Hallo, liebe Forumsteilnehmer


Ab dem nächsten Monat werde ich Saxophon spielen lernen, und ein Freund hat mir über seinen Musikverein ein Instrument besorgt, das dort wohl noch "herumlag" und nicht benutzt wurde.

Abgesehen davon, dass ich es technisch noch prüfen lassen möchte, ist mir aufgefallen, dass es sich wohl schon um ein älteres Instrument handeln muss, denn es hat eine Gravur der "Sächsische Musikintrumentenfabrik Klingenthal".

Meine ersten Recherchen in der Saxwelt haben mir schon gezeigt, dass es aus der Zeit zwischen 1945 und Anfang der 50er stammen muss. Offenbar war dieser VEB aus der Fa. Ernst Heß Nachf. entstanden und nicht lange am Markt, da ich gelesen habe, dass er bereits Anfang der Fünfziger gemeinsam mit zwei anderen in die VEB Blechblas- und Signal-Instrumenten-Fabrik überführt wurde.

Insofern hat er als VEB offenbar nicht lange produziert, und mich interessiert nun,

wie gut die Saxophone waren, die in diesen wenigen Jahren aus dem "VEB Sächsische Musikinstrumentenfabrik Klingenthal" gekommen sind,
ob sie irgendeinen Ruf haben und
ob ich als Anfänger vielleicht lieber auf die heute immer wieder genannten Standardmarken, und am besten auf ein neues Instrument zurückgreifen sollte.(Auch wenn diese Frage vielleicht eher in einen anderen Teil dieses Forums gehört).

Ich fände es interessant und spannend, ein wenig mehr über den Hintergrund dieses Instrumentes zu erfahren.

Ihnen allen einen schönen Sonntag!

Hiho,

in die VEB B&S gingen nahezu alle Hersteller des Gebietes der ehemaligen DDR auf. Heß, Mönnig, Adler etc.

Kohlert und Keilwerth wurden enteignet und gingen in die damalige Amati heute Amati-Denak auf. Beide Hersteller aber machten in der damaligen BRD kurz danach weiter.

Die Instrumente der VEB B&S waren nicht gerade wegen ihrer Qualität berühmt. Wenn man mal von einigen Bariton Weltklängen absieht.

Die VEB Sächsische Musikinstrumentenfabrik Klingenthal stellte die wohl derzeit bekanntesten Modelle Akkustik her. Einige Bilder haben wir hier auf Saxwelt.

Es gibt eine Vielzahl an Modellnamen die genutzt wurden leider keinerlei Unterlagen.

Leider gingen sämtliche Unterlagen "verloren". Und so ist eine Recherche kaum mehr möglich was von welchem Hersteller übriggeblieben ist, geschwiege denn, dass es Seriennummernlisten geben würde. Eine Anlaufstelle hier wäre Melnick, der sich eingehend mit den Merkmalen der einzelenen Modelle beschäftigt. Er gehört aber eher zu der nachtaktiven Spezies. Auch hat Jerry ein Akkustik und pue ist ein begeisterter Anhänger der Weltklänge.

Viele Grüße
Smatjes

Moin, moin!

Danke für die Nachricht! O.k., offenbar kein durch Zufall gefundenes Wunderschätzchen. Wenn das Instrument noch spielbar sein sollte, gebe ich das gerne durch.

Allen eine angenehme Woche.

Markus

Na, nu übertreib mal nich, ich versuche nur ein wenig, die Reputation der alten Kannen wieder herzustellen. Ich hatte vor Jahren hier genau die gleiche Frage wie Markus gestellt, weil ich für eine Freundin ein Akustik-Sax verkaufen sollte. Nachdem ich es etwas eingestellt hatte, ging es gut ab und hatte einen satten, festen Sound. Ich hab es dann selbst gekauft und interessiere mich seitdem für die Geschuichte der VEB- und Weltklang-Hörner.

Ich wunderte mich damals, dass die Hörner bei Ebay recht günstig waren und erstand mein zweites Tenor tiptop spielbar für 120.- €. Inzwischen sind noch ein Bari und eine Trompete dazu gekommen. Der schlechte Ruf, den mein Vorredner hier pflegt, begründet sich meines Erachtens auf die neueren Modelle, deren Material oft Schwankungen ausgesetzt war und die nicht mehr so robust wie die alten Weltklinger gebaut waren. Ab Seriennummer 15.000 (Alto und Tenor) hatten die Saxe keine gerollten Tonlöcher mehr, die älteren jedoch sind wie Traktoren, massig, schwer und deshalb auch mit dem satten Sound.

Für Anfänger sind die Dinger nicht gut, weil in der Mechanik etwas unbequem (wie die meisten Vintage-Saxe), unkomfortabel und schwer. Ich würde dir eines der Hörner empfehlen, die hier in den eingängigen Threads beschrieben sind. Von deinem VEB-Sax hätte ich gerne ein paar Fotos, wenn möglich, den Namen und die Seriennummer, da ich Bilder von den alten Kannen sammeln, um meine rekonstruierte Seriennummernliste zu verfeinern.

hallo,

ich habe hier ein b&s tenor und muss sagen das es einen dicken sound hat. ich bin zwar kein profi, habe aber im vergleich schon einiges anderes gehabt, das an diesen sound nicht ran kommt, jedenfalls in ähnlichen preisklassen. tonlöcher, misse ansprache oder schlechte verarbeitung kann ich nicht feststellen.

im frühjahr habe ich es komplette neu machen lassen (lack,polster,usw.) und es ist noch besser als vorher.

aber wie gesagt ich bin kein profi.

Hallo auch,

sicher hat smatjes Recht damit, dass die Klingenthaler nicht berühmt sind. Aber der Ruf eines Instrumentes sagt noch nicht so viel aus.
Im Fall der VEB steht da von Anfang an die langgepflegte Meinung im Raum, alles was aus der DDR (die es da noch gar nicht gab) kommt, ist Schrott. Konnten also die Handwerker im Osten von einem Tag zum anderen keine Saxophone mehr bauen?
Der Musikinstrumentenbau in einem zerstörten Land lief sicher unter anderen Standards ab als zuvor. Allerdings hatten auch andere am Krieg beteiligten Nationen Rohstoffprobleme, die natürlich solche Branchen zuerst trifft.
Wie bei allen alten Hörnern gilt auch bei den VEBs: Es gibt teils große Schwankungen je nach Modell, Baujahr und Einflüssen die wir gar nicht kennen. Das jeweilige Saxophon muss beurteilt werden.
Liebe Grüße

Chris

Richtig, es ist auf keinen Fall zu verallgemeinern. Jedes Sax ist für sich selbst zu prüfen.

Und natürlich arbeiteten damals ein Teil der Arbeiter weiter bzw. wieder. Nach dem Krieg gab es nicht ausreichend Rohstoffe, dennoch versuchten viele der Firmeen weiter zu machen. Leider wurden sie alle früher oder später zur Aufgabe gezwungen oder wurden in eine der VEBs integriert. Alles zusammen wurde dann später die VEB B&S. Anderes gab es nicht mehr.

Die heutigen B&S Modelle haben nichts mit den Modellen der VEB zu tun. Die Nachfrage bei Herrn König von der B&S "Was ist mit den Saxophonen der VEB?" Sinngemäße Antwort "Das ist Schrott! Aufgrund der ständig wechselnden Materialien die teilweise alles andere als geeignet waren. Auch waren die Mitarbeiter keine Instrumentenbauer.... Warum die Weltklang Baris teils so gut waren konnte man sich weder damals noch heute erklären"

Fazit:
Man kann nicht verallgemeinern das ist Mist das ist Super. ausprobieren ist angesagt.

@jms
B&S ist nicht gleich VEB B&S Hast du eines der VEB ist das super und bestätigt gesagtes. Hast du eines der B&S, die 2005 die Produktion eingestellt haben" gilt das gleiche

Viele Grüße
Smatjes

Also ich kann pue nur zustimmen. Ich habe ein Akustik Tenor, muß wohl so Ende 50iger gebaut worden sein, und damit kannst Du jdene Einbrecher erschlagen, ohne irgend etwas kaput zu machen. Der Klang ist satt, die Ansprache leicht und von der Intonation ist es auch nicht besser oder schlechter als heutige Mittelklassemodelle. Von der Ausstattung gehört es aber eher in die Oberklasse, da nur dort noch gerollte Tonlöcher zu finden sind. Mikrotuner scheint es gar nicht mehr zu geben.
Der einzige Manko meines Tenors ist die Ergonomie (wenn man von den roten "Permuteinlagen" mal absieht). Diese ist nun einmal für Arbeiterhände gemacht und nicht für zarte Finger. Speziell der Tisch für den linken, kleinen Finger, ist sehr weit weg und ein Umbau lohnt m.E. nur, wenn man es selber kann.
Wenn ich dann aber ein Weltklang Alto zum Vergleich heranziehe (Bj.??), würde ich von so einem Instrument abraten. Dünnes, sehr weiches Material, schlechte Lötstellen, Versilberung blasig und an an vielen eher versteckten Stellen gar nicht drauf... Das hat China-billigst-Niveau und muß nicht sein.

Da der Marktpreis auch für gute und neu überholte Instrumente i.d.R. unter den Kosten für eine GÜ liegen, lohnt es sich m.E. nicht solch ein Instrument noch mal generalüberholen zu lassen. Außer man kann das selbst oder hat jemanden, der dies für kleines Geld übernimmt. Bei der Akustik-Serie wird man aber immerhin mit einem soliden Instrument belohnt, welches, wenn man mit der Mechanik klar kommt, einen Vergleich zu anderen Vintages nicht scheuen muß.

JEs

Kenn ich deine Weltklinger, JES? Bei der Fülle von Bildern hab ich nicht mehr den Überblick. Noch schlimmer: dadurch, dass das alte Postfach nicht mehr da ist, weiß ich nicht mehr recht, ob, was und wann ich mit wem kommuniziert hab. Weiß nicht, ob es die Demenz oder schon beginnender Alzheimer ist.

Wenn ich also noch keine von dir habe, schick mir doch bitte ein paar Bildchen und die Seriennummern, Danke, le pü

Nee, kennste nicht. Vom Tenor kann ich Dir bilder schicken, das Alto liegt zerlegt und ungepolstert in einer Kiste. Schicke Dir ein paar Bildchen in den nächsten Tagen, versprochen.

JEs