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THEMA: Seltsame "Ansatzfrage"

Seltsame "Ansatzfrage" 04 Jan 2008 23:54 #50054

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Hallo ihr alle,

da ich (Anfängerin mit oboistischem Hintergrund) zur Zeit ziemlich am rumprobieren bin, was Ansatz und Sound bzw. wie sich diese beiden Aspekte wechselseitig beeinflussen, angeht, würde ich euch gerne mal eine etwas komische - und vielleicht ja auch ziemlich bescheuerte (?) Frage zum Thema "Ansatz" stellen.

Dazu muss ich aber zunächst ein bisschen ausholen, um das, worauf ich hinaus will, zu erklären:
beim Saxüben bin ich gerade beim Herumexperimentieren wie ich auf eine Art und Weise spielen kann, dass es meine Ohren klanglich einigermaßen zufrieden stellt. Ich wünsche mir einen runden, warmen Sound, der auch in der höheren Lage nicht scharf oder "hühnchenmäßig" klingt. Um dies zu erreichen, versuche ich derzeit (auch mit Einverständnis meines Lehrers) meinen Ansatz so zu trainieren, dass dieser auf keinen Fall zu "fest", sondern eher entspannt ist. Dabei nehme ich momentan auch in Kauf, dass ich die Intonation zur Zeit noch nicht so im Griff habe wie ich mir das wünschen würde. Im Klartext: ich habe zwei Möglichkeiten:
entweder "stelle" ich einen mittelfesten Ansatz "ein" mit der Konsequenz, dass die Intonation ziemlich zuverlässig ist aber mich der Klang nicht wirklich zufrieden stellt oder ich lasse bewusst SEHR locker, wodurch sich der Klang eindeutig verbessert, die Intonation aber auch extrem (freundlich ausgedrückt!) flexibel wird. Trotz des eben benannten Defizits habe ich mich für Möglichkeit Nr. 2 entschieden, erstens weil für mich ein weicher, runder, flexibler Sound ein sehr erstrebenswerte Ziel darstellt und zweitens, weil mein Sax ab (gegriffen) d" abwärts insgesamt recht tief intoniert, so dass ich versuchen muss, die Intonation der höheren Töne an diese Gegebenheit anzupassen. Erwähnen möchte ich darüberhinaus auch, dass ich bisher immer unzufrieden darüber war, dass die tiefen Töne (cis" abwärts) eigentlich nur bei relativ großer Lautstärke und hohem Luftverbrauch halbwegs zuverlässig ansprechen.

So weit, so gut. Heute Abend habe ich nun beim Üben eine etwas seltsame "Entdeckung" gemacht, zu der ich gerne eure Meinung hören würde: während des Spielens habe ich beim rumprobieren irgendwann einmal die oberen Schneidezähne vom Mundstück minimal "abgehoben", so dass sie keinen Kontakt zum MPC mehr hatten. Dadurch ist folgendes passiert:

1. Der Klang hat sich ziemlich verändert und zwar in eine Richtung, die mir gut gefallen hat: voluminöser und weicher

2. die Gesamtintonation ist etwas tiefer geworden, was angesichts dessen, was ich weiter oben beschrieben habe aber durchaus wünschenswert für mich war." Die hohe Lage war zunächst intonationsmäßig etwas unsicher, klang aber um einiges weniger "hühnchenmäßig" (klar: bei diesem komischen Ansatz hat man keine Chance mit zuviel Druck zu arbeiten, weil man sonst sehr bald eine schmerzhafte "Rückmeldung" kriegt). Nach einigem Ausprobieren hab ich aber die Intonation durch entsprechendes "Dosieren" des Luftstroms (= wenn ich mit genügend Luft gespielt hab) und entsprechendes "stützen" ganz gut in den Griff gekriegt.

3. der verblüffende Nebeneffekt war, dass die Töne über den ganzen Umfang hinweg, d.h. auch in der extremen Tiefe, auf einmal auch im piano wesentlich besser ansprachen.

Anzumerken ist, dass ich die Zähne wirklich nur MINIMAL vom MPC abgehoben habe und jederzeit "in verfügbarer Nähe" des Mundstücks hatte. Auch den sonstigen Ansatz habe ich nicht verändert.

NUN MEINE FRAGE:
ist das, was ich da ausprobiert habe, kompletter Blödsinn oder sogar technisch grottenfalsch, so dass ich es lieber schleunigst wieder bleiben lassen sollte? Oder: kann bzw. "darf" man - zumindest zeitweise - auf diese Art und Weise spielen? Eure Meinungen und Erfahrungen dazu würden mich wirklich sehr interessieren und ich wäre euch für Rückmeldungen sehr dankbar! (Sagt jetzt bitte nicht: "Frag doch deinen Lehrer, was er dazu meint." Das werde ich sowieso machen aber ich hab erst am 26. wieder Unterricht und außerdem würd ich gerne ein paar unterschiedliche Gedanken dazu hören!)

(Setup ist: 60er Jahre Alto französischer Bauart, mein Steamer und Rigotti Gold in Stärke 2,5

Vielen Dank und Grüße
Kat
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Re: Seltsame "Ansatzfrage" 05 Jan 2008 00:32 #50060

  • Bloozer
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Ich bin kein Experte für den "double lip embouchure", aber habs mal probiert, und das Hauptproblem war, das Horn stabil zu halten. Speziell beim mittleren Cis fehlte mir der Zahnanker.

Von Coltrane erzaehlt man, dass er diesen Ansatz benutzt hat, weil er ziemlich schlechte Zähne hatte. Obs stimmt weiß ich nicht.

es gibt in dem englisch sprachigen Forum einen sehr umfangreichen thread zu dem Thema:
hier



Wächst denn das Gras schneller, wenn man daran zieht?
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Re: Seltsame "Ansatzfrage" 05 Jan 2008 10:22 #50067

  • stromlos
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Hi Bluescat,

das sind interessante Experimente die du da durchspielst.
Es gab zwar schon einige Threads zum Thema Ansatz...ich finde aber, dass es etwas so elementares ist, dass man das ohne Probleme öfter durchdiskutieren kann.

Du kommst also von der Oboe. Da müßtest du ja an einen lauten und scharfen Sound gewöhnt sein ;-). Außerdem hast du dann Doppelrohrblätter gespielt, bei denen natürlich keine Zähne zum Einsatz kommen (hab mal Fagott gespielt ). Auch "Stütze", Lufthaushalt und "Druck" dürften dann ja keine Probleme darstellen...(vielleicht stellt dann auch ein 2,5 Blatt keine Probleme dar)...ist ja schon die halbe Miete, nicht?

Auch bei mir sind die tiefen Töne grundsätzlich tiefer als gewünscht und die Hohen zu hoch....

Ich spiele seit 4 1/2 Jahren alto und bin auch immer noch auf der Suche nach dem zu mir passenden Ansatz! Weich, voll und satt möchte ich es auch haben. Außerdem in allen Lagen klar, frei und sauber....

Angefangen habe ich mit einem "klassischen", ziemlich festen Ansatz. Der funktionierte bei mir ganz gut. In den Höhen war der Sound aber für meine Ohren zu "piepsig". Nach und nach habe ich gelernt lockerer zu lassen, mit gutem Ergebnis. Oben runder und unten schnellere Ansprache.
Trotzdem hat es gedauert, bis ich einigermassen intonieren konnte...so wie es dir jetzt auch geht.

Da mein Oberkiefer öfter mal Probleme macht, versuche ich auch möglichst gar keinen Druck mehr drauf zu geben. Hebe die Schneidezähne zwar nicht ab, aber sie "schweben in touch" sozusagen. Stützen, beißen aber nicht...unten schon gar nicht mehr.

Also: du bist nicht alleine mit diesen Ideen ;-).

Für längeres Spielen brauchts dann aber eine Mords-Gesichtsmuskultur, denn die trägt dann alles, was die Kiefer nicht mehr halten...

Ich habe festgestellt das so was "lockeres-aber-nicht-ganz-haltloses" für mich wohl der richtige Weg sein wird.

Probier ruhig rum, find ich. Wichtig ist das du mit deinem Lehrer zusammen suchst. Und zuuu locker kanns eigentlich gar nicht werden. Und wenn der Sound stimmt...!


stromlose Grüße
:-s
Jazz ist, was ihr draus macht ;)
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Re: Seltsame "Ansatzfrage" 05 Jan 2008 11:34 #50069

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Hallo Bluescat

Verstehe gut was du meinst, ich habe diesen Effekt auch beobachtet, allerdings hab ich bisher noch keine Methode gefunden, die praktisch abgehobenen Zähne so stabil zu halten,dass dann der Ansatz auch zuverlässig stabil bleibt. Drauf gestossen bin ich über eine Anregeung eines Userers in der "Parallelwelt" , dieser schlug zur "Therapie" schelcht ansprechender Töne ab Tief C runter, vor die Oberlippe abzuheben, entweder durch eigene Lippenkraft oder dann mit dem Daumen als Hilfe. Natürlich nur für kurze Zeit um dabei mit der linken Hand Tonleiter zu spielen. Dabei kamen bei mir auch die oberen Zähne frei vom Mundstück. der Effekt ist wirklich verblüffend, geau was du beschreibst, alles lockerer, voller Ton, kein Beissen mehr und die Tiefen gehen wie Butter. Wie das alles in einem praktischen Sinnne angewandt werden kann sehe ich zur Zeit nicht. Wahrscheinlich get es eher darum, das "Muskelgedächtnis" so zu trainieren, dass man automatisch einen solchen Ansatz anwendet. Dabei wäre es dann egal, ob die Zähne noch aufliegiegen oder nicht. Stan Getz soll übrigens längere zeit mit einem "Doppelten Ansatz" gespielt haben, kam aber dann davon ab. Hab ich irgendwo gelesen.

gruss
antonio
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Reeds-Shop

Re: Seltsame "Ansatzfrage" 05 Jan 2008 12:20 #50074

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Ich denke, Du bist auf dem richtigen Weg. Ich komme immer mehr zu der Auffassung, daß das ganze »Geheimnis« bei Sax-Spielen ist, dies »kraftvoll-entspannt« zu tun.

Ich habe an den oberen Schneidezähnen einen etwas komplizierten Kronenaufbau bekommen und mußte zum einen in der Vorbereitungsphase jeden Druck vermeiden, um einer Entzündung der Wurzelspitzen vorzubeugen und zum anderen auch jetzt noch übermäßigen Druck vermeiden.

Da ich mit dem Sax-Spielen aber nicht aufhören wollte, habe ich mir angewöhnt, die oberen Schneidezähne mit so wenig Druck wie möglich auf das Mundstück aufzusetzen -zum Üben habe ich wie Du, die Zähne erst einmal garnicht mehr aufgesetzt - das war zwar zu Anfang ein ziemliches Gewackel, klappte aber immerr besser - letzlich spiel ich immer mit ganz leicht aufgesetzten Zähnen (ist m.E. auch für die Klangkontrolle etwas günstiger). Das das funktioniert, kann man an meinem Bißplättchen sehen - es immer noch das erste und weist keinerlei Abnutzung auf.

Nebeneffekt war, daß die tiefen Töne leichter kommen und der Ton, wie von Dir beschrieben voller wurde. Ich konnte in Folge auch das Mundstück etwas weiter aufschieben und kann trotzdem weitgehend sauber intonieren.


Beste Grüße aus MH
Dexter
Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, aber man muss es vorwärts leben. (S. Kierkegard)
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Re: Seltsame "Ansatzfrage" 05 Jan 2008 14:38 #50085

  • 48tmb
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Ähem!

Ich darf ma zusammenfassen:

Mach es so, wie es für Dich gut ist.

PS
Werde auch mal den Zahnfreien Ansatz ausprobieren.

Cheerio
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Re: Seltsame "Ansatzfrage" 05 Jan 2008 17:57 #50090

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Wenn ich mich recht entsinne, haben wir hier mit Axelmario einen Profi-Oboisten. Vielleicht kann er Dir mit Tips weiterhelfen - so von Oboist zu Oboist?
Kunst ist die letzte Freiheit, die uns geblieben ist - laßt uns sie verteidigen!
Wolfgang 26
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Re: Seltsame "Ansatzfrage" 05 Jan 2008 23:01 #50124

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Erst mal vielen Dank für eure Antworten! Da bin ich ja schon mal froh, dass ich doch nicht total auf dem Holzweg zu sein scheine. Vom "durchhalten" her funktioniert das bei mir eigentlich ziemlich ordentlich, so lang ich nicht auf die dumme Idee komm, zu schwere Blätter zu nehmen. Mit Rigotti Gold 2,5 hab ich soeben gut 1 1/2 Stunden mit besagtem Ansatz ganz locker und mit viel Spaß vor mich hin geblasen.

@ Wolfgang26: Danke für den Tipp! Mit Axelmario hab ich mich schon im Chat unterhalten. Bezüglich meiner Ansatzfrage suche ich aber ganz bewusst nach Antworten von erfahrenen Saxophonisten, einfach weil ich das Instrument als ein ganz eigenständiges begreife. Natürlich nutze ich auch die Erfahrungen, die ich von der Oboe mitbringe aber ich fände nichts schlimmer als wenn ich auf dem Sax auch nur annähernd ähnlich wie auf einer Oboe klingen würde. :"(

Greetz
Kat
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Re: Seltsame "Ansatzfrage" 06 Jan 2008 10:33 #50136

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Natürlich nutze ich auch die Erfahrungen, die ich von der Oboe mitbringe aber ich fände nichts schlimmer als wenn ich auf dem Sax auch nur annähernd ähnlich wie auf einer Oboe klingen würde. :"(


Hi, hi...kann ich verstehen 8-)


:-s
Jazz ist, was ihr draus macht ;)
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