Wie gesagt: Es ist eine schwierige Balance. Mit den folgenden Überlegungen will ich wirklich niemand der Poster etwas unterstellen, aber ein aktuelles, globales, Problem umreißen, was hinter konkreten Fällen und Vorfällen schnell verschwindet.

Man kann selbstverständlich jeden potentiellen Straftäter ("der könnte was machen, der guckt schon so komisch", soziale, genetische Raster, was auch immer) präventiv festnehmen. Sowas nennt man dann am Ende je nach Hintergrund Polizeistaat, Präventivstaat, o.ä. Und es bedeutet nichts anderes als die Herrschaft der Angst (von oben).

Das philosophische Programm dahinter ist alles andere als neu, heißt Utilitarismus und läßt sich auf die Formel bringen: "Der Zweck heiligt die Mittel." Negativ formuliert: "Man darf für das Gemeinwohl über Leichen gehen.".

Klingelt es? Neo-Utilitarismus ist seit Jahren erklärte Leitphilosphie der Thinktanks hinter den "Neos": Neokonservativen wie Neoliberalen. Oft schlecht getarnt als vermeintlicher "Pragmatismus". Dahinter steckt aber am Ende die Leugnung von Freiheit, die die Freiheit zum Guten fordert und die Freiheit zum Bösen prinzipiell läßt (auch wenn es deren Ausübung nachträglich bestrafen wird).

[Achtung: Meinung] Kriminalität, Terror und Amokläufe müssen bekämpft werden. Aber konstruktiv (was immer man dafür hält), und nicht durch Aufgabe diverser Selbstbestimmungsrechte. Wozu auch die prinzipielle Freiheit gehört, "falsche" Wege zu beschreiten. Das ist schwer in Thesen zu fassen. Vielleicht helfen da der Begriffe "gesunder Menschenverstand" und "Maß".

Diesen Widerspruch der Freiheiten auszuhalten, ist nicht einfach, aber das war auch schon vor Hegel bekannt

Sorry für diesen hausphilosophischen Exkurs. Das brennt mir aber schon seit Jahren unter den Nägeln.

Feuer frei

Aus aktuellem Anlass...

http://portal.gmx.net/de/themen/nachrichten/panorama/gewalt/4905808-Mindestens-sieben-Tote-bei-Amoklauf-in-Finnland,cc=000000160300049058081Hxf5y.html

*uiuiui* .... was solche threads im netz ein wenig "dissonant" macht, ist die tatsache, dass jeder der poster sich erstmal absichert, um nicht in die nähe von terroristen/attentätern/amokläufern zu geraten .....

*nettguck* ..... das unterstelle ich jetzt mal, wenn gepostet wird, dass man dies und jenes an überwachung und kontrolle verstehen kann ....

*grimmigguck* ..... wenn meine mails und meine telefongespäche und fingerabdrücke gespeichert werden dürfen - über eine lange zeit - werde ich damit mit meiner kompletten mitbevölkerung verdächtigt des ....? das weiß sch...le oder keiner ... , hat aber die grenzwertigkeit für meinen geschmack an überwachungsstaat schon weit überschritten.

das problem ist doch nicht das netz oder ein forum oder you tube. es kommt ein ganzes bündel von ursachen in jedem fall zum tragen - bündel taugen jedoch nicht für schnelle schlagzeilen. bei allem, was ich heute abend zum amoklauf in finnland gelesen und gehört habe, hat doch eher das wegsehen oder weghören eine intervention verhindert - ebenso wie am letzten wochenende hier in münster vielemal bei wesentlich weniger dramatischen ereignissen (handtaschenraub, zusammenschlagen vor der disco, fahrraddiebstahl, vandalismus ...). die ursache für das ausrasten des täters bekommen wir auf die schnelle wahrscheinlich nicht. und prävention .....

geli: solange ich mich im netz bewege, kommen solche meldungen immer mal wieder hoch, die ich zu mindestens 50% anzweifle . ich weiß gar nicht, wieso sich im netz immer noch sowas wie ein begriff der "community" halten kann, wo doch beinah 70% der bevölkerung der brd im internet unterwegens sind , aber diese "community" verbreitet solche meldungen in windeseile. meine "grundsätze" (sofern frau diese normalitäten so nennen mag) für mein verhalten in foren bleiben: ich möchte immer ich sein, unterschreibe deshalb mit meinem vornamen, nenne, wenn wichtig, meinen wohnort, habe meine meinung und tue diese kund, vergesse nie (quatsch: selten ), dass alle leser und mitstreiter reale menschen sind und vertraue in kritishen situationen darauf, dass nichts besser schützt als öffentlichkeit.

hinterher versteigert hier keiner mehr gestreifte unterbuxen (insider *lach*: saxwelt.de/index.php?option=com_smf&Itemid=31&topic=4139.0 - wer weiß, wie das zu interpretieren wäre O0)

groetjes
nadja

Mhm, an die Meldung gemäß Knattertons link musste ich auch denken.

Letzte Woche war ich in einem interessanten Vortrag über Medienwelt für Kinder. Da wurden Hinweise gegeben, die sehr interessant waren. Das "digitale Outing" wird von vielen zu lässig betrachtet und das, was man da einstellt, als "virtuell", also folglich nicht real tragfähig empfunden. Hemmschwellen liegen anders (sieht man an manchen Beleidiigungen und "überspitzten" Formulierungen in diversen Foren oder Chats)

Is" aber nicht sooo, Leute. Auch das, was hier im www eingestellt wir, "gilt"!

<<das unterstelle ich jetzt mal, wenn gepostet wird, dass man dies und jenes an überwachung und kontrolle verstehen kann ....>>

Da hast Du zwar einerseits recht, aber in diesem Fall, also Postings aus öffentlichen Foren, seh ich das schon so, dass die Polente da eingreifen muss, wenn sie Hinweise auf ne Straftat (die natürlich verschieden interpretiert werden können) bekommt.

So ein Forum ist ja eher wie ne Tageszeitung und wenn da jemand ne Anzeige aufgibt: "Morgen verdresch ich meine Schwiegermutter" tja dann....

Wir wissen ja auch nicht, ob das Metallerforum überwacht wird, weil als abseitig empfunden (Generalverdacht, soziales Raster), oder ob zufällig ein Polizist mitgelesen hat (die haben ja auch Hobbys, manche spielen Saxophon), oder ob ein "Schlüsselwort" der Polizeisuchmaschine den Hinweis gegeben hat (Überwachungsstaat oder wie fängt man Verbrecher?).

In Anbetracht von Plänen zur Telefon- und Mailüberwachung, freiwilligem preisgeben von Daten vermittels Paybackkarten und der Drohung mit Bundestrojanern, ist das Überwachen von Foren, egal wie man das nun bewertet, ganz einfach Fakt.

<<solange ich mich im netz bewege, kommen solche meldungen immer mal wieder hoch, die ich zu mindestens 50% anzweifle>>

Weil ich das ziemlich heftig fand, hab ich mich im Metal Forum ein bischen umgesehen, was zwar nichts garantiert, aber immerhin gibts das Forum, den Admin, der das eingestellt hat und den betroffenen User.

<<Das "digitale Outing" wird von vielen zu lässig betrachtet und das, was man da einstellt, als "virtuell", also folglich nicht real tragfähig empfunden. Hemmschwellen liegen anders (sieht man an manchen Beleidiigungen und "überspitzten" Formulierungen in diversen Foren oder Chats)>>

Hhmm, vielleicht schätzte der Vortragende die "Realwelt" auch ein bischen falsch ein.
Was ich da manchmal in der Bahn an "Gesprächen" unterstrichen mit leichten Schubsern bis zu Faustschlägen und Ohrfeigen, mitbekomme, lässt mich an der "Hemmungslosigkeit" der virtuellen Welt, gegenüber der realen, zweifeln.

Gruß
Geli

Na, mir kann nix passieren.
Außer mit dem Lärm aus meinem Saxophon terrorisiere ich meine Umwelt gelegentlich auch mit Lärm von meinem Motorflieger. Damit man so ein Teil aber bewegen darf, braucht´s neben einiger recht prakischer Hindernisse (Flugerfahrung, Nachprüfung etc.) auch eine s.g. Zuverlässigkeitsbescheinigung. In dieser wird von amtswegen bescheinigt, kann ich kein Terrorist war oder bin. Da man mir aber böse Absichten unterstellt, darf ich diese Bescheinigung regelmäßig beantragen und auch bezahlen. Toll nicht >
Mir wird also erst mal unterstellt, ich bin ein böser Junge, und ich muß dann auf meine Kosten beweisen, daß dies nicht so ist. So weit sind wir hier in good old Germany schon. Und um das Ganze noch etwas absurder zu machen, sagt auch die anfordernede Behörde erst im Nachhinein, was der ganze Vorgang kostet. Grund, es gibt zwar schon ein EU-Recht, aber weder eine Durchführungsverordung geschweige denn eine Gebührenordnung.
Aber immerhin habe ich einen Wisch auf dem steht, ich bin zuverlässig (was auch immer das bedeutet :-ß)
JEs

diesen Wisch hatte Mathias Rust wahrscheinlich auch ...

glaub ich nicht. Wurde erst nach 11.September als Panikreaktion eingeführt. JES

Tja, ob einige es glauben oder nicht, hier halte ich mich schon arg zurück. Nicht umsonst ist Serdar Somuncu mein Lieblingskaberettist.

Ich halte in dem Zusammenhang Seiten wie MySpace oder StudiVZ bedenklich, weil viel zu viele unbekümmert ihr Leben Preis geben. Auf StudiVZ gab es schon genug Stories darüber. Wie z.B. über die Gruppe, die die Miss Busen gewählt hatten (anhand von StudiVZPartyBilder, die die betroffenen Mädchen selbst reingestellt hat), irgendwer die aus der Gruppe dann identifiziert hatte, Adresse und Name reingestellt, und die Mädchen dann teilweise bestalkt wurden. Die Gruppe wurde nicht gelöscht, sondern bekam nur einen Minimalrüffel und einen Mitgliedsantrag vom Gründer.