Hi,
ich bin 29.08. zurück aus Japan. Ich habe viel mit meiner Familie unternommen, auch wenn es recht heiß war und eine Luftfeuchtigkeit zwischen 75 % und 80 % herrschte. Man kann sich aber daran gewöhnen, wichtig ist nur, viel zu trinken.
Nun zum eigentlichen Thema: Ich berichte euch heute über windbros, einem Instrumenten-Geschäft, das sich nur auf Saxophone spezialisiert hat. Hier habe ich mir ein Vintage-Sax gekauft. Welches, das erfahrt ihr gleich.
Erst einmal ein paar wichtige Infos: "windbros" liegt im Tokyoter Stadtteil Shibuya. Die Hinfahrt ist mit der Yamanote-, der Saikyo- und der Shonan-Shinjuku-Linie möglich. Ausstieg ist bei der Haltestelle Shibuya. Dann geht man zwei Minuten zu dem neuen Südausgang. Vom neuen Südausgang muss man links abbiegen und gelangt so zu einer Fußgängerbrücke. Sobald man sich auf der Fußgängerbrücke sich befindet, sieht man das große Schild von windbros. Die Fußgängerbrücke führt fast direkt zu windbros. windbros liegt in einem mehrstöckigen Gebäude, neben einem Ramen-Restaurant (Hinweis: Ramen sind japanische Nudelsuppen). windbros ist in zwei Geschäften aufgeteilt:
- einem Geschäft für neue Saxophone
- einem Geschäft für gebrauchte und Vintage-Saxes
Wer zum Vintage-Laden hinauf möchte, muss in den vierten Stock, für neue Hörner muss man eine Etage tiefer gehen.
Eines kann ich auf jeden Fall sagen: Die beiden Läden von windbros sind sehr übersichtlich und nett eingerichtet. Die Saxophone sind ausnahmlos alle in Glasschränken ausgestellt, der Laden für neue Instrumente hat noch zusätzlich eine große Auswahl an Zubehör.
Ein paar von euch wissen vielleicht noch, dass ich zu "Soundfuga" wollte. Da war ich auch, aber leider hat kein Horn dort so richtig zu mir gepasst. Vor Allem das Martin Committee II, für das ich mich sehr interessierte, klang einfach zu matt. Wahrscheinlich hat das mittelmäßige Ergebnis damit zu tun, dass bei Soundfuga kein Musikinstrumentenbauer arbeitet. Deswegen sind möglicherweise die Saxes dort auch nicht richtig abgestimmt. Naja, immerhin haben wir dort ein neues Mundstück gekauft, ein Brilhart Level Air 4*. Es kling einfach gut.
Zurück zu windbros: Ich war mit meiner Familie (Mutter und Bruder) im vierten Stock, also bei den Vintage-Kannen. Ich testete dort zwei Tenorsaxophone:
- Conn 10M "Ladyface", Bj. 1952
- King Super 20 Full Pearls, wahrscheinlich Bj. 1947
Ich benutzte folgendes Setup:
- Brilhart Level Air 4*
- Otto Link STM 6*, Bj. 2007
- Blatt: Vandoren ZZ 3
- Blattschraube von Francois Louis (für das Link, das Brilhart war zu schmal)
Ich spielte folgende Stücke:
- "Someday My Prince Will Come"
- "Chelsea Bridge"
- "Black Orpheus" (auf Vorschlag meiner Mutter)
Test Nr. 1: Conn 10M
Ich testete das 10M in einer kleinen Kammer im Laden. Sie ist wirklich sehr klein, weil der Platz eigentlich nur für eine Person reicht, auch wenn zwei Stühle vorhanden sind. Meine Mutter kam dennoch in die Kammer hinein, um mitzuhören. Ich spielte das Conn mit meinem neuen Brilhart. Ich spielte zuerst "Someday My Prince Will Come". Der Sound aus dem Conn war wirklich warm und voluminös, genauso wie ich es am liebsten mag. Auch meine Mutter war von dem Sound angetan. Um aber auch die Intonation zu prüfen, ließ mich meine Mutter die Tonleiter von tief Bb spielen. Die Intonationsprüfung bestand das Conn perfekt. Um eine Gewissheit zu haben, ob das Horn die Töne auch gut binden konnte, schlug meine Mutter vor, "Black Orpheus" zu spielen. Das tat ich dann und das 10M wurde auch dieser Anforderung gerecht. Da ich mir aber nicht genau wusste, ob das Conn 10M mein Selmer sozusagen "in den Schatten stellt", habe ich ausprobiert, wie es mit meinem Link klingt. Als ich dann blies, stand so gut wie sicher für mich fest: Die Kanne will ich!! Ich testete das Horn nochmal auf der Verkaufsfläche, da ich hier genügend Bewegungsfreiheit hatte. Außer zwei Tischen mit jeweils einem Stuhl, Glasschränken an den Wänden mit alten oder gebrauchten Saxophonen und einer Theke mit integriertem Arbeitsplatz war nicht viel. So konnten ich und meine Mutter herausfinden, ob das Horn noch auf größerer Entfernung gut klingt. Kein Problem, das Conn konnte auch das sehr gut. In dem ich "Chelsea Bridge" spielte, untersuchten wir auch, wie es um Tief- und Mittellage stand, denn besonders bei Balladen kann man das sehr gut herausfinden, meiner Meinung nach. Tja, das Conn sprach selbst in der Tieflage sehr schnell an und klang insgesamt weicher als mein Selmer Reference 36. Jetzt war es absolut klar: Wir kaufen das Teil!! Auch der Preis von umgerechnet etwa 2.000,00 EUR (japanischer Preis: 258.000 Yen) und die Ergonomie der Klappenapplikatur waren eine Ansage!!
King Super 20 Full Pearls
Wie ich aber bereits erwähnt habe, habe ich auch ein King Super 20 Full Pearls getestet. Rein aus Interesse, da der Preis leider sehr hoch war. Das Instrument kostete 840.000 Yen (umgerechnet etwa 6.350,00 EUR). Allerdings waren die Qualitäten des Super 20s noch mal besser als die vom 10M, wie ich festgestellt hab. Ich testete das Horn mit demselben Stücken und Setup wie das Conn. In allen Belangen war das King Super 20 nochmal um Längen besser. Sehr Gute Ansprache der Tiefe, angenehmes Spielgefühl, bezogen auf die Ergonomie der Klappen, sehr voller und warmer Sound, schnelle Riffs gingen ohne eine einzige Einschränkung. Man sieht also, der Preis war gerechtfertigt. Ach ja, getestet hab ich das Super 20 auf der Verkaufsfläche. Meine Mutter war übrigens kurz davor, die Kanne zu kaufen, als ich ihr aber den Preis mitteilte, hat auch meine Mutter vom Kauf abgelassen. Wir hatten nunmal nicht so ein großes Budget, um sich so ein Horn zu leisten. Meine Mutter meinte, ich könne mir das King kaufen, wenn ich einmal selber genügend Geld verdiene und technisch besser geworden bin (Ich kann sehr schnell spielen, weiß aber nicht immer, was ich da grad mach'.).
Der Kauf
Der Kauf meines Conns verlief recht schnell. Wir mussten nur ein paar Unterlagen ausfüllen, haben eine kleine Anzahlung geleistet und haben schließlich den Abholschein bekommen. Am nächsten Tag zahlten wir dann den Restbetrag und konnten das Instrument mitnehmen.
Mein persönliches Fazit
Hier in windbros findet man hoher Wahrscheinlichkeit ein gutes Instrument. Ein beachtlicher Vorteil von diesem Laden ist, dass hier Musikinstrumentenbauer arbeiten. Bei meinem Conn hat einer der beiden Angestellten nachträglich noch die Oktavklappe am Korpus "entklebt". Meiner Meinung nach findet man vor allem in der Vintage-Abteilung den ein oder anderen Schatz. Es lohnt sich, da mal vorbei zuschauen, am besten bei der homepage. Ich gebe euch dazu den Link (leider nur auf Japanisch):
www.rakuten.co.jp/windbros/
Apropos Schätze: Es gab nebenher auch zwei Martin Committee III, ein Selmer Super Balanced Action, ein 1934er Conn Transitional, ein King Super 20 aus den Siebzigern, ein Selmer Mk VII und - wie sollte es auch anders sein - mehrere Selmer Mk VI. Wie gesagt, vorbeischauen lohnt sich. Einziges Manko: Die Angestellten können nicht so gut Englisch. Vielleicht kann man sich aber auch mit Gesten verständigen.
Gruß
Valentin