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THEMA: Turnaround in Moanin'

Turnaround in Moanin' 17 Dez 2006 22:47 #28863

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moinmoin,
Habe mich nach langer Zeit mal wieder an eine kleine
Akkordanalyse gewagt, und zwar haben mich die Solo-Changes von Moanin'(Bobby Timmons)interessiert.

Das Ganze ist offensichtlich ein Turnaround:

|| Gmoll Bb9 | A7 D7 ||

Das Grundmodell eines Turnarounds sieht nach Burbat so aus:
|| Gdur E7 | A-7 D7 ||
also Tonika, (Zwischen-)Dominante, Subdominatenparallele und Dominante.

Bb9 ist Tritonussubstitut von E7 (mit None, was ja die kleine Sept miteinschließt), dann wäre Eb Dur die Tonika von Bb9
bzw. Timmons Gmoll7 der Tonikagegenklang (Tg) von Eb dur.

Im zweiten Takt steht A7 statt Amoll7. A7 ist die
Doppeldominate von D7 und D7 ist natürlich die
Dominate des ursprünglichen Gdur Akkords.

Liege ich da ungefähr richtig?

Grüße Earl

JAZZ!
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Turnaround in Moanin' 18 Dez 2006 12:20 #28874

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Moin!

Das ist ein Turnaround, würde ich auch so sehen.

Im Großen und Ganze würde ich dir auch Recht geben, außer in Bezug auf das Tritonussubstitut. Dieses löst sich nämlich einen Halbton nach unten auf. Es substituiert die eigentliche Dominante. Es wird also der E7 durch Alterierung und Umdeutung zu einem Bb9 (#11). Letzterer löst sich wie das Original nach A7 auf.

Die Entwicklung des TS kommt so:

E7 + b9 + b5(#11), dann wird der Grundton weggelassen, das Gis zu As umgedeutet und der Akkord umgestellt: Bb - d - f - as.
Eb-Dur hat hier eigentlich nichts zu suchen. Das Thema steht in G-dur mit Plagalschluß (schreibt Burbat auch irgendwo etwas zu). Die Solochanges stehen in Moll, weil die Melodie es so hergibt, dadurch soll der BLuescharakter verstärkt oder erzeugt werden.

Grüße!
Christian

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Turnaround in Moanin' 18 Dez 2006 14:35 #28880

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Ich hab mal was zur Entwicklung des Tritonussubstituts hochgelanden.
(siehe Anhang)

Grüße!
Christian
PS. Falls jemand einen Fehler findet, bitte kurz ne PM schicken (bin gerade etwas neben der Spur), damit ich das ändern kann.
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Turnaround in Moanin' 18 Dez 2006 23:51 #28927

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Hi Chris,

thanx für die ausführliche Antwort + auch für den Anhang. Werde mir das gleich mal näher angucken..

Grüße
Earl

JAZZ!
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Reeds-Shop

Turnaround in Moanin' 27 Dez 2006 19:46 #29210

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Moin nochmal,

Ok, der Bb9 ist das Tritonussubstitut für die Dominante E7 und löst sich in
einen A7 auf. (A7 ist außerdem die Doppeldominate von D7). Tritonussubstitute lösen sich, laut
Burbat, einen halben Ton tiefer nach dur ODER moll auf. Eigentlich müsste hier Am7 stehen, weil Am7 die 2. Stufe der Grundtonart des Themas (Gdur) ist.
(Außerdem steht in den Solochanges am Anfang Gmoll statt Gdur - ist halt bluesiger...).

D7 ist die 5. Stufe von Gdur.

Welche Skalen spielt man denn am Besten?

Gmoll -> dorisch -> g a b c d e f g (internationale Schreibweise von h = b)

Bb9 -> Mixolydisch#4 -> Bb c d e f g as Bb
(das entspricht der *alterierten Leiter von E)
Burbat schreibt, dass wenn man den aus der Tritonusvertauschung hervorgegeangenen Akkord (hier Bb9) per Terzenschichtung zum Siebenklang erweitert, erhält man die Umkehrung des total
alterierten Dominantseptakkords, auf welchem die Tritonusvertauschung basiert (hier E7).
Ich spiele also mixolydisch mit #4 anstatt reiner Quarte, bzw. ich baue die verminderte Quinte (Bluenote) von Bb ein, was natürlich von der Theorie nicht so genannt werden darf...

A7 -> Mixolydisch -> abcisdefisga

D7 -> Mixolydisch -> defisgabcd

[*alteriert ist gleichbedeutend mit dem von Burbat verwendeten Begriff Superlokrisch.]


Ich werde das morgen gleich mal ausprobieren :)

Grüße, Earl









<!-- editby -->

<em>editiert von: Earlblue, 27.12.2006, 19:56 Uhr</em><!-- end editby -->
JAZZ!
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Turnaround in Moanin' 28 Dez 2006 21:24 #29273

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Hi!


Nur ganz kurz, weil ich im Stress bin:
Für die Dominante zu G-Moll würde dir Burbat die Flamencoskala anraten, also G7 b9 #9 b13. Aebersold schlägt da gerne die alterierte Skala vor. Du kannst auch Mixo b13 spielen und die #9 hinzufügen.

Die b13 macht halt Sinn wegen der Terz der Tonika.

Du kannst auch die Ganztonleiter spielen. Ist dann unheimlich spannungsgeladen, aber auch hier kommt die b13 vor.

Die Leiter für's Tritonussubstitut kenne ich mit zwei Bezeichnungen: Mixo #11 und lydische Dominantskala. WElche man nimmt ist egal, solange sie zum richtigen Ziel führen. So sind sie aber leichter abzuleiten, als wenn du dir erst die alterierte Skala dazu denken musst --- obwohl, ist eigentlich egal, je nachdem wie gut du die kennst. Ich persönlich mag die Mixo #11 Variante lieber, da sie den Dominantgedanken ganz deutlich macht. Lydisch verbinde ich eigentlich mir Subdominante. Aber das Tritonussubstitut ist eindeutig dominantisch (obwohl es in dem Lydische Dominantskala ja auch drinsteckt).

Es gibt in der klassischen Harmonielehre einen sogenannten Neapolitanischen Sextakkord (kurz: Neapolitaner), der oberflächlich betrachtet wie ein Trironussubstitut aussieht. Der Neapolitaner ist aber Subdominantisch gemeint (vgl. Diether de la Motte). Deswegen gehe ich lieber vom lydischen Gedanken weg (obwohl ich schon lange mal mit dem Buch Lydian Chromatic Concept Of Tonal Organisation von George Russell arbeiten möchte).

Guten Rutsch!
Christian
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Turnaround in Moanin' 12 Apr 2007 23:54 #34887

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Hallo,


"Welche Skalen spielt man denn am Besten?"
Für mich die wichtigste Frage, denn oft kann man die Akkorde auf mehreren wegen ableiten..was zählt sind letztendlich die Skalen...

@Earl: Gmoll -> dorisch -> g a b c d e f g (internationale Schreibweise von h = b)

Muss es nicht heißen Bb (in der Scale g a Bb c d e f g)...wie es schon im Gmoll Akkord vorkommt..und da es dorisch ist, bezieht man es doch auf F-Dur..und auch hier haben wir das Bb.

@Christian: Wie kommt man auf die Flamencoscale über die Dominante zu Gmoll?
Ich kenne die Flamencoscale nur abgeleitet aus der Übereinanderschichtung von 3 Dur Akkorden..welche einen Halbtonschritt und einen ganztonschritt auseinanderliegen...hieße z.B. für E-flamencoscale
E F G -> E F G G# A H C D...wobei vor allem das G# den "Flamenco Sound" ergibt...
Aber warum über
" die Dominante zu G-Moll"

Viele Grüße Alex und danke für den Anhang =)

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Turnaround in Moanin' 13 Apr 2007 08:14 #34895

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Moin Alex!

Ich sehe es anders: Die Akkorde eines tonalen Stückes sind in der Regel sehr klar definiert und in ihrer Funktion erkennbar.
Nehmen wir mal einen Dm: Wenn du den Zusammenhang nicht kennst, dann kannst du mehrer Skalen darüber spielen. Wenn du den Akkord aber als die Subdominantparallele erkennst, dann würdest du dorisch spielen. Also bestimmt der Akkord die Skala und nicht anders herum.
Wie immer gibt es Ausnahmen usw., aber in der Regel sollte der Akkord die Skalen bestimmen oder die Möglichkeiten, die sich bieten (bei Dominanten ausgesprochen reichhaltig). Für's Inside spielen gilt außerdem: Je mehr Optionen vom Komponisten aufgeschrieben werden, desto eingeschränkter ist die Auswahl der Skalen, da man Oprionen nicht weglassen sollte, aber gerne zur Spannungsanreicherung hinzufügen kann.

Die Frage nach dem "Warum..." verstehe ich nicht. D7 wäre die Dominante, ist klar. Burbat schlägt halt für solche Fälle (wenn es nach moll geht) die Möglichkeit der Flamencoskala vor. Aebersold halt die alterierte Skala.
Der Name Flamencoskala leitet sich aus der Kadenz ab (Flamencokadenz), in der eben die von dir beschriebenen Akkorde vorkommen (nur scheint sie von G über F nach E zu gehen - ich kennen mich mit Flamenco nicht aus). Wichtig sind die Alterationen, die sie mit sich bringt. Die findet Burbat gut (klingen auch gut), hat sie aus dem Flamenco in den Jazz importiert und schlägt sie vor. Viele spielen diese Skala auch, ohne den Namen zu kennen, oder geben ihr einen anderen.
In diesem Fall ist es halt so, dass man eine Skala mit b13 spielen sollte, da es so in der Tonart liegt. b9 und #9 sind Alterationen, die sich anbieten und klingen, deswegen spielt man sie. Aber, wie gesagt, du kannst auch Mixo b13 spielen, und alles ist wunderbar.

Habe ich deine Frage beantworten können? Wenn nicht, dann...

Du hast übrigens recht, wenn man die engl. Schreibweise benutzt müsste man in g-dorisch bb schreiben.

Viele Grüße!
Christian
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