Hallo Holzblaeser (und andere),

kannst du mir aufgrund Deiner jahrzehntelangen Erfahrung mit Keilwerth sagen, ob zwischen den Toneking Spezial-Modellen der 60-80er Jahre und den heutigen Nachfolgemodellen SX-90 es

-klanglich(Materialänderung?) und
-spieltechnisch (höhenverstellbare Trillerklappen, Gis-Heber, weites Bogenteil ...)

einen Unterschied gibt, die einen Neukauf rechtfertigen???

Es dankt erdon

Was heißt hier "rechtfertigen"? Das muss doch jeder für sich selbst entscheiden. Natürlich ist die Entwicklung weiter gegangen, aber ich persönlich finde die kleinen Mechanik-Neuerungen nicht entscheidend. Ich brauche keine detaillierte Materialanalyse. Für mich ist entscheidend: ich nehme das Horn in die Hand. Wie liegt es in der Hand? Wie liegen die Knöpfe, geht das alles schön bequem und schnell? Wie spielt es sich? Wie ist der Klang? Und dann kommt vielleicht noch das Aussehen, aber Spielbarkeit und Klang liegt an erster Stelle, selbst wenn das Horn schäbig, zerkratzt, verbeult und oxidiert aussieht. Naja, was für Dich am wichtigsten ist, musst Du selbst entscheiden!

Viele Grüße

Alf

Alf, grüßt Dich!

Deine Argumente sind ohne Zweifel richtig und das Aussehen in der Tat nicht so wichtig. Das Problem ist nur, dass ich keine Gelegenheit habe beide Möglichkeiten im Vergleich zu testen. Ich suche also jemanden, der diese Erfahrung - bei aller Subjektivität - schon gemacht hat.
Gruß
erdon

@erdon, ich habe heute zwar kein Toneking Spezial, sondern ein New King bekommen, bin aber wirklich sehr beeindurckt vom Sound dieses alten Königs!
Meins ist von 54 oder 56 soviel ich weiß, liegt bei diesen Hörnern der Unterschied eigentlich nur darin, dass das New King kein hoch F# hat und die Gravur nicht so aufwendig ist.
Es sieht wunderschön aus, vernickelt, gerollte Tonlöcher, Engelsflügel (leider nicht mehr aus Kunststoff) und den schönen alten Keilwerth-Tropfen am S-Bogen. Sie konnten damals schon echte Hingucker bauen!

Bei den jüngeren Modellen war wohl dann auch noch ein größerer Qualitätsunterschied im Material und Ausstattung.

Ich war gerade mal ein bisschen im Proberaum, weil ich einfach das Sax mal ausprobieren wollte. Wie gesagt, es ist aus den 50ern und die Polster sind auch sehr alt, ohne Resonatoren aber dicht.
Was dieses alte Horn für eine Dynamik und einen Sound hat ist schon Wahnsinn! Es ist heller und offener vom Sound als mein Shadow und hat sehr viel Power.Einige Töne reißen etwas mehr aus. Kann an den alten Polstern liegen oder vielleicht ist es auch nicht optimal eingestellt. Es hält sich aber im Rahmen.

Ich finde die Anordnung der Mechanik im Vergleich zum Shadow sehr gewöhnungsbedürfigt. Die Taster für die linke Hand liegen viel weiter unten. Ohne hinzusehen, greife ich immer erst die Front F Taste und wundere mich, warum auf einmal nichts mehr kommt :-D :-D . Mit Zielen, klappt es dann besser. Die Palmkeys liegen viel höher als beim Shadow. Das ist etwas wo ich die größten Probleme mit habe. Sie liegen bei mir komplett oberhalb meiner hohlen Hand. Ich muss also das ganze Handgelenk kippen, wenn ich die Palmkeys spielen möchte.

Der Tisch für den linken kleinen Finger und den rechten kleinen Finger hingegen, liegt angenehmer. Tief Bb lässt sich einfacher und schneller erreichen und der Winkel für Eb und C ist angenehmer für meine Finger.

Jetzt muss ich aber nochmal den traumhafen Service von Keilwerth loben! Ich hatte vor kurzem meinen Endplug verloren. Kurzer Anruf und innerhalb von 2 Tagen war ein neuer Endplug da, ohne Berechnung! Eben habe ich angerufen und gefragt, ob es die Feststellschraube für den S-Bogen des alten New Kings noch gäbe. Bei meinem fehlt sie leider und wurde doch eine ganz normale dicke Schraube ersetzt. Was soll ich sagen, kein Problem, ist schon so gut wie unterwegs. Das nenne ich Service! Ich glaube da könnte man bei vielen anderen Herstellern sich die Finger wund telefonieren ohne Erfolg.

Das ist auch einer der Gründe, warum ich mir auch immer wieder ein Keilwerth kaufen würde. Sie sind einfach Spitzenklasse. Sowohl die Vintages als auch die neuen Topmodelle.

hallo erdon,

ich kann mos nur voll zustimmen.

meine meinung:

die technik der neueren modelle ist deutlich komfortabler. der sound ist hervorragend, trotzdem anders als der klang der vintage-hörner.

technisch sind die deutschen-vintages nicht schlecht. die usa-hörner der gleichen ära bereiten mir hier deutlich mehr probleme. einem versierteren spieler bereitet die keilwerth-technik der vintage-hörner sicherlich keinerlei probleme.

der klang der keilwerth-vintage ist auch etwas von der lackierung abhängig.
m.e. klingen die versilberten sehr ausgewogen, voll und fett. die lackierten haben ebenfalls einen in allen lagen ausgewogenen klang. bei den vernickelten instrumenten mache ich leichte abstriche. ausgewogen, aber einfach etwas "dünner".

wenn jemand auf "hochglanz" steht oder extremen wert auf eine super moderne mechanik legt, dann wird er/sie mit einem vintage-horn nicht glücklich. es kommt einfach auf die jeweiligen schwerpunkte an, den man setzt.

also, jedem das seine und einfach mal testen. ich konnte mich allerdings nie von einem meiner instrumente trennen. jedes hat seinen eigenen charakter, klang, vor- und nachteil. mein schwerpunkt ist einfach der sound und den bringt kein neues horn - zumindest hab ich noch keines gefunden -.

viele grüße an alle saxer/innen.

holzblaeser (roland)

Hallo mos,
Hallo holzbläser,

es ist toll, dass ich von Euren inviduellen Erfahrungen provitieren kann. Danke, für die ausführlichen Schilderungen. Meine Entscheidung war danach kein Problem mehr!!!
Liebe Grüße
erdon

@erdon, freut mich, dass wir dir bei deiner Wahl helfen konnten.
Wenn du aus der Nähe von Köln kommst, könntest du dir auch bei mir deine eigene Meinung zu den Saxen bilden. Du müsstest nur dein Mundstück mitbringen.

hallo erdon,

ebenfalls das angebot von mir: sofern Du aus der gegen stuttgart kommst, schau Dir mal die silbernen, lackierten und vernickelten saxe bei mir an.

gruß holzblaeser (roland)

@mos,
Danke für Dein Angebot, aber die Entfernung macht dies nicht eben mal möglich.
Übringens scheinst Du gar nicht neugierig (...in meinem Sinne eine positive Eigenschaft!) zu sein, wie meine Entscheidung ausgefallen ist. Da ich noch in der Lernphase (und auch nicht mehr der Jüngste bin) habe ich mich für ein neues SX 90 entschieden, um die technischen Probleme so gering wie möglich zu halten, denn allein das Erlernen der Noten hat ja schon so seine Tücken. Die Vintage-Version werde ich mir für einen späteren Zeitpunkt vorbehalten. Derweilen "genieße" ich zwischendurch den Vintage-Sound auf einem Buescher True Tone von 1929.
Gruß
erdon

Ich habe mal Bilder von meinem kleinen König gemacht.
Wer Lust hat, kann ja mal schauen

www.simplysax.de/NewKing.htm

Noch ein bisschen sparen und es bekommt die Tokolino Generalüberholung, die hat es sich verdient. Es spielt zwar noch, aber die Polster sind schon sehr alt, teilweise mit, teilweise ohne Resonatoren etc. Wird ihm gut tun, wenn es wieder neue Windeln hat und alles schön dicht ist :-D