Hallo! Ich habe ein Barionsaxophon der Marke "Couesnon" Paris bekommen. Es handelt sich um ein versilbertes Modell, Seriennr. 58800.
Kann mir jemand was zur Marke, dem Modell, ungefähres Baujahr oder sonstige Infos etc sagen?
Vielen Dank für Eure Mithilfe!
Selmersaxking :-?

Split Keys? oder B und H auf einer Seite des Bechers? Rolled Tone Holes? Und was steht denn auf dem Becher genau?

Grüße
Max

Hallo Max, vielen Dank für Deine Detail-Fragen, hier die Antworten (so weit ich Sie geben kann): Das H ist auf der linken Seite des Bechers, alle Anderen auf der rechten.
Die Tönlöcher sehen aus, als wären sie aufgesetzt.
Auf dem Becher steht:

(FIRMENLOGO 1)
COUESNON & CIE
FOURNISSEURS
DES BEAUX-ARTS
DU CONSERVATOIRE
NATIONAL
ET DE L'ARMEE
94 RUF D'ANGOULÈME
PARIS
(FIRMENLOGO 2)
58086 (wahrscheinlich die Seriennr.?)

A.VOGELWEITH
STRASBOURG
(SYMBOL) (ein 5-eckiger Stern mit einem Kreis i.d.Mitte)

Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mit den Antworten was anfangen, und mir weitere Infos geben kannst.
Viele Grüße, Selmersaxking

Hm, das ist bestimmt ein frühes Vorkriegsmodell...

und von wegen Seriennummer, ist nicht.... die Nummer gehört zur Adresse.
Einfach macht es Couesnon einem sowieso nicht, denn es gibt keine Seriennummernliste, es gibt parallel laufende Nummerierungen und die Seriennummern sind meistens nicht sichtbar, sondern verdeckt z.B. unter einer Klappe...alles klar? :-D

Sag mal, hat das Horn stark abgerundete Spatulas z.B. die Palm Keys (obere Lage, linke Hand)? Gibt es ein Front F? Hat es drei Seitengriffe/Hilfsklappen für E,C und B oder nur 2 davon?.......

Am besten wäre es, du schickst mir Photos via EMail davon (du hast eine PN) oder besser noch, stellst Sie hier ein, falls du die Möglichkeit dazu hast. Wenn ich das Sax sehe, kann ich dir auf jeden Fall mehr dazu sagen.

Max

Hallo Smatjes, ich weiss leider nicht, wie ich die Photos hier einstellen kann, daher schicke ich sie Dir per gesonderter email. Wenn Du möchtest, mache ich nochmal bessere Photos, die dann hier in Saxwelt.de veröffentlicht werden können. Mal sehen, was Du so zu dem Sax sagst. Ausserdem zeige ich das nächste Woche noch meinem Sax-Doc, vielleicht lohnt sich ja eine Generalüberholung. Wenn ja, würde ich es auch noch polieren lassen und anschließend die Photos machen!
Wenn Du weitere Infos hast, freue ich mich!
Viele Grüße, Selmersaxking

Selmersaxking, danke für die Zustellung der Photos durch Smatjes. , ein Photo sagt ja bekanntlich mehr als tausend…

Dein Baritonsax ist aus den zwanziger Jahren. Es weist typische Design- und Konstruktionsmerkmale französischer Saxophone dieser Zeit auf. Der Tonumfang dieses Instruments ist tief B- hoch Eb. Couesnon hat zwischen 1887 eine ganze Modellpalette verschiedener Instrumente klassischer Bauart auf den Markt gebracht. 1931 stellte sich die Firma neu auf, später würden Instrumente modernerer Machart hergestellt. Ein Beispiel für ein späteres Instrument kannst du auf Saxwelt unter Couesnon betrachten, es ist das Instrument von Mario.

Mal etwas Generelles zu Saxophonen früher französischer Bauart, dies betrifft nicht nur Couesnon, sondern auch Firmen wie das kürzlich im Forum angesprochene Pierret, oder Dolnet, Evette &Schaeffer, frühe Buffets etc.:
Saxophone aus Frankreich, die in den Zwanzigern und Dreißigern gemacht wurden, lehnen sich in der Konstruktion weitgehend an Instrumente an, wie Sie auch in der Zeit vor dem 1.Weltkrieg und davor gefertigt worden sind. Sie bieten im Prinzip noch den technischen Entwicklungsstand des 19.Jahrhunderts, inspiriert und weitgehend aufbauend auf den Ideen aus der Werkstatt von Adolphe Sax. Den Entwicklungsschub wie bei amerikanischen Herstellern in den 20ern/30ern gab es bei den französischen Herstellern (außer Selmer) nicht. Instrumente wurden in Frankreich damals für Blasmusik und Militärkapellen gemacht, für klassischen Einsatz, nicht für Jazzmusik wie in Amerika.
Diese Instrumente haben einen typisch französischen klassischen Klang, sind in massiver Bauweise hergestellt, wie Sie längst nicht mehr gemacht wird, entsprechen in Applikatur und Ergonomie natürlich nicht mehr modernen Standards.
Wie stellt sich die Situation nun für den Käufer da? Lange Zeit tauchten diese Instrumente auf französischen oder vereinzelt auch deutschen Flohmärkten (zumindest bei uns im Südwesten) als Kuriosität auf, weniger als spielbares Instrument. Dennoch kann ein Liebhaber, wenn er sich in ein solches Instrument verguckt hat und es wieder in einen spielbaren Zustand versetzt damit glücklich werden. Insofern sind diese Instrumente unterschätzt.
Wer das richtige Setup gefunden hat, genießt ein gut verarbeitetes Saxophon mit dunklem, massiven Ton, das auch in der Intonation oft noch ganz gut mithalten kann. Warum nicht so was als Alternative zu fernöstlichen Dumping-Produkten? Begeisterung für das Restaurieren und Spielen natürlich vorausgesetzt. Eine Überholung würde ich bei diesem Couesnon durchaus empfehlen, es lohnt sich wahrscheinlich.

Abschließend noch mal Pros und Contras:

Pro:
+ Solide gebaut
+ i.d.R. klassisch vollklingend mit viel Substanz
+ preiswert zu finden/viel Sax fürs Geld

Contra:
-wenig zeitgemäße Applikatur
-mitunter Intonationsschwächen, kann, muss nicht

Ach ja, ein Detail noch am Rande:
der Stempel: A. Vogelweith, Straßbourg, bezieht sich auf den verkaufenden Händler in Straßburg, das war damals durchaus bei Instrumenten üblich, die Idee mit dem Symbol als "Meistermarke" kommt aus der Silber-und Metallwarenherstellung...

Viele Grüsse
Max

Hallo Smatjes und Max,
habt tausend Dank für die Infos, jetzt weiss ich schon eine ganze Menge mehr! Auf jeden Fall habe ich ein gutes Gefühl bei diesem Sax, denn ich habe nur einen "Obulus" dafür bezahlt, sodaß sich die Generalüberholung bestimmt lohnen wird (Mal sehen, was mein Sax-Doc zu den Kosten sagt).
Sollte ich es Instandsetzen lassen, werde ich entsprechende Photos dann hier auf Saxwelt.de einstellen.
Viele Grüße, Selmersaxking