Hallo,

Im Folgenden möchte ich ein paar Hinweise zum Tuesday Blues geben. Ich finde, er bietet sich geradezu dazu an, etwas rumzuprobieren. Jürgen war so nett und hat ihn zugeschickt. Ich stelle ihn mal bereit, so dass ihr auch etwas ausprobieren könnt.


Bei dem Tuesday Blues handelt es sich um einen 12-taktigen Shuffle Blues in klingend Bb. Den Shuffle Rhythmus hört man im Bass, man hört ihn aber auch durch den Schlagzeuger.
Man kann die Bluestonleiter in klingend Bb spielen (aber auch die Bluestonleiter eine kleine Terz darunter).


[size=huge]Die Theorie:[/size]

Wenn sich einige erinnern, besteht die "Grundform" eines 12-taktigen Blues aus folgenden Stufen:
:
1.
[size=large]I, I, I, I,
IV, IV, I, I,
V, IV, I, I[/size]

Der Tuesday Blues hat folgende Form und Stufen:

2.
[size=large]I, IV, I, I,
IV, IV, I, I,
V, IV, I, V[/size]

Wie man sieht, weicht die zweitgenannte Form von der erstgenannte Form mit ihren Stufen etwas ab: Es gibt zwei Unterschiede (diese sind unterstrichen):
Im zweiten Takt erklingt die IV. Stufe und im 12. Takt die V. Stufe.
Es hat also eine etwas erweiterte Form.

Bezogen auf das klingende Tonmaterial (C-Instumente) wären das folgende Grundtöne für die Stufen:

[size=large]Bb, Eb, Bb, Bb,
Eb, Eb, Bb, Bb,
F, Eb, Bb, F[/size]



[size=huge]Tonmaterial:[/size]

[size=large]Für Eb-Instrumente:[/size]
Man spielt die Bluestonleiter in G (G, Bb, C, Db, D, F)
[size=small]Man könnte auch die Bluestonleiter in E (E, G, A, Bb, B bzw. H, D) nehmen.[/size]

Die Grundtöne der Stufen:
[size=large]G, C, G, G,
C, C, G, G,
D, C, G, D[/size]



[size=large]Für Bb-Instrumente:[/size]
Man spielt die Bluestonleiter in C (C, Eb, F, Gb, G, Bb)
[size=small]Man könnte auch die Bluestonleiter in A (A, C, D, Eb, E, G) nehmen.[/size]

Die Grundtöne der Stufen:
[size=large]C, F, C, C,
F, F, C, C,
G, F, C, G[/size]




[size=huge]Spielerische Vorgehensweise:[/size]

Um vom Spielerischen und vom Gehör her in die Form reinzukommen, würde es sich anbieten, erst mal die von mir genannten Grundtöne der Stufen (siehe Abschnitt zum "Tonmaterial") zu spielen. Das bietet sich sehr gut an, weil das Stück schön langsam ist.

Dann könnte man versuchen, erst mal auf ganze Zählzeiten, einen anderen Ton der Bluestonleiter zu spielen, aber auch versuchen, wieder zur richtigen Zeit die Grundtöne zu spielen. Da kann man auch erst mal Viertel spielen.

So bekommt man erst einmal ein Ohr für die Harmonien. Natürlich spielt man nicht auf Dauer nur die Grundtöne und auch nicht zu den Grundtönen hin. Das dient aber erst einmal dazu, zu jedem Zeitpunkt zu wissen, wo man sich in der Bluesform befindet.

Gruss,
Billy

Edit:
Korrektur:
Im zweiten Takt wird vom Bass die IV. Stufe gespielt.
In der Grafik die Akkorde zu Septakkorden geändert.


<!-- editby -->

<em>editiert von: Billy, 21.05.2007, 23:49 Uhr</em><!-- end editby -->

Find ich prima!!!

So könnte doch ein "offener Workshop" entstehen, oder??

Allerdings nur bei Resonanz.
Soetwas lebt vom mitmachen :-P

Cheerio
Jürgen

Sehr schön dargestellt, Billy. Auch die Hinweise zur Vorgehensweise sind empfehlenswert für Anfänger.

Anmerkungen:

Den zweiten Takt mit dem Wechsel auf die IV nennt man auch "Quickchange".

Die Takte 11 und 12 nennt man auch "Turnaround". Es gibt jede Menge interessanter Läufe, die man sich hierzu draufschaffen könnte und die die Improvisation interessanter machen.

Witzigerweise kann man mit der Bluestonleiter der Stufe I (z. B. Bb) einerseits über alle gespielten Akkorde improvisieren. Man kann andererseits aber auch die Bluestonleiter auf die Stufen IV (dann beginnend mit Eb) und V (dann beginnend mit F) transponieren. Oder, noch einfacher: Man kann den Grundton Bb über alle zwölf Takte spielen, oder aber man folgt den beiden anderen Stufen und spielt entsprechend Eb und F. Oder, nochmals anders ausgedrückt: Man kann ein einziges Schema über den gesamten Blues laufen lassen, oder man folgt den Akkorden. Am besten probiert man beides.

Also, wenn dass so stimmt, dann sind meine musilehrer echt extrem faul. in der schule sind einfach beide blues-schemen übereinander gelegt:

I,I,I,I
IV,IV,I,I
V,IV,I,V

lg
martin

Wenn was so stimmt?
Wieso wären deine Musiklehrer echt extrem faul?
Was meinst du mit "in der schule sind einfach beide blues-schemen übereinander gelegt"? Meinst du die von mir aufgezeigten beiden Blues-Schemen sind übereinander gelegt? Wie stelle ich mir das "Übereinanderlegen" vor, wie geht das?

Also ich bin kein Lehrer und erhebe auch nicht den Anspruch auf Korrektheit (deshalb fand ich den Zusatz "Hier steht euch ein Saxophonlehrer ab sofort Rede und Antwort." nicht passend für dieses Thema). Ich habe bereits einige Korrekturvorschläge bekommen. Das finde ich gut.

Das hier ist ein Motivationsversuch, etwas Praktisches mit ein bisschen Theorie dahinter zu bieten.

Moin!

Zu den Bluesschemata: Es gibt unheimlich viele Varianten. Ich hatte vor einiger Zeit schon einen kleinen Artikel geschrieben: http://www.saxwelt.de/index.php?module=ContentExpress&func=display&ceid=621

@Z-Mann: Ein Turnaround ist eine bestimmte Harmoniefolge. Sie bietet sich in den Takten 11-12 des Blues an, allerdings nennt man deswegen nicht automatisch diese Takte Turnaround.

Grüße!
Christian

Mit "übereinander gelegt" meint Elvisfan wohl das Fehlen des Quickchanges bei gleichzeitigem Vorhandensein des Turnaround, der aber, wie ChrisStd richtig sagt, nicht unbedingt für die Takte selbst steht, sondern für bestimmte Harmoniefolgen. Und davon gibt es tatsächlich Dutzende, wenn nicht Hunderte. Mein Leib- und Magengitarist Joe Pass spielt manchmal beim 12-taktigen Blues auf jeden Schlag einen anderen Akkord, also 48 Akkorde in einem Chorus.

N'Abend!

Z-Mann, ein Turnaround hat die Funktionen
Imaj, vi7, ii7, V7 oder Derivate davon.
Eine I - V ist kein Turnaround. Der Blues, den Billy hier vorstellt, hat keinen Turnaround in den Harmonien. Nur weil du sagst:Da ist aber keiner. Der Turnaround steht zwar taktmäßig an bestimmten Stellen, ist aber eine Harmoniefolge, die aus vier Harmnoien besteht und mit T oder Tg beginnt und mit der der V7 oder einem Vertreter endet.
Viele Grüße!
Christian

Wenn Du das so sagst, ChrisStd, wird das sicher so stimmen. Du hast das studiert. Ich weiß nur, dass ich über die Takte 11 und 12 so bestimmte, für den Blues typische Riffs spiele, auch wenn da nur die I als Akkord vorgegeben ist. Und das bezeichne ich dann als Turnaround. Ist vielleicht musiktheoretisch nicht korrekt, wird aber von allen in der Bluesband so verstanden.

Das steht auch in vielen Bass- und Gitarrelehrbüchern so.

Da gehts wohl einfach um die Tonfolge, welche anzeigt, dass es noch mal "rund" geht - im Gegensatz zum Ending, das immer auf der I oder I7
rauskommt.

Gruß
Geli