jogi_music schrieb:Danke bebop99 für das Feedback. Mir geht es um konstruktive Kritik, über die ich mich immer freue. Und wenn mir hier jemand direkt und richtig sagt, was er meint, dann ist das genau das Ziel der Aktion.
Puh. Ich hatte schon befürchtet, als nächstes bekomme ich ein Messer in den Rücken.
Aber es hilft weder Dir noch anderen, wenn es schön geredet wird. Ich möchte Dich auch nicht demotivieren. Der allerwichtigste Faktor ist ja, dass es DIR Freude bereitet.
Leider kann man sich bei der Beurteilung der eigenen Leistung nicht oft auf Freunde oder Bekannte verlassen. Meist bekommt man da ein "war doch schon ganz ordentlich, ich hätte das nicht zusammengebracht". Das mag schon stimmen, aber Du willst Dich ja nicht an Nicht-Musikern orientieren, die nicht einen einzigen Ton heraus bringen, sondern Dich der Kritik jener stellen, die unbeeinflusst von persönlichen Bindungen eine (natürlich subjektive) Meinung dazu haben.
Nun weiß ich natürlich nicht, wie Du mit dem Thema umgehen würdest.
Ich bin ein Feigling. Und ich habe sehr hohe Ansprüche an meine eigene Leistung. Ich würde mich niemals trauen vor Publikum zu spielen - weder im privaten Kreis, noch in der Öffentlichkeit - wenn ich nicht zu 200% sicher bin, dass das annähernd fehlerfrei abläuft. Deshalb findet Ihr hier auch kein Sound Sample von mir. Die Panik, dass ich ob meiner grässlichen Leistung in Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt werde sitzt tief.
Mein Lehrer ist allerdings ähnlich anspruchsvoll. Selbst dann, wenn ich der Meinung bin, dass das jetzt aber schon ganz ordentlich gespielt war, findet er immer noch etwas zu Meckern - nein, natürlich zu "verbessern". Der legt mir die Latte schon sehr hoch und dafür bin ich ihm dankbar. Er verlangt 120%, damit ich, wenn's drauf an kommt noch 100% zustande bringe. Ich bin jetzt nach eigener Einschätzung vielleicht auf 40% der aktuell geforderten Leistung.
Deshalb übe ich auch täglich wenigstens eine Stunde und zwar nicht quer durch den Gemüsegarten mal dies und mal jenes, sondern derzeit nur vier (einfache) Stücke, die ich im Juni bei der Prüfung zum "Jungmusiker Abzeichen in Bronze" möglich perfekt spielen sollte. Da fehlt's aber noch an einigen Stellen weit. Das Abzeichen muss ich natürlich nicht machen. Es ist aber eine Latte, die ich mir selbst gelegt habe und dieses Ziel werde ich erreichen. Dann sehen wir weiter nach einem nächsten Ziel.
Gerade aus meiner eigenen Geringschätzung heraus finde ich es sehr wichtig, dass ich Dinge, die mir negativ auffallen auch möglichst präzise erkläre. Nur so kann mein Gegenüber erkennen, wie ich das empfinde und wo ICH daran etwas ändern würde. Oder zumindest würde ich versuchen es da zu ändern. Es besteht ja immer die Möglichkeit, dass das jemand ABSICHTLICH so macht, aus einem besonderen künstlerischen Ausdruck heraus, um Widerspruch beim Zuhörer zu provozieren. Besonders bei der Abstrakten Malerei hab ich da oft Verständnis Probleme - will mich der Künstler vera**** oder kann er es einfach nicht besser.
Trotz aller Widrigkeiten hör Dir bitte das mal an:
Pink Panther RemixDas finde ich gar nicht übel. Das Thema ist rockiger und mehr "Großstadtjungel". Party-Feeling. Mehr Glamour und Hektik als das Original. Das Video spricht mich künstlerisch nicht an, passt aber thematisch zur Interpretation des Stücks. Oder wahrscheinlich genau umgekehrt. Selbst ohne die Bilder hört man heraus, was der Künstler eigentlich damit aussagen wollte.
Aber, und das ist jetzt der Unterschied zu Deinem Sample, es ist perfekt gespielt. Nur eben anders interpretiert. Das haben die aber natürlich auch nicht zwischen Tür und Angel improvisieren müssen.
Original sollte und konnte es nicht werden.
Das war ja auch nicht der Grund, warum ich den Link dazu gesetzt habe. Wenn man das Original anhört, bekommt man besser das Gefühl wie der Komponist das ursprünglich ausdrücken wollte.
Grade Henry Mancini hat es gut verstanden, Bilder musikalisch gut umzusetzen. Beim
Baby Elephant Walk kann man den kleinen Elephanten direkt sehen.
Ich bin natürlich in erster Näherung davon ausgegangen, dass Du das Stück im gleichen Feeling wie das Original spielen wolltest. Wenn das der Fall war, dann hat das nicht funktioniert.
Wenn Du Dir darüber überhaupt keine Gedanken gemacht hast, sondern einfach lustig drauf los tröten wolltest, dann hilft es Dir vielleicht, wenn Du beim Hören eines Originals nächstes mal genauer in Dich hinein horchst. Was für Bilder und Assoziationen tauchen auf? Wie hat der Komponist das zu Wege gebracht? Was müßte ich tun, um diese Quintessenz selbst vermitteln zu können?
Immer natürlich unter der Voraussetzung, dass das Dein persönlicher Anspruch in Deine eigene Leistung ist. Du bist ja kein Profi Musiker, von dem man verlangen kann, dass er so oder so zu spielen hat.
Wenn Du Dich verbessern möchtest, musst Du Dir selbst ein Ziel suchen. Möglichst ein kurz- bis mittelfristig erreichbares. Dann kannst Du überlegen, wo besteht Übungsbedarf und das wird dann eben geübt. Wenn Du keinen Lehrer hast, such Dir einen! Es ist viel leichter, wenn Du jemanden griffbereit hast, der Dir Punkt genau Problemstellen zu erkennen hilft und der Dir dann auch zeigt, wie man die verbessert.
Wenn Du Dir selbst genug und Du mit Deinem Spiel selbst zufrieden bist, besteht andererseits kein Grund, warum Du Dir die gute Laune von mir vermiesen lassen müßtest
Abgesehen davon hast Du etwas, das ich ehrlich bewundere. Du hast keine Angst davor auch einmal zu scheitern. Das ist eine seltene und wichtige Begabung. Und ganz ehrlich. Wenn schon Scheitern, dann doch bitte nicht nur halbherzig und mutlos, sondern mit Pauken und Trompeten und erhobenen Haupts.
Lass' Dir also von mir nicht die Freude am Musizieren nehmen!