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THEMA: lockerer Ansatz

lockerer Ansatz 04 Jan 2009 09:39 #68224

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Im Resonanzringdebattenfred beschrieb Wallenstein, wie sie am Ende ihr Mundstück weiter auf dem S-Bogen hatte und durch gutes Hören die Töne trotzdem richtig intonierte. Das Ergebnis war ein offenerer Ton.

Das ist ein Phänomen, dass im Laufe des Saxophonlernens schon mal auftritt: mit der Verbesserung des Ansatzes, speziell der Lippenspannung, ist es möglich, die Töne tiefer zu halten. Dadurch wird der Ton offenener. Das Mundstück muss dazu natürlich weiter drauf, das Instrument in sich höher gestimmt sein.

Viele Anfänger drücken das Blatt auf die Bahn, weil sie nicht die Kraft haben, das Blatt "lockerer" zu halten. Das klingt widersprüchlich, ich weiß. Deshalb ein Vergleich. Dreht die Handfläche nach oben und drückt mit den Fingern von unten gegen eine Tischplatte, so als wolltet ihr sie hochheben. Die Hand hat nun eine feste Position und die Tischplatte erzeugt konstanten Gegendruck. Nun lockert den Druck eurer Hand, indem ihr sie soweit nach unten ablasst, dass sie zwar noch die Tischplatte berührt aber nicht mehr stark drückt. Wir müssen jetzt selber die Position kontrollieren und brauchen dafür recht viel Kraft. Es ist tatsächlich einfacher, zu drücken, als diesen Zustand des "kurz dadrunter" zu halten.

Der Vorgang beschreibt mein Gefühl, wenn ich von einem "lockeren" Ansatz spreche.

Ich will hier nicht bewirken, dass nun alle ihren Ansatz lockern. Wie gesagt, muss dazu zu aller erst genügend Lippenkraft vorhanden sein. Ist diese nicht da, so kann man den Ton zwar tiefer intonieren, wird ihn aber nicht gerade auf der Tonhöhe halten können. Er eiert, weil man eben nicht genug Kraft hat, den Druck zu kontrollieren.

Es gibt aber auch fleissige Über, die viel Kraft haben und trotzdem das Blatt anpressen. Denen könnte dieser Beitrag helfen, indem sie einfach mal darauf hören, wie der Ton klingt, wenn sie die Töne einen Hauch tiefer intonieren.

Fester Druck: muffiger Ton, die tiefen Töne neigen zum Überblasen
Mittlerer Druck: offener, obertonreicher Ton
Lascher Druck: quäkiger, lasziver Ton (Albert Ayler und John Tchikay benutzen den als Stilmittel)
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Re: lockerer Ansatz 04 Jan 2009 13:31 #68236

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Tolll beschrieben. So empfinde ich das auch. :-ß
LG HaJo

"Ist das Kunst, oder kann das weg?"
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Re: lockerer Ansatz 04 Jan 2009 19:37 #68250

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Hi Pue
also dank Deiner tollen Beschreibung habe ich an mir feststellen können:
1. Ich tendiere eher zu einem festeren Ansatz (nicht extrem aber...)
2. Zu locker ist aber auch nichts, da irgednwie dann die Intonation des Instruments auch schlechter wird (ich muß dann ja das MPC extrem weit draufschieben).
Fragen daher:
a. wie übt man denn jetzt die Mundmuskulatur, daß man einen lockeren Ansatz sicher beherrscht?
b. wo sind die Grenzen bzw. wie bestimmt man diese (Position MPC, ab der die o.g. Intonationsproblematik gerade noch beherrschbar ist)?
Gruß
JEs
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Re: lockerer Ansatz 04 Jan 2009 20:03 #68253

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Fragen daher:
a. wie übt man denn jetzt die Mundmuskulatur, daß man einen lockeren Ansatz sicher beherrscht?
b. wo sind die Grenzen bzw. wie bestimmt man diese (Position MPC, ab der die o.g. Intonationsproblematik gerade noch beherrschbar ist)?

Gut ist immer, wenn das Mundstück möglichst weit drauf ist! Die meisten Saxe stimmen dann in sich besser! Testen kannst du das so: Spiele c"" erst normal und dann als 1. Oberton von c". An dem Punkt, wo die beiden Töne intonatorisch gleich sind, ohne, dass du mit dem Ansatz ausgleichst, stimmt das Sax in sich am besten!

Für einen lockeren Ansatz:

1. Mundstückübungen: Versuchen mit dem Mundstück möglichst weit nach unten zu spielen!
2. Beide Zahnreihen aufeinander legen (nicht beißen), mit den Lippen eine Art Schnabel formen, und so versuchen, einen Ton in der der mittleren Lage zu halten, ohne die Zähne auseinander zu nehmen!
(ähnlich double lip)
3. h"" greifen und h" erklingen lassen, also trotz Oktavklappe, das mittlere h spielen, da musst du zwangsweise locker lassen! Das ist umso schwerer, je enger das Mundstück ist!
4. Mittlere Lage: Einen Halbton tiefer spielen, als man greift.
Beispiel: h" greifen, h" erklingt und dann c"" greifen und trotzdem h" erklingen lassen. Das macht auf Dauer auch den Ansatz lockerer!

Grüße, funkysax
Selmer SIII Alto und Yamaha 82 ZBP Alto, Phil Barone NY 5M, Hemke/Grand Concert 3 Reeds
Yamaha Custom EX Soprano, Link 5, Hemke 3,5/Grand Concert 3 Reeds
System 54 Superior Class Pure Brass Tenor, Link 6*, Hemke 3 Reeds
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Re: lockerer Ansatz 04 Jan 2009 21:28 #68255

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Moin,

@pue: Das ist wirklich eine tolle Erklärung! Vielleicht ist der Vergleich mit der Hand unter der Tischplatte eine tolle Vorübung. Schon mal über eine Patentierung nachgedacht?

@funkysax: Danke für so konkrete Anleitungen! Da lohnt es sich doch mal wieder hier rein zu schauen.

Davon abseits erinnert mich das ganze an eine Erklärung, die Der Physiotherapeut, der mal bei uns im Team gearbeitet hat, zur "tonischen" (haltenden) und "phasischen" (bewegenden) Muskulatur gegeben hat, die ich jetzt aber nicht zusammenkriege. Werde morgen mal unsere neue Physiotherapeutin dazu fragen.

Herzliche Grüße

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"Bari: Ich schlepp Euch durch!"
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Re: lockerer Ansatz 04 Jan 2009 22:02 #68256

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Tja ... ich kann gar nicht viel mitreden und erst recht nicht beurteilen, ob der Ansatz durch das Testen des Schlüsselrings bei mir besser geworden ist. Mal abgesehen vom Saxunterricht kann ich zuhause nur mit Tuner erkennen, wenn der Ton zu hoch oder zu tief ist. Doch, was tun mit dieser Erkenntnis?

Mir ist wohl aufgefallen, dass der Ton (bei mir) höher wird, wenn ich den Druck gegen das Blatt verstärke, ergo müsste das andersherum auch funzen: lockere den Lippendruck und der Ton fällt ab. Das funzt auch soweit, aber während des Spiels bin ich doch mit anderen Dingen beschäftigt: Musik machen, Noten lesen, Rhythmus, Atmung -- um nur ein paar der Dauerbaustellen zu nennen.

Dummerweise hat mich das Herumprobieren mit dem Lippendruck moralisch wieder zurückgeworfen. Seit ich weiß, dass "da" was machbar ist, eiert alles nur noch mehr. Schön waren die Zeiten, als ich auf den Tuner blickte und was ich sah, mich bedrückte, ich es aber nicht ändern konnte. Denn was zu tun war, entzog sich meinem Wissen und Können.

Mein Saxlehrer behauptet, die Zunge sei Schuld, wenn sie nicht ganz unten liege, verringere sich der Mundraum und dadurch wäre der Ton höher (oder tiefer?) Okay. Mir ist allerdings schleierhaft, wie ich den Ton absetzen soll, wenn die Zunge unten liegt -- das sind dann solche Überlegungen. Außerdem liegt die Zunge da, wo sie liegen will und lässt sich nicht verpflanzen, oder? Oder sollte ich weniger Töne absetzen? Hm ... :-\

Inzwischen habe ich herausgefunden, dass es gut für den Ton ist, ihn mitzusingen oder ihn gedanklich zu flöten, denn dadurch setzt sich der Kehlkopf in Trab und genau genommen reicht das Bisschen Kehlkopfbewegung, um auch den tiefen Ton aus dem Sax herauszuquälen.

Doch für die hohen Töne fehlt mir ein ähnliches Patent. Damit sie annähernd so soundig wie die Mittleren klingen, muss imho ebenso etwas passieren, aber die quäken bei mir herum wie ein dummer liebeskranker Papagei!

Egal, ich habe aufgegeben, das alles verbissen zu sehen. Früher dachte ich, man müsste das Instrument in ein, zwei Jahren in den Griff bekommen und habe mich geärgert, wenn es nicht voran ging. Heute setze ich auf Ausdauer und Kontinuität und sage mir, der Erfolg wird sich ohnehin erst in vielen Jahren zeigen und es soll in erster Linie Spaß machen. Also tute ich, was mir gefällt, spiele meine 138 Bredif-Playalongs und habe mächtig viel Spaß (vorausgesetzt, der Tuner bleibt aus!)

Als Nächstes möchte ich den Silencer testen. Der Schlüsselring hat zwar die Ansprache der tiefen Tiefen verbessert, vielleicht auch für einen "offeneren Ton" gesorgt, aber ich kann das überhaupt nicht erkennen. Mal sehen, wie es nun mit dem Silencer weiter geht.

Vielen Dank für eure Tipps pue und YES, aus Sicht eines Könners sind sie sicher richtig und gut und nett, aber ich habe irgendwie das Gefühl, ich muss mich allein durch das Ganze durchwuseln.

Wenn das mann jut geht ... :"(

LG, wallenstein
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Re: lockerer Ansatz 05 Jan 2009 09:04 #68270

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Lieber Wallenstein, mach dir man keine Sorgen. Wenn man von heute auf morgen den Ansatz lockern möchte, dann begibt man sich in unsicheres Gebiet. Da fängt das Horn an zu schwimmen und man weiß nicht mehr, woran man sich festhalten soll. Solltest du also durch mein Geschreibsel einen Tag lang verunsichert fühlen, so ist das noch gar nichts. Das dauert Monate :-)

Nein, sieh es einfach als Anreiz, immer mal wieder in einen Bereich zu horchen, der jetzt vielleicht noch unerreichbar erscheint. Es reicht oft schon, erst mal eine Vorstellung davon zu entwickeln. Die Mundstückübungen, die funkysax geschrieben hat, sind allemal gut. Zudem würde ich nicht zu sehr auf das Stimmgerät bauen. Meine Töne sind oben immer höher intoniert als in den Tiefen. Ich kenne gute Saxophonisten, die spielen absolut in Tune. Für mich klingen sie oben herum flat.

Die objektive Welt deines Stimmgerätes gibt es in unserem Kopf nicht und tatsächlich hört das Ohr hohe Töne tiefer als sie sind. Gucksu hier: de.wikipedia.org/wiki/Mel
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Re: lockerer Ansatz 05 Jan 2009 09:51 #68272

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Guten Morgen pue,

das ist beruhigend, wenn mann dem Tuner, der sowieso alles falsch deutet nun einen mel-Unschärfewert beirechnen kann. Die Übungen, die funky angeregt hat (thanx) kenne ich aus dem Unterricht, ganz lieb ist mir die geworden, wo man c greift und es wie ein h kehlkopfmäßig runterzieht. Da verliert mann doch den letzten Funken Hoffnung auf ein sauber intonierendes Instrument.

Nun möchte ich an dieser Stelle für alle Hohen-Töne-Früsteschieber wie meineeine ein tröstendes Schlusswort sprechen (bevor das Sax in die Ecke gestellt und der Schlitten durch den Schnee gezogen wird) -- verliert nicht im Laufe der Jahre der Mensch überhaupt die Fähigkeit hohe Töne zu hören?

Sitzen wir das Problem einfach aus! O0

"nen schönen Tag von hü nach drü,
wünscht wallenstein
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Re: lockerer Ansatz 05 Jan 2009 17:09 #68290

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Hi,
verliert nicht im Laufe der Jahre der Mensch überhaupt die Fähigkeit hohe Töne zu hören?

schon, aber wir reden dabei von Frequenzen ab 14000 Hz oder so aufwärts. Zwar sind im Saxophonklang Obertöne en masse enthalten. Und wenn man die nicht mehr hört, klingt das Instrument subjektiv tiefer. Aber mit den notierten Tönen wird man diese Frequenzen kaum erreichen.
next time you see me...
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