Geschichten der Fisis und des Eses.
Als ich gestern wieder mal Jazztheorie übte, wurde ich wieder mal recht sauer über den Murks. Irgendwie erinnern mich meine Musikbücher an die bekannte IKEA-Erscheinung, dass sobald der Zusammenbau eines Möbels geklappt hat, man auch die beiliegende Bauanleitung sofort versteht.
Recht ermattet fiel ich in einen tiefen Schlaf. Im Traum erschienen mir Fisis und Eses und erzählten die folgende Geschichte:
Vor langer Zeit gab es Zedur, einen begabten Musiker. Wie alle kreativen Künstler brauchte Zedur viel Schlaf – tatsächlich musizierte er 4 Tage die Woche und schlief 3 Tage durch.
Da andere Musiker dasselbe taten, waren schliesslich alle überzeugt, dass die Woche nur 4 Tage habe, nämlich Sonntag, Dienstag, Mittwoch und Freitag. Das war eine geniale Vereinfachung, da man die anderen Tage sowieso nicht brauchte. Unser Zedur war ein glücklicher Mensch, denn er spielte seine Musik auswendig und musste über nichts nachdenken.
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Nur gab es da leider eine kleine Minderheit von Musikern, die an Tagen wach waren, wo die meisten schliefen und umgekehrt oder die auch in einer anderen Reihenfolge schliefen und wach waren. So etwa der Musiker Zemoll und andere seiner Kollegen.
Zedur berief also einen grossen Kongress ein und man beriet was zu tun sei. Die Zedur-Fraktion machte den Vorschlag, man könne die fehlenden Tage doch einfach als Nach-Sonntag oder Vor-Dienstag usw. bezeichnen, dann hätten auch die Abweichler die Möglichkeit, ihre Woche zu benennen und alles hätte wieder seine gewohnte Ordnung. Der alternative Vorschlag, neue Namen für die fehlenden Tage zu finden, wurden von der Mehrheit der Zedurler erbosst mit Abstimmungsmehrheit abgelehnt, denn man war so die 4 Tage-Woche gewohnt, dass eine neue 7 Tage-Woche nur Verwirrung gestiftet hätte.
Ausserdem hatten die Zedurler die einzige Tageszeitung und hätten ihr Layout und die Druckplatten für die neuen Tage komplett umstellen müssen. Die Zemoller konnten ja an Ihrem Wachtag entweder die Nach-Sonntags- und die Vor-Dienstag-Ausgabe lesen.
Allerdings merkte man zu Schluss, dass es noch eine kleine Gruppe von Basslern gab, die auch eine kleine eigene Zeitung hatten, die an deren Wachentagen erschien. Nun war aber die Basswoche verschieden von der Violinwoche. Auch hier war die Lösung ganz einfach: Wer die Mittwochausgabe der BassZeitung las, musste nur beachten dass es praktisch die Donnerstagausgabe der ViolinZeitung war.
Die neue reformierte Musikerwoche wurde ein grosser Erfolg.
Ein glänzender Beweis künstlerischer Kreativät war, dass man zu den bekannten 4 Tagen nicht nur die fehlenden 3 Tage gefunden hatte, sondern sogar 6 Tage! Denn 3 Tage gab es jetzt doppelt, der Nachsonntag war ja auch ein Vordienstag usw.
Irgendwie war dann aber doch unübersehbar, dass es in der Realität nur 7 Tage gab, so dass es mit der schönen 10-Tage Woche nichts wurde.
Aber immerhin beschloss man man, dass die Musikerwoche ein 8-Tage-Intervall habe, einfach weil man den Sonntag zweimal mitzählte und kam somit zur sogenannten Oktav-Woche, die bis heute verbindlich ist. Auch hier waren die Konsequenzen dieser kreativen Leistung durchschlagend!
Denn wenn die Musikerwoche aus dem 8-Tage-Intervall (Oktave) besteht, dann musste man natürlich auch mit Teilen der Woche so verfahren: Ein Schritt von 4 Tagen wurde zum 5-Tage-Intervall (Quinte), einer von 3 Tagen zum 4-Tage-Intervall (Quarte).
Während nun weiterhin die Nichtmusikerwoche aus 7 Tagen besteht, 2 Wochen das dopppelte: also 14 Tage usw., bestand die Musikerwoche aus 8 Tagen, zwei Wochen aber aus 15 Tagen.
Wenn ein Nichtmusiker zb 4 Tage nach Berlin fährt, dann 3 Tage nach Hamburg und wieder nach Hause kommt, war er 4+3 =7 Tage = 1 Woche unterwegs, wenn er das in der nächsten Woche wiederholt, war er 2x4 + 2x3 Tage = 14 Tage : 7 = 2 Wochen unterwegs
Ein Musiker, wenn er das gleiche tut, fährt 5 Tage nach Berlin (Quinte), dann 4 Tage nach Hamburg (Quarte) und war dann zwar 9 Tage (Quinte+Quarte) unterwegs, aber wenn er nach Hause kommt, stellt er fest, dass er doch nur 1 Woche = 8 Tage (Quinte+Quarte=Oktave) weg war. Wenn er das ganze in der folgenden Woche nochmal macht, war er dann 18 Tage unterwegs (2xQuinte+2xQuarte),aber in Wirklichkeit nur 15 Tage = Qintdezime = oder auch 16 Tage = 2 Oktaven.
Damit das alles aber nicht so einfach wurde, durfte man nicht vergessen, dass man eigentlich nur die 4 Tage Woche anerkannte. Aber auch das war einfach zu lösen: Man führte einfach die kleine oder grosse, die erweiterte bzw. verminderte 3 Tage-Reise ein, wenn eine Reise 3 Tage plus oder weniger 1 Schlaftag dauerte usw.
Es gab also viel zu üben für die Musiker mit Ihrer neuen kreativen Musikersprache und Schrift.
Vor allem die Abweichler hatten so grosse Schwierigkeiten, dass die meisten ihrer Modal- und Moll-Ketzerei abschwören und reumütig zum alleinseligmachenden Zedurismus konvertieren mussten.
Wie bei den anderen, rauchte auch bald der Kopf unseres Zedur, der das ganze ins Rollen gebracht hatte, so sehr, dass er mit der fernöstlichen Erkenntnis:
- Greulich ist alle Musiktheorie, was zählt ist allein die Praxis -
wieder dazu überging, alles auswendig zu lernen und zu spielen, wie er es früher schon getan hatte.
Der Traum ging noch weiter, aber ich kann mich nicht mehr erinnern.
Ich weiss nur, dass ich schweissgebadet aufgewacht bin und seitdem über den Traum rätsele. Vielleicht kann mir einer aus dem Saxophon-Forum erklären, was der Traum uns Hobbymusikern sagen will ?!
Bis dahin – Gruesse - rawitz