Was mir gefällt und was ich auch selber praktiziere, sind melodiöse Solos. Ob die nun sehr nah am Thema beginnen und sich dann davon weg entwickeln, oder auch mal gezielt komplett und vom Fleck weg in eine ganz andere Richtung gehen, ist (bei mir) stimmungsabhängig.

Ich habe wenig Spaß an Solos, die von A bis Z nur alle Skalen durchnudeln, um dabei auch noch möglichst viele kreischende Obertöne auf's Publikum loszulassen (so sehr ich das technisch bewundere!)...Das ist mir nach einem Stück einfach zu anstrengend zu hören.

Was ich ganz besonders mag ist gemeinsamens Improvisieren. Hab da inzwischen sehr schöne Erfahrungen gemacht. Wenn das Solo des Einen den Andern inspiriert und die Impulse rund um durch die ganze Band gespielt werden, ist das richtig lebendig und spannend anzuhören.

stromlose Grüße
B.

JES schrieb:
Nö! Ganz im Gegenteil!


Ich find', es ist ein interessantes Thema, dass sich lohnt zu diskutieren.

(Nur durch den Austausch von Gedanken und Meinungen, kann man die eigene Gedanken- und Meinungswelt bereichern)(Bitte keine Wortklauberei zu dem Wort Austausch in diesem Zusammenhang )

Cheerio
Jürgen

Hallo
Mir hat mal Bennie Wallace gesagt, er befasse sich hauptsächlich mit dem Thema, verwendet die meiste Zeit, es zu verinnerlichen, spielt es in allen 12 keys und hat mir noch das hier geschrieben:
" Learn the melody. Sing it. Make sure you sing it in time. Listen to
recordings of it, singers as well as horns. Listen to how different people
phrase it. At some point in the process it will be in your subconscious
mind. You won't have to think about it any more. Then just play.
One way to help get there is play the melody over and over IN TIME,
change it up a little but keep playing around the melody. I've actually
heard Lester Young and Sonny Rollins do this in performance. As you do this
things will just start coming out.
The goal is to take the mind out of it and just let the music happen."
und dann noch in einem anderen Brief:
"
Remember the chord is only an isolate snapshot of
notes moving together in time (harmony). Any note which compliments the
melody will work. Don't let the chords handcuff your ear!"

Für den, der Bennie nicht kennt:

Body and Soul.

Hi Jürgen,

Wenn ich ein Solo spiele versuche ich möglichst beim Thema zu bleiben und es zu umspielen, egal mit welchem Instrument. Wenn genug Platz fürs Solo da ist kann man sich auch vom Thema entfernen, sollte aber zum Ende des Solos das Thema wieder aufgreifen.
Für ein wirklich gutes solo sollte man das Stück auch aus dem Kopf spielen können, da wird das solo besser. Weil man genau weiss wo die Melodie hinführt.

Bei einer Session ist das schon schwieriger, man kennt das Stück nicht und improvisiert dann wild in der Gegend rum. Da das Solo wird da vielleicht schon mal schlechter als einem lieb ist.

Gruß

Alfred

Ich stelle mal die provokante Frage: warum überhaupt soll sich eine Improvisation mit dem Thema befassen?

Damit Thema- und Impro-Teil aneinanderpassen. Beide Teile tragen doch schon das gleiche rhythmische und harmonische Korsett. Im Beispiel von Corcovado spielt Bennie Wallace schon im B-Teil noch kaum einen Ton des Themas. Natürlich weiß er, wo er ist und wie die Melodie an der Stelle geht. Das ist Grundvorraussetzung.
Aber ein Solo folgt anderen Gesetzen als ein Thema. Das Thema hat spätestens nach 32 Takten einen Höhepunkt oder zumindest irgend eine Pointe. Habe ich aber vor, über drei Chorusse zu improvisieren, dann sollte ich tunlichst vermeiden, die Architektur des Themas zu übernehmen. Auch generelle Tonhöhe und Melodiebewegungen sollte ich nicht dreimal wiederholen.

Ich glaube, die Bemühungen, am Thema zu improvisieren, resultieren aus der Langeweile, die man beim Dudeln vieler Jazzer empfindet. Ein Dudeln über die Harmonien ist einfach ein schlechtes Solo, weil der Spannungsbogen fehlt.
Den Spannungsbogen erreicht man, indem man interessant spielt. Wie man das macht, dazu gibt es bis heute genau 437 Methoden. Eine ist, über die Länge des Solos einen bestimmten Aufbau zu haben. Sicher kann man auch mal das Thema oder spezifische Intervalle zitieren, das hat einen Reiz, aber müsste...sollte...?

Nee!

kann nicht verstehen wieso hier soviele für eine so schematische themennahe improvisation sind.
der punkt beim improvisieren ist ja nicht, das thema möglichst clever zu umspielen oder im gegenteil möglichst abgefahrene licks rauszuhauen. der punkt bei der improvisation ist es doch gerade, sich vom thema und sich von schemen zu lösen, und die musik für sich sprechen zu lassen. und bei der betrachtung erübrigt sich die frage ob ein solo themennah oder sonstwas sein sollte. sie sollte nur gute, und vor allem ehrliche musik sein.

Moin,

ich verfolge diesen Thread mit sehr viel Spannung. Ich hab mal gerade begriffen, wie ich die Akkordsymbole irgendwie koordinieren könnte, bin aber noch weit entfernt von "guter" Impovisation.

Ein "Rumgefiddel" auf den höchsten Tönen des Saxes finde ich als Zuhörerin auch so lästig wie @stromlos.

Jetzt werden zwei neue Begriffe von @scoco eingeführt:
1. gute Musik
und
2. ehrliche Musik.

Was ist das? Woran erkenne ich sie?
Was ist der Unerschied, wenn es denn einen gibt?
Gibt es Definitionen dafür?

Fragen über Fragen ...

Musik der ich gerne zuhöre und bedauere wenn sie zuende ist...

Rein Subjektiv...

Objektiv? Hm. Ist ja nunmal Geschmackssache, oder?

Solange es "technisch" in Ordnung ist (also sauber gespielt, in time, zusammen) wird sich da für jede Art von Musik ein Liebhaber finden.

Soviel zur guten Musik.

Und ehrliche? Ehrlich...no Ahnung...

stromlose Grüße
B.

Mir stellt sich hier jetzt so nach und nach dei Frage nach dem Unterschied (gibt es einen?) zwischen Solo und Improvisation.

Mein Schwarz-Weiß-Bild zur Diskussion:

Improvisation:
Musiker kommen zusammen. Einer sagt:"Kommt, lass uns mal 'nen Blues machen. Gib mal F vor."

Es entwickelt sich ein "improvisiertes" Musikgeschehen.


Solo:
"Hey, wir spielen Watermelon Man. Einmal tutti und dann hast Du drei Durchgänge Solo, dann wieder tutti und Schluß"


Cheerio
Jürgen