Moin,

ich habe jüngst mal wieder ge-eBay-t und dabei ein uraltes "Akustik" Alto geschossen. Die Features sind interessant (sieht aus wie ein altes Conn - rolled tone holes, zusätzliche Klappe unten am Bogen, Microtuner) und ist auch alles andere als tot (im oberen Register kommen ganz passable Töne raus, untenrum geht nix weil einige Pads hart sind und nicht mehr korrekt dichten).

Ich werd's wohl für mich fertigmachen - die Action ist noch ganz okay, ein paar Klappen gingen schwer aber mit ein wenig Einstellen und Ölen laufen sie wieder ganz brauchbar. Kork ist gut, Filze haben's hinter sich (neue hab ich schon da...) - das Re-Padding dürfte das spannendste werden, da fang ich aber wohl eh mit den Side/Palmkeys an, denn das sind m.E. die Kandidaten, die momentan die Hauptprobleme machen... gut: Microtuner und Oktavpads sind absolut dicht.

Anyway, das Ding ist alt, ich wüsste gern, wie alt. 2700er Seriennummer, der Tisch sieht aus wie bei allen mir bekannten B&S/Weltklang Instrumenten aber der ganze Rest ist halt eher historisch. Sehr massiv und da wo's klingt wohlig fett für ein Alto... achja, die Inlays (woanders aus Perlmutt oder Imitat) sind _rot_, incl. einem passend geformten Inlay für den G#-Key. Was'n das?!?

Danke und Gruß

Jerry

Akustik ist gebaut von der damaligen VEB Blechblas- und Signalinstrumente. Diese wurde erst 1953 aus den diversen VEB's gegründet und der 1974 dann auch die verbleibenden VEB's "angegliedert werden"<BR><BR>Es exestieren keinerlei Seriennummernlisten der DDR-Instrumente. Soetwas war überflüssig und uninteressant zu archivieren.<BR><BR>Die VEB B&S baute Instrumente wie Sonora, Weltklang, Luxor, Akustik, Soloist, B&S und Bandmaster. Wie z.B. das Sonora, welches auf plänen der Oscar Adler Saxe basierte, basierten die anderen entweder auch auf Plänen der "zusammengefassten" Werkstätten bzw. waren eigenentwicklungen wie die Modellreihen B&S und Weltklang. Diese wurden in den 50ern entwickelt. Außer Welklang und Luxor hat aber kein Instrument einen positiven Eindruck hinterlassen. Die Luxor van Halls waren ja bekanntlich Keilwerth-Saxe und die Weltklangs waren die große Ausnahme. Gilt allerdings nur für das Bariton und speziell für das Soloist. Luxor van Hall und Weltklang Bariton sollen sehr gute Instrumente gewesen sein. <BR><BR>Die VEB wurde aber erst 1953 gegründet und entstand aus folgenden VEB's<BR><BR>

• VEB Sonora Holzblasinstrumente (Oscar Adler)
• VEB Spezial-Holzblasinstrumente MArkneuekirchen (Gebr. Mönnig)
• VEB Holzblasinstrumente Schöneck (Fa. Hüller)
• VEB Sächsische Musiinstrumentenfabrik Klingenthal (Fa. Ernst Heß Nachf.)
• VEB Deutsche Signal-Instrumenten-Fabrik Markneukirchen (Max B. Martin)
• VEB Vogländische Etuifabrik Adorf ( Fa. Walther)

<BR><BR>Vorher wie nachher wurden Instrumente und alles was damit zu tun hatte von einer zentralen Stelle aus gesteuert, jetzt bekam das Ganze auch einen zentralen Namen.<BR><BR>Leider existieren keine Aufzeichnungen mehr über Modellreihen und Seriennummern. So wird es wohl immer ein Geheimnis sein wann genau deine Saxophone gebaut wurden. <BR><BR>

Nö, hat schon geholfen:

Der Verbindungsring zwischen Becher und Hauptbogen trägt die Gravur "V.E.B. Sächs. Musik." - damit müsste das Sax vor 1953 (Zusammenschluß zur B&S) entstanden sein. Fein.

Mein Eindruck ist, dass die Qualität des Instruments damals noch nicht "verdorben" war von den Sparzwängen und evtl. auch der Demotivation späterer Jahre, sondern es noch in "alter Tradition" entstand. Die Bauart entspricht wie gesagt sehr stark amerikanischen Saxen, die ich schon in Händen hielt...

Fotos folgen. Restaurieren werd' ich's in jedem Fall, denn wie gesagt - die ersten Töne klangen vielverprechend. Die Kanne möchte gern wieder singen...

Jerry

Jepp, damit ist es ein auf Heß Nachf. basiertes Saxophon. Ich gehe mal davon aus, das basiert in diesem Zusammenhang heißt es ist ein Heß Nachf., da ja nach 1945 nur weitergebaut wurde was vorhanden war. Erst mit 1953 begannen die "Eigenentwicklungen" mit Modellnamen wie Weltklang, Soloist, B&S etc. <BR><BR>Was und wie Heß Nachf. genau gebaut haben, weiß ich noch nicht, werde mich aber darum kümmern. Allerdings dauert das wieder mal da im Mom andere Sachen noch vorher erledigt werden müssen. <IMG src="saxwelt.de/modules/typetool/pnincludes/emotion/wink.gif">

Moin,

ich bin mittlerweile soweit, daß ich das Akustik "renovieren" möchte - Maik (Woodwind24) brachte mich darauf, das Teil mit Kangaroo-Pads auszustatten...

Dürfte cool aussehen - ein aufpoliertes, versilbertes Alto mit roten Perlmutteinsätzen und schwarzen Pads... *mjam*

Und der Sound gefällt mir immer noch... wahrscheinlich kommt das noch vor meinem Grassi-"Impala" dran...

Jerry

hi Jerry,

was ist eigentlich aus dem Akustik geworden?

Hens

Das würde mich auch interessieren.

Hallo,

in einem Saxophonbuch von G.Dullat sind Akustik Saxophone zwischen 1948 und 1952 beschrieben, Altos (1840 Stück) ab 1948 und Tenöre(2000 Stück) ab 1950. Demnach müsste ein Sax mit der Nummer 2700 ca. 1951 gebaut sein. Die roten Inlays sind typisch für Akustik, vermutlich ein Kunststoff, jedenfalls brennen Sie wie Tischtennisbälle. Eine klare Trennung in der Übergangszeit Akustik-Weltklang dürfte schwer sein. Die Instrumente sind praktisch identisch. Es gibt sowohl Weltklang mit roten Inlays als auch Akustik mit Perlmutt. Die Tatsache, dass immer wieder mal Altbestände an Teilen aufgebraucht wurden, sorgt ja bis heute für Verwirrung bei den Vintage-Freaks.

Liebe Grüße