Also ich persönlich komme eher "vom Jazz", d.h. ich habe - natürlich - Saxophon angefangen, weil ich auf der Gitarre keinen Zugang bekam zu so Ben Webster und Grover Washington, aber auch Mangelsdorff und United Jazz und Rock Ensemble und so weiter.

Dann habe ich auch irgenwie ganz freien Sachen (wo es nicht mal Changes gibt, aber d.h. nicht unbedingt Free Jazz) viel gemacht, bzw. mache das noch laufend, Stummfilmmusik usw. und da ist es ganz gleichermassen "klassisch" und "jazzig" spielen zu können.

Bei dem richtigen Mainstream Jazz (Swing, Hardbop usw.), da bin ich so ein bißchen im Dilemma - würde ich gerne noch besser können, aber andererseits finde ich gerade schwarze Jazzmusiker Klasse, die so ein völligen anderen Zugang haben (keine Chance), naja und immer wieder diese Standards und das bei Kneipen, Hochzeiten irgendwie im Hintergrund spielen...

Früher habe ich den klassischen Teil völlig abgelehnt (und auch nicht hinbekommen ehrlich gesagt, höchstens mal heimlich Bach geübt...) aber jetzt spiele ich gleichzeitig und mit wachsender Begeisterung auch in einem klassische Saxophonquartett. Da ist aber nicht ein Ton improvisiert wird und jeder Ton muß exakt sein. Beim vom Blatt spielen habe ich manchmal auch echt Probleme mit einfachsten Geschichten, weniger mit den schweren Stellen. Wir spielen natürlich das berühmte Glasunow Quartett usw. -- und ich habe ein ziemlich klasse Version von "Peter und der Wolf" aufgetrieben, aber es gibt auch hochspannende Originalkompositionen.

Ich würde gerne auch mehr "was ganz eigenes" (komponierend/improvisierend) machen -- aber die Energie fehlt mir sondern ich spiel so mit, wenn man micht frage. Finde es auch schwierig, dies unterschiedliche Dinge zusammenbringen: ich mag Bach, ich mag Britney usw., ich mag Coltrane, Stockhausen, Cage und Brötzmann - schwer das zusammenbringen... (muß man auch nicht...)

P.S. ein bißchen Schwierigkeiten haben ich damit Mundstücke für verschiedene Stile zu spielen, bzw. besonders ein "Klassik-Mundstück...": http://www.saxwelt.de/index.php?module=pnForum&func=viewtopic&topic=1073,
Antworten wohl besser dort.

Mein erster Unterricht befasste sich auch ausschließlich mit Klassik - da war die Vorbildung sowieso schon da. Ich hatte einen guten Lehrer, will ich meinen. Wirklich schöne Stücke (Französische Originalmusik für Saxophon) für Altsaxophon sind hier zu finden:

http://www.nu-musix.de/frameset.php?f_content=index.php%3FreqNav%3Dprojects%26amp%3Bproject%3Dkirschke

- Stücke in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden mit Playalongs -

Außerdem spiele ich gerne Bach-Transkriptionen, wo es so schön barock daher plätschert

Lieben Gruß
Saxolina

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<em>editiert von: saxolina, 28.11.2005, 09:17 Uhr</em><!-- end editby -->

saxolina schrieb:
So ist es bei mir auch. Aber wenn man bei Barock richtig ins
Detail geht, dann kann das sehr anstrengend zu spielen sein ...

Réference54 schrieb:
Du sagst es. Da kommt man so richtig auf Touren. Kalt ist einem dann auch nicht mehr vor lauter schnaufen, wo man denn jetzt noch atmen soll in den Bachschen Sechzehntelketten...

Gruß
Saxolina

Bei manchen Partiten (eine ganze Zeite Sechzehntel) habe ich beim Lesen den Eindruck des Selbstzwecks, bzw. einer Etüde. Aber vielleicht hat die mir noch niemand "packend" vorgespielt...
So manches Choralvorspiel wartet aber noch auf Transskription, glaube ich...
Wie schaut das eigentlich mit Originalmusik für Bb-Saxe aus? Alt scheint ja conden Franzosen gut gesegnet worden zu sein.
Aber mir nur dafür nun noch 'ne Kanne kaufen? Meine Familie erschlägt mich dann...

Du musst ja nicht so'n teures kaufen? Manchmal hat man ja Glück in Ebay...
Außerdem spielt die Tonlage doch erst eine Rolle, wenn man mit jamand anders zusammen spielt. Zur Zeit übe ich meine Oboenetüden (vom Flohmarkt) auf dem Bass, das hört sich gar nicht schlecht an.

Gruß

Alf

Hallo,
wer das Sax in der klassischen Musik mag, dem kann ich nur die CD:
CBS-Masterworks MK 42122
Branford Marsalis: Romances for Saxophon
empfehlen. Er spielt Sopransax und wird von dem English Chamber Orchester begleitet. Die Stücke sind von Debussy, Stravinsky, Villa-Lobos, Ravel Faure, Mussorgsky, Columbier und Satie.
Ein Traum!
Hier zeigt sich wieder: Ein guter Jazzmusiker kann Klassik spielen, umgekehrt ist dies selten!
Gruß erdon

erdon schrieb: Ein oft gehörter/gelesener, aber trotzdem falscher Satz. Sicher kann man mit einer klassischen Basisausbildung auch mal die eine oder andere Klassik-Platte herausbringen, aber zum klassischen Musizieren gehört doch viel mehr, als ein Jazzmusiker mitbringt. Umgekehrt ist das übrigens ebenso.
Frag doch mal einen Jazzmusiker, wie er den Mischklang von Holzbläsern und Streichern in 32stel-Läufen (4/4 - Allegretto vom Blatt) realiseren wollte, und zwar in einer Weise, als ob es sich um ein Instrument handelt. Von den speziellen Schwierigkeiten des barocken Instrumentariums einmal ganz abgesehen.

Wer professionell Musik macht, der macht nur enweder oder, aber nicht beides. Was Berührungen und Gemeinsamkeiten nicht ausschließt. Und beides ist immer U und E.

Beste Grüße aus MH
Dexter

"Selig die Konsequenten. Denn sie werden Ihr Ende schon erleben " (Dr. Geerlings)

Im Prinzip stimmt es natürlich, daß wir nunmal keine eierlegenden Wollmilchsäue sind, und damit allumfassende Perfektion nicht erreichbar ist.

Ich mag es trotzdem, wenn Chick Corea Mozart spielt. Mozart bestimmt auch. :-D

Das war bei den Filmaufnahmen zu den Blues Brothers ein Riesenproblem: Als "Klassiker" ist man es gewohnt, Musik recht genau zu "reproduzieren", was jetzt keineswegs despektierlich gemeint ist. Das war mit Aretha Franklin nicht möglich. Jeder Take war so anders, daß man die Teile nicht zusammenkopieren konnte. Also mußte sie - was ihr auch nicht leicht viel - Vollplayback mimen.
Dieser Ausweg war bei James Brown nicht mal machbar. Er musiziert so frei, daß es nur noch den Weg gab, eine Einstellung zu drehen, sie zu schneiden und alle anderen Takes so zu machen, daß er nur von hinten zu sehen ist.

Das sidn natürlich Anekdoten, aber sie zeigen vielleicht, daß Musik in so unterschiedlichenen Haltungen entsteht, daß die Berühungen schwierig werden, wenn man die "Reinheit" eines Paradigmas nicht aufgeben kann oder will, was ja wohl legitim ist.

Aber um meinen alten hochgeschätzten Professor (hat nix mit Musik zu tun gehabt) nochmal zu bemühen: Man darf, muß aber nicht. Oftmals sind wohl auch noch alte Vorurteile bei manchem Klassiker im Spiel, die entweder Jazz in mystische Spären erheben ("zu hoch"), oder im despektierlich gegenübertreten. Das mag dann aber auch ein speziell deutsches Problem sein, wir haben da nunmal einen ungesunden Bruch in der Musikgeschichte...







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<em>editiert von: doc, 06.12.2005, 12:48 Uhr</em><!-- end editby -->