Warum ein C-Melody für mich?
Ich spiele demnächst in einer Worship-Band, im Bestand sind derzeit Noten für über 150 Lieder. Sax-Noten gibt es nicht. Aus dem Kopf transponieren ist für mich schwierig, auch wenn es „nur“ um einen Ton geht. Die Lösung „umschreiben“ war mir etwas zu arbeitsintensiv.
Also: C-Melody?
Die mir bekannten Klangbeispiele waren nicht schlecht, soweit das über „Konserve“ beurteilt werden konnte. Also habe ich in den USA etwas herumgemailt und schließlich ein Conn Straight Neck (New Wonder I) mit dem stolzen Alter von über 80 Jahren erstanden (kein Ebay-Kauf). Mark hatte etwa 10 C-Melody im Bestand und ich suchte mir dieses aus. Bezahlung per Pay Pal, das Sax ging montags auf die Reise und lag am Freitag beim Zoll bereit. Es sah so aus, als sei es seit mindestens 1940 nicht mehr gespielt worden. Fast schwarz, Polster trocken wie die Wüste, Staubfäden in allen Winkeln und der Koffer roch, als wäre eine Ziege nach dem Genuss eines Harzer Käse darin verendet (war lecker, ToKo, was?) Auf dem Mundstück war noch ein Blatt der Marke Vibrato (mit Nuten im oberen Teil) befestigt. Ich habe die Gravur poliert und die Sonne ging auf. Es glänzte, Lack und Versilberung schienen also in Ordnung. Auch sonst machte alles einen soliden Eindruck. Ein Soundtest mit einem Tenorblatt erzeugte Gänsehaut. Es klang wie eine Entenlockpfeife. So ging es denn auf die Reise nach Pinneberg zu ToKo. Wir (ToKo, Hans und ich) hatten ein paar erfreuliche Mails und Telefonate, so dass für die GÜ alles klar war. Pisoni-Polster mit Metallresonatoren sollten eingebaut und natürlich die Mechanik eingestellt werden etc., was so alles dazu gehört. Im Verlauf der OP stellte sich heraus, dass der Microtuner hinüber war. Hans hatte einen passenden Ersatzbogen im Bestand und auch noch ein Gewinde gesägt, wenn ich das richtig verstanden habe. Jedenfalls konnte alles erfolgreich gerichtet werden.
Nun habe ich das Instrument bekommen und es ist einfach umwerfend. ToKo hat wunderbar und liebevoll gearbeitet. Es sieht bis auf die normalen Spielspuren aus, als käme es frisch aus der Fabrik. Die Versilberung ist zu 99% erhalten. Die dunkelblauen Filze sehen dazu sehr edel aus. Keine Gewöhnungsprobleme bei der Mechanik (außerdem haben die Saxbauer von damals durchaus ihr Handwerk verstanden), ich spiele ja nur alte Saxophone. Es klappert nichts, alles läuft ganz leise, mit kurzen Wegen und superschnell. ToKo hat wirklich jedes Fitzelchen kontrolliert und in Ordnung gebracht. Es liegt mir gut in der Hand, auch der lange Hals bereitet keine Schwierigkeiten. Der Effekt: Das ist es! trat sofort ein. Hans hat dazu ein Mundstück geschneidert, ein C 11, schwarzer Brilhart-Rohling, Edelstahlbuchse. Rigotti Queen 3 dazu. Was für ein Klang! Die eingestellten Soundbeispiele geben das nicht wieder, da war noch der alte Hals drauf. Ein eleganter und dennoch voller Ton. Nicht zu vergleichen mit den anderen Bauarten (s.o.). Das ist wirklich etwas Eigenes. Ich habe zu ein paar Worship-Stücken (CD) gespielt und es passt wunderbar zum Gesamtklang. Stand beim Kauf zunächst die Überlegung im Vordergrund, mir das Leben etwas einfacher zu machen, bin ich nun fast süchtig nach dem Klang.
Ein C-Melody ist ein C-Melody ist ein C-Melody. Gelegentlich lese ich: „…es klingt oben nicht wie ein Alt und unten nicht wie ein Tenor, was soll ich dann damit?“ Antwort: „Nicht kaufen und ein Alt oder ein Tenor erstehen.“ Ebenso könnte man sagen ein Tenor klinge unten nicht wie ein Bariton und oben nicht wie ein Alt. Diese Aussage habe ich jedoch nie gelesen. Das C-Melody ist ein eigenständiges Instrument mit einem eigenen Klang. Den mag man oder nicht. Als „Ersatz“ für ein anderes Saxophon ist es nicht gedacht.
Und heute Abend wird wieder geübt