Hallo

Ich habe ein altes Martin Handcraft erworben, dass sehr wenig gespiel wurde . Die Klappen sind auf den Achsen richtig festgehockt. Leider sind aber auch die Achsen selber wohl durch Oxydation in dem Böcken festgefressen. Hat jemand einen guten Tip, wie diese gelöst werden können, bevor die Achsen zersägt werden müssen?

Vielen Dank schon jetzt für die Hilfe!
Claudio

hi harley,

also festsitzende Achsen machen oft sehr viel Ärger.
Nun was kannst Du tun.
Bevor Du mit der Säge ranngehst rate ich Dir folgendes.
Erste einmal solltest Du an den Übergangsstellen von Röhrchen zum Säulchen etwas Öl mittels eines Schraubendrehers reinlaufen lassen.
Als Öl verwendest Du bitte Säurearmes Öl. Ich selbst benutze in meiner Werkstatt das Gewa Öl. Da steht zwar Säurefrei drauf, aber Säurefreies Öl gibt es meines Wissens nicht, also bitte, Säurearmes Öl.
Tunke die Schraubendreherspitze in das Öl und setze den Tropfen an diese genannten Stellen. Auch ruhig dort am Säulchen Öl ansetzen, wo die Achse reingeschoben wird und auch an dem Säulchen in dem die Achse mit dem Gewinde reingeschraubt wird.

Dann nimmst Du bitte ein Spiritusflamme. Du erwärmst dann mit dieser Flamme das Röhrchen in dem die Achse läuft, genaus auch die beiden Säulchen.
Achte hierbei bitte auf die Finger, dass Du sie nicht mit der Flamme verberennst und auch beim anfassen des Instrumentes, da sich die Mechanik sehr erwärmen wird.
Bewege Dein Instrument dabei immer wieder in und her, erhitze also nicht zu lange nur eine Stelle. Denn eine Spiritusflamme entwickelt eine Starke Hitze, mit der man sogar Zinn löten kann.
Es reicht wenn die Spiritusflamme sehr klein gestellt ist.
Als Spiritus empfehle ich den AHK Spiritus Premium Qualität, der stinkt nämlich nicht.

Weiterhin besorge Dir einen Schraubendreher, der absolut fest in den Achschlitz passt. Es ist wichtig das dieser nicht im Schlitz wackelt sondern schön stramm drinnen sitzt.
Ich selbst schleife mir für solche Situationen en meinem Schleifbock die Schraubendreherspitze passend, wenn Du also einen Schleifbock bestizt wäre das Vorteilhaft.

Tja und dann mit Kraft drehen. Reicht die Kraft nich aus klemme ich mir den Schraubendreher in einen Feilkloben, im Prinzip also eine Verlängerung um mehr Kraft aufwenden zu können.
ACHTUNG: Auch hier können schwere Verletzungen entstehen, wenn der Schraubendreher abrutsch und in der anderen Hand landet. Also ganz doll Acht geben.

Wenn das alles nichts hilft, greife ich auch noch nicht gleich zur Säge.
Aber was ich jetzt beschreibe, dass ist nicht so einfach wie es sich anhört.
In ganz hartnäckigen Fällen löte ich Vorsichtig das Säulchen ab, in dessen Bohrung die Achse eingeschoben wird, also dass ohne Gewinde.
Das geht aber nicht in allen Fällen, alse genau gucken, ob es bei dieser Achse Möglich ist.
Ist das Säulchen dann lose, ziehe ich es von der Achse. Nun habe ich einen greifbaren Teil der Achse freigelegt, die ich mit einer guten Greifzange, die ganz glatte Backenfutter hat (damit die Achse nicht kaputt gemacht wird), herausdrehen kann.
Anschliessen wieder Säulchen anlöten - fertig!

So, nun hast Du ein paar hoffentlich hilfreiche Tips bekommen.
Wenn Du noch fragen hast, dann melde Dich wieder.

Gruß,

ToKo

Wow, das ging aber schnell und gleich noch so fundiert! Ganz herzlichen Dank für die fachmännischen Tips. Ich hoffe, das mit der Spiritusflamme reicht aus, denn löten traue ich mir bei diesem Instrument nicht zu.
Also nochmals: Danke und liebe Grüsse aus der Schweiz.
Claudio

Hi harley,

gern geschehen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim lösen.
Und Hut ab, ich finde es toll das Du Deine Grenzen kennst und das mit dem Löten nicht veruchen möchtest.
Die Einstellung Lob ich mir. Lass Dir Zeit bei der Reparatur und mache es in Ruhe. Wenn Du schön Acht gibst was Du tust, wirds schon klappen.

Gruß,

ToKo

@Toko

Hallo ToKo
Dein Tip mit der Flamme war echt heiss
Die Achse hat sich tatsächlich gelöst, sie war zum Glück nicht im Gewinde oxydiert, sondern in den Böcken innen angehockt. Jetzt gehts an den Rest. Nochmals herzlichen Dank für den Tip und bis ev. später...

Liebe Grüsse
Claudio