The Big Horn: The History of the Honkin' & Screamin' Saxophone
4CD-Box Set incl.67 seitigem Booklet mit zahlreichen s/w-Abbildungen


Der zweite Weltkrieg hatte einschneidende Wirkung auf die amerikanische Musik.
BigBands wurden aufgelöst, kleinere Formationen, die bezahlbar waren, bildeten sich heraus. Während sich die Avantgardisten, zunächst noch in kleinen Zirkeln, der neuen Musik, dem Bebop zuwendeten, entstand an anderer Stelle noch ein Phänomen:
Der Bedarf an extrem tanzbarer, heißer Musik, zu der sich die Lindy-Hopper austoben konnten und die die Vergnügungshungrigen in Clubs und Tanzpalästen im ganzen Land unterhalten konnte, brauchte einen passenden Sound. Die Bands, die Ihn lieferten, bestanden meist aus fünf bis acht Leuten, mit einem fetten Tenor oder Alt in der Hauptrolle. Diese Musik, nicht nur live dargeboten, sondern auch mit kleinen 78er-Scheiben unter die Leute gebracht, erreichte enorm hohe Popularität mit riesigen Verkaufszahlen, wurde zum Pop: Neue Namen mussten her. Die Musik, zuerst Jump-Blues genannt, wurde bald von der Plattenindustrie als Racemusic bezeichnet, um dann schließlich Ihren endgültigen Namen zu erhalten: Rhythmn'& Blues.

Bei Compilations ist es oft so, das die Stücke zusammengestellt werden, die billig zu haben sind. Big Horn liefert dagegen einen schönen Querschnitt durchs Genre: Neben wichtigen Aufnahmen wie Illinois Jaquets "Flying Home" und Earls Bostics "Flamingo" finden sich solch illustre Titel wie "Big Fat Mamas are back in Style again" (Sam 'The Man' Taylor), "Egg Head" (Cecil Payne) oder "Duck Soup" (Fats Noel). Neben unverzichtbaren Größen wie Big Jay McNeely, Gator Jackson oder Red Prysock sind auch vergessene, fast nicht dokumentierte Leute wie Fats Noel oder Willie Jackson dabei.
Es gibt eine Reihe Aufnahmen von hörenswerten Shoutern (Paul Bascomb) und ein paar Aufnahmen von Leuten, die normalerweise eher in anderem Zusammenhang genannt werden (Lockjaw Davis, Harold Land). Und auch die eine oder andere Platte, die normalerweise extra angeschafft werden muß, ist enthalten (Earl Bostic, Arnett Cobb). Das beigelegte Booklet liefert nebst reichlich Infos zu den Musikern, Aufnahmeterminen, etc. auch Photos aus der Zeit von fast knielangen Jacketts, breiten Krempen und Spectators.

Und das ganze ist noch zum höchst moderaten Preis zu erwerben.

Vorher allerdings noch eine ernste Warnung: Die versammelten Protagonisten gehören zur Sektion "Hard-Blowin"!! Es handelt sich daher um so etwas wie den tonalen Gegenentwurf zu Mr.& Mrs. Smooth-Jazz....
Hier wird gehonkt, gescreamt, Micros zerstört, auf Theken und auf dem Rücken gespielt...fetter und fetter bis zum geht nicht mehr, blow your brains out!!! Wer dabei nicht mitschnippt und mitwippt, sollte mal nachsehen, ob er nicht schon Holzbein und Krallenhand trägt. Was auch kein Hinderungsgrund ist. :-D