Seit wann ist es positiv, wenn ich eine gut gehende Firma verkaufen will? Außer, ich will mich zur Ruhe setzen?

D.h. also, der Sinn der Restrukturierung war von Anfang an, die Firma für Investoren verkaufsfertig zu machen und möglichst gewinnbringend zu verzocken.
Und zwar zur Gewinnerhöhung für die Aktionäre des Mutterkonzerns.

Hiho,

soweit ich das jetzt verstanden habe, haben die Investoren (Käufer) nicht gesagt, dass sie nicht kaufen.

In die Verkaufsverhandlungen platze offensichtlich die Bildung der BadBank aus der Hausbank hinein welche dazu führte, dass Schreiber&Keilwerth zahlungsunfähig wurden und rechtlich Insolvenz anmelden mussten.

Der Insolvenzverwalter prüfte nun die Vermögenswerte und stellt diese den Forderungen gegenüber. Das Ergebnis war, dass ausreichend Sicherheiten vorhanden sind, das Unternehmen nicht Pleite gehen zu lassen und abzuwicklen, sondern aufrecht zu erhalten.

Gleichzeitig bedeutet es aber natürlich auch, dass Schreiber & Keilwerth nicht ausreichend Liquide war um fortlaufende Gehälter und Verpflichtungen zu zahlen. Wäre das so, würde der Rückzug der Bank keine Insolvenz zur Folge haben. Ganz klar!

Das dies nun jeden Investor und damit die Verhandlungen erst einmal stoppen lässt ist logisch. Mittlerweile haben sich aber mehr Interessenten eingestellt als vor der Insolvenz. Was natürlich auch logisch ist.

Ich hoffe nur, das sich diesmal ein Unternehmen für Schreiber&Keilwerth interessiert, das auch ein echtes Interesse daran hat ein Unternehmen bestehen zu lassen, statt es nur auszubluten oder einen Mitbewerber vom Markt zu nehmen.

Der Verkauf stand schon vor der Insolvenz an. Das man eine goldene Gans nicht verkauft ist logisch. Ich trenne mich von einer Firma entweder aus Altersgründen, weil ich genug habe oder aus finanziellen Gründen. Die ersten beiden Gründe kommen für eine Investorengesellschaft sicher eher selten in Betracht.

*Vermutung*Die Gesamte Firmengruppe bestand aus den unterschiedlichsten Firmen die nach und nach aus dem Gesamtpaket herausgelöst wurden. Die Finanzgruppe die dieses Paket damals übernahm hatte vermutlich genau dies so geplant. Ein Paket günstig kaufen um dann alles nach und nach gewinnbringend vereinzeln. Sie hat nichts mit Musikinstrumenten oder dem Zubehör zu tun. Einkaufen um zu Verkaufen. Wie gesagt, ist das eine reine Vermutung.

Wie auch immer, hoffe ich auf die Weiterführung des letzten Serienproduzenten von Saxophonen in Deutschland. Auch wenn es nicht mehr viel ist. Aber immerhin.

Wenn sich ein neuer Eigentümer gefunden hat, ist ganz klar eine neue Ausrichtung nötig. Ehrlichkeit dem Kunden gegenüber und Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Angestellten müssen wieder her.

Gruß
Smatjes

jes schrieb:
jepp, der Lieferant müsste "Vertrauen" zu der Firma haben, die ihn kurze Zeit vorher um eine grosse Summe gebracht hat. An dieser Front kämpft der Konkursverwalter im Moment.
Geld zur Begleichung der Ausstände hat er nicht.
Vertrauen - das könnte eventuell entstehen, wenn es der Lieferant mit einer neuen Führungsmannschaft zu tun hätte. Das wäre ein Zeichen für einen echten Neuanfang. Auch für mich.
Sicher, mit einem weiteren Lieferstopp kriegt der Lieferant sein Geld auch nicht, aber er ist auch sicher, dass nicht noch mehr Geld versenkt.
Denn wie das Spiel ausgeht, ist - egal wie (Zweck)optimistisch die Geschäftsleitung (und der Konkursverwalter von Berufs wegen natürlich auch) die Situation auch darstellen - noch offen.


SlowJoe

smatjes schrieb:jepp, die Investoren haben die Music Group gekauft und filetiert.
Die "Goldenen Gänse" der Music Group z.B. Buffet Crampon oder der Blätterhersteller Rico - gesunde, effektiv und weitsichtig geführte Unternehmen - waren ja auch ganz schnell verkauft. Die schon seit Jahren Verluste schreibende und in finanzieller Schieflage befindliche Firma Schreiber & Keilwerth war da eher der Ladenhüter.

Aber noch mal: die finanzielle Lage der Firma war schon lange vor dem Zusammenbruch der Bank eher wackelig und Geschäftspartner reden schon seit mindestens 2 Jahren davon dass sie die Gefahr sehen, dass Schreiber & Keilwerth finanziell irgendwann die Kurve nicht mehr kriegt.

SlowJoe

@slowjoe

Ich weiß ja nicht was Du berugflich so machst und in welcher Firma Du arbeitest. In meinem Laden bedeuten 2 Jahre für eine Umstrukturierung, daß es gerade anfängt wieder zu laufen. Zumeist haben wir dann den nächsten "Manager" und das Theater geht von vorne los.

Schulden zu haben ist heute normal. Zum einen brauchen Investitionen Zeit sich zu amortisieren, zum anderen ist es für die Steuer auch ganz nett nicht zu flüssig zu sein.

Was die Umstrukturierung einer Firma wie Keilwerth angeht kann ich nur spekulieren. Wie gesagt, die gehören einem großen Konzern an und da hat Keilwerth selbst nix zu melden. Da diskutieren "Fachleute", die in der Regel gar nicht wissen um was es geht mit Argumenten, die u.U. auch nur einen kurzzeitigen Erfolg suggerieren. Daher dauern durchgreifende Entscheidungen entsprechend lange.

Ob ein Lieferant Geld für seine Ware bekommt ist IMMER fraglich. Außer man bezahlt sofort bei Lieferung. Dies ist in der Regel nicht so, sondern man bekommt eine Rechnung. Alleine daraus ergibt sich aber, daß der Lieferant bis zur Zahlung in Vorleistung geht. Bei einem insolventen Betrieb passiert m.E. das Umgekehrte: Lieferung nur gegen Vorkasse. Dann bleibt das Risiko bei Kunden, in dem Fall Keilwerth.

Ich selbst sehe die Zukunft von Keilwerth optimistisch. Es handelt sich um eine Traditionsfirma, die bekannt ist für sehr gute, qualitativ hochwertige Instrumente. Diese sollten im Detail noch einmal optimiert werden. Wo es m.E. vielleicht etwas hapert ist das Marketing. Das wäre mir zu altbacken und wenig aggressiv. Leider habe ich die Millionen nicht, sonst wäre die Übernahme von Keilwerth durchaus eine Sache an der ich Spaß hätte. Aber als Familienbetrieb und nicht als Konzern!
JEs

jes schrieb:
Wirklich?
Sehr interessant!
Welcher grosse Konzern denn?
Habe ich da was verpennt?
Hast Du da weitere Informationen?

SlowJoe

slowjoe schrieb:
Music Group

de.wikipedia.org/wiki/The_Music_Group

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Also ich spekulier mal. Keilwerth wird als Name überleben. Die Produktion wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in dem Gesamtkomplex mit den anderen Blasinstrumenten nicht überlebensfähig sein.

- zu teuer
- kein high-end Produkt
- kein internationales bedeutendes Image

Hohe Fertigunsqualität bedeutet hohe Fertigungskosten und damit hohe Verkaufspreise. Diese können sich nur über Imageeffekt oder echte (?) qualitative Positionierung ergeben. Von beidem sind mE die Saxophone leider weit entfernt.

Folge wird wohl sein, daß der Name gekauft werden wird, dann die Fertigung wesentlich nach China exportiert wird und in D ein Aufkleber draufkommt. Oder: Made for Germany.

Qualitativ hochwertigste Fertigung läßt sich mit den Keilwerth VK-Preisen mE sicherlich nicht erzielen. Siehe Inderbinen, der als Manufaktur da Doppelte nimmt.

Keilwerth wird hier wie andere auch ein Opfer der Globalisierung werden. Hätte mE höchstens ein Chance als Luxus-Sonderanfertigungproduktion. Aber das würde eine Konzernausgliederung bedeuten, die vorhandene Konzernverbundeffekte außer acht lassen würde - also reinste Phantasie.

Also hier eher Entwicklung in Richtung Cannonball.

Wenn ich den Wikipedia - Artikel richtig interpretiere, bestand der "große internationale Konzern" Music Group zum Schluss nur noch aus der kleinen Firma Schreiber & Keilwerth.....


Und seit 2007 steht Schreiber und Keilwerth alleine da.

SlowJoe

The Music Group gehört zu Rutland Partners, einer Investmentfirma, die nur dazu da ist, marode Firmen aufzukaufen, zu "sanieren" und wieder gewinnbringend zu verkaufen.
Genau zu diesem Zweck wurde The Music Group als Tochterunternehmen 2003 gegründet, siehe hier:

www.taylorwessing.com/de/aktuelle-news/details/taylor-wessing-beraet-the-music-group-tmg-beim-verkauf-ihrer-weltweit-fuehrenden-klarinettenmarke-2005-07-20.html

Dass Keilwerth zufällig die letzte Firma aus dieser Gruppe ist, die verzockt wird, ändert an der Sachlage nichts.

hier, das ist alles, was davon bleibt:

www.alacrastore.com/storecontent/Thomson_M&A/Rutland_Trust_PLC_seeking_buyer_for_Schreiber_Keilwerth_Musik-2164956040

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