Moin aus dem ganz hohen Norden!
Das Problem ist, dass die Grenzen heutzutag häufig fließend sind (crossover). Stilelemente der einen Musik werden mit Stilelementen der anderen Musik verquickt. Allerdings gibt es meistens Merkmale, die auf den jeweiligen Stil hindeuten. Zu finden sind sie in der Melodik, Rhythmik, Harmonik oder Phrasierung.
Dann gibt es Oberkategorien und Unterkategorien, was vor allem im popularmusikalischen Bereich ganz extrem ist (Rock: Rock'n'Roll, Hilly-Billy, Prog-Rock, Grunge, Soft-Rock, Minirock...
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Dann kommt dazu, dass manche Stile genuin aus mehreren verchiedenen Stilelementen zusammengestzt sind, und dass das eben ihr Kennzeichen ist (bspw. eben Funk). Oftmals ist es auch die Mischung, die die Musik spannend macht. Häufig werden auch neue Kategorien gefunden, um der sich ständig ändernden Musikwelt gerecht zu werden (z.B. wenn man über die Wege des Jazz nachdenkt). Zwar ist Jazz nicht tot (Herr Zappa), aber er vermischt sic immer mehr mit anderen Elementen (Fusion) wie dem Rap oder der sogenannten Weltmusik. Was im Prinzip bedeutet, dass "Volksmusik" (also usuelle Musik eines Volkes und nicht Ernst Mosch)und Jazz vermischt werden (gibts schon seit den 60ern, ist im Moment aber sehr in Mode, obwohl Herr Gabarek schon lange sehr viel Geld damit verdient). Für viele Stile, die sich dem Jazz und einer anderen Musikrichtung annähern nimmt man deshalb oft den Begriff "improvisierende Musik".
Lange Rede, kurzer Sinn: Das hilft immer noch nicht, um Sachen auseinader zu halten. Der beste Weg ist wirklich hören, hören, hören. Dann vergleichen. Raggae ist zum Beispiel oft gut an der Offbeatlastigkeit in der Rhythmusgruppe zu erkennen).
Jazz ist schwierig, weil es viele verschiedene Untergruppen gibt. Bebop erkennt man gut an der im Vergleich zum Swing relativ hohen Harmonischen Dichte, den neu hinzugekommenen Akkordverbindungen (II V I, Tristonussubstitute,etc) und vor allem an der neuen, fast nervösen Melodiebildung. Weiterhin hat sich die Rhythmik stark geändert (sehr zur Freude der Drummer, die auf einmal eine ganz neue Funktion erlangt haben): Wir haben bspw. keine durchgehenden Viertel mehr in der Bassdrum, sondern unterstützende Akzente. Der Schlagzeuger wird in die Kommunikation mit einbezogen und ist nicht mehr bloßes Metronom (das ist jetzt sehr plakativ und keine absolute Weißheit, aber ein Ansatz, mit dem man arbeiten kann).
Berend (s.o.) sagt zum Jazz:Der Begriff „Jazz“ legt eine bestimmte Spielweise nahe. Seine wichtigsten und somit charakteristischen Elemente sind swing , Improvisation, Tonbildung und Phrasierung.
Hieran kann man gut erkennen, wie kompliziert die Sache liegt, denn auch Rockmusiker improvisieren, und Bach war ebenfalls ein ganz große Improvisator an der Orgel.
Tonbildung ist bei Coltrane ganz anders als bei Chu Berry, hat sich also im Laufe der Zeit geändert und ist vor allem pesönliches Stilmittel. Außerdem unterscheidet sich die Tonbildung im Cool von der zu parallel liegenden Stilen. Phrasierung hängt stark davon ab, wieviele Noten man spielt, ist aber durchaus nachvollziehbar.
Bleibt noch swing. aber ist alles, was swingt, Jazz? Wenn Jaques Loussier jetzt Bachstücke zum swingen bringt (was übrigens sehr gut geht) ist es dan Jazz oder Barock? Und wenn Jazz, welcher denn: Bebop? Swing? Cool?
Ich befürchte, keine große Hilfe zu sein. Das beste ist wirklich hören, auf die einzelnen Elemente zu achten und ein Gefühl zu entwickeln. Mir hilft oft der Gesamteindruck, um einen Stil zu kennzeichnen.
Bücher zu dem Thema gibts bestimmt jede Menge. Am besten wäre ein modernes Musiklexikon wie Grooves Dictionary of Music oder so, in dem wirklich sehr viel deutlich gemacht wird.
Falls du gerne konkrete Unterschiede zwischen zwei Stilen haben möchtest, höre dir Stücke an, poste welche, und wir sehen nach, was wir da so finden.
Bis denn dann!
Christian