber überzeugt mich nicht. Abgesehen von der Unmöglichkeit, dieses durchzuführen, nutzt es nichts, Geld zu verschenken. Damit werde ich nichts an den Arbeitsbedingungen in den Billiglohnländern ändern, schon gar nicht an den Eigentumsverhältnissen der Produktionsmittel.

Eine Chance in der Globalisierung sehe gerade darin, dass die billigsten Produzenten (nämlich ärmsten Menschen) der Welt Arbeit bekommen. Das ist sicher eine provokante These, aber ich bin mir nicht sicher, wie z.B. die Kinder, die dort ausgebeutet werden, selbst ihre Position sehen.

Natürlich muss gegen schlechte und gefährliche Arbeitsbedingungen etwas unternommen werden. Nur, dass kann ich nicht von hier aus tun. Was ich tun kann, ist, meine Mitmenschen davon zu überzeugen, dass das Kaufen chinesischer Produkte langfristig dem chinesischen Volk zugute kommt. Und je besser es dem chinesischen Volk geht, desto weniger Kinderarbeit werden sie haben.

Die Schwierigkeit ist die, dass es internationale Monopole sind, die ihre fliegenden Fabriken in kürzester Zeit dort aufbauen, wo die Löhne am niedrigsten sind, so dass nach der Weiterreise das Geld nicht im Land bleibt. Die Frage bleibt trotz allem, ob es den Ländern ohne die Fabriken besser geht?
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 14:21 #77156

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Genau das ist der Knackpunkt der Diskussion!

Ich möchte das Thema "Arbeitsbedingungen" zur Vereinfachung mal auf Deutschland beschränken.

Natürlich kann ich als Verbraucher die Lidls und Schleckers dieser Welt boykotieren.
Durch elektronische Vernetzung kann ein solcher Boykott sogar deutliche Wirkung bei den Konzernen haben. Und dann?

Werden bessere Löhne bezahlt? Wohl kaum.

Filialen werden geschlossen und die dort beschäftigten stehen auf der Straße.
Wem ist nun gedient?

Ich habe für mich da noch keinen wirklich befriedigenden Ausweg aus dem Dilemma gefunden.

Das ist wie mit den Schnecken im Garten.
Wenn Du sie (egal wie: Bierfallen, morgendliches Absammeln, Igelzucht, Scheckengift....)los bist, hast Du nur Platz geschaffen für die Nachfolger.
Keep swinging!
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There's so much hate in the world; you should counteract it with loveliness(Stan Ge
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 14:22 #77157

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Gut, also machen wir einfach so weiter wie bisher.

Evt. landen ja auch bald genug Deutsche in Taiwan, weil sie hier keine Arbeit mehr finden, dann kommt ihnen der Kaufpreis ja auf jeden Fall zu Gute. :-)

Ich denke da an die EX-Nokia-Mitarbeiter, die zu Niedriglöhnen in Rumänien hätten weiterarbeiten dürfen, statt Arbeitslosigkeit. ;-)
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 14:22 #77158

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Natürlich muss gegen schlechte und gefährliche Arbeitsbedingungen etwas unternommen werden. Nur, dass kann ich nicht von hier aus tun. Was ich tun kann, ist, meine Mitmenschen davon zu überzeugen, dass das Kaufen chinesischer Produkte langfristig dem chinesischen Volk zugute kommt. Und je besser es dem chinesischen Volk geht, desto weniger Kinderarbeit werden sie haben.

Nur scheinbar paradox aber wohl richtig. Im Deutschland um die Jahrhundertwende war Kinderarbeit weit verbreitet, gab es das so genannte Lumpenproletariat und war die Lebenserwartung eines Arbeiters mit 50 Jahren schon großzügig gerechnet (weswegen im übrigen auch Bismarcks Staatsrente recht gut funktionierte - kaum einer erlebte sie). In dem Maße, in dem Produkte aus Deutschland weltweit guten Absatz fanden und sogar als Qualitätsprodukte gewinnbringend verkauft werden konnten, ging es parallel dazu sozial aufwärts.
Ich glaube im Übrigen, dass Taiwan diese Phase schon hinter sich gelassen hat. Taiwan exportiert komplexe Technologie - wann hat man beispielsweise das letzte Mal ein Mainboard gesehen, das nicht aus Taiwan stammt? Dazu benötigt man ausgebildete Arbeiter, die zumindest Oszilloskope bedienen können. Ein Taiwanese, der als Produktmanager hier einen Pressebesuch machte, meinte, der soziale Standard wäre wohl so wie in Südkorea.

Ich gehe also davon aus, dass Püs These stimmt.
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 14:28 #77159

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50tmb schrieb:
Genau das ist der Knackpunkt der Diskussion!

Ich möchte das Thema "Arbeitsbedingungen" zur Vereinfachung mal auf Deutschland beschränken.

Natürlich kann ich als Verbraucher die Lidls und Schleckers dieser Welt boykotieren.
Durch elektronische Vernetzung kann ein solcher Boykott sogar deutliche Wirkung bei den Konzernen haben. Und dann?

Werden bessere Löhne bezahlt? Wohl kaum.

Filialen werden geschlossen und die dort beschäftigten stehen auf der Straße.
Wem ist nun gedient?

Ich habe für mich da noch keinen wirklich befriedigenden Ausweg aus dem Dilemma gefunden.

Das ist wie mit den Schnecken im Garten.
Wenn Du sie (egal wie: Bierfallen, morgendliches Absammeln, Igelzucht, Scheckengift....)los bist, hast Du nur Platz geschaffen für die Nachfolger.

Nur mal zur Info, bei Lidl ging es nicht um schlechte Bezahlung. Die Mitarbeiter sitzen bereits auf der Straße - alle über 50 - sie wurden rausgemobbt, weil sie zu alt für das Unternehmen sind.

Zum Boykott habe ich niemals aufgerufen, auch nicht bei Amazon, denn da möchte ich ebenfalls nicht, dass die tollen Mitarbeiter mit ihrer tollen Logistik ihren Job verlieren.

Aber wenn man ganz oft bei z.B. Lidl nach einem "erfahrenen" Mitarbeiter fragt, könnte das evt. auch mal das Management aufwecken. Und wenn dann vielleicht ganz ganz viele fragen....... Klar, dauert länger, als zur Palastrevolte aufzurufen, ich persönlich halte es aber auf Dauer für effektiver. Viele Firmen sind ja schon da hinter gekommen, dass Alter auch gleichzeitig Erfahrung bedeutet.
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 14:31 #77161

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Hallo, Pue!

So hatte ich es auch noch nicht gesehen:

Kinder, die in Teppich-, Textilien-, Instrumenten- oder anderen Fabriken ausgebeutet werden, werden ja nicht aus etwas herausgerissen, was nach unseren Maßstäben eine gute Kindheit mit Bildung, Nahrung, Fürsorge (öffentlicher Art) bedeutet.

Ob wir uns damit abfinden müssen und ob es stimmt, dass solche Zustände auf dem Maßstab einer Volkswirtschaft Merkmale innerhalb eines Übergangszeitraumes zur industrialisierten Gesellschaft mit Arbeitsschutz, Gewerkschaften etc. sind, das lasse ich mal dahingestellt.

Ob es für die Person, das Kind, also auf dem kleinsten Maßstab, vorteilhafter ist, ohne Bildung etc. in einer Fabrik für wenig Geld ausgebeutet zu werden als ohne Bildung etc. und mit nur geringfügig weniger Geld auf der Straße eines Slums zu leben, lasse ich auch dahingestellt.

Ich könnte mir vorstellen, dass eine Menge Produkte bei uns ohne diesen Mechanismus gar nicht zu für uns akzeptablem Preisen zu haben wären. Kaufe ich deswegen jetzt nur noch Produkte, die ohne das auskommen? Ich glaube auch, dass das naiv wäre und auch an den Zuständen nichts ändern würde. Ich kann ja nicht beeinflussen, was die anderen Verbraucher tun.

"So weitermachen wie bisher" müssen wir ja auch nicht. Die günstigere Entscheidung ist für mich, von meinem Preisvorteil etwas an die abzugeben, von denen ich sie erhalten habe, z.B. über Unicef, world vision usw. oder diesen Nobelpreisträger, der Mikrokredite vergibt.

Allerdings werden wir wohl keine Garantie darauf bekommen, dass sich die Arbeitsumstände durch unsere Käufe in einem Zeitraum ändern werden, den wir erleben. Oder dass sie sich überhaupt ändern, weil eben keine nachhaltige Entwicklung stattgefunden hat.

Nachdenklichen Gruß
Markus
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 14:37 #77163

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pue schrieb:

pottpüreh schlug vor, ich solle das, was ich beim Kauf von Billigprodukten spare, den Kindern in Taiwan zurückgeben.
Der Gedanke ist gut, aber überzeugt mich nicht. Abgesehen von der Unmöglichkeit, dieses durchzuführen, nutzt es nichts, Geld zu verschenken. Damit werde ich nichts an den Arbeitsbedingungen in den Billiglohnländern ändern, schon gar nicht an den Eigentumsverhältnissen der Produktionsmittel.


Markus schrieb:

"So weitermachen wie bisher" müssen wir ja auch nicht. Die günstigere Entscheidung ist für mich, von meinem Preisvorteil etwas an die abzugeben, von denen ich sie erhalten habe, z.B. über Unicef, world vision usw. oder diesen Nobelpreisträger, der Mikrokredite vergibt.

Mein Reden :)

Manche nenen es "Geld verschenken", manche nennen es Bedürftigen spenden.
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 14:46 #77167

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pottpourie schrieb:
[quote
Aber wenn man ganz oft bei z.B. Lidl nach einem "erfahrenen" Mitarbeiter fragt, könnte das evt. auch mal das Management aufwecken. Und wenn dann vielleicht ganz ganz viele fragen....... Klar, dauert länger, als zur Palastrevolte aufzurufen, ich persönlich halte es aber auf Dauer für effektiver. Viele Firmen sind ja schon da hinter gekommen, dass Alter auch gleichzeitig Erfahrung bedeutet.[/quote]

Ein höchst interessanter Ansatz!!
Problem dürfte sein, dass man selten "das Management" fragen kann. Nichtsdestotrotz werde ich diesen Gedanken mal für mich vereinnahmen und weiterentwickeln.
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 15:02 #77170

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50tmb schrieb:
pottpourie schrieb:
[quote
Aber wenn man ganz oft bei z.B. Lidl nach einem "erfahrenen" Mitarbeiter fragt, könnte das evt. auch mal das Management aufwecken. Und wenn dann vielleicht ganz ganz viele fragen....... Klar, dauert länger, als zur Palastrevolte aufzurufen, ich persönlich halte es aber auf Dauer für effektiver. Viele Firmen sind ja schon da hinter gekommen, dass Alter auch gleichzeitig Erfahrung bedeutet.

Ein höchst interessanter Ansatz!!
Problem dürfte sein, dass man selten "das Management" fragen kann. Nichtsdestotrotz werde ich diesen Gedanken mal für mich vereinnahmen und weiterentwickeln.[/quote]

@tmb, ich schreibe hier halt alles etwas verkürzt.

Man kann natürlich erst mal im Laden nach "Fachpersonal" fragen, das wird ja weniger vorhanden sein, so dass man sich dann an höherer Stelle erkundigen muss, Du verstehst? ;-)

Ich halte subtiles "rebellieren" halt für auf Dauer sinnvoller, als einen Palast mit 1000 aufgebrachten Männern und Frauen zu stürmen.
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Kinderarbeit 31 Jul 2009 15:58 #77179

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pottpourie schrieb:
Manche nenen es "Geld verschenken", manche nennen es Bedürftigen spenden.

Ich nenne vieles von dem lieber Geld verschenken oder Gewissen beruhigen, es kann nie die Verhältnisse ändern.

Von wegen der Nokia-Arbeiter. Warum sollten sie nicht für weniger Lohn arbeiten? Eine Anpassung der Löhne immer nur nach oben kann es nicht geben. Nach hunderten von Jahren der Ausbeutung von Ressourcen und Arbeitskräften von 'Dritt'-Ländern sollten wir etwas bescheidener daher kommen.

PS.: ich bekomme für meine Arbeit kontinuierlich weniger Geld: bezahlten die Veranstalter früher 80% der Einnahmen an die Künstler aus, so sind es heute oft nur 50%. Aber bitte boykottiert mir nun nicht die Veranstalter, hehe.
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