guten tag...
ich sehe des öfteren leuten mit lederblattschrauben, verstellbaren blattschrauben etc. für 70euro und mehr.
jetzt stellt sich mir die frage, was für einen nutzen bringt eine gute blattschraube, ich benutze immernoch die mitgelieferte.

p.s. ich spiele ein Vandoren V5 A35. könnt mir ja, falls es sich lohnt einen empfehlung geben

Hallo bluescomedy,

nun, ich versuch"s mal zu erklären:

Die Blattschraube hat die Aufgabe, das Blatt auf den Tisch (siehe Abbildung) aufliegend und das Fenster überdenkend zu halten (ich vermeide bewusst "befestigen"), damit es plan längs das Fenster (siehe Abbildung) überdeckend liegt und über dem Fenster frei schwingen kann. Die helle Fläche in der Abbildung, die vom Fenster und Tisch zu erkennen ist, muss also das Blatt überdecken. Das Blatt muss plan und mit der geschliffenen planen Oberfläche und zu den Kanten abschliessend aufliegen.

Der Knackpunkt sind nun das "aufliegend halten", das "freie Schwingen", dass es nicht seitlich schräg aufliegt und dass es keine seitlichen Kräfte erfährt und somit verrutschen kann.

Beim Anblasen muss also das Blatt frei nach unten und wieder zurück über dem Fenster schwingen können. Beim Anblasen schwingt das Blatt zwischen diesen Positionen immer hin und her. Wenn das Blatt oben ist, kann der Luftstrom über Spitze und Einlauf in die Kammer geleitet werden. Wenn das Blatt unten ist, schliesst es das Fenster (du siehst am Rand des Fensters noch Kanten, auf denen das Blatt aufliegen und somit das Fenster schliessen kann). Auf www.die-Klarinetten.de findest du eine sehr gute Erklärung und bewegte, bildliche Darstellung über diesen Vorgang, auch wie die Luft strömt und die Druckwelle wandert. Hier findest du das als Flash Animation animierte Bild.

Du siehst von dem Wort "Tisch" (in der Abbildung) zur weissen Fläche eine schwarze Linie, die in einem schwarzen Punkt endet.
Optimal müsste also Kraft von oben auf diesen Punkt ausgeübt werden, um dass Blatt so zu halten wie beschrieben. Je punktueller das Blatt auf diesen Tisch angedrückt wird (angenommen, man verwendet einen Nagel zum befestigen), desto leichter kann es aber wiederum seitlich verrutschen.

Damit das Blatt nicht seitlich verrutschen kann, muss aber auch zusätzlich das Blatt seitlich festgehalten werden.
Wenn aber von einer Blattschraube das Blatt zu sehr seitlich gedrückt wird, könnte es sich wölben, weil die longitudinalen (länglichen) Holzfasern zusammen gedrückt werden. Ich könnte mir vorstellen, dass die Fasern an den seitlichen Kanten sich am stärksten verengen und die Fasern in der Mitte weiter auseinander und somit hochgedrückt werden. Du hast somit eine Wölbung. (Wenn du z.B. ein Metallarmband einer Uhr, das aus länglichen Metallgliedern besteht, an beiden Seiten jeweils zur Mitte drückst, dann wölbt sich das Armband, aber hier ist ja eine Wölbung gewünscht).

Die Schwierigkeit ist eben, das Blatt unter den genannten Bedingungen über eine Schraube zu halten, aber es nicht in seiner Schwingungsfreiheit zur sehr einzuschränken. Die beste Schwingungsfreiheit hat man bei einem punktuellem Halt (ich denke mal, die ff-Blattschraube kommt dem nahe). Bei einem Lederband hat man aber eine mehr oder weniger homogene ("gleichmässige") Dämpfung der Schwingung, was den Klang dumpfer macht.

So das war jetzt etwas ausführlicher, hoffentlich verständlich und nicht so verkehrt.
Vielleicht kann Hans ja das eine oder andere erwähnen oder hinzufügen.

Schöne Grüße,
Billy



Quelle: Mundstücke Teil 1 (von HWP / www.steamersound.de/)

Die Animation, die du anführst, gilt für die Klarinette. Bist du sicher, dass es beim Sax genau so aussieht. Ich könnte mir vorstellen, dass beim Sax die rot angezeigte Druckwelle doppelt so schnell wandert!??? Weiß es aber nicht. Auch kommt es mir komisch vor, dass das Blat das Mundstück völlig verschließt. HWP, hilf.

die ff klemme funktioniert sehr gut , wenn ein metallwiderlager oben den andruck recht fest organisiert .

zum glück konnte toko das höchstwertig herstellen ...

Ausprobieren und dann feststellen:

• Ansprechverhalten,
• Klang

werden entscheidend beeinflusst!!!!!!!

Hallo pue,

der Unterschied zu konischen Instrumenten wird dort ja im Text kurz angesprochen.

Gruß,
Billy

vielen dank erstmal, ich denke ich habs verstanden.
ich habe bei meinem sopran und bei meinem alt ein vandoren V5 mundstück,
empfiehlt es sich, hier auch eine blattschraube von vandoren zu nehmen.
bin natürlich auch für andere empfehlung offen

@pue, ja auch beim Sax wird das Fenster während des Spielens ganz geschlossen. Stell dich mal vor den Spiegel und nimm das Mundstück falsch herum in den Mund, also das Teil das auf dem Kork steckt zwischen die Lippen. Dann feste Saugen. Du kannst beobachten, wie das Blatt erst diagonal schwingt, d.h. eine Seite ist offen, während die andere an der Bahn liegt, dies wechselt immer die Seiten. Wenn du noch fester saugst, schwingt das Blatt schließlich parallel auf und zu, und zwar komplett. Achtung nicht Hyperventilieren!

@bluecomedy, neben der eigentlichen Funktion, muss eine Blattschraube auch einigermaßen handlich sein, finde ich. Es kommt nämlich schon mal vor, dass man in 8 Takten ein Blatt wechseln muss. Da ist es dann gut, wenn das ohne stundenlanges Ausrichten und Korrigieren geht. Wenn es geht, verwende ich aus diesem Grund die Vandoren Optimum, kann ich vom Klang und von der Handlichkeit nur empfehlen, ist aber auch nicht ganz billig.

Nutzen der "Blattschraube" = Blatt schrauben - sagt das Wort ja schon *g* :-D :-[

In 8 Takten wechseln??? Verdammt, da muss man ja mitzählen und gleichzeitig wechseln, ist doch gar nicht machbar
Haha, wie gut, solche Probleme hat man als Anfägner nicht O0

Die Wirkung der Blattschrauben hatte ich auch völlig unterschätzt. Ich habe Klarinette gespielt und jahrelang mit einem Philharmonie-Profimusiker als Lehrer. Damals hatte ich ein Mundstück (hatt er irgendwie gekauft) und das Blatt draufgeschnürt und das wars.

Jetzt nach langer Pause wieder Anfang mit Tenorsax. Durch das Forum hatte ich viele interessante Informationen bekommen, und mir für mein erstes Mundstück dann eine andere Ligatur gekauft: Francois Louis. Mein Lehrer meinte dann gleich darauf: Extreme Verbesserung! Ha! Fiel mir ja selber auf. Per sofort kam die Ansprache besser - alles war viel einfacher, als mit der 08/15 Schraube, die ich vorher hatte.

Ich habe jetzt noch ein anderes Mundstück und stelle fest, daß die Ligaturen einen ganz wesentlichen (!!!) Einfluß auf das Spielverhalten, wie Ansprache, Klang und Modulation haben. Das fällt sogar anderen, wie meiner Frau auf, die gleich beurteilt, daß das "jetzt" viel weicher, voller etc. klingt.

Mein Tipp (kann ich selber leider nicht so ganz nachmachen): Andere Ligaturen von Saxern mal ausprobieren. Ich glaube auch, daß die Wirkung nicht nur von der Kombination Ligatur / Mundstück abhängt, sondern auch von der Kombination Ligatur / Mundstück/ Blatt / ???.

Natürlich ersetzt da alles das Üben in keiner Weise; aber warum soll man es sich denn nicht einfacher machen, wenn es irgendwo geht?