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THEMA: Über Harmonie, Akkorde und Melodien

Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 01:56 #70359

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chrisdos, ich verstehe deinen Unmut gut und gebe dir Recht, dass man durch Theorie seine Unschuld verliert. Aber glaube mir, man kann sie wieder erlangen.
Und jetzt ich sag dir ganz schnell, wozu das gut, was wir hier machen. Wir werden ganz bald dazu kommen, ein einfaches System zum Improvisieren über diese Harmonien zu installieren. Und dazu ist eine kurze Analyse der Stücke die Grundlage. Zudem ist es sehr anregend für eigene Kompositionen, die Technik der anderen zu studieren. Spannend finde ich das alles obendrein.

Zu den vielen Antworten und Mutmaßungen um Parkers A-Dur. Ich finde alle sehr gelungen.
In der Folge: Saxolinas "Zwischendominante" ist sehr gut, das A-Moll wurde zu einer Art Dominante nach Dur moduliert (das ist auch claptranes Ansatz). Das entspricht Raggaes Drang zu mehr Würze, klingt das A-Moll doch recht langweilig. Saxolinas Frage nach dem E-Moll ist in Mckois These bestens beantwortet, der davon ausgeht, dass der gesamte Takt in einer anderen Tonart gedacht ist, nämlich in D-Dur, wovon hier die II. und V. Stufe gespielt wird, deckt sich mit dem Begriff "Zwischendominante" doch hervorragend.

Es sind zwei Sichtweisen, die sich fast decken. Dass das A-Dur dominantisch ist, darin sind sich alle einig. Die Frage bleibt offen, ob das E-Moll eine III. Stufe in C-Dur oder die II. Stufe in D-Dur ist. Das ist hier momentan nicht zu klären.

@Raggae: es werden seltenst Dur-Stufen in Moll gespielt, eigentlich nur umgekehrt, da allerdings betrifft es alle dreie, die II, die III und die VI. Wann diese in Dur erscheinen, würde ich mir an deiner Stelle an der Würze merken.

Zum ganzen Thema später mehr.

@Markus:
Schwingungsverhältnis 2:3 in der Quinte. Heißt das, der höhere Ton schwingt ein Drittel schneller als der tiefere?

ja
Hat das mit der von mir vermuteten langsameren Schwingung zu tun?

jain, mit der einfacheren in Bezug auf den Grundton. In der Quarte (3:4) ist es wie gesagt anders herum. Der obere Ton ist stärker, weil 1:2:4 (alles Oktaven) einfacher schwingt als 2:3.
Nun sagst du, in der Quarte sei der höhere Ton der stärkere. Demnach würde in C-Dur das G in Verbindung mit dem nächsthöheren C ja auch dorthin wollen, das ja nur die Tonika eine Oktave höher ist, oder?

genau
Jetzt verwirre ich mich ein wenig, weil doch offenbar kein Ton an sich irgendwo hin will,...

lol
sondern nur die Richtung, in der "Zusammenhänge von Tönen" verwendet werden, etwas über an- oder entspannende Wirkung sagt.

ja, die Zusammenhänge zählen: es ist egal, ob eine Melodie (eher Harmonie) in der Quarte höher oder der Quinte tiefer Entspannung sucht, Tatsache bleibt, dass sie diese dort findet.

Innerhalb des Akkordes gilt die gleiche Hierarchie und deshalb heißt der Dreiklang g-h-d auch G-Dur-Dreiklang. Wäre das d stärker, wäre er mit Sicherheit nach ihm benannt.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 09:47 #70373

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claptrane schrieb:
die große Terz ist der Leitton

Danke, das war ein Baustein, der mir noch gefehlt hat: Das c# leitet zum d.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 09:55 #70374

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pue schrieb:
@Raggae: es werden seltenst Dur-Stufen in Moll gespielt, eigentlich nur umgekehrt, da allerdings betrifft es alle dreie, die II, die III und die VI. Wann diese in Dur erscheinen, würde ich mir an deiner Stelle an der Würze merken.

Zum ganzen Thema später mehr.

Da bin ich schon mal gespannt. :)

Bei näherem Nachdenken fällt mir auch auf, dass ich in Moll gespielte Dur-Stufen bisher kaum gesehen habe. Wenn aus Dur auf einmal Moll wird, kenne ich es bisher fast ausschließlich als kompleten Wechsel auf die gleiche Tonart in Moll, z.B. in I Love Paris von C-Dur nach C-Moll oder in der One Note Samba von Bb-Dur nach Bb-Moll.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 10:15 #70376

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Könnte es nicht auch sein, dass | E- A7 | einfach eine Rückung (oder wie das heißt) um einen Ganztonschritt nach oben von | D- G7 | ist, die gleichzeitig, wie es der Zufall ;-) und Charlie Parker so wollen, einen super Einstieg in die ii-V-I Schlusssequenz darstellt?
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 16:05 #70396

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Nein, in einer Rückung wird eine bestimmte Akkordfolge + die Melodie ohne Änderungen in eine andere Tonart (meist nach oben) "gerückt".
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 16:44 #70398

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Manche Stellen kann man am besten ausprobieren..

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In der zip sind 2 mp3s, jeweils eine für Bb und Eb Instrumente. Es geht um diese 4 Takte:

I Dm G7 I Em A7 I Dm G7 I C I

Ich habe die Dateien genau auf Pass geschnitten, sodass man den Player auf Wiederholung stellen kann.

Was für mich, aus harmonischer Sicht, wie eine Modulation (Tonartwechsel) aussieht, stellt sich beim Improvisieren, jedenfalls für meine Ohren, als falsch heraus. Meine Linien klingen flüssiger und schlüssiger wen ich den Tonartenwechsel einfach ignoriere und über die gesamten 4 Takte C Dur denke. Probiert das ruhig mal aus. Laborkittel gibt es übrigens hier sehr günstig. ;-)

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Letzte Änderung: 15 Feb 2009 16:46 von mckoi.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 17:01 #70400

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claptrane schrieb:
Nein, in einer Rückung wird eine bestimmte Akkordfolge + die Melodie ohne Änderungen in eine andere Tonart (meist nach oben) "gerückt".

Wie nennt man es denn dann, wenn nur die Akkorde gerückt sind, aber die Melodie sich verändert?
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 17:20 #70401

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Pue:"chrisdos, ich verstehe deinen Unmut gut und gebe dir Recht, dass man durch Theorie seine Unschuld verliert. Aber glaube mir, man kann sie wieder erlangen."

Hallo Chrisdos, kennst Du von Kleist das Traktat" über das Marionettentheater"?
Genau die Thematik, die Pue anspricht; das mit der verlorenen Unschuld und wie bzw. ob man sie wiedererlangt.
Gerade für einen Musiker ein tolles Heftchen.
Und schön kurz:-)
Thomas
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 17:46 #70402

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Upps, viele neue Beiträge während meines Schreibens. Ich lass es trotzdem mal so stehen:


Werkanalyse 'My Little Suede Shoes' I, Zwischendominante

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Im obigen Beispiel stellte sich neulich die Frage, warum Parker die VI. Sufe in Dur komponiert. Grob gesehen ergaben sich zwei verschiedene Antworten:

1. es handelt sich um eine Modulation nach Dur, was eine Zwischendominate zu D-Moll ergibt.
2. der gesamte Takt mit Em und A7 ist in D-Dur gedacht und ergibt dessen II. und VI. Stufe.

Beiden Antworten ist gemein, dass es sich hier um eine Variation handelt, die eine weitere Dominante ergibt. Worin liegt der Unterschied der beiden Aussagen?
Im ersteren Fall bestünde das (zum Beispiel bei der Improvisation) benutzte Material aus der C-Dur-Tonleiter mit einem fis anstelle des f.
Im zweiten Fall spielte man den gesamten Takt D-Dur-Töne, hätte also (schaut auf den Quintenzirkel) 2 Kreuzchen, einmal das fis und noch das cis.

Das ist der Unterschied. Welche der beiden Varianten aber ist nun gemeint? Vielleicht finden wir es ja raus, wenn wir uns mal ein Solo darüber vornehmen.
Hier ist eines von einem mir unbekannten Trompeters über die ersten acht Takte. Transponiert fürs Alt (wie auch die Noten hier) spielt er folgendes (klick zum Hören):

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Lasst euch nicht von den Vorzeichen verwirren: er spielt ein paar Bluenotes und chromatische Ranken. Wichtig und schon auf die 1 im 6. Takt ein cis! Das ist also D-Dur! Er zumindest sieht es wie Mckoi und denkt hier in D-Dur. Improvisiert über die II. und V. Stufe in D.

Ich würde es auch so machen, weil die Farbe (Raggae würde Würze sagen) des cis sich schon auf dem Em fein anhört. Hört noch mal hin, man kann den Tonartwechsel geradezu schmecken.

Will ich nun über diese Harmonien improvisieren und kann mir das D-Dur nicht merken kann, dann mach ich mir ein Notenblatt und schreibe in den Takt einfach die Vorzeichen von D-Dur:

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(-:Und wenn ich dass dann aufgeschrieben hab, dann hab ich es auch schon gelernt)

Ich improvisiere über diesen A-Teil von 'My Little Suede Shoes' also mit den Tönen von C-Dur und im sechsten Takt mit den Tönen von D-Dur. Das ist schonmal eine solide Basis für ein Solo. Wenn ich mich dann noch ein wenig mit den Basstönen beschäftige, bekomme ich zusätzlich noch mehr Gefühl für die jeweiligen Stufen meiner Leiter.

In anderen Lehrbüchern steht oft: halber Takt D-Dorisch, halber Takt G-Mixolydisch, ein Takt C-Dur. Für jede Stufe wird eine andere Kirchentonleiter bemüht. Das ist umständlich, verwirrend und in der Sache falsch, weil wir in ein und demselben Tonraum (oder hier in zweien) bleiben und Kirchentonarten in die Kirche gehören.

Schönen Sonntag Abend, pü


PS.: Auf meinem Monitor fehlen der Solotranscription rechts ein paar Noten. Man kann die Adresse des Bildes aber kopieren und in einem neuen Fenster öffnen.
Youtube-Video zum Solobespiel:

Letzte Änderung: 09 Jul 2012 20:53 von pue.
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Aw: Über Harmonie, Akkorde und Melodien 15 Feb 2009 20:23 #70423

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Stimmt, wenn man die Transkription durchspielt, merkt man dass der Tonartwechsel lecker schmeckt. Komisch als ich vorhin damit romprobierte, fand ich den ignorierten Tonartwechsel auch sehr tasty.;-)

Wer gern kosten möchte, hier die Mitspiel-Dateien in voller Länge mit, und mit ohne Solo für Alt und Tenor..

[file name=A7Mysterium_solo.zip size=unter_einem_MB] www.saxophon4u.de/saxwelt/A7Mysterium_solo.zip [/file]
Wie gesagt, den Player auf Wiederholung stellen. Dann kann man spielen bis die Nachbarn mitsingen können..

Noten gibt's hier in einem Tonbereich der für Saxophone besser geeignet ist..
Letzte Änderung: 15 Feb 2009 20:24 von mckoi.
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