saxolina schrieb:
Aber hallo. Ich spiel bei Jugend musiziert unter anderem zwei Sätze aus
einer Händel-Sonate. Das ist der Hammer, nicht weil's zu schnell wär (ich
hab's am Anfang immer zu schnell gespielt) aber da nicht zu schnell
oder zu langsam zu werden ist schwer, weil es eben mathematischer Barock ist.
Keine Temposchwankungen erlaubt, relativ schnell, und dann noch Dynamik und
Phrasierung drüberlegen ... ach ja, intonieren muss man ja auch noch !!!

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<em>editiert von: Réference54, 06.12.2005, 16:43 Uhr</em><!-- end editby -->

Réference54 schrieb: Da Du augenscheinlich jünger bist, sollte man das nicht allzu eng sehen. Trotzdem sei mir die Frage erlaubt, wie Du auf diesen blödsinnigen Begriff »mathematischer Barock« kommst? Mein halber Plattenschrank steht voll Barockmusik - mathematisches kann ich da absolut nicht finden.
Entweder hast Du die falschen Platten, die falschen Lehrer oder vielleicht gar keine richtige Vorstellung, was Barockmusik ist.
Ich kenne kaum eine andere Musikrichtung, die soviel Kraft und Gefühl, soviel Farbigkeit und Lebensfreude bietet, wie die Barockmusik.

Apropos falsche Platten. Normale Sinfonieorchester und Barockmusik ist i.d.R. nicht besonders prickelnd. Hardcore-Barock geht nur mit Ensembles, die mit sog. Originalinstrumenten spielen. Schick mir per PN Deine Adresse und dann schicke ich Dir mal so ein zwei Sachen (schreib ruhig einen Wunsch).

Beste Grüße aus MH
Dexter

doc schrieb:
Der Dr. scheint ja gut drauf zu sein

Ob Mozart sich gefreut hätte? Da wird immer so ein Aufstand (ich sage nur »PR«) gemacht, wenn ein Jazzer eine Klassikplatte oder Helmut Schmidt Mozart spielt. Im Grunde eine schöne Sache, weil es u.U. die Aufmerksamkeit von Leuten erregt, die sonst mit Klassik nicht viel am Hut haben, aber musikalisch (Corea, Schmidt) eher Durchschnitt.

So Projekte wie das von Arthur Schoonderwoerd, nämlich Klavierkonzerte von Beethoven in der Originalbesetzung einzuspielen, dass ist spannend wenn nicht sensationell zu nennen. http://www.jpc.de/jpcng/classic/detail/-/hnum/4180561/rk/home/rsk/hitlist


Beste Grüße aus MH
Dexter

Dexter schrieb:

Hardcore-Barock? Fand ich mal ganz nett, aber manchmal wird es so transparent, daß ich nix mehr fühle. Ich will der Diskussion um die "historische Aufführungspraxis" aber nicht noch'n Statement hinzufügen.
Nur so viel als Advocatus Diaboli: Es ist zwar nicht wirklich mein Ding, was der Herr Richter mit seinen Bachchören gemacht hat, aber es zeigt vielleicht, daß Vielfalt besser als Standard ist, und wenn es ein wohlbegründeter ist.
Ach so: So lange ist das ja noch nicht her, als geradezu metronomisches "Aufsagen" barocker Werke als hohes Ziel vermittelt wurde. Dann kamen Computer, die es besser konnten als jeder Mensch und man merkte auf einmal, daß was fehlte. Oh Wunder Und wenn schon, dann lieber wie Walter/Wendy Carlos es macht
Im Rheinland ist eine solche fast (aber auch nur fast) an Beliebigkeit grenzende Liebe zur Vielfalt auch bekannt als "jeder Jeck ist anders"


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<em>editiert von: doc, 06.12.2005, 22:53 Uhr</em><!-- end editby -->

Im 21. Jahrhundert ist auch der Jazz klassisch, da er abgesehen von den wenigen noch lebenden Originalen nur noch reproduziert bzw interpretiert wird.

Hallo,

einige in diesem Thread zeigten ´ne Vorliebe für Faure.

Vielleicht hilft dieses:

Universal Edition 21 053

Gabriel Faure
Saxophone Album

mit diesen Titeln:
Berceuse
Apres un Reve
Mai
Le Jardin de Dolly
Pavane
Lydia
Elegie
Kitty Valse

mit Klavierbegleitung (Bb und Eb Sax in einzelnen Stimmen)

Liebe Grüße

saxclamus

Hallo Leute,

interessantes Thema. Ich habe vor gut einem Jahrzehnt mit dem Sax spielen begonnen und bin dabei musikalisch sehr "schwammig" groß geworden. Mein damaliger Lehrer studierte klassische Klarinette und brachte sich Saxophon autodidaktisch bei. Seine Vorlieben liegen eindeutig in der Populären Musik. Da man aber als "Musikschul-Kind" auch mal bei Jugend musiziert teilnimmt hatte ich ordentlich Schwiergkeiten. Ich selbst mag Populäre Musik auch, das geht sicher den Meisten so denn immerhin leben wir auch in dieser Zeit, der Bezug zu dieser Art von Musik ist dadurch vielleicht auch intensiver. Jedenfalls habe ich viele, viele, viele Jahre Elemente der klassischen Musik mit denen des Jaz bez.der Modernen gemischt und es fühlte sich nicht gut an (besonders nicht, wenn man sich von einer klassischen Jury sagen lassen muss, man spiele eine Händel Sonate wie eine Swing-Nummer ). Ich hatte jahrelang echte Identitätsprobleme, denn was sagt man denn in so einer Situation, welche Stilistik man spielt/beherrscht, wenn man danach gefragt wird... Saxophon war und ist die Liebe meines Lebens und dass ich das Spielen zum Beruf machen wollte kristallisierte sich trotz stilistischer Schwierigkeiten schon relativ früh heraus. Ich habe mich dann für einen klassischen Studiengang an einer Musikhochschule entschieden und es bis heute nicht bereut. Was ich dort über Tonformung, Atmung, Technik usw.usf. lerne, ist durchaus auch in der Populären Musik anwendbar. Ich spiele auch weiterhin in einer Jazz-Funk-Soul Band und mittlerweile klappt die Trennung der Elemente schon ganz gut. Ich denke nicht, dass es nur "entweder - oder " gibt, beide "Arten" Musik zu machen sind durchaus möglich, finde ich. Wahrscheinlich wird man auf einem Gebiet profesioneller sein aber dass es nur eins geben soll - dagegen wehre ich mich strikt. Mit viel Ehrgeiz und der Liebe zum Detail geht Beides. Ich finde es auch sehr schade, dass es eine Art Diskriminierung zwischen den Klassik - und Jazzsaxern gibt, die aus meinen Erfahrungen mehr von den Jazzern ausgeht. Wie ergeht es Euch und wie denkt Ihr selbst darüber? Ich wurde z.B. mal von einem na gut eher "möchte-gern-Jazzer" gefragt, ob ich Klassik studiere, was er wohl vorher nicht wusste. Man würde es wohl daran erkennen, dass ich Vibrato spiele, was im Jazz/Swing etc. angeblich unüblich und nicht regelkonform sei... naja wie dem auch sei, ich mach Beides gern, gebe aber ehrlich zu, dass meine Schwächen im Populären in Bezug auf Stilistiken größer sind. Aber da vertrau ich auf ChrisFL, dass er mir beim WS einige wertvolle Tipps geben kann
Ach so, ich weiß jetzt nicht mehr genau, wer sich für Debussy interessierte, ich habe jedenfalls das Heft "Sept Pieces: The little Negro, La Fille aux Cheveux de Lin, The little Sheperd, Golliwogg's Cake Walk, Bruyeres, Clair de Lune, Menuet" für Altsax und Piano bei mir rumfliegen. Die Stücke sind klasse. Zu bestellen beihttp://www.zerluth.de/.

Ich wünsche Euch einen rutschfreien Tag.

Viele Grüße, Steffi


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<em>editiert von: Stefie, 01.03.2006, 08:29 Uhr</em><!-- end editby -->

Debussy? Faure? ICH! ICH! ICH!



Aber leider ist das Debussy-Heft erst mal für Es-Sax, wie so oft bei den wirklich geilen Stücken. Irgendwann brauche ich wohl doch noch 'nen Alt. Das gibt Mecker von meiner Frau... (dabei dürfte sie's doch auch spielen, wie alles)

Witzig, bei der Klarinette muß ich mir das Vibrato nun für die klassischen Stücke wieder mühsam abgewöhnen.

Danke für die Tips, das UE-Heft werd ich direkt mal an Land ziehen!

Nachtrag: Das Faure-Heft ist nicht übel. Auch für Sopransaxophon sind schöne Stücke dabei.

Danke nochmal für die Tip(s). Die Stücke aus dem Debussyheft (allerdings für Klarinette gesetzte) sind freilich definitiv noch zu anspruchsvoll für mich. Steht aber auch im Vorwort, daß es sich an "hütere Gehaltsklassen" wendet