Von dem her, was ich bisher an Meinungen gehört und gelesen habe, ist es wohl sehr ratsam, auf der Straße möglichst bekannte Stücke zu spielen. Habt Ihr Erfahrungen, was sich da für Sax gut eignet?

. . . damit möglichst alle das gleiche spielen, so wie im Kaufhaus dann mit genormter Musik . . .
Ich plädiere für Vielfalt und . . .
Ausprobieren

meint
Werner

night in tunesia, yakety sax, take five, moanin, careless love, lush life -- version king, all das zeugs gegen das der nachbar was hat. auf der strasse hat es den vorteil dass der unmittelbare ladenbesitzer rauskommt, dir was zusteckt und dich bittet wo anders weiterzuspielen :-D

ne, ernst:
in the mood, summertime, georgia, pennsylvenia, loch lomond, work song und so ein paar schmachtfetzen von "the man with the goldon horn". weisse spuren im sand, loveletters und so geht immer.
darfst halt danach nicht in den spiegel schauen -grins

aber denk dran, nicht nur du die ganze zeit, der git.man sollte auch etwas schaffen, am besten mit ner bluesharp.

intune

ich hab"s mal gekauft und nie eingesetzt, aber genau dafür ist es gedacht:
"The Busker"s Fake Book 1001 All-Time Hit Songs"
ca 70 Euro
Melodie, Akkorde, Texte
Busker = Straßenmusiker

Ich seh das ein wenig anders. Für den Erfolg zählt eher die Präsenz und Offenheit, mit der ich auf der Strasse spiele. Wenn ich mir einen Notenständer hinstelle und während des Spiels in den Noten lese, sollte ich unter 10 Jahre alt sein.

Also besser ohne Notenständer und auswendig spielen. Wenn man sich ein bisschen bewegen kann, darf man das gerne dabei tun und muss auch nicht nur auf den Boden vor sich schauen. Die richtige Stelle auszugucken ist sicher behilfreich dabei, sich wohler zu fühlen. Was im Rücken, auch gut für die Akustik oder eine Ecke. Sich einen eigenen Raum schaffen. Vielleicht stellt die eine oder andere sich ne Blumenvase daneben oder man stellt sich auf ein Bettlaken, welches man vorher in Action-Painting-Manier bunt zugekleckst hat. Das zentriert einen und schafft einen Kulturraum. Der Phantasie sind hier Tür und Tor geöffnet.

Und wenn das Umfeld dann stimmt, spiel ich das, was ich am besten Spielen kann, egal ob das FreeJazz oder La Paloma ist (miir würde eine Mischung davon am Besten gefallen).

Ich glaube, das die Art und Weise der Performance gut und unterhaltend sein muss. Dudeln verboten, dann lieber verblüffen. Ein wenig ist man auf der Strasse immer Artist und Jongleur. Genau: Zirkusmusik kommt sicher gut. Und dann auf einem Bein oder ne klitzekleine Hihat auf 2 und 4 dazu.

Eigentlich kann man alles auf der Strasse machen, nur eins nicht: bekannte Melodien spielen. Da zahl ich nämlich nicht.

Dicker Einspruch Euer Ehren.
Unser Trio hatte auf dem Adventsmarkt im letzen Jahr großen Erfolg. Wir haben ausschließlich aus Noten gespielt. Ich sage nur Augenkontakt bei langen Noten und ein Lächeln in Spielpausen. 8-)

Für Deine anderen Vorschläge gibt es von mir die volle Punktzahl :-ß


Beste Grüße aus MH
Klaus

Solange es mehr Leute gibt, die auf 1 und 3 mitklatschen statt auf 2 und 4, wird man m.E. mit bekannten Melodien mehr einnehmen.

Das ist doch alles ein Frage der Verhältnismäßigkeit und zwar aus Zuschauersicht. Wenn Kinder ihre Notenständer aufklappen, um sich an der Blockflöte für ein Ständchen zu probieren ("halb zwang er mich, halb kam ich ihm entgegen"), macht das Laune, zuzugucken. Das ist eine andere Welt.

Später, wenn da Erwachsene für Erwachsene Show machen, zählt doch nur, inwieweit der Showmacher es geschafft hat, den verzweifelt vor sich in seiner Alltagswelt Dahinangehafteten für eine kurze Zeit aus dieser zu entreißen. Aus einer Gedankenwelt, die ihn -- schnell schnell -- in eine noch Fiktivere entführt. Mit oder ohne Requisiten, denn der Zweck heiligt die Mittel und ein bemaltes Bettuch ist besser als ein Fuzu-Pflasterstein mit Kaugummiresten. Aber danke für die Idee.
Aber danke, denn darum geht es nicht.

Es geht darum, den Passanten zu erwischen. Ist der Musikus zu sehr bei sich, erreicht er ihn womöglich nicht und erst recht nicht, wenn er sinniert, welche Bettlaken welchen Zweck erfüllen mögen. Das kann man sich als Regisseur einer hehren Bühne fragen, aber der Straßenmusiker? -- Doch eher nicht!

Also ... als ich anfing, Kurse im EDV zu geben, sagte ich mir: egal, wie der Unterricht bei den Leuten ankommt, Hauptsache sie merken, dass ich Ahnung vom Fach habe. Später habe ich bemerkt, dass die Ahnung Nebensache ist. Spaß war wichtiger, denn Spaß schafft automatisch ein Lernklima. Daher habe ich den Lernenden nach einiger Zeit gesagt: Man muss keine Ahnung von den Dingen haben, Hauptsache, man bringt sie lustig rüber.

Gut ... da war der Bogen schon wesentlich überspannt, denn der Spruch war schon damals Zeugnis meiner eigenen Langeweile, doch diese feine Abschattierung hatte ich seinerzeit nicht bemerkt. So gesehen finde ich jeden Auftritt aus dem Bauch heraus okay, aber sobald Planung ins Spiel kommt, wird es Show und somit tricky.

Mich hat ein Klarinette-Spieler letztens mitten auf der Fuzu erwischt. Voll ins Herz getroffen, wie man so sagt, denn er spielte ein Stück von Bredif, das gänzlich unbekannt war, nur mir nicht. Trotzdem hatte er es nach der zweiten Wiederholung geschafft, einen "Mitsummeffekt" herzustellen. Ich lief in der Wohlthatschen Buchhandlung auf und ab, war auf derSuche nach einem Geburtstagsgeschenk und konnte mich nicht davon lösen, zuhören. Eine Stunde später spielte er noch immer dasselbe Stück und ich war mir sicher, er hat es zu einem Ohrwurm für alle Umherstehenden/ -hörenden gemacht.

Equipment: einen Notenständer, eine Klarinette.

Gefühltes Equipment: Liebeskummer, eine Melodie, die gespielt werden will, immer und immer wieder. Erscheinungsbild: einer wie du und ich. Euros im Koffer: Keine.

Fazit: ich weiß es nicht. Nur finde ich es erfahrungsverhindernd, wenn man sich hin- und heraustauscht, denn dann redet man mehr, anstatt es einfach zu tun. Wobei ich hier -- andererseits -- fleißig mitquaken würde, wenn ich es getan hätte.

Also vergesst dieses Posting!

Grüße zur Nacht,
von wallenstein

Das tutet doch alles ins selbe Horn: klar geht es mit Notenständer, wenn du Kontakt aufbauen kannst, Dexter. Klar auch kann man ganz schlicht auftreten, wenn das Dargebotene ins Herz trifft. Aber allen ist eine gewisse Präsenz eigen. Und natürlich spielt auch die Qualität des Spiels eine Rolle.

Ich wollte keine Tricks vorschlagen, sondern zeigen, dass man sich einen Raum schaffen kann und ein Bewusstsein für den Raum entwickelt, in dem man spielt. Hat man das Bewusstsein von dem Raum, dann erreicht man besser die Menschen darin.

Es ist eben kein Kurs, wohin die Leute kommen, sondern sie strömen vorbei und irgend wie musst du sie kriegen. Die Melodie ist dabei meines Erachtens nicht das Entscheidende oder zumindest nur ein Faktor von vielen.

Als Zuschauer/Zuhörer werde ich persönlich am ehesten "angepikt", wenn ich merke, dass die Darbietenden Spaß haben an dem, was sie da tun.
Ich will nicht sagen, dass es dann egal ist was oder in welcher Qualität sie da agieren.

Aber der Spaß, das "mit Herz" dabei sein des Künstlers ist für mich das emotional verbindende.