G-moll ist die Ursprungstonart, e-moll die eb-version für Altosax z.B., die sich irgendwann verselbstständigt hat.
Ansonsten noch meine 2 Cent zur Analyse, hoffe es ist ok, ppue.
Das Stück, nehmen wir jetzt e-moll, ist also in e-moll. das ist gut zu wissen, in der Praxis aber nur ein Detail.
angenommen, ein guter blattspieler sieht das beim gig zum ersten Mal 5 sec vorm Einzählen, wie geht er ran?
Er sieht bestimmte Muster, nämlich, wie Mos schon sagte II-V-I Muster. Zu diesen Mustern hat er Material in Bauch, Hirn und Fingern. Und das lässt er dann fliessen. Von diesen Mustern gibt es überraschend wenige, die aber in allen 12 Tonarten.
Also 2-5-1
davon gibt es zwei Hauptvarianten, nämlich die in Dur:
/ Dm7 / G7 / Cmaj7 / /
und die in Moll:
/ Dm7b5 / G7b9 / Cm7 / /
(der G7b9 hat auch eine b6, warum? Weil dieses b6 die b3 des C-Moll ist. da alles zur 1.stufe, der Tonika hinstrebt, muß das Erweiterungsmaterial der Akkorde ja auch von dort kommen. Entsprechend hat der dm7b5 auch ein eb und kein e in der Skala.)
die Mollvariante, da führen die ersten beiden Akkorde sehr folgerichtig nach C-Moll. Man erwartet das dann auch nach den ersten beiden Akkorden.
Entsprechend die durversion nach C-Dur.
diese Auflösung kann man verändern, also z.B.
/ Dm7b5 / G7b9 / Cmaj7 / /
Dies klingt aber schon leicht überraschend.
(Für sowas gibt es dann einen unglaublich schönen Fachausdruck, den in der Praxis zwar keiner verwendet, aber er ist einfach so gut. Ich habe in mir eingerahmt und aufgehängt und schaue immer drauf, wenn was nicht läuft:
MODAL INTERCHANGE,
sprich modl interdschäintsch
Unglaublich gut, oder?)
Also die Überraschung beim modl interdschäintsch zeigt, daß die jeweilige Folge von Dur oder Moll 2-5-1 eben der normalste und folgerichtigste Weg von 2-5-1 ist.
Von diesen 2-5-1 Abfolgen gibt es also 12 Stück entsprechend den 12 Grundtönen, mal 2 Varianten (Dur und Moll), ergibt 24.
Zumindest 60 70 % des Standartjazz bestehen genau aus diesen Dingern. Kann ich damit umgehen, habe ich die mehr als die halbe Miete. das, was es noch gibt, sind, von Ausnahmen und modernenen Stücken abgesehen, meist Ausweitungen und Varianten der 2-5-1 Verbindung. Z.B. Autumn leaves, die erste Zeile ist eine
2 - 5 - 1 - 4,
der letzte Akkord geht einfach einen Quintfall weiter.
Oder die chromatische Stelle im B-Teil, da wird einfach nur die 5. Stufe jeweils stark verschärft und dann mit neuem Grundton gespielt, im Prinzip ist es aber immer noch eine 2-5-1, wenn auch stark verändert. führt hier vielleicht ein bischen weit.
Zurück zur Praxis. Habe ich ein paar 2-5-1 patterns durch alle 12 Tonarten gespielt, auswendig, in Dur und in Moll, dann erkenne ich diese Muster sofort. Und habe Ideen dazu gespeichert.
Wie übt man das? Vielleicht ist das zu eilig hier zwischen Tür und Angel, aber ich versuchs mal zu skizzieren, meinen Weg. Andere werdens anders machen.
Ein Pattern durch alle 12 Tonarten, später ein zweites, usw, anfangs ganz primitive einfache.
(Wenn man nur ein Pattern übt, verfestigt man sich zu stark auf diese eine Melodiefolge).
Ich persönlich versuche nicht, diese Patterns dann bewußt beim Improvisieren einzusetzen. (Ich finde nichts langweiliger, als Patterns in einem Solo mehrfach zu hören bzw wiederzuerkennen.)
Ich vergesse die Patterns wieder. Was bleibt, ist das Material an sich, das dann in den Bauch, Kopf und Fingern bleibt.
Ich kläre dabei die Grundtonbezüge auf den jeweiligen Akkord, und vergesse dan auch die wieder. Wenn ichs dann brauche beim Spielen, ist es da.
Ein Pattern am Tag, in der Schwierigkeitsstufe, das ich gut durch alle 12 Tonarten komme. Das kann anfangs primitivst sein, z.B. einfach nur die Akkordgrundtöne in ganzen Noten!
danach vielleicht Grundton terz in halben Noten etc. wichtig: NICHT die konkreten Töne aufschreiben, sondern nur die Grundtonbezüge. Das zwingt zum verstehen.
Die 2-5-1 AkkordFolgen aber schon aufschreiben, in allen 12 Tonarten auf, daunter ev mit Bleistift die Grundtonbezüge.
Am nächsten Tag nehme ich ein neues Pattern, radiere die alten Grundtonbezüge weg, und schreibe die neuen hin.
Nach einer woche mache ich das gleiche mit den 2-5-1 in Moll.
das kostet pro Tag, wenn ich strikt darauf achte, meinen Verständnislevel nicht zu überfordern, 5 bis 15 Min.
(wenn das noch zu schwer ist, übe ich im Quartenzirkel, also C-F-BB usw nur eine Harmonie, z.B. Grundton, sekunde, kl. Terz (in C =C, D, Eb, dann in F: F, G, Ab usw))
Resultat ist ein Verinnerlichen des Materials, wodurch so ein Stück wie Autumn leaves glasklar wird, auf einen Blick erkennbar.
Ich garantiere jedem, der das bis jetzt nicht so macht, und das mal wenigstens 14 Tage durchzieht, das er ungeahnte Fortschritte macht. Und Klarheit darüber bekommt, was abläuft, viel mehr Möglichkeiten auf dem sax sieht.
Das Transponieren in alle oder zumindest mehrere Tonarten ist dabei total wichtig, auch wenn ich dann nur in C-Dur improvisiere und spiele.
Dadurch, daß jeder Akkordgrundton mal als 2., 5., oder 1. Stufe vorkommt, lerne ich den gleichen Akkord aus verschiedenen Perspektiven kennen.
Sprich, die Meldie zum D-moll Akkord passt dann auch auf den D-maj7, wenn ich die 2 Töne anpasse. Ob ich eine D-Moll7 oder einen D7 oder eine Dmaj7 Akkord habe, macht ja nur 1 oder max 2 Töne Unterschied.
Außerdem lerne ich durch das Transponieren den gesamten chromatischen Raum kennen. Wodurch ich z. B. auch in C-Dur sehe, wo den Halbtöne und Ganztöne sitzen, wo ich chromatisch durchgehen kann usw.
Und es hat noch mehr Vorteile, führt jetzt zu weit. Es automatisiert sehr viele Vorgänge, so daß ich wie beim Reden nur noch an das denke, was ich sagen will, aber nicht mehr darüber, wie ich dies tue, also z.B. nicht mehr darüber, welche Muskeln ich zum reden benutzen sollte.
So, jetzt habe ich ganz ungeplant ein bischen losgelegt, hoffe es ist verständlich und auch interessant, vielleicht kennt ihr das ja auch schon alles.
Das hier ist ein bischen wie bodybuilding, nict wahnsinnig spannend, aber machts man regelmäßig, hat man jede Woche ein paar muckies mehr drauf.
Und kommt dem Ziel der völligen Freiheit der Möglichkeiten wieder ein Stück näher.
Also, soweit erst mal, gute Nacht
Werner