Hallo liebe Jazz'er,

in meiner neuen kleinen Jazz Formation ist die Idee entstanden mal weg von dem üblichen Ablauf eines Standard Jazz-Stückes zu gehen (Thema, 1. Solo, 2. solo etc...Thema) und stattdessen den Improteil gemeinsam zu gestalten.
Hat jemand von euch schon mal zusammen improvisiert? Gibt es vielleicht Beispiele dafür von bekannteren Jazzern?

stromlose Grüße

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hallo stromlos

der Dixieland kennt die Kollektivimprovisation - hör dich doch dort mal rein. Gar so einfach scheint mir die Sache nicht, da man sich doch gemeinsam durch eine Struktur bewegen muss und die Changes durchspielen muss, soll es nicht allzu schräg klingen:)

antonio

Neben der Kollektivimprovisation gibt es noch das Chasing.

Beispiel:



Hier spielen zwei Musiker im Wechsel einen Chase Chorus. Jeder improvisiert im Wechsel über eine bestimmte Anzahl von Takten. Sie steigern sich gegenseitig. Diese Steigerung kann auch durch Verkürzen der Takte geschehen: Anfangs spielt jeder z.B. 8 Takte, dann 4 Takte und dann 2 Takte.
So kenne ich das zumindest.

Ich könnte mir das auch mit mehr als 2 Musikern vorstellen.

Hallo stromlos,
antonio hat Recht. Die kollektive Improvisation funktioniert im New Orleans-Jazz und dem Pendant der weißen Musiker, dem Dixieland gut.

Das hat verschiedene Gründe:

Einmal die Stimmlage: Posaune, ein Alt- oder Tenorsax und eine Klarinette spielten in unterschiedlichen Höhen, so dass sie sich nichts gegenseitig wegnahmen.

Zum anderen waren die Harmonien noch nicht allzu komplex und es wurde häufig über gebrochene Dreiklänge improvisiert. Die passen harmonisch immer zusammen.


Die nächsten kollektiven Improvisationen gab es erst wieder im Freejazz Ende der 50er, Anfang 60er Jahre. Hier waren die Stücke aber oft um ein durchgehendes tonales Zentrum aufgebaut, wurde nur über eine wiederkehrende Phrase improvisiert oder es gab gar keine Vorgabe, so dass eher Strukturen, Cluster und abstrakte Gewebe entstanden.

Die Zeit dazwischen ist zum kollektiven Improvisieren nicht geeignet. Die Swingaera war von den Bläsersätzen der Bigbands bestimmt und boten keinen Raum dafür.
Bebop und Cooljazz sind harmonisch zu kompliziert. Es gab auch nicht mehr die Besetzung der New Orleans-Aera mit der Quitscheklarinette drüber und der bassigen Posaune drunter.

Kollektive Improvisationen über Standarts gehen am Ehesten noch, wenn die Dinge vereinfacht werden. Call and Response über einen, zwei oder mehr Takte ist möglich oder eine Improvisation mit zwei Instrumenten, wobei sich auch hier jeweils ein Instrument zurückhalten sollte.

Das Prinzip kollektive Improvisation funktioniert nur durch Entzerren der Stimmlagen, Vereinfachung der Stimmführung oder Vereinfachung des harmonischen Unterbaus.

das mach ich öfter mit meinem Meister ich kann nur sagen Great fun!

Ja z.B Lee Konitz mit dem Bert van den Brink trio auf der CD "Dialogues"
oder Joshua redman auf seiner neuesten Scheibe "Compass"
und so weiter und so weiter
Aber Chase ist eine ganz tolle Sache weil man sich sehr weiterentwickelt. Man muss immer eine passende Antwort finden,auf den anderen reagieren, vielleicht sogar dasselbe nachspielen,..... macht wirklich Spaß!
Truly
PD

danke für euer Antworten!

Das es wohl nicht ganz so einfach ist, dachte ich mir schon. In unserem Fall ist es auch noch dadurch "besonders", dass es um das gemeinsame Improvisieren von Sax und Gitarre geht...und ganz eventuell noch der Bass miteinsteigen könnte.
Der Gitarrist "unterfüttert" meine Solos ohnehin immer sehr sensibel, aber umgekehrt hab ich mich bisher immer zurückgehalten...

Chasing (im 8 taktigen Wechsel)haben wir auch schon gemacht. Das war richtig klasse. Stimmt genau, dass gegenseitige Antworten erfordert gutes Zuhören und Inspiration...und kann enorm kicken.

Die Idee die Abstände dann zu verkürzen und evtl. den letzten Durchgang gemeinsam laufen zu lassen scheint mir ein guter Weg um in eine grundsätzliche gemeinsame Improvisation hineinzukommen.

Es gibt so Stücke, bei denen es sich einfach anbietet, z.B. Equinox von Coltrane oder Footprints von Shorter. Die sind sehr übersichtlich von der Harmoniestruktur, fließen eh wie von selber und ich denke da kann man mal mutig sein!

Dank euch für die Hörbeispiele!

stromlose Grüße

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