Hallo Ihr Lieben,
nachdem ich zu den Karten für das Festival gekommen bin wie "die Jungfrau zum Kind"
(vielen Dank nochmal an bebob99), möchte ich Euch ein bischen daran teilhaben lassen.
Das
Festival
gab es erst zum 3.Mal (2008 in Bregenz, 2009 in München und 2010 in Augsburg).
An dieser Stelle ein großes Kompliment an Christian Bössner, der das Ganze mit Herzblut, Engagement und Ausdauer in unzähligen Stunden organisiert.
Ebenso ein herzliches Danke an Andreas Büchel von
printsound, der als einer der Hauptsponsoren aufgetreten ist und die Karten für das Gewinnspiel auf saxwelt zur Verfügung gestellt hat.
Der
Veranstaltungsort ist wirklich einzigartig und auch ohne Veranstaltung einen Besuch wert. Vielleicht einer der Gründe, warum das Festival 2011 wieder dort stattfinden soll.
Zu den Konzerten:
Etwas ungewöhnlich für mich war, dass die 4 Konzerte mit Chuck Loeb, Shilts, David Benoit und Rick Braun von derselben Band bestritten wurden, dem
Heavy Mellow Quartet aus Berlin. Das lag wohl daran, dass sich eine solche Veranstaltung nicht finanzieren lässt, wenn alle Künstler ihre eigenen Bands einfliegen lassen.
Diese Handhabung mag eine Gratwanderung sein und vielleicht war nicht alles 100%ig souverän, aber bei dem was die Jungs auf die Bühne brachten, kann ich nur sagen: Hut ab! Da gehört eine ganze Menge Können, Erfahrung, Konzentration, Flexibilität und Reaktionsvermögen dazu.
Sehr schön fand ich, dass die Künstler gegenseitig ihre Konzerte mit Soloeinlagen bereicherten.
Im Einzelnen:
David Benoit
Sehr zurückhaltende und sympathische Erscheinung, "grauer Herr im Anzug" an Flügel und Keyboards. Ich fand sein Konzert eine ansprechende Mischung aus Klassik, Pop, Jazz. Eigene Kompositionen und Interpretationen anderer Musiker z.B. Dave Brubeck und Bill Evans. Er spannte den Bogen von der Mondscheinsonate über den Soundtrack der "Peanuts" bis hin zu Soloausflügen auf den Keyboards, die mich an die Chick Corea Electric Band erinnerten.
Rick Braun
Was soll ich zu Rick Braun schreiben? Scheint in der Szene irgendwie eine Art "Hans Dampf in allen Gassen" zu sein. Er versteht es sehr schnell das Publikum für sich zu gewinnen. Sein Spiel auf Flügelhorn und Trompete ist virtuos und "effektiv" im wahrsten Sinn, er kann mitreißen. Allerdings war er mir schon etwas zu präsent, dominant, jedenfalls bei seinem eigenen Set. Als Gastsolist bei seinen Kollegen gab er noch den letzten Kick, das Sahnehäubchen drauf.
Sein Programm bestand aus "smoothjazz-typischen" grooves mit eingängigen Themen (die durch Saxophonist "Shilts" als Dauergast verstärkt wurden) sowie interpretierten Standards. Besonders gefiel mir seine gesungene Version von "My Funny Valentine", sehr ausdrucksstark.
Paul "Shilts" Weimar
Sein Set war tanzbar, groovig, schnörkellos, so etwas wie funky Rock-Jazz auf beständig hohem Energie-Level. Ging direkt in die Beine...fällt mir sonst nichts ein. Erwartungsgemäß gehörte sein Tenorsaxsound nicht zu meinen Favoriten, aber ich hatte trotzdem Freude an seinem Spiel. Die Show war in sich einfach stimmig, die Schlussnummer gleichzeitig dynamischer Höhepunkt.
Chuck Loeb
Mit "Altmeister" Chuck Loeb kamen deutlich mehr musikalische Spielereien auf die Bühne. Die Tendenz war klar mehr Jazz, komplexere Arrangements und Harmonien. Loeb spannte weite Bögen, im Set wie in einzelnen Songs. Diese konnten mit dezenten atmosphärischen Klängen beginnen und sich entwickeln bis hin zu fast ekstatischen Soli. Dazwischen gab es auch mal Bluesrock für die Gäste oder ein Mercy, Mercy....
Den Abschluss des Abends bildete "Body and Soul" als Duo mit Rick Braun...ja, doch, das hatte Soul.
Umrahmt wurde der Abend von
Akusticos, ein Duo mit Akustikgitarre (Walter “Chepe” Blanco) und Saxophon (John Odio). Die beiden sorgten mit relaxtem Latin-Smooth-Jazz und einem Mix aus Neuem und Bekanntem für südliches Urlaubsflair...eine Wohltat angesichts eines kalten und verregneten Wochenendes.
Nochmal zurück zum Heavy Mellow Quartet. In den 4 Sets der Frontleute gab es auch genügend Raum für Improvisationen, der von allen Mellows excellent gefüllt wurde. Besonders hervorheben möchte ich dabei Volker Meitz an den Keyboards, der mit seinem "Vocoder" einen schon ausgestorben geglaubten Sound auf die Bühne zauberte.
Die Sonntagsmatinee:
Joyce Cooling
Leider musste ich schon früh zu einem Gig fahren, so dass ich den Besuch delegieren musste.
Ich kannte Cooling bereits und war ganz gespannt, schade.
Joyce wurde von Keyboards und Schlagzeug begleitet. Ihr Stil ist soft, jazzig mit Latineinflüssen. Sie benutzt ihre Stimme gerne als Instrument und singt Melodielinien oder skatet.
Insgesamt hat das Smooth Jazz Festival die Erwartungen des Publikums sicher erfüllt bzw. übertroffen. Die Leute waren begeistert.....hmmmm.....können nicht so viele Augsburger gewesen sein
. Na ja, ist so ein Spruch unter Künstlern: "Schaffst Du es in Augsburg, dann schaffst Du es überall".
Und nun? Nur Lobhudelei? Ein Haar findet sich immer, ja. Aber die Veranstaltung ist tatsächlich professionell aufgezogen. Mein Fazit: Besonders empfehlenswert für Fans dieses Genres.
In diesem Sinne nochmals Danke an alle!
Liebe Grüße
Chris